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„Ich lerne, das Glück im Leben zu finden“

US-Rapper Caskey im Interview
Katharina Moser
Von Katharina Moser, Frankfurt

808s, die aus den Lautsprechern eines glänzenden Cadillacs dröhnen, polaroidblauer Himmel im Hintergrund, das lederbezogene Lenkrad in den tätowierten Händen – so könnte man sich die Szene vor seinem geistigen Auge vorstellen, wenn man Cadillac Music, das neue Album des US-Rappers Caskey, auflegt. Es ist in der Tat eine gewisse Friedlichkeit, die dieses Album anders als die anderen Werke des aus Florida stammenden Rappers durchzieht. Eine neu gefundene Ruhe und ein Optimismus in den Versen und Melodien von Cadillac Music lassen Caskey-Fans fragen: Wie steht es um den Rapper nach einem weiteren produktiven Jahr der Releases und Touren?

„Ich bin wirklich zufrieden mit dem Album und den Reaktionen, die es hervorgerufen hat", sagt Caskey an einem Freitagnachmittag, ein neuer Blacksheep-Pullover verdeckt nur die Hälfte seiner charakteristischen Tattoos. Das Album ist ein Wendepunkt in seinem Leben als Künstler, und von seiner Rückkehr in seine Heimatstadt Orlando geprägt, wo er seiner Familie und seinen Freunden näher sein will. „Das hat mich natürlich nachdenklicher gemacht."

Der reflexive Charakter von Cadillac Music zeugt von jemandem, der nach viel Schmerz und Zweifel seinen Weg gefunden hat. „Es ist nicht so, dass ich von Anfang an ein schlechtes Leben hatte. Bis zu meinen Teenagerjahren fühlte sich alles supernormal an", erklärt Caskey. „Aber als ich ein Teenager war, änderte sich alles.“ Sowohl seine Schwester als auch sein Vater hatten ein massives Drogenproblem, dem Caskey selbst immer mehr ausgesetzt war. Als Caskey 16 Jahre alt war, beging sein Vater nach einer langen Opioid-Abhängigkeit Selbstmord. „Diese Geschehnisse haben mich schwer getroffen. Das hat mich zu einer negativen Lebensweise getrieben. Es zog mich auf die Straße, auch ich verkaufte Drogen, nahm Drogen." Trotz alledem hielt Caskey an seiner Liebe zur Musik fest. „Als ich aufwuchs, hatte ich immer eine gewisse Spannung zuhause gespürt, auch wenn ich viele Jahre lang nicht wusste, worum es ging, und da war die Musik für mich immer ein Ventil“, sagt der Rapper.

„Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich meinen Vater verlor, und ich stand draußen vor dem Haus, während die Polizei die Leiche abholte. Mir kam eine Songidee in den Sinn, und es fühlte sich wirklich seltsam an, weil man sich fast schuldig fühlt, weil man sich von so etwas inspirieren lässt. Aber es war ein Zeichen dafür, dass ich mit meinem Schmerz genau das tun sollte", sagt Caskey.

Nicht Selbstzerstörung, sondern Heilung

Wichtig ist es für den Rapper, Menschen mit seiner Musik nicht in Richtung Selbstzerstörung zu treiben, wie ihm nach einigen Jahren des Schaffens klar wurde. Er hat das Gefühl, dass dies ein viel zu prominentes Merkmal der heutigen Musik ist – „Drogen, bedeutungsloser Sex, schnelles Geld. All diese Dinge, die ich einen Teil meines Lebens ausprobiert habe und von denen ich dachte, sie würden mich cooler oder glücklicher machen, aber in Wirklichkeit haben sie mich noch deprimierter gemacht. Ich bin mir also bewusst geworden, welche Art von Botschaft ich vermitteln will. Als Kind habe ich selbstzerstörerische Rockkünstler wie Kurt Cobain romantisiert, deren Leben früh endete.“ Aber als ihm klar wurde, dass ein gewisser Teil seiner Fanbase seinetwegen zu einem destruktiven Lebensstil hingezogen wird, habe er seine musikalische Botschaft verändert.

Mit 19 Mixtapes und sieben Alben, ganz zu schweigen von seinen zahllosen Singles, hat Caskey eine facettenreiche stilistische Entwicklung durchlaufen. Aber er ist immer persönlich geblieben. „Cadillac Music ist motivierende Musik, keine Jammer-Musik. Ich habe viel Schlechtes durchgemacht, aber ich habe mein Leben geändert und bin stolz darauf. Das Album hat natürlich, wie typisch im Rap, ein Element des Prahlens, aber es ist davon abgeleitet, dass ich die Schwierigkeiten überwunden habe.“

Überwindung, sagt Caskey, ist der Dreh- und Angelpunkt in seiner Musik. „Ich habe das Gefühl, dass ich das Leben vieler meiner Fans positiv bereichern konnte, und das ist das Wichtigste für mich", sagt Caskey. „Ein großer Teil meiner Fangemeinde besteht aus Menschen, die Verlust, Selbstmord oder Drogensucht erlebt haben, so wie ich. Ich bin froh, dass ich Menschen auf diese Weise helfen kann."

