Ein Stück Land, ein Stück Heimat
Herausforderungen des Farmalltags: Ein Blick hinter die Kulissen
Keine zwei Stunden Fahrt von Windhoek entfernt liegt die Farm „Heimat", deren 5 343 Hektar Land von Familie Seifart bewirtschaftet werden. Was einst von Rainer Saiferts Großeltern aufgebaut – und aufgeteilt wurde – ist jedoch mehr als ein Stück Land. Es ist Lebensgrundlage, kulturelles Erbe und Spiegel der Herausforderungen, vor denen viele Farmer im Land stehen: Dürre, Nachwuchssorgen und Sicherheit.
Als wir die Farm erreichen, hängen dicke Regenwolken am Himmel. Die ersten Tropfen fallen. Wir haben gutes Wetter mitgebracht. „Der letzte nennenswerte Regen war am Ostersonntag“, sagt Rainer Seifart, Deutschnamibier in vierter Generation und Besitzer der Farm, während er uns willkommen heißt. „Wir bräuchten mindestens zehn Millimeter, damit der Boden genug Feuchtigkeit speichert.“ Bald darauf entlädt sich ein starkes Gewitter. Regen prasselt auf das Dach. Beim Abendessen misst Rainer 14 Millimeter Niederschlag. Am nächsten Morgen sind es schließlich 18. Sein Nachbar hatte über 20, ein anderer nur 8. Die Unterschiede sind erheblich, mal hat man Glück – mal aber auch Pech.
Diese Unsicherheiten prägen das Leben auf der Farm, erzählt Rainer während einer Rundfahrt über sein Land. „Wenn es nach dem ersten Regen nicht bald erneut regnet, sterben die frischen Triebe wieder ab“, erklärt er. Dann hätten die Tiere Schwierigkeiten, sich ein Polster für die Trockenmonate anzufressen. Die 370 Rinder auf der Farm verbringen die meiste Zeit – laut dem 66-Jährigen 355 Tage im Jahr – draußen. „Ich glaube doch sagen zu dürfen, dass sie ein glückliches Leben haben“, sagt Rainer stolz, als er erklärt hat, wie so ein Tag im Leben eines seiner Rinder aussieht: Aufstehen, Gras fressen, wiederkäuen. Und dann wieder von vorne.
Überlebensstrategien in schwierigen Zeiten
Seine Tiere sind robust und an die schwierigen Bedingungen angepasst, doch auch sie brauchen Regen, um gesund zu bleiben. Das Klima macht das Farmen immer schwieriger. „Ich habe in 45 Jahren schon dreimal neu angefangen“, erzählt er. Die Einnahmen aus dem Farmbetrieb reichen jedoch nicht aus, um wirtschaftlich zu bestehen. „Ohne unsere Gästezimmer wäre es kaum möglich, die Farm zu halten“, gibt er zu bedenken.
Die Gäste, die auf der Farm Heimat übernachten, erleben eine authentische Seite des Farmlebens. Die Seifarts werben bewusst damit, keine klassische Gästefarm zu sein. Stattdessen gewähren sie Einblicke in ihren Alltag, der von ihren vielen verrschiedenen Aufgaben und pragmatischen Entscheidungen geprägt ist. Während der Farm-Rundfahrt in seinem alten Ford Truck aus dem Jahr 1951 wird schnell klar: Rainer liebt es, mit seinen Gästen zu plaudern. Diese stellen aber oft auch kritische Fragen: Ob er bei dem alten Auto gar nicht an die Umwelt denke zum Beispiel. Auf die Frage kontert er schlagfertig: „Wie viele Autos haben Sie sich in der Zeit gekauft und wieder verschrotten lassen?“
Generation um Generation
Seit dem Tod seines Vaters 1979 führt Rainer die Farm – damals noch zusammen mit seiner Mutter. Seit 1985 mit seiner Frau Marianne, die er bei einem Heino-Konzert kennengelernt hat. „Da wollte ich erst gar nicht hin“, erzählt er lachend. Heute ist Marianne ein fester Bestandteil der Farm – genauso wie eine ihrer drei Töchter: Mareike. Sie will eines Tages die Farm übernehmen und hat bereits einige Aufgaben übernommen. Das ist nicht selbstverständlich. Viele junge Menschen zieht es in die Städte oder ins Ausland. Mareike ist ein Hoffnungsschimmer in einer Branche, die nicht nur in Namibia, sondern weltweit mit Nachwuchsproblemen kämpft. Doch auch für die 38-Jährige werden die Herausforderungen nicht weniger werden: Steigende Kosten, unbeständiges Wetter und bürokratische Auflagen gehören zum Farmalltag.
