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Leserbriefe (3)
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NDR-Film „Deutsche Schuld – Namibia und der Völkermord“

Wenn eine Influencerin, eine Drohne und ein Filmteam auf Kosten der ARD nach Namibia fliegen und „über Völkermord reden“, wird es ernst. Ernst wird es vor allem für diejenigen, die sich – nachdem ihnen falsche Versprechen gemacht wurden – bereiterklärt haben, vor die Kamera der deutschen Filmemacher zu treten. Ihre Erwartungen, an einem Film teilzunehmen, der sich mit dem Thema Versöhnung auseinandersetzt, werden abrupt zerstört.

Zunächst einmal zur Regisseurin: Sie hat sich bisher vor allem mit Filmen zu kulinarischen Themen und Reiseberichten hervorgetan – aber da passt ja Namibia, oder nicht? Die „Völkermord-Thematik“ bekommt man da auch irgendwie untergebracht. Dann nennt man das Ganze eine „Dokumentation und Reportage“.

Wissenschaftliche Begleitung: Fehlanzeige! Die Drohne ist wichtig für schöne Landschaftsaufnahmen und um von oben die Dächer von Gebäuden als Projektionsflächen für Fotos von verhungernden Einheimischen in Ketten zu missbrauchen. Ohne jegliche Erklärung, ohne historischen Zusammenhang. Der Uneingeweihte muss annehmen, dass diese Fotos dorthin gehören. Das ist nicht nur negativer Kolonial-Kitsch: Das ist billige, in diesem Kontext abstoßende Effekthascherei.

Die Influencerin hat sich bisher hauptsächlich mit Modethemen hervorgetan. Aber sie hat einen Vater aus Gambia und da kann sie in dem Film dann unterbringen, dass ihr Vater „auch vor dem Kolonialismus nach Europa flüchten musste“. Dass das alles sehr lange nach der deutschen Kolonialzeit in Namibia geschah und Gambia und Namibia nichts miteinander zu tun haben (Gambia war britisches Protektorat) – wen interessieren schon solche Details? Hauptsache man kann auf Kolonial-Solidarisierung machen.

Die Dame nennt sich übrigens eine „deutsche Journalistin“ und führt die Interviews in nötigender Weise und mit anschließenden, die Interviewpartner herabwürdigen Kommentaren nach Drehschluss mit den Interviewpartner – sodass diese nichts mehr erwidern können. Lernt man diese Interviewtechnik heutzutage bei der ARD? Ganz abgesehen davon, dass die englischsprachigen Interviewpartner nicht korrekt synchronisiert werden...

Die ökonomische Benachteiligung heutiger Namibier, dreißig Jahre nach der Unabhängigkeit wird dann auch mit der Völkermord-Thematik in Zusammenhang gebracht – auch wenn die deutsche Kolonialzeit bereits 1915 zu Ende war und Südwestafrika danach von Südafrika als Mandatsgebiet des Völkerbunds (ab 1946 Treuhandgebiet der UNO) verwaltet wurde. Die „deutsche Journalistin“ findet es nicht fair, dass „die Einheimischen nicht alle in der Innenstadt leben können, wo sie doch herkommen“.

Muss man sich bei der personellen Besetzung dieses Films über solche Aussagen noch wundern? Kein Wort darüber, dass die einheimische, autochthone Elite es sich sehr wohl leisten kann, „in der Innenstadt“ zu leben (die in Windhoek aber hauptsächlich aus Gewerbeimmobilien besteht und nicht aus Wohnimmobilien).

Eine deutschstämmige Namibierin, die eigentlich in diesem Film das kulturelle Erbe ihrer Missionarsvorfahren und deren Bemühen, für die einheimische Bevölkerung zu intervenieren, darlegen wollte, wird in ihren Aussagen so beschnitten und gelenkt, dass sie faktisch auf der Anklagebank sitzt. Leider hat sie sich die Fragen nicht vorher schriftlich geben lassen und wurde auch bei ihrem Versuch, vorher den Inhalt zu besprechen, lediglich immer nur vertröstet – wie sie in einem Facebook-Eintrag ausführlich dargelegt hat.

Noch ärger ergeht es einer jungen Herero-Frau, die die „deutsche Journalistin“ in den Gottesdienst begleitet, wo sie ihr abnötigt zu sagen, ihre Vorfahren seien von den Missionaren „gebrochen worden“, damit sie das Christentum annehmen. Sie selber macht aber deutlich, dass sie sich als Christin wohl fühlt.

Man muss nicht mehr zu diesem Machwerk sagen: Es ist der Gipfel der Inkompetenz, Faktenverdrehung und tendenziösen Inszenierung! Dazu passt, dass mehr als alle anderen Protagonisten die „Hauptdarstellerin“, also die „deutsche Journalistin“ zu sehen ist, wie sie durch das Land reist. Es handelt sich also um einen Safarifilm, bei dem „von Völkermord gesprochen wird“.

Dieses Thema verdient wahrlich eine seriösere Behandlung, aber anscheinend lässt sich in Deutschland niemand anderes finden, als die dritte Garde an Filmemachern, die vor allem Selbstvermarktungszwecke damit verfolgt.

Alles auf Kosten der Rundfunk- und Fernsehgebührenzahler, versteht sich.

J.K. Bauer, Windhoek – der vollständige Namen ist der Redaktion bekannt

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