25 Jahre Deutscher Hörfunk: Achterbahnfahrt im positiven Sinne
Als das Deutsche Hörfunkprogramm (DHFP) der NBC vor 25 Jahren auf Sendung ging, war sie noch ein Schulmädchen. Heute ist Michaela Jaeger Programm-Koordinatorin und verantwortlich für Inhalte der Sendungen, Neuerungen und das Mitarbeiterteam. Doro Grebe hat sie interviewt.
AZ: 25 Jahre und kein bisschen leise - passt dieser Slogan auch auf das Deutsche Hörfunkprogramm im Jahr 2004?
M.Jaeger: Das stimmt vollkommen. Wir und unser Programm sind weiterhin nicht leise. Wir sind nicht ungehörig laut, aber wir erheben unsere Stimme, um zur Förderung der deutschen Sprache, aber auch einer deutsch-namibischen Kultur hier im Land beizutragen. Vielleicht ist das bislang ein wenig kurz gekommen, aber wir wollen zukünftig auch vemehrt auf deutschsprachige Namibier im Mitarbeiterteam setzen. Außerdem richten wir den Blick über den Tellerrand hinaus: Hörer mit Deutsch als Fremdsprache werden für uns immer wichtiger.
AZ: Wie schätzt Du die Entwicklung des DHFP über die vergangenen 25 Jahre ein? Geht der Trend eher aufwärts oder abwärts?
M.Jaeger: Ich kann vor allem für die Jahre sprechen, in denen ich hier beschäftigt bin und für die Zeit, in der ich die Verantwortung für das Programm trage. Es war eine Achterbahnfahrt, und das im positiven Sinne. Es gibt Höhen und Tiefen, aber langweilig wird es dabei nie. Radio ist ein lebendiges Medium und selbst ein schlechter Tag hat eine Dynamik und liefert einen Beitrag zur Entwicklung des Programms und der Moderatoren.
Gerade in den vergangenen Monaten hatten wir einiges an Bewegung: Da die NBC sich zwei Übertragungswagen angeschafft hat, konnten wir viel öfter ins Land fahren und von dort senden. Das ist sehr wertvoll für uns: Wir lernen unsere Hörer kennen und sie und - uns außerdem kommen wir mal aus den doch weniger freundlichen Sendestudios der NBC raus. Gerne würden wir das noch ausweiten, aber das ist natürlich immer eine Kostenfrage. Zahlreiche Unternehmen unterstützen uns bereits, aber da wir mit Geld nicht gerade gesegnet sind, freuen wir uns natürlich immer über Leute, die etwas Geld für uns übrig haben.
AZ: Welchen Stellenwert nimmt das DHFP heute Deiner Meinung nach in Namibia ein?
M.Jaeger: Unser Anspruch ist, ein permanenter Bestandteil der deutschsprachigen Gesellschaft in Namibia zu sein. Ob wir das immer schaffen weiß ich nicht, aber wir tun unser bestes dafür. Wir wollen, dass die Hörer uns in ihr Leben integrieren, wir wollen sie unterhalten, informieren und nebenher auch ein wenig bilden. Positive Rückmeldungen haben uns gezeigt, dass die Akzeptanz größer wird. Wir breiten uns aus, was natürlich nicht heißt, dass wir unsere etablierten Hörer vernachlässigen.
AZ: Gerne wird der Deutsche Dienst als Draht der Farmer zur Außenwelt bezeichnet - seht Ihr Euch so?
M.Jaeger: Da ist sicher was dran, aber leider leidet dieser Draht nach außen momentan ein wenig, da wir Probleme mit unserer Kurzwelle haben, deren Behebung sehr teuer ist. Das ist für uns besonders ärgerlich, da wir über die Kurzwelle Hörer erreichen, die sonst nur eingeschränkt Zugang zu Informationen haben - und genau da müssten wir zur Stelle sein. Die NBC plant aber jetzt, mehr Mittelwelle-Sendemasten aufzustellen, damit wir eines Tages auf diese Weise für die ganze Nation zu hören sind.
