Wasserstoff: Sehen heißt glauben
Ein Jahr nachdem Namibia in die Unabhängigkeit entlassen worden war jubelten die Medien: Im Juli 1991 hatten der damalige Minister für Bergbau und Energie, Andimba Toivo ya Toivo, und der Vorsitzende von Enerkor, Frank Atherstone, ein Grundsatzabkommen unterzeichnet, in Usakos eine Ölraffinerie zu errichten. Viele Jahre später, seit Juli 2019, soll die „erste Raffinerie“ in Walvis Bay entstehen. Diesmal ist Clasox Petroleum an der Reihe.
Seit 32 Jahren werden tolle Projekte angekündigt. Es sollte bereits ein Nuklearkraftwerk entstehen und der Gründungspräsident ließ ein Chevrolet-Werk errichten, das später dicht machte, nachdem es vor sich hindümpelte, dem Peugeot-Opel-Werk heute in Walvis Bay sehr ähnlich.
Wir haben ausländische Großunternehmer um Millionen gebracht, indem „wir“ (d.h. politisch gut vernetzte Familien) diesen Interessenten Gas- und Ölkonzessionen vor der namibischen Küste weiterverkauften. „Wir“ haben unsere Leute belogen, wenn es darum ging Holz aus dem Kavango an China zu verscherbeln und haben es genauso gehalten, als es galt Ölexplorationsgenehmigungen in diesen Gebieten zu vergeben. „Wir“ führen unsere Mineralien oft für einen Appel und ein Ei aus und „wir“ verprassen unsere Fischressourcen bei jeder Gelegenheit.
Und jetzt haben „wir“ endlich den Punkt erreicht, wo Namibias Bruttosozialprodukt – mir nichts dir nichts – verdoppelt werden soll. Man hört „uns“ herumposaunen, dass wir eine Supermacht auf dem Gebiet der Wasserstoffherstellung werden. Allen Namibiern winken Arbeitsstellen und vor allem der Wohlstand! Kurzum: „Wir“ haben mal wieder ausgesorgt!
Als Realist glaube ich es erst, wenn ich es sehe. Woran ich wohl glaube ist, dass die AZ unweigerlich irgendwann Schlagzeilen bringen wird: wenn nicht über Korruption, dann über Umweltfragen, weil „wir“ schon wieder eine solche Entwicklung in ein Schutz- und Hegegebiet verlagern!
Frank Steffen
Frank Steffen
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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