Loading svg Please wait while we translate the article

„Ich will Musik machen, bis ich nicht mehr kann!“

Von Katharina Moser, Windhoek Ob in den zahlreichen Bars und Kneipen in Windhoek oder im Sound Garden in Swakopmund – es gibt kaum Namibier, die den Namen Riaan Smit noch nicht gehört haben. Für viele gehört der junge Namibier fest zum musikalischen Inventar des Landes. Vor allem sein Song „Turn Back Time“ trägt große Beliebtheit und Smit beehrte gerade im Dezember zur Ferienzeit fast jeden Abend die Partyszene der Küste. Die AZ hat mit dem liebenswerten Musiker gesprochen. Es ist Samstag Nachmittag, und das Bendehuis in Windhoek füllt sich mehr und mehr. Diesmal ist es kein üblicher Wochenendtag für die Kultkneipe – Smit, der heute ein Konzert spielen wird, hat sich bereits unter die erwartungsvolle Menge gemischt. „Live zu spielen ist für mich nicht nur mein Haupteinkommen. Es ist auch einfach der Ort, an dem Musik lebendig wird“, so Smit gegenüber der AZ. „Meine Musik soll nicht bloß in meinem Kopf oder meinem Schlafzimmer existieren – ich will Menschen zusammenbringen, mit ihnen interagieren. Dadurch kann ich sie auch besser verstehen.“ Gute Unterhaltung gelingt ihm, so sagen viele Zuhörer, auch deshalb, weil er so viele Stile und Geschmäcker vereinen kann. „Ich habe keine besondere Präferenz für bestimme Genres. Aber Blues ist das Herz meiner Musik. Darum herum baue ich sie auf. Das führt mich aber auch in zahlreiche weitere Felder – Rock, Jazz, Funk, Soul, sogar Country.“ Smit hat Musik schon vor langer Zeit zu seiner Leidenschaft gemacht. Wie er erzählt, begann er im Alter von 12 Jahren, Musik zu machen, zunächst als Bass in einer Band, die seine Freunde gründeten. „Eigene Songs zu schreiben, fing ich etwa mit 14 Jahren an“, so Smit. „Manche davon habe ich tatsächlich später veröffentlicht. Ich habe vielleicht hundert Songs herausgegeben, aber geschrieben habe ich tausende, die teils noch irgendwo schlummern.“ Dabei bevorzugt es Smit definitiv, Singles zu veröffentlichen anstatt Alben. „Ich würde sagen, Liebe ist ein zentrales Thema meiner Musik. Ich kann über alles schreiben, aber die Liebe ist noch immer das, was ich und was die Leute als am bewegendsten und spannendsten empfinden“, sagt Smit. „Man hat die Möglichkeiten, ganz eigene Geschichten und Romanzen zu erschaffen.“ Berühmtheit erlangte jüngst jedoch der Song „Turn Back Time“, in dem Smit über seine Vergangenheit reflektiert. Entscheidungen, die man trifft, und die Momente, in denen man sich wünscht, man könnte die Zeit zurückdrehen und es anders machen. „In diesem Song geht es um nachträgliche Einsicht. Ich denke, gerade im Jahr 2020 musste sich jeder einen Moment nehmen und zurückschauen. Wir alle machen Fehler, wir sind schließlich Menschen. Und jeder für uns wünscht sich manchmal für eine Sekunde, einfach alles zurückdrehen und nochmal versuchen zu können“, erklärt Smit. „Das können wir alle nachvollziehen. Aber in meinem Song kommt schließlich auch der Punkt der Akzeptanz – dass es letztendlich gut so ist, wie wir es gemacht haben.“ Smit geht es dabei hauptsächlich um das Gefühl, das der Song erschafft. „Sobald du erwartest, dass sein Lied ‚mainstream‘ ist und Erfolg haben wird, zerstörst du den Song, und die Kreativität, da du dich von der Meinung anderer Leute führen lässt“, so Smit, der die Unabhängigkeit seiner Musik wertschätzt. Er hat zwar einen Publisher und einen Distributor, gehört jedoch zu keinem Label. „Sie nehmen zu viel Kontrolle über deine Musik.