„Ich wurde geboren, um auf der Bühne zu stehen“

Es ist eine Melodie, die tagelang im Kopf bleibt, die einen auf der Straße oder bei der Arbeit mitsummen lässt. Es ist die tadellose Instrumentierung, bei der man sich wünscht, eine Live-Version zu hören, am besten sofort. Und es ist die raue, aber engelsgleiche Stimme, die dafür sorgt, dass man sich im Klang des Songs wie zu Hause fühlt. Gemeint ist der Song „Crazy“ des US-Sängers Tony Martinez, der das Stück als erste Single aus seinem kommenden Album Everywhere West veröffentlicht hat.Martinez ist in der Tat ein bemerkenswerter Künstler – einer, dessen Geschichte genauso gut in einem Film-Epos erzählt werden könnte. „Das Album ist fertig, und ich freue mich darauf“, sagt Martinez und grinst. „ Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir wirklich glücklich damit sind. Ich möchte, dass die Tracks genau so klingen, wie ich sie mir in meinem Kopf vorgestellt habe.“ Everywhere West ist, wie Martinez sagt, ein genreübergreifendes Album. Der Titelsong wurde von seinem Vater geschrieben, der ebenfalls ein Musiker ist. „Es ist eine Hommage an meinen Vater, meinen ersten echten Helden, den ich auf der Bühne gesehen habe, meine erste echte Inspiration bis heute. Er hatte eine Familie, er hatte uns, und er konnte seinen Traum als Musiker nicht vollständig ausleben. Ich glaube, seine Träume sind an mich weitergegeben worden“, sinniert Martinez. Passenderweise ist der Song „Everywhere West“, in dem es um die Züge geht, die Cowboys überflüssig machten, ein Lied über den Fortschritt. „Es gibt auch Lieder über Herzschmerz und darüber, wie ich aufgewachsen bin, wie ich Leute beim Trinken beobachtet habe und in Bars war. Das Album berührt alle Aspekte des Lebens.“ Das Album Everywhere West ist ein Höhepunkt eines stets von der Musik geprägten Lebens. „Ich habe schon immer gesungen. Ich konnte singen, seit ich geboren wurde. Ich hatte nie Gesangsunterricht oder jemanden, der es mir beigebracht hat, ich konnte es einfach. Ich konnte Harmonien hören“, erinnert sich Martinez. „Einmal bin ich mit meinem Vater in seinem alten Chevy Truck gefahren, und er hat gesungen, und ich habe angefangen, die Harmonien dazu zu singen. Er war schockiert. Damals war ich vier Jahre alt.“ Martinez erinnert sich, dass er bei den Konzerten seines Vaters dabei war und seiner Band auf der Bühne zusah. „Und mit vier Jahren fragte ich mich, wie vier verschiedene Leute mit vier verschiedenen Instrumenten zusammenkommen und einen Sound erzeugen können. Das hat mich wirklich fasziniert. Und ich weiß noch, wie ich mit vier Jahren meinen Finger in die Luft streckte und sagte: Das werde ich für den Rest meines Lebens machen“, sagt Martinez und lacht.Hier eine Eindruck seiner Musik: https://q.my.na/uploads/images/KAOH.pngEine Jugend in BewegungSeitdem hat Martinez seine Stimme trainiert und mehrere Instrumente gelernt – Gitarre, Klavier, Banjo und viele mehr. „Mein Vater sagte mir, wenn du alles und jedes lernst, wirst du nie arbeitslos“, lacht Martinez. „Ich war immer der Neue in der Schule, da wir von Stadt zu Stadt zogen, aber an jeder Schule, die ich besuchte, versuchte ich, eine Band zu gründen. In der Mittelschule spielten wir auf all diesen Schultänzen.“ Als Martinez 16 Jahre alt war, gründete er eine recht erfolgreiche Band, die Punkrock und Rockabilly-Sounds spielte. Kurz darauf gründete er mit seinem Vater eine Cowboy-Bluegrass-Band und tourte durch Europa. Als er aus Übersee zurückkam, nahm Martinez weiterhin Musik auf. „Ich habe mein ganzes Leben lang ununterbrochen Musik gemacht. Als ich 19 wurde, fing ich an, mein Handwerk zu verfeinern. Ich spielte in Bars in ganz Phoenix und hatte eine Country-Band.“ Sein Vater, sagt Martinez, ist stolz, wenn er sieht, wie sein Sohn in der Musikbranche Erfolg hat. „Ich habe mein ganzes Leben lang davon geträumt, und mit 38 Jahren endlich die Vergangenheit hinter mir zu lassen, das fühlt sich wirklich gut an.“ Jetzt hat Martinez einen Produktionsvertrag mit Slumerican Records, er hat den bekannten Rapper Yelawolf für den Song und das Video zu „Crazy“ gewonnen, und ein Studioalbum in der PipelineDieser Erfolg fühlt sich umso süßer an, weil Martinez nichts anderes in seinem Leben machen möchte als Musik. „Ich hatte das Glück, mit vielen Musikern aufgewachsen zu sein, die alle Autodidakten waren und alles nach Gehör gelernt haben. Ich war immer auf Achse und habe Shows gebucht“, sagt Martinez. „Für mich gibt es keinen Plan B. Ich habe nie aufgegeben, auch wenn die Dinge schwierig waren und ich immer wieder auf die Probe gestellt wurde. Denn ich weiß, dass ich schon in jungen Jahren eine Gabe erhalten habe. Wie Yelawolf sagt, muss man bereit sein, für seine Kunst zu leben, zu atmen und zu sterben.