Eigentlich hatte Rainers Vater für ihn eine akademische Laufbahn vorgesehen. Doch Rainer wollte einen anderen Weg einschlagen: Koch oder Automechaniker wollte er werden. Schon als Jugendlicher verbrachte er Stunden damit, an seinem alten Ford Pickup zu schrauben – und der führte ihn schließlich wieder zurück in die Heimat; auf die Farm Heimat: „Wo mein Ford war, wollte ich auch sein“, sagt Rainer mit einem Lächeln. So schließt sich ein Kreis: Was als Leidenschaft begann, führte ihn zurück zu seinen Wurzeln – und zur Verantwortung, die Farm in die nächste Generation zu übergeben.
Von Yvonne Jarosch
Diese Unsicherheiten prägen das Leben auf der Farm, erzählt Rainer während einer Rundfahrt über sein Land. „Wenn es nach dem ersten Regen nicht bald erneut regnet, sterben die frischen Triebe wieder ab“, erklärt er. Dann hätten die Tiere Schwierigkeiten, sich ein Polster für die Trockenmonate anzufressen. Die 370 Rinder auf der Farm verbringen die meiste Zeit – laut dem 66-Jährigen 355 Tage im Jahr – draußen. „Ich glaube doch sagen zu dürfen, dass sie ein glückliches Leben haben“, sagt Rainer stolz, als er erklärt hat, wie so ein Tag im Leben eines seiner Rinder aussieht: Aufstehen, Gras fressen, wiederkäuen. Und dann wieder von vorne.
Überlebensstrategien in schwierigen Zeiten
Seine Tiere sind robust und an die schwierigen Bedingungen angepasst, doch auch sie brauchen Regen, um gesund zu bleiben. Das Klima macht das Farmen immer schwieriger. „Ich habe in 45 Jahren schon dreimal neu angefangen“, erzählt er. Die Einnahmen aus dem Farmbetrieb reichen jedoch nicht aus, um wirtschaftlich zu bestehen. „Ohne unsere Gästezimmer wäre es kaum möglich, die Farm zu halten“, gibt er zu bedenken.
Die Gäste, die auf der Farm Heimat übernachten, erleben eine authentische Seite des Farmlebens. Die Seifarts werben bewusst damit, keine klassische Gästefarm zu sein. Stattdessen gewähren sie Einblicke in ihren Alltag, der von ihren vielen verrschiedenen Aufgaben und pragmatischen Entscheidungen geprägt ist. Während der Farm-Rundfahrt in seinem alten Ford Truck aus dem Jahr 1951 wird schnell klar: Rainer liebt es, mit seinen Gästen zu plaudern. Diese stellen aber oft auch kritische Fragen: Ob er bei dem alten Auto gar nicht an die Umwelt denke zum Beispiel. Auf die Frage kontert er schlagfertig: „Wie viele Autos haben Sie sich in der Zeit gekauft und wieder verschrotten lassen?“
Generation um Generation
Seit dem Tod seines Vaters 1979 führt Rainer die Farm – damals noch zusammen mit seiner Mutter. Seit 1985 mit seiner Frau Marianne, die er bei einem Heino-Konzert kennengelernt hat. „Da wollte ich erst gar nicht hin“, erzählt er lachend. Heute ist Marianne ein fester Bestandteil der Farm – genauso wie eine ihrer drei Töchter: Mareike. Sie will eines Tages die Farm übernehmen und hat bereits einige Aufgaben übernommen. Das ist nicht selbstverständlich. Viele junge Menschen zieht es in die Städte oder ins Ausland. Mareike ist ein Hoffnungsschimmer in einer Branche, die nicht nur in Namibia, sondern weltweit mit Nachwuchsproblemen kämpft. Doch auch für die 38-Jährige werden die Herausforderungen nicht weniger werden: Steigende Kosten, unbeständiges Wetter und bürokratische Auflagen gehören zum Farmalltag.
Eigentlich hatte Rainers Vater für ihn eine akademische Laufbahn vorgesehen. Doch Rainer wollte einen anderen Weg einschlagen: Koch oder Automechaniker wollte er werden. Schon als Jugendlicher verbrachte er Stunden damit, an seinem alten Ford Pickup zu schrauben – und der führte ihn schließlich wieder zurück in die Heimat; auf die Farm Heimat: „Wo mein Ford war, wollte ich auch sein“, sagt Rainer mit einem Lächeln. So schließt sich ein Kreis: Was als Leidenschaft begann, führte ihn zurück zu seinen Wurzeln – und zur Verantwortung, die Farm in die nächste Generation zu übergeben.
Von Yvonne Jarosch
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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