“ Smit geht beim Schreiben seiner Lieder lieber nach seiner eigenen Nase. „Inspiration kommt nicht aus dem Nichts. Ein berühmter Autor sagte einmal, „Ich schreibe nur, wenn ich inspiriert bin, aber ich bin jeden Morgen um 9 Uhr inspiriert“. Songs sind wie Vögel, du musst ihnen einen guten Platz zum Landen erschaffen“, so Smit. „Ich setze mich mit Papier und Stift hin und arbeite an meinen Stücken.“ Um seinen Lebensunterhalt als Musiker zu verdienen, sagt Smit mit Nachdruck, muss man hart arbeiten. „Aber deshalb ist es ebenfalls wichtig, live zu spielen. Du hörst auf deine Menge, merkst, was sie gut aufnehmen, und nimmst das mit nach Hause. Wenn ich mich dann wieder ans schreiben mache, versuche ich, ihren Vibe und ihre Stimmung zu integrieren.“ Dass seine Musik nicht nur den namibischen Nerv trifft, hat der Musiker, der hauptsächlich auf Englisch singt, durch zahlreiche Touren und Konzerte in Übersee bewiesen. „Ich habe sehr viel in den USA, Südamerika, dem ganzen südlichen Afrika und in Europa gespielt“, so Smit. Die Corona-Pandemie hat dabei einiges durcheinander gebracht: „Es hat für mich alles auf den Kopf gestellt. Ich sollte eigentlich nach San Diego ziehen. Ich war zu dem Zeitpunkt auf den Cayman-Inseln und für Konzerte unterwegs. Als Corona kam, ging die Insel in den Lockdown und ich konnte nicht zurück“, so erzählt Smit. „Ich entschied mich also, nach Hause zurückzukehren. Ich hatte Namibia vor 17 Jahren verlassen, und kam mit nichts als ein paar T-Shirts und meiner Gitarre zurück.“ Er ist froh, wieder zurück in Namibia zu sein, sagt Smit. „Ich fühle mich mehr verwurzelt als je zuvor.“ Eine eindeutige namibische Musikkultur gebe es allerdings noch nicht, findet er. „Namibische Musik als solches existiert nicht. Viel ist aus Südafrika geliehen, ein Großteil der musikalischen Identität wegen unserer langen Kolonialgeschichte ist geborgt. Aber momentan entwickelt sich eine eigene Kultur und ein eigener namibischer Klang, auch geprägt von Kwaito und so weiter“, sagt Smit. „Ich mache keine namibische Musik, aber vielleicht werde ich in 50 Jahren mit dem Klang einer neuen, eigenständigen namibischen Musikkultur assoziiert.“ Namibia soll auch auf jeden Fall in Zukunft Teil seiner persönlichen Geschichte sein – er will Namibia niemals ganz verlassen. „Ich werde reisen, und im Ausland spielen, aber immer wieder zurückkommen. Ich habe mein eigenes Haus, meine Katzen, und sogar Gemälde an der Wand“, so Smit, und lacht herzlich. „Es gibt diesen wundervollen Spruch: ‚Alle sagen immer, das Gras ist grüner auf der anderen Seite. Aber warum gießen wir nicht unser eigenes Gras?‘ Ich jedenfalls will live Musik machen, bis mein Körper nicht mehr kann.“ Mit dem gesagt, ist es schließlich an der Zeit, auf die Bühne zu treten. Die Stimmung im Bendehuis ist erwartungsvoll – ein guter Abend ist schließlich garantiert.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Katima Mulilo: 20° | 36° Rundu: 20° | 37° Eenhana: 22° | 36° Oshakati: 25° | 35° Ruacana: 22° | 36° Tsumeb: 23° | 36° Otjiwarongo: 22° | 35° Omaruru: 23° | 36° Windhoek: 23° | 34° Gobabis: 23° | 35° Henties Bay: 14° | 19° Swakopmund: 14° | 16° Walvis Bay: 13° | 20° Rehoboth: 23° | 35° Mariental: 24° | 38° Keetmanshoop: 24° | 39° Aranos: 28° | 38° Lüderitz: 13° | 25° Ariamsvlei: 23° | 40° Oranjemund: 13° | 21° Luanda: 25° | 26° Gaborone: 22° | 36° Lubumbashi: 17° | 32° Mbabane: 18° | 31° Maseru: 16° | 32° Antananarivo: 17° | 31° Lilongwe: 22° | 33° Maputo: 23° | 31° Windhoek: 23° | 34° Cape Town: 17° | 27° Durban: 20° | 25° Johannesburg: 19° | 31° Dar es Salaam: 26° | 32° Lusaka: 22° | 33° Harare: 21° | 31° #REF! #REF!