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Meunea – die Geschichte einer Elfjährigen

Auf die Frage, was sie sich am meisten wünsche, antwortet Meunea Katjitundu: „Ich möchte gerne so rennen können, wie die anderen Kinder". Meunea wurde mit einem metabolischen Syndrom geboren. Heute ist sie elf Jahre und bis vor wenigen Wochen wog sie 147 Kilogramm (AZ berichtete).
Wiebke Schmidt, Windheok
Wiebke Schmidt, Windhoek

„Bei ihrer Geburt wog Meunea 3,5 Kilo. Als sie drei Monate alt war, konnte ich sie bereits nicht mehr hochheben, denn sie wog über 10 Kilogramm“, erzählt Meuneas Mutter Diethelma. „Deshalb ging ich mit ihr zu den Ärzten, um herauszufinden, warum mein Baby immer dicker wird“. Die Ärzte meinten, das Kind sei zwar übergewichtig, doch ansonsten sei alles in Ordnung. Sie gaben Diethelma den Rat, dem Baby nicht zuviel zu essen geben. „Das konnte es aber nicht sein, denn Meunea wurde ja von mir noch gestillt“. Mit neun Monaten brachte das Kind 19 Kilo auf die Waage. „Ich wurde von vielen Nachbarn und Bekannten angesprochen, was ich dem Kind zu essen gebe, es wäre so schön dick und sie wollten ihre Kinder ebenfalls damit füttern. Als ich ihnen sagte, dass sie lediglich von mir gesäugt wird, waren alle immer ganz erstaunt“, erklärt Diethelma.

Ein weitere Rat der Ärzte war, dass Meunea gesunde und vitaminreiche Nahrung erhalten sollte. Diethelma und ihr Mann Cecil waren arbeitslos und konnten sie sich nur Maismehl leisten. Ein paar Jahre später sollte Meunea zur Untersuchung und Behandlung nach Kapstadt geschickt werden. Doch dazu hatte das Ehepaar erst recht kein Geld.

Mit der Zeit konnte das Mädchen kaum noch laufen. Sie war zu schwer für ihre Beine. Nur mit Hilfe eines Rollstuhls konnte Meunea sich vorwärts bewegen. In der Martti Ahtisaari-Grundschule, im Windhoeker Stadtteil Katutura, die sie besuchte, war das kein Problem. Aufgrund ihrer offenen und freundlichen Art hatte sie viele Freundinnen, die sie gerne vom Schulhof ins Klassenzimmer schoben. Es waren die Mütter der Schülerinnen, die sich bei der Schulleitung beklagten, dass ihre Kinder lernen und keine Rollstühle schieben sollten. Aus diesem Grund wurde Meunea mit neun Jahren von der Schule ausgeschlossen. Damit das Mädchen von zuhause aus weiter lernen konnte, holte die Mutter regelmäßig vorbereitetes Unterrichtsmaterial.

Dadurch, dass Meunea für ihr Alter extrem übergewichtig und sehr groß war, wurde sie oft für älter gehalten. „Es war furchtbar für mich, wenn ich von Fremden mit Meme angesprochen wurde, weil sie in mir eine erwachsene Frau sahen“, erzählt sie. Ihre Mutter hatte ihr beigebracht, diese Aussagen zu ignorieren. Trotzdem war Diethelma in ständiger Sorge um ihr Kind, da ältere Männer sich Meunea oftmals mit unsittlichen Absichten näherten.

Seit Ende Januar dieses Jahres lebt Meunea zusammen mit ihren Eltern und ihrem siebenjährigen Bruder Thimothy bei der Schweizerin Susanne Berchtold auf Farm Gamis. Zusammen mit ihrem Team wird dort das Sozialprojekt „We do Special“ umgesetzt.

Die Farm liegt knapp 80 Kilometer östlich von Maltahöhe. Hier haben Diethelma und Cecil Arbeit und ein Zuhause gefunden und Meunea erhält ketogene Ernährung. Bei dieser sind keine oder nur minimal Kohlehydrate enthalten. Auf diese Weise beginnt der Körper seinen Energiebedarf nicht aus Glukose zu decken, sondern ausschließlich aus dem Körperfett. Regelmäßig wird sie von einem ausgebildeten Rettungssanitäter, der Teil des We do Special-Teams ist, untersucht. „Das Resultat ist unglaublich“, freut sich Susanne, „bereits nach wenigen Wochen hat Meunea 25 Kilogramm abgenommen“. Diethelma stellte fest: „ Meunea stützte sich beim Laufen immer sehr schwer auf meinen Arm. Seit wir auf der Farm sind, muss sie sich mit der Zeit immer weniger auf mich stützen und ihr Blutdruck, der stets zu hoch war, hat sich normalisiert“.

Ende Februar kam die überraschende Meldung: Meunea wiegt unter 100 Kilogramm. Für das Mädchen, die Zeit ihres Lebens viel zu dick und zu schwer war, ein richtiges Wunder. Zum ersten Mal konnte sie ihren Füße stehen, andere stellten fest, dass sie inzwischen viel besser läuft. Ihre Augen, die durch das Fett zu kleinen Sehschlitzen geworden waren, sind auf einmal zu sehen. Sie strahlen, wenn sie zum täglichen Unterricht in Englisch, Mathematik, Lesen und Schreiben erscheint.

„Auf Farm Gamis starteten wir das Projekt „We do Special“, das zum „Children's Camp Namibia“ gehört“, erklärt Susanne. Hier soll eine Gemeinschaft entwickelt werden, die aus Menschen mit und ohne Einschränkungen besteht. Wir wollen Menschen mit Einschränkungen in einfachen Tätigkeiten ausbilden. Dadurch wird ihr Selbstwertgefühl gestärkt und sie haben zumindest eine kleine Chance später eine leichte Arbeit zu finden“. Mehrmals im Jahr sollen Kinder eingeladen werden, die an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen. Für die Teilnehmer des Kindercamps wird es hilfreich sein, die Stigmatisierung, die Menschen ohne Einschränkungen gegenüber ihren Mitmenschen mit Einschränkungen haben, loszuwerden. Desweiteren sind Menschen mit starkem Übergewicht willkommen, um bei We do special mit der Keto-Ernährung Erfahrungen zu sammeln.

Bisher hat Meunea mit Keto sehr gute Erfahrungen gemacht. Und wer weiß, vielleicht geht eines Tages ihr Wunsch in Erfüllung, dass sie so rennen kann wie andere Kinder.

Infobox:

Mehr Informationen über das Projekt „We do special“ gibt Susanne Berchtold unter [email protected]

Unter folgenden Bankverbindungen kann das Projekt finanziell unterstützt werden:

Konto in der Schweiz:

Childrens Camp Namibia

BIC: POFICHBEXXX

IBAN: CH56 0900 0000 6072 7093 6

Konto Nr: 60-727093-6

Konto in Namibia

Account Holder: Childrens Camp Namibia

Bank: Bank Windhoek

Branch: 483 872

Account No: 3001 757 484

Type: Savings

SWIFT: BWLINANX

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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