So hat sich über die Jahre auch Caskeys Fanbase erweitert und verändert. „In den letzten Jahren hat sich die Fangemeinde auf Leute verlagert, die ihr Leben verbessern wollen, die ihre Laster ablegen und sich positiv verändern wollen. Früher waren es nur Leute, die das Gleiche durchgemacht haben wie ich – drogensüchtige Counterculture-Kids", erklärt Caskey. „Mein Markenzeichen war schon immer Blacksheep, die Gegenkultur zur Norm, Tattoos und ein Leben nach eigenen Vorstellungen. Aber im Laufe der Jahre ist es vielfältiger und inklusiver geworden." Bei seiner letzten Tour durch die USA mit Rapperkollege Yelawolf kamen Fans im Alter von sieben bis siebzig Jahren.

Retttende Inspiration

Es scheint wirklich so, als ob Caskey in seinem Leben einen Weg zurück zu Freude und Zufriedenheit gefunden hat. Ist er so glücklich wie seit langem nicht? „So glücklich wie noch nie“, bestätigt Caskey. „Als ich klein war und nicht über mein Leben nachdachte, war ich glücklich. Aber seit meinen Teenagerjahren habe ich immer mit meiner psychischen Gesundheit zu kämpfen gehabt. Ich hatte Phasen von Depression, Drogensucht, Selbstmordgedanken – das war der große Kampf, den ich zu kämpfen hatte. Und lange Zeit war ich mir nicht sicher, ob ich das jemals überwinden würde", sagt der Rapper. „Jetzt lerne ich, das Glück in meinem Leben zu finden. Vielleicht passiert das automatisch mit Ende 20, dass man ausgeglichener wird. Aber auf jeden Fall hat es eine große Rolle gespielt, nüchtern zu werden, meine Karriere nicht zu sehr zu analysieren und mit dem zufrieden zu sein, was ich habe.“ Caskey hat sich im vergangenen Jahr verlobt und möchte das Glück, das er im Kreise seiner Lieben empfindet, aufrechterhalten. „Ich kann mir sogar eine Zukunft als alter Mann vorstellen", sagt Caskey und scheint selbst ein wenig ungläubig über diese neue Wendung zu sein.

Welchen Rat würde er seinem eigenen 18-jährigen Ich geben, wenn er könnte? „Tu nichts in deinem Leben, auf das du nicht wirklich stolz bist. Ein Drogenproblem führt dazu, dass man Dinge tut, für die man sich sehr schämt und die man bereut. Einer meiner Mentoren hat immer gesagt: Nimm Reue als Leitlinie, und wenn du die Dinge, die du bedauerst, aus deinem Leben entfernst, wirst du auf eine positivere Bahn gelenkt", so Caskey.

Nun arbeitet Caskey bereits wieder an neuen Projekten. Caskey will Musik herausbringen, bis er 80 Jahre alt ist, sagt er. „So viele Dinge zu haben, von denen man sich inspirieren lassen kann, macht das Leben spannend. Selbst wenn ich 200 Jahre alt werden würde, hätte ich nicht genug Zeit für alles. Jedes Mal, wenn ich ein Projekt beende, kommen mir neue Ideen in den Sinn. Und ich habe gelernt, zu allem Ja zu sagen", sagt Caskey.

Aber an diesem Punkt auf seinem Lebensweg geht es für Caskey nicht mehr nur um Veröffentlichungen. „Ich würde gerne eine Familie gründen – das ist ein cooler, neuer Teil meiner Vision, den es vorher noch nicht gab. Ich habe mir nie vorstellen können, ein verheirateter Familienvater zu sein, aber jetzt liebe ich die Idee", sagt Caskey. „Als ich jünger war, konnte ich mir nicht einmal vorstellen, alt zu werden, so wie ich mit meiner psychischen Gesundheit zu kämpfen hatte. Aber jetzt bin ich tatsächlich inspiriert, so alt wie möglich zu werden, damit ich immer mehr erschaffen kann.“ Nach Jahren des Kampfes und der Zweifel scheint Caskey einen Weg gefunden zu haben, den Wert des Lebens zu erkennen, jeden Tag aufs Neue. „Es gibt so viele Künstler, zu denen wir aufschauen, die das nicht geschafft haben. Es fühlt sich einfach gut an, diese Vision zu haben. Dass ich wirklich leben will – eine lange Zeit."

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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