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„Ich spreche für diejenigen, die die Gesellschaft aufgegeben hat“

Country-Sänger F1 of FMG im Interview
Katharina Moser
Von Katharina Moser, Windhoek

Acht Jahre sind eine lange Zeit. Genug Zeit, um einen Menschen zu brechen oder zu stärken. Und was von beidem es ist, ist eine Frage des Charakters und der Willenskraft – dafür ist der bemerkenswerte Künstler F1 von FMG der lebende Beweis. Der Country-Sänger und Songwriter mit einer einzigartigen Stimme und berührenden Texten befindet sich in den USA im Aufstieg. Eine Entwicklung sowohl als Künstler als auch als Mensch, wenn man bedenkt, dass er acht Jahre im Gefängnis verbracht hatte.

Doch das ist Vergangenheit. Jetzt begeistert sein neuestes Album „Urban Cowboy" eine wachsende Anzahl von Fans, und seine außergewöhnliche Mischung aus Country-Einflüssen hat die Aufmerksamkeit von hochrangigen Vertretern der Musikindustrie auf sich gezogen. „Früher war ich ein Rap-Mensch durch und durch. Aber 2018 starb ein Freund von mir an einer Überdosis, und zur gleichen Zeit erwartete ich einen Sohn." Das inspirierte den Sänger zu dem Song „Kitchen", der nun der zweite Song auf dem Album ist. „Es ist der erste Song, der meinen Weg vom Rap in Richtung Country-Stil änderte. Als ich dieses Album schrieb, war das für mich wie Therapie. Der Tod eines Bruders und die Geburt eines Sohnes – so ist das Leben", sagt er. „Die Entscheidung für eine melodischere Herangehensweise an meine Musik hat etwas in mir ausgelöst. Ich hätte zuvor nie gedacht, dass ich einmal Country-Musik machen würde."

Der Wechsel von harten Hip-Hop-Takten zu den sanfteren Melodien des Country, da ist er sich sicher, spiegelt auch seine eigene persönliche Entwicklung wider. Wie er sich erinnert, hat seine Mutter für ihn und seine Schwester immer Gitarre und Volksmusik gespielt. „Aber als ich älter wurde, war ich ein kleiner Trottel. Ich fing an, Rap-Musik zu hören, war in Gangs aktiv und dachte, dass dies der Weg des Lebens sei. Dieser Werdegang war so negativ", erklärt er. „Ich will Rap nicht schlecht reden: Musik ist Musik, und wenn du zulässt, dass sie dir diktiert, was du mit deinem Leben machst, ist das deine Sache. Aber ich habe mich entschieden, genau das zu tun. All meine Vorbilder waren negativ. Es ging nur darum, Drogen zu verkaufen, ins Gefängnis zu gehen, taff zu sein und alle Mädchen abzuschleppen. Und genau das habe ich getan", beschreibt F1. „Im Gefängnis wurde mir das klar: Ich bin alles, was ich immer sein wollte. Jetzt will ich einfach nur frei sein."

Den Menschen Hoffnung geben

Mit seiner Musik möchte er die Menschen in eine positive Richtung lenken und ihnen zeigen, dass man es durch harte Zeiten schaffen kann. „Ich für meinen Teil möchte einfach von allem wegkommen, was mich dazu bringen könnte, zu meinen alten Gewohnheiten zurückzukehren", hat F1 beschlossen. „Der Wechsel zu diesem Genre ist also erfrischend für mich. Ich habe das Gefühl, dass ich ich selbst sein und anderen helfen kann", sagt er mit Begeisterung. „Ich denke, die meisten Menschen denken wie wir: Sie wollen einfach ein gutes Leben führen und Liebe und Frieden haben."

Frieden ist jedoch etwas, das sich F1 lange Zeit nicht gegönnt hat. Die letzten acht Jahre im Gefängnis waren nur die Spitze des Eisbergs – aber sicherlich die, die ihn am meisten geprägt hat. Wie übersteht man acht quälend lange Jahre hinter Gittern? „Musik", sagt F1 ohne zu zögern. „Und meine Familie. Meine Mutter war immer für mich da. Ich bin ihr Baby. Ihr ist es egal, wo ich bin oder was ich mache, sie wird immer für mich da sein, so wie ich immer für sie da bin. Diese Zeitspanne hätte mich also negativ prägen können, sie hätte mich verbittert machen können.“ Das war er auch eine Zeit lang – „aber nicht zu lange. Denn man kann nicht an all dieser Negativität festhalten. Ich habe gelernt, die Dinge loszulassen, die ich nicht kontrollieren kann, und die Dinge anzunehmen, die ich kontrollieren kann – und was ich tun konnte, war, mein Handwerk zu meistern, mehr Instrumente zu lernen. Ich konnte etwas bewirken – und das tat ich auch."

F1 nutzte seine Kontakte im Gefängnis, um Studioausrüstung einzuschmuggeln und Musik aufzunehmen. „Ich wurde immer wieder in andere Gefängnisse verlegt, weil ich gegen Regeln verstieß. Nicht dass ich Drogen verkauft hätte – stattdessen hatte ich Leute vom Gefängnispersonal, die mir mit Musikausrüstung halfen, weil sie alle meine Musik liebten. Ich bin kein schlechter Mensch. Ich habe Moral, und ich stehe zu bestimmten Dingen." Ein paar andere Insassen schlossen sich ihm an; er nannte sie „Felonation" – heute der Name seines eigenen Plattenlabels. So konnte F1 selbst aus dem Gefängnis heraus Musik veröffentlichen. „Ich habe das Gefängnis als Werkzeug benutzt, um besser zu werden, um Musik zu verstehen."

