Swakopmund – Auf den Spuren der ehemaligen Hafenstadt
Früher war Swakopmund eine Hafenstadt, doch was ist davon übrig geblieben? Es folgt ein Einblick in die Geschichte Swakops und den Spuren, die sie hinterlassen hat.
Saskia Damaschke
Windhoek
Namibia, Meer, Strand, Möwen und gutes Essen – ich denke, wir sind uns alle einig, dass hier die Rede von Swakopmund ist. Die Stadt ist jedem ein Begriff. Sie verbindet die Vergangenheit nahtlos mit der Gegenwart. Dass Swakopmund früher mal eine Hafenstadt war, kann man heute allerdings nicht mehr so gut erkennen. Es gibt aber noch vereinzelte Spuren, die auf die Hafen-Vergangenheit hinweisen, sowohl architektonisch, als auch kulinarisch...
Die deutscheste Stadt Afrikas
Machen wir einen kleinen Geschichtsexkurs: Die „deutscheste Stadt Afrikas“ wurde circa 1892 von Kapitän Curt von François als Haupthafen der kaiserlich-deutschen Kolonie gegründet. Walfish Bay kam für die Deutschen nicht in Frage, der Hafen war im Besitz der Briten, und Lüderitz war zu weit im Süden. Da Swakopmund über Süßwasser verfügte, wurde eben jener Teil der Küste ausgewählt.
Der Name Swakopmund stammt von dem Nama-Wort „Tsoakhaub“ und bedeutet übersetzt etwas wie „Kotöffnung“. So scheußlich es auch klingt – das ist eine Beschreibung des Swakop-Flusses, welcher zu diesem Zeitpunkt in seinen Fluten Massen von Schlamm, Sand, Pflanzenteilen und Tierkadavern mit sich führte. Wie wir Deutschen nun mal so sind, wenn wir etwas anders aussprechen, dann schreiben wir es auch anders auf: aus Zambia wird zum Beispiel Sambia, und aus Tsoakhaub wird Swachaub und daraus wird Swakop. In der Proklamation der Stadt als unabhängigen Distrikt im Jahr 1896 wurde dann offiziell der Name „Swakopmund“ verwendet.
126 Jahre später kann man nach wie vor die Spuren der deutschen Geschichte erkennen. Sei es die deutsche Kolonialarchitektur, die Bismarck-Straße oder die Auswahl an deutschen Kuchen wie Schwarzwälder Kirschtorte oder Frankfurter Kranz im Café Anton. Es gibt allerdings nur noch wenige Anzeichen dafür, dass vor Swakopmund früher die Frachtschiffe trieben.
Die Jetty
Bereits bei der Gründung der damaligen Hafenstadt stellte es sich als schwierig heraus die Schiffe vor der Küste anzulegen, da es keinen natürlichen Schutz für die Schiffe gab. Zeitweise ankerten bis zu 25 Schiffe auf offener See vor Swakopmund, bei denen es Wochen dauerte, bis diese abgeladen waren. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, wurde ein Landungskai gebaut – heute noch bekannt als „Jetty“. Im Jahr 1904 wurde ein 275 Meter langer und 9 Meter breiter Holzsteg gebaut. Später wurde dieser noch um weitere 50 Meter verlängert und um fünf Meter verbreitert. 1912 sollte der Landungskai durch einen eisernen Kai ersetzt werden. Dieser sollte 640 Meter lang sein und mit zwei 5-Tonnen- und zwei 3-Tonnen-Kränen sowie einer Eisenbahnlinie ausgestattet sein. Ein Drittel der Mole war bis 1914 fertiggestellt, als der Erste Weltkrieg den weiteren Bau stoppte. Zu diesem Zeitpunkt wurde die gesamte Versorgung der deutschen Kolonie über Swakopmund abgewickelt. Nach dem Krieg gab es keinen Bedarf mehr für einen Hafen in Swakopmund, die Jetty wurde deswegen allerdings nicht abgerissen. Von nun an war sie für Angler und Spaziergänger begehbar. Nach und nach wurde die Jetty zu einem beliebten touristischen Ziel, weswegen sie im Laufe der vergangenen hundert Jahre mehrmals renoviert wurde, zuletzt im Jahr 2010.
