Erinnerungskultur und Versöhnung
Erneut hat sich der NDR mit dem Genozid an den Herero und Nama während der Kolonialzeit befasst, diesmal auf einem Podcast. Die AZ schrieb darüber am 19. Februar: „Der NDR weiß es am besten.“ Hier ist der Link zur Sendung: https://www.ndr.de/nachrichten/info/Namibia-und-die-deutsche-Kolonialgeschichte-Wie-gelingt-Erinnerungskultur,audio1574002.html
Der ehemalige deutsche Botschafter in Namibia, Christian Mathias Schlaga verfasste dazu einen Gast-Kommentar:
Der NDR-Podcast hebt sich in Inhalt und Narrativ wohltuend von der unsäglichen NDR-Doku „Deutsche Schuld“ ab. Eines zieht sich aber auch bei diesem Podcast wie ein roter Faden durch viele Kommentare:
Alle stellen einen großen Wunsch aller nach Versöhnung fest. Unterstellt man, dass für wirklich alle Akteure dieser Wunsch an erster Stelle steht, so bleibt dennoch eine entscheidende Frage auch in diesem Podcast unbeantwortet: was ist mit „Maßnahmen der Versöhnung“ gemeint? Geht man nämlich an die Details dieses Themas, so wird man schnell feststellen, wie unterschiedlich die Interessen der einzelnen Gruppen und Akteure sind.
Einig scheinen sich alle Kritiker auch in diesem Podcast jedoch darin zu sein, die deutsch-namibische Politische Erklärung von Mai 2021 zu verdammen.
Dabei ist es gerade diese viel gescholtene Politische Erklärung, die als einzige das Potential besitzt (und das nötige Geld mitbringt), viele Maßnahmen gemeinsam zu entwickeln. Das weist einen Weg, den man bei wirklichem Willen zur Versöhnung schnell beschreiten könnte. Damit würde ein Prozess in Gang gesetzt werden, der dem, was man gemeinhin unter „Versöhnung“ versteht, sicher erheblich näherkäme als alles, was von den Kritikern seit Jahren gefordert wird. Ja, die Erklärung ist ein Kompromiss: er erfüllt keine Maximalforderungen, und enthält dennoch viele Möglichkeiten für alle. Wer aber diese Erklärung rundweg ablehnt und zugleich den Eindruck erweckt, dann könne man zurück auf „Start“ gehen und neue Verhandlungen nach den Vorstellungen von OTA/NTLA beginnen, der verkennt die politischen Rahmenbedingungen in beiden Ländern völlig.
Das jedoch, worum es vielen Kritikern - gerade auch in Deutschland nicht zuletzt von Organisationen mit kirchlicher Unterstützung - im Kern geht, hat Herr Henning Melber deutlich gemacht:
Deutschland solle endlich anerkennen, dass damals eine Verletzung damaligen Rechts erfolgt ist und es damit heute eine rechtliche Grundlage für umfangreiche Schadensersatzansprüche – sprich Reparationen – nicht nur für Namibia, sondern alle ehemaligen Kolonien in Afrika gibt.
Dieses damals angeblich verletzte Völkerrecht gab es damals jedoch nicht. Das mag man bedauern, es ist aber ebenso Teil der Geschichte. Etwas anderes ständig zu behaupten, mag zwar verführerisch sein, bringt uns aber in der Sache nicht weiter.
Der ehemalige deutsche Botschafter in Namibia, Christian Mathias Schlaga verfasste dazu einen Gast-Kommentar:
Der NDR-Podcast hebt sich in Inhalt und Narrativ wohltuend von der unsäglichen NDR-Doku „Deutsche Schuld“ ab. Eines zieht sich aber auch bei diesem Podcast wie ein roter Faden durch viele Kommentare:
Alle stellen einen großen Wunsch aller nach Versöhnung fest. Unterstellt man, dass für wirklich alle Akteure dieser Wunsch an erster Stelle steht, so bleibt dennoch eine entscheidende Frage auch in diesem Podcast unbeantwortet: was ist mit „Maßnahmen der Versöhnung“ gemeint? Geht man nämlich an die Details dieses Themas, so wird man schnell feststellen, wie unterschiedlich die Interessen der einzelnen Gruppen und Akteure sind.
Einig scheinen sich alle Kritiker auch in diesem Podcast jedoch darin zu sein, die deutsch-namibische Politische Erklärung von Mai 2021 zu verdammen.
Dabei ist es gerade diese viel gescholtene Politische Erklärung, die als einzige das Potential besitzt (und das nötige Geld mitbringt), viele Maßnahmen gemeinsam zu entwickeln. Das weist einen Weg, den man bei wirklichem Willen zur Versöhnung schnell beschreiten könnte. Damit würde ein Prozess in Gang gesetzt werden, der dem, was man gemeinhin unter „Versöhnung“ versteht, sicher erheblich näherkäme als alles, was von den Kritikern seit Jahren gefordert wird. Ja, die Erklärung ist ein Kompromiss: er erfüllt keine Maximalforderungen, und enthält dennoch viele Möglichkeiten für alle. Wer aber diese Erklärung rundweg ablehnt und zugleich den Eindruck erweckt, dann könne man zurück auf „Start“ gehen und neue Verhandlungen nach den Vorstellungen von OTA/NTLA beginnen, der verkennt die politischen Rahmenbedingungen in beiden Ländern völlig.
Das jedoch, worum es vielen Kritikern - gerade auch in Deutschland nicht zuletzt von Organisationen mit kirchlicher Unterstützung - im Kern geht, hat Herr Henning Melber deutlich gemacht:
Deutschland solle endlich anerkennen, dass damals eine Verletzung damaligen Rechts erfolgt ist und es damit heute eine rechtliche Grundlage für umfangreiche Schadensersatzansprüche – sprich Reparationen – nicht nur für Namibia, sondern alle ehemaligen Kolonien in Afrika gibt.
Dieses damals angeblich verletzte Völkerrecht gab es damals jedoch nicht. Das mag man bedauern, es ist aber ebenso Teil der Geschichte. Etwas anderes ständig zu behaupten, mag zwar verführerisch sein, bringt uns aber in der Sache nicht weiter.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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