“Und genau das hat auch Martinez sein ganzes Leben lang getan. Eine wichtige Inspirationsquelle ist seine Kindheit und Jugend, immer in Bewegung, immer um die Musik kreisend, immer eine Reise der Überwindung von Hindernissen und der Jagd nach Möglichkeiten. „Ich bin in meinem Leben so oft umgezogen, da mein Vater seinen Traum als Musiker von einer Stadt zur nächsten verfolgte. Ich war immer der Neue, und ich musste das mit Humor bekämpfen. Ich war immer lustig. Ich war der Clown in der Klasse“, erinnert sich Martinez mit einem Grinsen. „Die ganze Zeit über hat mein Vater versucht, für die Familie zu sorgen, aber auch seinen Traum zu leben. Er hat tagsüber gearbeitet und nachts Musik gemacht. Er trank gern und trieb sich in Honky-Tonks herum. Er kam spät nach Hause“, erinnert sich Martinez. „Ich weiß noch, wie ich oft mit meiner Mutter ins Auto stieg und meinen Vater suchen musste, weil sein Truck hinter einer Bar versteckt war und wir ihn nicht sehen konnten. Und dann schickt mich meine Mutter rein, um meinen Vater zu holen, damit er nicht böse wurde. Und am Ende stellt er mich jedem in der Bar vor und besorgt mir etwas zu trinken. Und wenn ich ihm sagte, Mama wartet im Auto, hat er immer gesagt, nur noch einen.“ Martinez lächelt.Die Menschen verstehen lernen„Schon in jungen Jahren war ich an Bars gewöhnt. Wir haben mit meinen beiden Schwestern in vielen Trailerparks gelebt. So viele Menschen kennenzulernen und die Psychologie der Menschen auf natürliche Weise zu lernen – das hat mich gelehrt, in einen Raum voller Fremder gehen zu können und einfach ich selbst zu sein. Auf der Bühne zu stehen ist nur eine größere Version dessen“, sinniert Martinez. „Ich bin mit Country und Rock&#039;n&#039;Roll aufgewachsen. Musik war immer die dominierende Kraft in meinem Leben. In bescheidenen Verhältnissen aufzuwachsen, in einem Wohnwagen zu leben und für alles, was ich je hatte, hart arbeiten zu müssen, hat diesen Punkt in meinem Leben jetzt so wertvoll gemacht.“ Bis heute ist die Musik etwas, das Martinez glücklich macht. „Ich liebe das große Ganze – Musik zu schreiben und sie aufzuführen. Einen Song aus dem Nichts zu nehmen, ihn zu schreiben und ihn dann auf der Bühne zu performen und die Reaktionen der Leute zu sehen, ihre Gesichter... Ich wurde geboren, um auf der Bühne zu stehen. Die Bühne ist ein zweites Zuhause. Es gibt dieses unsichtbare Band zwischen deiner Band und dir. Und wenn das Publikum diese Energie gibt, die Schreie, die Rufe – das gibt dir die Energie, die du wiederum zurückgeben kannst. Es ist eine Symbiose. Das ist besser als jeder Rausch, den ich je hatte.“Stilistisch wird Martinez gerne als klassischer Country-Künstler bezeichnet. „Ich möchte mich nicht auf ein bestimmtes Musikgenre festlegen, weil ich von so viel guter Musik beeinflusst wurde. Auf meinem Album gibt es Country-Instrumentierung, aber ich nehme Sounds von überall her.“ Im Laufe der Zeit war die Country-Musik immer ein Genre, das ein weißes, als typisch amerikanisch geltendes Kernland ansprach. Wer sind die Menschen, zu denen Martinez spricht, deren Geschichten er erzählt? „Ich erzähle meine Geschichte. Meine Lieder haben keine Grenze“, stellt Martinez klar. „Ich spreche mehr über die allgemeine menschliche Erfahrung, was wir emotional durchmachen und wer wir im Inneren sind. Das ist für mich viel wichtiger. Mir geht es um die emotionale Seite der Menschen, darum, sie zu einer guten Erfahrung zusammenzubringen und das durch mich authentisch darzustellen.“ Mit seinen Songs sind Martinez und sein Team sicher, dass er es weit bringen kann. Wo sieht er sich in der Zukunft? „Ich möchte auf Tournee gehen, als Headliner meiner eigenen Tourneen, mit einer Flotte von Bussen und Lastwagen, auf denen mein Name steht“, lächelt Martinez. „Ich möchte meinen Hund mitnehmen, meine Frau, mein Kind, und mit meiner Familie durch die Welt touren und Musik machen. Allein diese Erfüllung ist mein größter Traum. Ich möchte auch finanziell gut leben und in der Lage sein, mich um die Leute zu kümmern, die mich auf meinem Weg nach oben unterstützt haben“, sagt Martinez. „Ich möchte einfach etwas zurückgeben und den Menschen durch meine Musik helfen, mit dem, was ich schreibe. Sie sollen wissen, dass sie nicht allein sind. Musik ist darin sehr mächtig.“

„Ich wurde geboren, um auf der Bühne zu stehen“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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