„Zeitklau“ Sonntag in Europa

Von Olaf MuellerWindhoekWer hat an der Uhr gedreht? Das werden sich am Sonntagmorgen so einige Fragen, denen es entgangen ist, dass die Zeitmesser in der Nacht zum Sonntag von 2 auf 3 Uhr vorgestellt wurde – im wahrsten Sinne des Wortes haben sie es verpennt. Mit dem 30. März beginnt die kalendarische Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ). Jeweils am letzten Wochenende im dritten und zehnten Monat des Jahres wird diese Umstellung vollzogen. Im Oktober wird den Europäern dann wieder die Stunde „zurückgegeben“, die ihnen im Frühjahr „geklaut“ wurde. Aber auch weltweit wird dieses Prozedere vollzogen und sorgt zweimal im Jahr für Diskussionen.Aber warum? Bereits Ende des 18. Jahrhunderts kam die Idee zum ersten Mal auf. Der amerikanische Drucker, Verleger, Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder und Staatsmann Benjamin Franklin erklärte 1784, dass ausgedehntes Nachtleben Energie durch künstliches Licht vergeude. Allerdings wurde dieser Gedanke an eine neue Reglung wieder verworfen, bis die Theorie Ende des 19. Jahrhunderts erneut Gehör fand, in eine kurz aufeinanderfolgenden Period unhabängig voneinander gleich von zwei Personen. George Vernon Hudson 1895 und William Willet 1907 brachten die Idee wieder ins Gespräch. Es sollte eine staatlich verordneten Sommerzeit her.Erste Versuche scheiternWillet galt später als „Erfinder“ der Zeitumstellung. Erste Versuche in Kanada und Amerika in einzelnen Städten scheiterten an einfachen Dingen, wie zum Beispiel am Fahrplan des landübergreifenden Schienenverkehrs. Aber erst Ende des ersten Weltkrieges war es dann soweit. Der Grund: Die energieintensive Produktion von Kriegsmaterial, die sich durch die Sommerzeit weniger Vebrauch von Strom versprach.Aber ist die Zeitumstellung noch „Zeitgemäß“? In Namibia wurde die Zeitumstellung schon vor einigen Jahren vor allem aus wirtschaftlichen Gründen abgeschafft, letztendlich als Ergebnis einer Volksabstimmung. Die enge Bindung von Geschäftsabläufen mit Südafrika, dass keine Zeitumstellung vornimmt, waren für die Unternehmen ein Problem. Mit Umstellung auf die Sommerzeit verloren Firmen vier Stunden am Tag um Geschäfte oder Bestellungen mit der Kapnation zu betreiben – zu Arbeitsbeginn, zur Mittagspause und zum Feierabend.Diskussion um NotwendigkeitAuch in Europa gibt es Gegner des Prozederes. Allerdings bewegt sich die Diskussion in eine andere Richtung. So behaupten zwei spanische Forscher, es wäre besser die Sommerzeit zu verkürzen; also an Stelle von Ende März auf Anfang April und von Ende Oktober auf den Anfang des Monats. Günstigere morgendliche Lichtverhältnisse für einen guten Start in den Tag seien der Grund. Das hat psychologische Gründe, denn mit dem Beginn der Sommerzeit Ende März, in dem es morgens schon hell ist, verlegt man die Tagesaktivitäten wieder ins Dunkel, gleiches umgekehrt gilt für das Ende der Sommerzeit.Gründe die dafür sprechenEin wichtiger Faktor der weiterhin pro Zeitumstellung wirkt sind die vielen Zeitzonen. Um eine halbwegs einheitliche Synchronisation zwischen den Staaten zu gewährleisten, müssten alle Länder die Sommerzeit abschaffen, sonst hätte dies den gleichen Effekt wie der mit Namibia und Südafrika noch vor Jahren, allerdings in einer größeren Dimension.Die Diskussionen um die Zeitumstellung werden schon seit Ewigkeiten geführt und das wird auch weiterhin mindestens zweimal im Jahr so bleiben. Das hilft den Europäern an diesem Wochenende an diesem Wochenende allerdings nicht weiter, denn am Sonntag wird ihnen erst einmal wieder eine Stunde „geklaut“.

„Zeitklau“ Sonntag in Europa

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-04-21

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