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Namibia mit anderen Augen sehen

Die deutsche Autorin Anna Mandus hat in den USA, in Asien und wieder in Deutschland gelebt, bevor sie sich bei ihrem Lebensgefährten in Namibia niedergelassen hat. Der Leser wird stutzig, wenn er nach 50 Seiten vernimmt: „Als ich nach Namibia zog, lernte ich nicht nur ein neues Land kennen, sondern fand auch einen neuen Lebensinhalt.“ In Namibia unternimmt sie Dinge, die sie sonst nie gemacht hätte. Sie entdeckt bei jungen Menschen eine Höflichkeit, die sie in Deutschland nicht mehr antrifft. Arten die vielseitigen Eindrücke, die sie in den ersten Jahren im Land gewonnen hat, in Schwärmerei aus, die so manch Reisejournal von Erstbesuchern einseitig übertönt?

Die Auswahl an namibischen Themen und die spontan-kritische Art, wie sie Licht- und Schattenseiten auf einem breiten Spektrum des Landes drannimmt, vermitteln am Ende ein annähernd realistisches Spiegelbild ohne Schönfärberei, vor allem für Ersteinsteiger von auswärts, an die diese lebendige Schrift in erster Linie gerichtet ist. Aber Namibier erhalten ebenso eine authentische Schilderung ergänzend zur Selbsterkenntnis, wie man uns und das Land, dessen Nuancen wir als Hiesige kaum wahrnehmen, von außen erfährt.

Auf der einen Seite die überwältigende Erfahrung namibischer Weiten und sternklarer Nächte, untermalt mit abendlichem Appetit, wo es nicht heißt „Speisen wie Gott in Frankreich“ sondern „Essen wie auf Pad in Namibia“: z.B. Oryx-Filets zum Braai auf runtergebrannter Glut. Namibia ist das falsche Land für Vegetarier und Veganer der Rohkost.

Ergriffenheit von der namibischen Natur, die schon in lyrisch-poetischen Tagebuch-Aufzeichnungen der Schutztruppenreiter vor über 100 Jahren nachzulesen ist, hat sich in nachfolgenden Besuchergenerationen bis heute fortgesetzt.

Dann wiederum kommen Kehrseiten dran wie die gefängnisartige Sicherheitsfestung gut gestellter Häuser im Kontrast zum „weitläufigen Land“. Sie lernt die Mängel der namibischen Gesundheitsversorgung kennen, da nur Wohlhabende, die hohe Kassenbeiträge blechen, an fachärztliche Spezialbehandlung kommen, von der die Landbevölkerung abgelegener Regionen ausgegrenzt bleibt.

Der bedrängte, ausgelieferte Zustand vieler namibischer Frauen beschäftigt Mandus. Und so nimmt sie engagiert beobachtend an Frauenkonferenzen teil. Aber sie muss sich wundern, wenn eine Referentin im femininen Vortrag von der Bühne her der Zuhörerschaft mitteilt, „was ihre Fotze denkt und alles so will ...“.

Wenn die Autorin auf die verschiedenen Erfahrungen der namibischen Um- und Lebenswelt Namibias eingeht, geschieht dies in der Regel im vergleichenden, kontrastreichen Bezugsrahmen zu Deutschland, bzw. Europa. Lebhaft beschreibt sie, wie sie Rugby-Spiele und ihre Regeln kennen und schätzen lernt. Dabei fällt ihr der extreme Unterschied zwischen europäischen Fußballern und hiesigen robusten Rugbyspielern auf. Erstere krümmen sich bei kurzem Aufprall schmerzverzerrt auf dem Rasen, Rugby-Kerls spielen im rasanten Kontaktsport immer nur weiter.

Leser kommen auf der lokal kolorierten Erzählerstrecke ganz beiläufig mit Eigenheiten nam-deutscher Wendungen, auch Wellblechdeutsch genannt, in Berührung. Für auswärtige Leser fügt sie sofort eine Erläuterung hinzu, die im Glossar am Ende des Buches noch vertieft wird.

Es wurde Zeit, dass der ansprechende Band, der bei den zeitgemäßen Schriften in den Buchhandlungen schon länger und jetzt auch auf Englisch anzutreffen ist, eine Vorstellung erfährt. Ein unterhaltsames namibisches Spiegelbild. Die Unterzeile im Buchtitel – „Alltag in einem Traumland“ – soll versichern, dass in der Bilanz zwischen ,,Licht und Schatten“ Zuversicht und Freude gegenüber den Kehrseiten überwiegen. Eberhard Hofmann

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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