Leopardenschießen und das Dilemma mit der Jagd
Gastbeitrag
Die NAPHA betonte vor kurzem öffentlich die Notwendigkeit bei der Leopardenjagd zwischen illegalen und ethisch vertretbaren Praktiken zu unterscheiden. Allerdings haben sie die illegalen Aktivitäten, von denen die Medien berichteten, und die von den Strafverfolgungsbehörden untersucht und vor Gericht verfolgt werden, nicht gleichzeitig klar verurteilt. Hinter den Kulissen betreiben Gruppen innerhalb der Trophäenbranche Lobbyarbeit, um das Jagen mit Hunden und das Jagen bei Nacht zu legalisieren. Das ist äußerst unaufrichtig und könnte als Schuldeingeständnis interpretiert werden – und als Versuch, sich durch die Legalisierung der gesetzeswidrigen Aktivitäten von der Schuld zu befreien. Es scheint klar, dass diese Praktiken sehr viel weiter verbreitet sind als die Branche zugeben möchte, sonst müsste man sich nicht darum bemühen, sie zu legitimieren. Offensichtlich haben einige Anbieter im Busch das Gefühl, über dem Gesetz zu stehen.
Eine Gruppe des Jagdsektors hatte sich in der Vergangenheit darum bemüht, die Einfuhr exotischer Trophäentiere zu legitimieren, mit dem Argument, dass alle im südlichen Afrika heimischen Arten auch als in Namibia heimisch eingestuft werden sollten. Damals gab es genügend Widerstand von etablierten Jagdanbietern, so dass der Versuch scheiterte, dies als offiziellen NAPHA-Standpunkt darzustellen und voranzutreiben. Dennoch hat sich die Einfuhr exotischer Arten und die selektive Zucht von Farbvarianten und außergewöhnlichen Trophäen schleichend in der Branche durchgesetzt. Wildzäune zur Haltung wertvoller Trophäentiere haben sich unter Namibias Landbesitzern enorm verbreitet. Oft handelt es sich dabei um Wildarten, die fern ihres natürlichen Lebensraumes gehalten werden, z.B. Bläss- und Wasserböcke, oder um Farbvarianten, wie sog. schwarze Springböcke oder goldene Oryx.
Es scheint eindeutig, dass nun ein ähnlicher Ansatz zur Legitimierung illegaler Praktiken bei der Erbeutung von Leopardentrophäen verfolgt wird.
Leoparden, die lange an die Futterquelle eines Köders gewöhnt wurden, im Schutz der Nacht unter Zuhilfenahme elektronischer Geräte und Scheinwerfer abzuschießen, hat nichts mit Jagd zu tun. Auch der Einsatz ausgebildeter Hunde, um Leoparden auf Bäume zu jagen, aus denen sie leicht heruntergeschossen werden können, ist nicht als ethische Jagd zu bezeichnen. Beide Praktiken sind nur wenige Schritte von „canned lion hunting“ entfernt, (als Trophäe gezüchtete, direkt vor dem Abschuss freigelassene Löwen) wie es in Südafrika praktiziert und dort als „legal“ verteidigt wird. „Canned lion hunting“ hat wesentlich zur weltweiten Anti-Jagd-Bewegung beigetragen. Die derzeitigen Aktivitäten in Namibia stellen ein vergleichbares Risiko für den Sektor dar.
Es werden abscheuliche Praktiken im Zusammenhang mit dem Abschuss von Leoparden dokumentiert. Leoparden werden in Kastenfallen gefangen und manchmal wochenlang in kleinen Käfigen gehalten – bis der nächste Trophäenkunde eintrifft. Es gibt Hinweise auf brutale Methoden, mit denen die gefangenen Katzen körperlich beeinträchtigt oder behindert werden, so dass sie, wenn sie zum Abschuss freigelassen werden, keine echte Chance haben, den Kugeln des Schützen zu entkommen.
