Missbrauch an Minderjährigen
Flip Brink über den Schutz von Kindern
Windhoek (sd) - Kindesmissbrauch gehört wohl zu den ganz dunklen Kapiteln der Menschheitsgeschichte, und auch heute findet er noch zahlreich statt. Flip Brink ist Experte auf dem Gebiet und behandelte das Thema vergangene Woche in seinem Vortag „Preventative Parenting – Restorative Parenting“ an der wissenschaftlichen Gesellschaft Namibia in Windhoek.
Zum Start des Vortrags wird ein Video vorgespielt. Ein Mann fragt verschiedene Mütter, ob sie bereit wären, ihre Kinder in einer Art Experiment mitmachen zu lassen; er wolle feststellen, ob er es schaffen würde, die Kinder zu überzeugen, mit ihm mit zu gehen. Drei Minuten lang geht das Video. Drei von drei Kindern sind mitgegangen. Im Durchschnitt hat der Mann nur 15 Sekunden mit den Kindern gesprochen. So schnell kann es gehen. Der Kind-Sicherheits-Berater Philipps J.L „Flip“ Brink lässt alle Anwesenden gleich zum Einstieg spüren, wie ernst das Thema ist. Ja, das gibt es wirklich. Pädophile Entführer oder sogar der Handel mit Kindern. Laut Brink besteht irgendwo in Afrika sogar ein Aktionshaus dafür. Brink ist der Kopf eines namibischen Teams, das Professionelle ausbildet, mit misshandelten Kindern umzugehen und auch verdächtige Situationen frühzeitig zu erkennen und somit Schlimmeres zu vermeiden. Er bietet Workshops und Seminare an und hat schon zahlreiche Menschen ausgebildet. Seit 33 Jahren ist er verheiratet und hat drei Kinder.
Im Durchschnitt gibt es in Namibia jeden Monat sieben Versuche (!) ein Kind zu entführen, so sagt es eine Statistik aus dem Jahr 2020. Nicht alle sind erfolgreich, aber manche schon. Kindesentführung und daraus resultierende Kinderarbeit oder Sexversklavung machen allerdings nur 1 Prozent der weltweiten Kindesmisshandlung aus. 99% passiert wohl direkt unter unserer Nase, im Alltag, meistens, ohne das es jemand merkt. Einen großen Anteil macht die häusliche Gewalt aus. Etwa ein Drittel aller Fälle von Kindesmisshandlung hat ein Element der häuslichen Gewalt. Eine weitere Form der Misshandlung ist die sexuelle. 70% der sexuellen Belästigung findet innerhalb der eigenen Familie statt. Brink erklärt, dass diese meist viel später ans Licht kommt und Kinder kaum darüber reden. Außerdem betont er: „Es gibt keinen Platz auf dieser Welt, an dem Kinder nicht misshandelt werden.“. Weltweit gäbe es ähnliche Statistiken, die die erschreckenden Zahlen zur Kindesmisshandlung preisgeben. Brink erzählt, dass die Statistiken zeigen, dass nur eins von drei Mädchen ihr 18tes Lebensjahr erreicht, ohne sexuelle Belästigung erfahren zu haben. Mindestens eines von drei Mädchen erlebt ein ernstzunehmendes Trauma.
Brink warnt auch ausdrücklich vor dem Internet, auf dem sich zu jedem Tageszeitpunkt circa 750.000 Triebtäter aufhalten würden. Er erzählt von verschiedenen Zeichen, bei denen man aufhorchen sollte, die möglicherweise ein Indiz für Missbrauch seien. Er bezieht sich in einem Punkt auf Jean Piaget und seine kognitive Entwicklungstheorie. Einfach gesagt: „Monkey see, monkey do.“. Sollte sich ein Kind also auf einmal komisch verhalten, sexuelle Bewegungen oder Gesten machen, so muss es irgendwie in den Kontakt mit Sex gekommen sein. Es könnte einfach nur eine Sexszene aus einem Film gesehen haben, es kann aber auch etwas Ernstzunehmenderes sein. Außerdem sollte sich ein Kind niemals mit einer Person aus dem Internet treffen, die es vorher nicht kannte. Ein weiteres Indiz seien zu große, zu übertriebene Geschenke und Gesten. „Kein Mensch ist so nett!“, meinte Brink, der auf ein Beispiel verwies, in dem Kindern von Pädophilen Handys und andere Wertgegenstände geschenkt wurden.
Sollte man im Ernstfall tatsächlich einen Verdacht von Kindesmissbrauch hegen, so sollte man unbedingt einen Professionellen kontaktieren, und auf keinen Fall selber versuchen das betroffene Kind anzusprechen, betont Brink. Es gäbe genug geschulte Ausgebildete, die mit solchen Situationen umgehen könnten.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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