Opulente Donuts am Meer
Heutzutage befindet sich gleich vorn am Stege eine kleine Hütte mit einem Geschäft – die 1877 Donut Bar – die eine außergewöhnliche Auswahl an Leckereien anbietet. Hier finden sich neben Kuchen und Kaffe vor allem Donuts, die liebevoll mit allerlei Süßem verziert wurden: Ahornsirup und Speck, Schokolade und Schokobons – alles was der süße Zahn begehrt. Wer also nicht mit leeren Händen die Aussicht auf den Ozean genießen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Doch seien Sie gewarnt! Diese Donuts sind nicht mit einem Gang über die Jetty wieder abtrainiert – da müssten Sie wahrscheinlich bis Walfish Bay laufen.
Wer es lieber deftig mag: Am Ende des Steges befindet sich nach wie vor das Jetty 1905 Restaurant. Auch wenn es von außen mittlerweile etwas unscheinbar aussieht, verspricht es gutes Essen.
The Tug
Neben der Jetty erinnert noch ein weiteres Gebäude an die ehemaligen Hafen- und Seefahrts-Zeiten von Swakopmund: The Tug. Ein Schiff, das in seiner ehemaligen Funktion als Schlepper in Swakop zwar niemals tätig war, heute allerdings als beliebtes Restaurant an der Swakopmunder Promenade fungiert. Dabei handelt es sich um den originalen ölbefeuerten Schlepper „Danie Hugo“, welcher 1959 in den Werften des Hafens von Galsgow in Schottland „das Licht der Welt erblickte“. Seine letzte Fahrt machte der Schlepper nach Walvish Bay, wo er auch „beigesetzt“ wurde. Im Jahr 1993, genauer genommen am 12. Dezember, wurde dem Schiff wieder neues Leben eingehaucht als Restaurant „The Tug“.
Essen mit Aussicht
Auf seiner Website sagt das Restaurant über sich selbt: „Im Tug zu essen ist eine rustikale, aber authentische Erfahrung, definitiv kein feines Dinieren.“. Schickimicki ist hier also fehl am Platz. Die Innenausstattung des Restaurants ist mit dem Wort „rustikal“ oder auch „schlicht“ relativ gut beschrieben. Das eigentliche Highlight ist die wunderschöne Aussicht, die man von der Location aus hat, die dem Restaurant seinen Unique Selling Point zuspricht. Die Wellen rauschen sanft und zerschellen an den Steinen unterhalb des Tugs, während Saxophon Klänge aus den Restaurantlautsprechern ertönen. Mit einem Cocktail in der Hand lässt es sich hier ganz wunderbar auf sein Abendessen warten. Ein absolutes Muss ist natürlich der Fisch! Frisch gefangen aus dem Atlantischen Ozean wird er in verschiedenen Variationen in The Tug serviert. Das Highlight des Abends sind allerdings nicht die Speisen, sondern der spektakuläre Sonnenuntergang über den Weiten des Ozeans (vorrausgesetzt, man hat das passende Wetter). Von einem hellen Orange zu einem dunklen Rot – auf der Farbpalette kriegt man hier alles geboten. Oft ist es einfach die Natur, die uns die schönsten Bilder liefert. Das hat sich The Tug gut zu nutzen gewusst. Mit seiner schlichten Einrichtung und den verglasten Wänden in Richtung Ozean wird die volle Aufmerksamkeit nach draußen gerichtet. Ein Erfolgsrezept, das seit des Bestehens des Restaurants funktioniert: In seinen fast 30 Jahren sind schon über drei Millionen Gäste hier gewesen. Mittlerweile verkauft das Restaurant sogar eigenen Merchandise: Vom Salzstreuer, über die Glaskaraffe bis hin zu der Sweatshirt-Jacke. Wer nicht genug bekommt von dem Restaurant, kann sich auch etwas mit nach Hause nehmen!
Swakopmund ist auf jeden Fall jedes Mal aufs Neue einen Besuch wert. Die frische Seeluft und ein kleiner Spaziergang am Strand mit den Füßen im Wasser und dem Blick auf den Horizont haben einem noch nie geschadet. Ein kleiner Fun Fact: Swakopmund liegt ungefähr auf demselben Breitengrad wie die Stadt Rio de Janeiro in Brasilien. Wenn Sie also den Sonnenuntergang am Horizont beobachten sollten, dann denken sie dran: Sie schauen gerade sozusagen auf die Copacabana, an der vermutlich gerade die Brasilianer ihren Nachmittag genießen!