Jagdunternehmer scheuen sich verständlicherweise (davor) schlechtes Verhalten öffentlich anzuprangern. Es wirft ein schlechtes Licht auf die Branche und auf die eigenen Kollegen. Wie hat es Bruce Springsteen gesungen? „Wenn es dein Bruder ist, schaust du manchmal zur anderen Seite“ (Highway Patrolman, 1982). Sollte es allerdings so weit kommen, dass die Zugehörigkeit zur Branche die Ethik und Integrität des Einzelnen in Frage stellt, wird es zu spät sein, das Ansehen wiederherzustellen.
Die NAPHA hat sich wiederholt von unethisch oder illegal agierenden Anbietern distanziert, mit dem Hinweis, dass sie keine NAPHA-Mitglieder seien. Ein einfacher Ausweg für beide Parteien. Unseriöse Anbieter können sich den Kontrollen der Branche entziehen, indem sie keine NAPHA-Mitglieder werden, und die NAPHA wiederum kann sich leicht von in Ungnade gefallenen Anbietern distanzieren. Statt Bestrebungen zur Legalisierung unhaltbarer Praktiken zu dulden, sollte die NAPHA mit dem Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus zusammenarbeiten um Strukturen zu schaffen, durch die alle registrierten Jagdveranstalter gleichzeitig Mitglied einer nationalen Regulierungsbehörde sein müssen, die gemeinsam mit der Regierung für gut geführte, naturschutzorientierte, rechtmäßige und ethisch vertretbare Aktivitäten sorgt. Missstände zu ignorieren, oder sich im Geheimen mit ihnen zu befassen, wirft nur ein noch helleres Licht auf illegales Verhalten, sobald die Wahrheit ans Licht kommt – und das tut sie in der Regel.
Namibia ist stolz auf die nachhaltige Nutzung einheimischer natürlicher Ressourcen zum Wohle heutiger und künftiger Generationen. Die Naturschutzjagd ist ein wichtiger Bestandteil dieser nachhaltigen Nutzung, wobei der Schwerpunkt auf einheimischen Ressourcen und gesunden Ökosystemen liegt. In diesem Zusammenhang ist Jagd eine ausgewogene Auseinandersetzung mit der Natur, und Teilnahme an der natürlichen Dynamik von Jäger und Beute. Das Umweltministerium setzt sich bereits seit Jahren für dieses Konzept ein, das messbar positive Ergebnisse für den Naturschutz und lokale Gemeinschaften mit sich bringt. Namibia kann sich dadurch von den Praktiken des Trophäenschießens distanzieren, die immer wieder den Wert nachhaltiger Nutzung untergraben.
Die Wildtierzucht hat sich zu einem lukrativen Sektor des landwirtschaftlichen Mainstreams entwickelt. Sie orientiert sich dabei am üblichen Ansatz der Landwirtschaft, Tiere für den Markt zu züchten, und so wird sie auch in Landwirtschaftszeitschriften in Südafrika und Namibia dargestellt. Dies ist jedoch keine Naturschutzaktivität. Wildtierzucht beeinträchtigt den Erhalt genetischer Integrität und die natürliche Verbreitung von Arten, und gefährdet natürlich vorkommende genetische Varianten und Unterarten. Wenn Trophäenschießen als Sport betrieben wird, um auf sehr kontrollierte Weise und mit künstlichen Hilfsmitteln Gewinne zu erzielen, und wenn die Tiere ausschließlich für den Abschuss gehalten und gezüchtet werden, dann ist dies ganz einfach ein Teil des Wildzucht-Agrarsektors. Aber auch hier muss sichergestellt werden, dass Aktivitäten im gesetzlichen Rahmen bleiben und Tierquälerei verurteilt wird.
Namibia ist weltweit bekannt für solide und pragmatische Ansätze im Naturschutz. Die Jagdindustrie, und auch die weitere Naturschutzgemeinschaft in Namibia, müssen entscheiden, wie sie nachhaltige Nutzung auf lokaler und globaler Ebene gestalten wollen, um sicherzustellen, dass Namibias guter Ruf intakt bleibt. Wenn sich die gegenwärtigen Trends auf privatem Grundbesitz fortsetzen, wird die Naturschutzjagd hauptsächlich in Jagdkonzessionen in kommunalen Schutzgebieten möglich sein, wo freilebende einheimische Arten in natürlichen Systemen vorkommen.
