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Forum Deutschsprachiger Namibier Logo Foto: AZ-Archiv
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Offener Brief an die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit und Verbraucherschutz

Stefan Noechel
Sehr geehrte Frau Ministerin Lemke,

Betr. Geplanter Importstopp in die EU für Jagdtrophäen aus Namibia

Das Forum Deutschsprachiger Namibier ist sich dessen bewusst, dass in Deutschland eine Petition zirkuliert, unterzeichnet von über einhunderttausend Personen, die sich für einen Importstopp von Jagdtrophäen in die EU aussprechen. Wir sind uns ferner dessen bewusst, dass der Schutz von Wildtieren – insbesondere geschützter Arten – in vielen Teilen Europas einen hohen Stellenwert genießt, und auch in Namibia unterstützen wir diese Bestrebungen mit Nachdruck.

Nun ist aber das Forum deutschsprachiger Namibier der Ansicht, dass ein Importstopp von Jagdtrophäen nach Europa genau das Gegenteil bewirken würde. Der Wildtierbestand sowohl auf namibischem Farmland als auch in den sogenannten Hegegebieten („Conservancies“) konnte erst in dem Maße wieder diverser werden und auch zahlenmäßig wachsen, wie die Trophäenjagd in Namibia an Bedeutung gewann. In den 60ger und 70ger Jahren wurden kommerzielle Farmen noch zum Verkauf angeboten mit dem Hinweis „garantiert wildfrei“.

Wild wurde zu jener Zeit – jenseits des reinen Nahrungswerts - als Schädling betrachtet, und zwar Antilopen und Zebras ebenso wie Raubkatzen. Dort, wo Wild ausschließlich einen Wert als Fleischlieferant hat, wo Großkatzen und Elefanten ausnahmslos als Bedrohung gerade ärmerer ländlicher Gemeinschaften betrachtet werden, gerät jede Art von Schutz auch seltener und bedrohter Arten in Bedrängnis. Es ist also kein Zufall, dass diejenigen Länder des südlichen Afrika, die eine kontrollierte und streng reglementierte Jagd zulassen auch die höchsten Wildtierbestände haben.

In Namibia muss für jede Art der Trophäenjagd eine Genehmigung beantragt werden. Je nach Populationsdichte in einem bestimmten Areal werden vom Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Naturschutz (MEFT) mehr oder weniger dieser Genehmigungen erteilt. Dies gilt insbesondere für geschützte und gefährdete Arten, in Übereinstimmung mit den Vorgaben der CITES (Convention on International Trade in Endangered Species). Alle zwei Jahre finden auf privaten Jagdfarmen Wildtierzählungen statt, in den Hegegebieten sogar öfter. Das Ministerium stellt Jagdgenehmigungen nur dann aus, wenn die Dichte einzelner Spezies eine nachhaltige Jagd nachweislich zulässt.

Ärmere Gemeinschaften in den Hegegebieten profitieren maßgeblich von der Trophäenjagd, da die Anbieter eine finanzielle Abgabe an sie leisten müssen. Es gibt ganze Dörfer, die mit diesen Einnahmen ihre Gemeinschaft mit Solarstrom oder Wasserpumpen versorgen konnten. Das Fleisch – auch das von Elefanten – gehört selbstverständlich ebenfalls der Community und trägt dazu bei, die Ernährung in marginalisierten Gemeinschaften maßgeblich zu verbessern.

Der Jagdsektor bietet derzeit über 600 direkte und eine Vielzahl indirekter Arbeitsplätze. Dies ist für ein Land mit hoher Arbeitslosigkeit ein wichtiger Faktor in der Armutsbekämpfung. Da die Jagd zumeist in entlegenen Gebieten stattfindet, wird hier den Ärmsten eine Lebensgrundlage geboten. All diese positiven Auswirkungen der Trophäenjagd auf die ländliche namibische Bevölkerung wären gefährdet, sollte die Trophäenjagd durch diesen Importstopp eingeschränkt werden.

Insgesamt befürchtet das Forum deutschsprachiger Namibier eine höhere Arbeitslosigkeit, weniger

Nahrungsmittelsicherheit und sinkende Wildtierbestände in ganz Namibia. Wir appellieren daher an Sie, verehrte Frau Lemke, als Bundesministerin für Umwelt und Naturschutz, diese für

Namibia wichtigen Gesichtspunkte in Ihren Entscheidungsprozess mit einzubeziehen.

Harald Hecht Benita Herma

Vorsitzender Vize-Vorsitzende

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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