Windhoek
Namibia, Meer, Strand, Möwen und gutes Essen – ich denke, wir sind uns alle einig, dass hier die Rede von Swakopmund ist. Die Stadt ist jedem ein Begriff. Sie verbindet die Vergangenheit nahtlos mit der Gegenwart. Dass Swakopmund früher mal eine Hafenstadt war, kann man heute allerdings nicht mehr so gut erkennen. Es gibt aber noch vereinzelte Spuren, die auf die Hafen-Vergangenheit hinweisen, sowohl architektonisch, als auch kulinarisch...
Die deutscheste Stadt Afrikas
Machen wir einen kleinen Geschichtsexkurs: Die „deutscheste Stadt Afrikas“ wurde circa 1892 von Kapitän Curt von François als Haupthafen der kaiserlich-deutschen Kolonie gegründet. Walfish Bay kam für die Deutschen nicht in Frage, der Hafen war im Besitz der Briten, und Lüderitz war zu weit im Süden. Da Swakopmund über Süßwasser verfügte, wurde eben jener Teil der Küste ausgewählt.
Der Name Swakopmund stammt von dem Nama-Wort „Tsoakhaub“ und bedeutet übersetzt etwas wie „Kotöffnung“. So scheußlich es auch klingt – das ist eine Beschreibung des Swakop-Flusses, welcher zu diesem Zeitpunkt in seinen Fluten Massen von Schlamm, Sand, Pflanzenteilen und Tierkadavern mit sich führte. Wie wir Deutschen nun mal so sind, wenn wir etwas anders aussprechen, dann schreiben wir es auch anders auf: aus Zambia wird zum Beispiel Sambia, und aus Tsoakhaub wird Swachaub und daraus wird Swakop. In der Proklamation der Stadt als unabhängigen Distrikt im Jahr 1896 wurde dann offiziell der Name „Swakopmund“ verwendet.
126 Jahre später kann man nach wie vor die Spuren der deutschen Geschichte erkennen. Sei es die deutsche Kolonialarchitektur, die Bismarck-Straße oder die Auswahl an deutschen Kuchen wie Schwarzwälder Kirschtorte oder Frankfurter Kranz im Café Anton. Es gibt allerdings nur noch wenige Anzeichen dafür, dass vor Swakopmund früher die Frachtschiffe trieben.
Die Jetty
Bereits bei der Gründung der damaligen Hafenstadt stellte es sich als schwierig heraus die Schiffe vor der Küste anzulegen, da es keinen natürlichen Schutz für die Schiffe gab. Zeitweise ankerten bis zu 25 Schiffe auf offener See vor Swakopmund, bei denen es Wochen dauerte, bis diese abgeladen waren. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, wurde ein Landungskai gebaut – heute noch bekannt als „Jetty“. Im Jahr 1904 wurde ein 275 Meter langer und 9 Meter breiter Holzsteg gebaut. Später wurde dieser noch um weitere 50 Meter verlängert und um fünf Meter verbreitert. 1912 sollte der Landungskai durch einen eisernen Kai ersetzt werden. Dieser sollte 640 Meter lang sein und mit zwei 5-Tonnen- und zwei 3-Tonnen-Kränen sowie einer Eisenbahnlinie ausgestattet sein. Ein Drittel der Mole war bis 1914 fertiggestellt, als der Erste Weltkrieg den weiteren Bau stoppte. Zu diesem Zeitpunkt wurde die gesamte Versorgung der deutschen Kolonie über Swakopmund abgewickelt. Nach dem Krieg gab es keinen Bedarf mehr für einen Hafen in Swakopmund, die Jetty wurde deswegen allerdings nicht abgerissen. Von nun an war sie für Angler und Spaziergänger begehbar. Nach und nach wurde die Jetty zu einem beliebten touristischen Ziel, weswegen sie im Laufe der vergangenen hundert Jahre mehrmals renoviert wurde, zuletzt im Jahr 2010.