Mit seinem breiten Lächeln wirkt F1 wie ein fröhlicher Kerl. Doch viele seiner Songs handeln von tiefer Trauer und Sehnsucht. „Ich sage immer, dass ich die Musik nicht schreibe, sie kommt einfach durch mich hindurch. Wie ein Gefäß", sinniert F1. „Und es ist meistens das, was mich in dem Moment beschäftigt. Ich plane es nicht – ich weiß nie, wovon der Song handeln wird, er schreibt sich von selbst. Und was auch immer ich gerade durchmache, kommt heraus. Ich stecke mein Leben in die Musik." So hofft er, dass sich andere Menschen mit seiner Musik identifizieren können und darin Kraft finden. „Ich hoffe, dass sie es durch die schweren Zeiten schaffen, in denen sie sich befinden, weil sie wissen, dass ich es durch die schweren Zeiten geschafft habe, in denen ich war." Für F1 ist es das Schönste im Leben, andere zu inspirieren, ihnen mit seiner Musik helfen, ohne Angst zu haben, er selbst zu sein.

Eine harte Kindheit

Aber um zu dieser Einstellung zu gelangen, hat F1 einen langen Weg zurückgelegt. Denn für ihn war als Kind alles andere als einfach. „Wir zogen oft um und blieben nie länger als ein oder zwei Jahre an einem Ort. Mein Vater war ein schlimmer Alkoholiker und hatte oft Blackouts, es war ein Missbrauchshaushalt. Als ich fünf Jahre alt war, hatte ich ein paar Jahre lang einen Stiefvater, der mich und meine Mutter misshandelte, aber vor allem mich, weil ich für meine Mutter einstand", erzählt F1. „Das hat mich wirklich geprägt, denn ich kann Tyrannen und Mobber nicht ausstehen. Jedes Mal, wenn ich in eine neue Schule kam, habe ich erstmal den Mobber verprügelt. Das war einfach in mir drin, denn es kam von Frustrationen, die ich zu Hause aufgestaut hatte", erinnert er sich. „Wenn jemand Probleme mit jemandem hatte, holten sie mich, und ich kämpfte immer die Kämpfe anderer. Es hat lange gedauert, bis ich gelernt habe: Wenn du nicht für dich selbst kämpfen kannst, kann ich auch nicht für dich kämpfen. Du musst in der Lage sein, für dich selbst zu kämpfen, und ich stehe zu dir", wie F1 später feststellte. „Ich habe mir als Kind deswegen eine Menge Ärger eingehandelt. Aber das hat mich zu einem loyalen Freund gemacht."

Das Gefängnis hat ihn ebenfalls viel gelehrt. Die letzten acht Jahre waren nicht das erste Mal, dass F1 hinter Gittern war. „Ich bin im Gefängnis ein- und ausgegangen. Im Alter von 15 Jahren hatte ich meinen ersten Fall. Aber erst in den letzten acht Jahren bin ich wirklich gereift. Ich war eine lange Zeit mit dummen Gedanken beschäftigt. Aber beim letzten Mal – als ich sah, was es meiner Mutter angetan hat – konnte ich es nicht nochmal tun. Wenn man Menschen liebt, tut man ihnen nicht weh. Und man darf nicht so egoistisch sein zu denken, dass nur man selbst ins Gefängnis geht. Es geht um alle, die damit zu tun haben, meine Schwester, meine Mutter, meinen Vater, meine Kinder. Ich musste aufhören, egoistisch zu sein und erwachsen werden, und das habe ich getan.“ Mit dieser Entscheidung ist F1 ein Beispiel dafür, dass man sein Leben in einer 180-Grad-Wendung ändern kann – mit nichts anderem als der Kraft des Willens. „Als ich ins Gefängnis kam, haben mich so viele Leute abgeschrieben. Sie sagten, dass es für mich vorbei sei und ich es nie schaffen würde. Aber das war es nicht, und jetzt bin ich hier."

Dafür steht der Sänger mit seinem Namen ein: F1 erinnert an seine Anklage der Klasse 1 wegen Drogenhandels, die er 2008 erhielt, FMG ist eine Abkürzung für „Felonation Music Group", den Namen, den er seinem eigenen Musiklabel gab, inspiriert von seiner Gefängnis-Crew. „Die Leute fragen mich, warum ich diesen Namen behalte. Aber er soll mich jeden Tag daran erinnern, wo ich herkomme, und an die Menschen, die ich repräsentiere. Ich vertrete diejenigen, die abgeschrieben wurden und dennoch daran glauben, dass sie ihr Leben in die Hand nehmen können. Nur weil du im Gefängnis warst oder einen Fehler gemacht hast, heißt das nicht, dass du für den Rest deines Lebens bezahlen solltest."

Bei all den Menschen, die er inspirieren möchte, hat er jedoch nie aus den Augen verloren, für wen er es wirklich tut: „Am Ende des Tages ist alles für meine Kinder. Ich möchte ihnen etwas hinterlassen, damit sie nicht das tun müssen, was ich getan habe", sagt F1. „Meine Familie hatte nichts. Das möchte ich ändern." Und natürlich noch etwas: „Ich will Platin an der Wand. Ich will Geschichte schreiben", erklärt F1 und lächelt breit. „Und ich glaube, das werden wir auch. Ich bin ein Pionier dieses neuen Genres von Urban Country. Und gemeinsam werden wir Rekorde aufstellen."

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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