Von Helge Denker
Helge Denker ist ein namibischer Naturschützer, Schriftsteller und Künstler. Von 1998 bis 2011 war er als Berufsjäger und NAPHA-Mitglied registriert. Seither stehen Natur- und Umweltschutz in ländlichen Gemeinschaften, und die Unterstützung der Regierung bei der Bekämpfung von Wildtierkriminalität im Mittelpunkt seiner Arbeit, ebenso wie Schriftstellerei und Kunst.
Eine Gruppe des Jagdsektors hatte sich in der Vergangenheit darum bemüht, die Einfuhr exotischer Trophäentiere zu legitimieren, mit dem Argument, dass alle im südlichen Afrika heimischen Arten auch als in Namibia heimisch eingestuft werden sollten. Damals gab es genügend Widerstand von etablierten Jagdanbietern, so dass der Versuch scheiterte, dies als offiziellen NAPHA-Standpunkt darzustellen und voranzutreiben. Dennoch hat sich die Einfuhr exotischer Arten und die selektive Zucht von Farbvarianten und außergewöhnlichen Trophäen schleichend in der Branche durchgesetzt. Wildzäune zur Haltung wertvoller Trophäentiere haben sich unter Namibias Landbesitzern enorm verbreitet. Oft handelt es sich dabei um Wildarten, die fern ihres natürlichen Lebensraumes gehalten werden, z.B. Bläss- und Wasserböcke, oder um Farbvarianten, wie sog. schwarze Springböcke oder goldene Oryx.
Es scheint eindeutig, dass nun ein ähnlicher Ansatz zur Legitimierung illegaler Praktiken bei der Erbeutung von Leopardentrophäen verfolgt wird.
Leoparden, die lange an die Futterquelle eines Köders gewöhnt wurden, im Schutz der Nacht unter Zuhilfenahme elektronischer Geräte und Scheinwerfer abzuschießen, hat nichts mit Jagd zu tun. Auch der Einsatz ausgebildeter Hunde, um Leoparden auf Bäume zu jagen, aus denen sie leicht heruntergeschossen werden können, ist nicht als ethische Jagd zu bezeichnen. Beide Praktiken sind nur wenige Schritte von „canned lion hunting“ entfernt, (als Trophäe gezüchtete, direkt vor dem Abschuss freigelassene Löwen) wie es in Südafrika praktiziert und dort als „legal“ verteidigt wird. „Canned lion hunting“ hat wesentlich zur weltweiten Anti-Jagd-Bewegung beigetragen. Die derzeitigen Aktivitäten in Namibia stellen ein vergleichbares Risiko für den Sektor dar.
Es werden abscheuliche Praktiken im Zusammenhang mit dem Abschuss von Leoparden dokumentiert. Leoparden werden in Kastenfallen gefangen und manchmal wochenlang in kleinen Käfigen gehalten – bis der nächste Trophäenkunde eintrifft. Es gibt Hinweise auf brutale Methoden, mit denen die gefangenen Katzen körperlich beeinträchtigt oder behindert werden, so dass sie, wenn sie zum Abschuss freigelassen werden, keine echte Chance haben, den Kugeln des Schützen zu entkommen.
Jagdunternehmer scheuen sich verständlicherweise (davor) schlechtes Verhalten öffentlich anzuprangern. Es wirft ein schlechtes Licht auf die Branche und auf die eigenen Kollegen. Wie hat es Bruce Springsteen gesungen? „Wenn es dein Bruder ist, schaust du manchmal zur anderen Seite“ (Highway Patrolman, 1982). Sollte es allerdings so weit kommen, dass die Zugehörigkeit zur Branche die Ethik und Integrität des Einzelnen in Frage stellt, wird es zu spät sein, das Ansehen wiederherzustellen.
