Loading svg Please wait while we translate the article

Kinderheirat im Fokus

Zahl der Kinderehen nimmt ab – Problem bleibt aktuell
Zum Tag der Menschenrechte startet die Ombetje Yehinga Organisation eine Kampagne gegen Kinderehen in Namibia. Obwohl die rechtliche Grundlage besteht, wurde bis heute kein Fall juristisch geklärt. Das hat Gründe, meint Regisseur Philippe Talavera.
Lea Dillmann Windhoek
Lea Dillmann

Windhoek

Ich war 14 Jahre alt, als mich meine Eltern dazu zwangen, einen Fremden zu heiraten.“ Die Stimme einer jungen Frau erklingt, während die Tanzgruppe der Ombetje Yehinga Organisation (OYO) auf der Bildfläche erscheint. Darunter ist auch der inzwischen verstorbene namibische Schauspieler David Ndjavera. Mit ihrer Geschichte ist das Mädchen nicht allein. Ihrer Stimme folgen in dem zweiminütigen Video noch weitere. Anlässlich zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember hat die OYO auf ihrer Facebookseite ein Video über Kinderheirat in Namibia veröffentlicht sowie ein „Call for Action“ gestartet. Ein zweites Video soll morgen folgen.

„In Windhoek werden wir mit dem Problem nicht konfrontiert. Das mag ein Grund sein, warum wir ihm nicht genügend Aufmerksamkeit schenken“, erklärte der Regisseur der Aufklärungsvideos, Philippe Talavera, gegenüber der AZ. Talavera kam erstmals im Jahr 2017 mit dem kontroversen Thema in Berührung. Damals produzierte er im Auftrag der OYO einen Spielfilm über Kinderehen in Namibia. Es entstand der in Omega in Kavango-Ost gedrehte Film „Kukuri“ mit Einheimischen in den Haupt- und Nebenrollen.

Zahlen rückläufig

Um die 5 400 Ehen mit Minderjährigen wurden zwischen 2011 und 2015 in Namibia geschlossen. Das zeigen Daten des Kinderhilfswerks UNICEF der Vereinten Nationen. „Wie bei vielen Problemen, die Kinder betreffen, werden Kinderehen vermutlich zu wenig gemeldet. Die meisten Studien weisen aber darauf hin, dass die Inzidenz nicht hoch ist und im Laufe der Zeit zurückgegangen ist“, teilte Yolande Engelbrecht vom Legal Assistance Centre (LAC) der AZ mit, das sich seit 1988 für Menschenrechte in Namibia einsetzt. Dabei bezieht sie sich unter anderem auf die „Demographic and Health Survey (DHS)“ aus dem Jahr 2013. Demnach haben rund zwei Prozent der namibischen Frauen zwischen 20 und 49 Jahre im Alter von 15 geheiratet. In der befragten nachfolgenden Generation sind es nur ein Prozent. Ein Bericht des namibischen Ministeriums für Gleichstellung der Geschlechter aus dem Jahr 2020 gibt hingegen deutlich höhere Zahlen an – unterschied bei der Befragung allerdings nicht zwischen einer Ehe und einer festen Partnerschaft. So sollen aktuell 18,4 Prozent der namibischen Frauen noch vor ihrem 18. Geburtstag eine eheähnliche Partnerschaft eingehen und 4,1 Prozent der Männer. Verglichen zu anderen Ländern Afrikas ist die Rate der Kinderehen in Namibia gering. Niger in Zentralafrika gilt laut UNICEF als das Land mit dem höchsten Anteil. 76 Prozent der Mädchen unter 18 Jahre seien dort bereits verheiratet.

Ein Gesetz ohne AnwendungEine Ehe mit einer oder einem Minderjährigen einzugehen oder zu veranlassen, ist bereits seit der Unabhängigkeit Namibias verboten. Wer dieses Recht missbraucht, dem drohen heute eine Geldstrafe von 50 000 N$ und bis zu 20 Jahren Haft. Nur wurde es bis heute nicht einmal angewandt. „Ich glaube, das Gesetz dient in erster Linie dazu, Eltern abzuschrecken“, meinte Talavera. Ein 14-jähriges Mädchen, das die strafrechtlichen Konsequenzen kennt, würde sich wahrscheinlich niemals trauen, die eigenen Eltern anzuzeigen. Zumal auch ihr Partner davon betroffen wäre, von dem sie längst finanziell abhängig ist. Nach Talaveras Ansicht reicht eine rechtliche Grundlage nicht aus. Es müsse mehr getan werden, um die Tradition der Kinderheirat in ländlichen Gebieten Namibias zu brechen. „Solange es weiterhin Kinderehen im Land gibt, werden wir keinen Rückgang von Teenager-Schwangerschaften oder HIV-Infektionen sehen“, betonte Talavera. Um das zu beenden, müssten sich Menschen in wichtigen Positionen kritisch gegen Kinderehen äußern – seien es Politiker oder einflussreiche Leute in den Regionen. Engelbrecht vom LAC betonte, dass es weiterhin wichtig ist, Bewusstsein zu schaffen und Kinder über ihre Rechte aufzuklären. Ein spezielles Training zu Kinderheirat veranstalte das LAC neben ihren bisherigen Bemühungen zu Kinderrechten bisher nicht, da die Zahlen im Vergleich zu anderen Formen von sexuellem Missbrauch recht gering seien. Mit einem „Call for Action“ gegen Kinderehen sammelt die OYO seit Anfang der Woche Unterschriften, mit denen ein Handeln der Politiker eingefordert werden soll. Mehr Information dazu gibt es auf der Facebookseite der OYO. An die weltweite Erklärung der Menschenrechte erinnert das Französisch-Namibische Kulturzentrum mit einer Ausstellung von Fotografien. Diese soll heute Abend mit musikalischer Begleitung von Pianist Harry Rheeder um 18 Uhr eröffnet werden.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Katima Mulilo: 23° | 38° Rundu: 24° | 35° Eenhana: 23° | 35° Oshakati: 25° | 34° Ruacana: 24° | 35° Tsumeb: 22° | 33° Otjiwarongo: 20° | 32° Omaruru: 22° | 36° Windhoek: 21° | 33° Gobabis: 23° | 34° Henties Bay: 15° | 19° Swakopmund: 15° | 16° Walvis Bay: 14° | 23° Rehoboth: 21° | 34° Mariental: 21° | 36° Keetmanshoop: 18° | 36° Aranos: 22° | 36° Lüderitz: 15° | 26° Ariamsvlei: 18° | 36° Oranjemund: 14° | 22° Luanda: 24° | 25° Gaborone: 22° | 36° Lubumbashi: 17° | 34° Mbabane: 18° | 32° Maseru: 15° | 32° Antananarivo: 17° | 29° Lilongwe: 22° | 35° Maputo: 22° | 36° Windhoek: 21° | 33° Cape Town: 16° | 23° Durban: 20° | 26° Johannesburg: 18° | 33° Dar es Salaam: 26° | 32° Lusaka: 22° | 36° Harare: 20° | 31° #REF! #REF!