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Tilman Lenssen-Erz Foto: The Namibian
Tilman Lenssen-Erz Foto: The Namibian

Lenssen-Erz hinterlässt riesiges Sammelwerk

Eberhard Hofmann
Die wissenschaftliche Laufbahn von Tilman Lenssen-Erz begann in der Mitte der 1980er Jahre. Er setzte die Arbeit des verstorbenen Felsbildforschers Harald Pager im Hohen Brandberg fort. Pager hatte zusammen mit seinen Mitarbeitern Angula Shipahu und Ephraim Mattheu acht Jahre lang in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt an der Universität Köln die Felsmalereien im höchsten Gebirge Namibias minutiös kopiert.

Lenssen-Erz und seine Frau Marie-Theres vervollständigten die Pager-Dokumentation während zahlreicher Aufenthalte in Namibia. Parallel dazu erfolgte die Auswertung, die bei über 40 000 einzelnen Bildern von fast 900 Fundstellen eine große Herausforderung darstellte. Mit Bescheidenheit hat Lenssen-Erz unter der Autorenschaft von Harald Pager eine sechsbändige Reihe geschaffen, die weltweit zu den umfangreichsten Publikationen über prähistorische Felsmale-reien gehört.

Nach Abschluss der Arbeiten wurden die Originalkopien den zuständigen namibischen Behörden übergeben. Damit ist ein wichtiger Teil des uralten, von Naturkräften und Menschenhand bedrohten Kulturerbes Namibias für künftige Generationen gesichert.

Die Felsmalereien des Brandbergs waren auch Gegenstand der Dissertation von Tilman Lenssen-Erz, mit der er 1997 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main mit Auszeichnung promoviert wurde. Auf der Grundlage einer soliden Datenbasis und einer akribischen Analyse schuf er erstmals für die Felsbilder Namibias ein theoretisches Konzept, das den Zweck der Bilder aus einer sozialen Perspektive zu erklären versucht. Im Mittelpunkt stehen dabei die bildlich ausge-drückten Werte einer egalitären Jäger- und Sammlergesellschaft, die die Felsbilder zum großen Teil geschaffen hat: das Bekenntnis zur Gemeinschaft, die Gleichheit ihrer Mitglieder und die Bereitschaft zur Mobilität, die für sie eine lebensnotwendige Verhaltensweise war.

Bei seinem großen sozialen Einfühlungsvermögen war es nur folgerichtig, dass der akademischen Schrift wenig später ein allgemeinverständliches Werk folgte, das unter dem Titel „Brandberg, der Bilderberg Namibias“ dieses einzigartige archäologische Phänomen in all seinen Facetten beleuchtet.

Danach schlug Tilman Lenssen-Erz neue Wege ein. Bis zu seinem Tod verband er mit großer Bewunderung die Fähigkeit der San, Bilder zu lesen und zu deuten, mit seinen eigenen Forschungsinteressen. Höhepunkt dieser Verbindung westlicher Wissenschaftskonzepte mit dem Wissen traditioneller afrikanischer Gemeinschaften war die Untersuchung menschlicher Spuren in den eiszeitlichen Höhlen Frankreichs. Dabei entdeckten die beteiligten San Details, die der etablierten Forschung bis dahin unbekannt waren.

In Namibia unternahm Lenssen-Erz mit den San virtuelle Jagden in der großen Felsbild-Region westlich von Twyfelfontein. Damit wollte er die potenzielle Nutzung der wüstenhaften Landschaft erfassen, um besser zu verstehen, wie sich die Jäger und Sammler, die die zahllosen Felsbilder hinterlassen haben, damals in der Region zurechtfanden. Als erfahrene Spurenleser haben die San außerdem die in den Fels gemeißelten Fährten von Menschen und Tieren bestimmt. Die Ergebnisse dieser Arbeit bildeten die letzte Publikation von Lenssen-Erz, die 2023 erschien. Eine schwere Krankheit beendete sein innovatives wissenschaftliches Wirken. Die Fachwelt und die Menschen, die ihn kannten und mit ihm zu tun hatten, stehen vor einem großen Verlust.

Joe Walter, Windhoek

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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