Die NAPHA hat sich wiederholt von unethisch oder illegal agierenden Anbietern distanziert, mit dem Hinweis, dass sie keine NAPHA-Mitglieder seien. Ein einfacher Ausweg für beide Parteien. Unseriöse Anbieter können sich den Kontrollen der Branche entziehen, indem sie keine NAPHA-Mitglieder werden, und die NAPHA wiederum kann sich leicht von in Ungnade gefallenen Anbietern distanzieren. Statt Bestrebungen zur Legalisierung unhaltbarer Praktiken zu dulden, sollte die NAPHA mit dem Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus zusammenarbeiten um Strukturen zu schaffen, durch die alle registrierten Jagdveranstalter gleichzeitig Mitglied einer nationalen Regulierungsbehörde sein müssen, die gemeinsam mit der Regierung für gut geführte, naturschutzorientierte, rechtmäßige und ethisch vertretbare Aktivitäten sorgt. Missstände zu ignorieren, oder sich im Geheimen mit ihnen zu befassen, wirft nur ein noch helleres Licht auf illegales Verhalten, sobald die Wahrheit ans Licht kommt – und das tut sie in der Regel.
Namibia ist stolz auf die nachhaltige Nutzung einheimischer natürlicher Ressourcen zum Wohle heutiger und künftiger Generationen. Die Naturschutzjagd ist ein wichtiger Bestandteil dieser nachhaltigen Nutzung, wobei der Schwerpunkt auf einheimischen Ressourcen und gesunden Ökosystemen liegt. In diesem Zusammenhang ist Jagd eine ausgewogene Auseinandersetzung mit der Natur, und Teilnahme an der natürlichen Dynamik von Jäger und Beute. Das Umweltministerium setzt sich bereits seit Jahren für dieses Konzept ein, das messbar positive Ergebnisse für den Naturschutz und lokale Gemeinschaften mit sich bringt. Namibia kann sich dadurch von den Praktiken des Trophäenschießens distanzieren, die immer wieder den Wert nachhaltiger Nutzung untergraben.
Die Wildtierzucht hat sich zu einem lukrativen Sektor des landwirtschaftlichen Mainstreams entwickelt. Sie orientiert sich dabei am üblichen Ansatz der Landwirtschaft, Tiere für den Markt zu züchten, und so wird sie auch in Landwirtschaftszeitschriften in Südafrika und Namibia dargestellt. Dies ist jedoch keine Naturschutzaktivität. Wildtierzucht beeinträchtigt den Erhalt genetischer Integrität und die natürliche Verbreitung von Arten, und gefährdet natürlich vorkommende genetische Varianten und Unterarten. Wenn Trophäenschießen als Sport betrieben wird, um auf sehr kontrollierte Weise und mit künstlichen Hilfsmitteln Gewinne zu erzielen, und wenn die Tiere ausschließlich für den Abschuss gehalten und gezüchtet werden, dann ist dies ganz einfach ein Teil des Wildzucht-Agrarsektors. Aber auch hier muss sichergestellt werden, dass Aktivitäten im gesetzlichen Rahmen bleiben und Tierquälerei verurteilt wird.
Namibia ist weltweit bekannt für solide und pragmatische Ansätze im Naturschutz. Die Jagdindustrie, und auch die weitere Naturschutzgemeinschaft in Namibia, müssen entscheiden, wie sie nachhaltige Nutzung auf lokaler und globaler Ebene gestalten wollen, um sicherzustellen, dass Namibias guter Ruf intakt bleibt. Wenn sich die gegenwärtigen Trends auf privatem Grundbesitz fortsetzen, wird die Naturschutzjagd hauptsächlich in Jagdkonzessionen in kommunalen Schutzgebieten möglich sein, wo freilebende einheimische Arten in natürlichen Systemen vorkommen.
Von Helge Denker
Helge Denker ist ein namibischer Naturschützer, Schriftsteller und Künstler. Von 1998 bis 2011 war er als Berufsjäger und NAPHA-Mitglied registriert. Seither stehen Natur- und Umweltschutz in ländlichen Gemeinschaften, und die Unterstützung der Regierung bei der Bekämpfung von Wildtierkriminalität im Mittelpunkt seiner Arbeit, ebenso wie Schriftstellerei und Kunst.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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