Opulente Donuts am Meer
Heutzutage befindet sich gleich vorn am Stege eine kleine Hütte mit einem Geschäft – die 1877 Donut Bar – die eine außergewöhnliche Auswahl an Leckereien anbietet. Hier finden sich neben Kuchen und Kaffe vor allem Donuts, die liebevoll mit allerlei Süßem verziert wurden: Ahornsirup und Speck, Schokolade und Schokobons – alles was der süße Zahn begehrt. Wer also nicht mit leeren Händen die Aussicht auf den Ozean genießen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Doch seien Sie gewarnt! Diese Donuts sind nicht mit einem Gang über die Jetty wieder abtrainiert – da müssten Sie wahrscheinlich bis Walfish Bay laufen.
Wer es lieber deftig mag: Am Ende des Steges befindet sich nach wie vor das Jetty 1905 Restaurant. Auch wenn es von außen mittlerweile etwas unscheinbar aussieht, verspricht es gutes Essen.
The Tug
Neben der Jetty erinnert noch ein weiteres Gebäude an die ehemaligen Hafen- und Seefahrts-Zeiten von Swakopmund: The Tug. Ein Schiff, das in seiner ehemaligen Funktion als Schlepper in Swakop zwar niemals tätig war, heute allerdings als beliebtes Restaurant an der Swakopmunder Promenade fungiert. Dabei handelt es sich um den originalen ölbefeuerten Schlepper „Danie Hugo“, welcher 1959 in den Werften des Hafens von Galsgow in Schottland „das Licht der Welt erblickte“. Seine letzte Fahrt machte der Schlepper nach Walvish Bay, wo er auch „beigesetzt“ wurde. Im Jahr 1993, genauer genommen am 12. Dezember, wurde dem Schiff wieder neues Leben eingehaucht als Restaurant „The Tug“.
Essen mit Aussicht
Auf seiner Website sagt das Restaurant über sich selbt: „Im Tug zu essen ist eine rustikale, aber authentische Erfahrung, definitiv kein feines Dinieren.“. Schickimicki ist hier also fehl am Platz. Die Innenausstattung des Restaurants ist mit dem Wort „rustikal“ oder auch „schlicht“ relativ gut beschrieben. Das eigentliche Highlight ist die wunderschöne Aussicht, die man von der Location aus hat, die dem Restaurant seinen Unique Selling Point zuspricht. Die Wellen rauschen sanft und zerschellen an den Steinen unterhalb des Tugs, während Saxophon Klänge aus den Restaurantlautsprechern ertönen. Mit einem Cocktail in der Hand lässt es sich hier ganz wunderbar auf sein Abendessen warten. Ein absolutes Muss ist natürlich der Fisch! Frisch gefangen aus dem Atlantischen Ozean wird er in verschiedenen Variationen in The Tug serviert. Das Highlight des Abends sind allerdings nicht die Speisen, sondern der spektakuläre Sonnenuntergang über den Weiten des Ozeans (vorrausgesetzt, man hat das passende Wetter). Von einem hellen Orange zu einem dunklen Rot – auf der Farbpalette kriegt man hier alles geboten. Oft ist es einfach die Natur, die uns die schönsten Bilder liefert. Das hat sich The Tug gut zu nutzen gewusst. Mit seiner schlichten Einrichtung und den verglasten Wänden in Richtung Ozean wird die volle Aufmerksamkeit nach draußen gerichtet. Ein Erfolgsrezept, das seit des Bestehens des Restaurants funktioniert: In seinen fast 30 Jahren sind schon über drei Millionen Gäste hier gewesen. Mittlerweile verkauft das Restaurant sogar eigenen Merchandise: Vom Salzstreuer, über die Glaskaraffe bis hin zu der Sweatshirt-Jacke. Wer nicht genug bekommt von dem Restaurant, kann sich auch etwas mit nach Hause nehmen!
Swakopmund ist auf jeden Fall jedes Mal aufs Neue einen Besuch wert. Die frische Seeluft und ein kleiner Spaziergang am Strand mit den Füßen im Wasser und dem Blick auf den Horizont haben einem noch nie geschadet. Ein kleiner Fun Fact: Swakopmund liegt ungefähr auf demselben Breitengrad wie die Stadt Rio de Janeiro in Brasilien. Wenn Sie also den Sonnenuntergang am Horizont beobachten sollten, dann denken sie dran: Sie schauen gerade sozusagen auf die Copacabana, an der vermutlich gerade die Brasilianer ihren Nachmittag genießen!
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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