AZ: Was bereitet Dir derzeit die größten Sorgen hinsichtlich der Programmgestaltung?
M.Jaeger: Auch wir merken, dass der Staat den Gürtel enger schnallt und der NBC somit weniger Geld zur Verfügung stellt. Dieses muss dann ja auch noch unter den zehn Sprachdiensten sowie dem Fernsehen aufgeteilt werden. Das bringt uns momentan sehr an unsere Grenzen und macht mir Kopfschmerzen, denn die Vielseitigkeit unseres Programms leidet darunter. Wir würden gerne viel mehr lokale Themen bearbeiten, aber das schaffen wir überhaupt nicht mit unserem Team aus sieben Leuten. Aber ich bin trotzdem dankbar für das unermüdliche Engagement meiner Leute. Sie übernehmen widerstandslos Sonderaufgaben, arbeiten Überstunden, setzen sich ein und sind mit Herz und Leidenschaft dabei. Ohne das Team wäre diese Aufgabe nicht machbar.
AZ: Wie sieht es aus mit Nachwuchs? Gibt es hier im Land Potenzial?
M.Jaeger: Es gibt sicherlich Nachwuchs, aber nicht reichlich. Gerade in den Augen von einigen jungen Leuten hat das Deutsche Hörfunkprogramm nicht den besten Ruf - dieses Image müssen wir ablegen. Ich wundere mich manchmal, dass sich hier im Land nur wenige für unseren Job begeistern können. Zugegebenermaßen verdient man vielleicht weniger als ein Buchhalter, aber dafür ist es ein schöngeistiger Beruf. Wir haben das Privileg, Sprache "schön" vermitteln zu dürfen. Auch auf unser Team werden Probleme zukommen. Laut NBC-Vorgabe dürfen wir niemanden mehr fest anstellen und freie Mitarbeiter kosten sehr viel Geld. Sybille Moldzio verlässt uns bald wegen ihres Studiums und auch andere Kollegen werden nicht ewig hier bleiben. Es gibt zwar Angebote, aber gute Rundfunkredakteure sind in Namibia selten und wertvoll wie Diamanten am Strand.
AZ: Ein Blick in die Studios der NBC stimmt hinsichtlich der technischen Ausstattung nicht gerade optimistisch, Mitarbeiter beschweren sich immer wieder über mangelnde Qualität oder Probleme mit den Geräten. Ist das wirklich ein Handicap?
M.Jaeger: Ja, in diesem Bereich machen wir eine schwere Zeit durch, wohl eine Art Achterbahn-Tief. Wir kämpfen wirklich mit der veralteten Technik. Aber es gibt ein wenig Hoffnung: Die Nationale Planungskommission hat der NBC im Rahmen der Vision 2030 Geld für neue Mischpulte zur Verfügung gestellt, die Anfang des kommenden Jahres installiert werden sollen.
AZ: Böse Zungen verschreien das DHFP gerne als "Senioren-Sender". Was tut Ihr, um auch junge Hörer für Euer Programm zu begeistern?
M.Jaeger: Im vergangenen Jahr haben wir für die ganz jungen Hörer das Sandmännchen wieder eingeführt. An Wochentagen präsentiert Ulli Gall die Sendung "Hallo Kinder" für das Vorschulalter, im Anschluss daran folgt "Wissen ist Macht", darin wollen wir Informationen auf unterhaltsame Weise kindgerecht vermitteln. Danach beginnt das Jugendprogramm "Volle Pulle!" mit Sybille Moldzio, das wir inhaltlich aufgewertet haben. Aber nicht nur im Programm, sondern auch beim Personal hat eine Verjüngung stattgefunden. Wir haben unser Küken Sybille Moldzio angestellt, Wilfried Hähner ist auch noch jung Naita Hishoono ebenfalls - und ganz so alt bin ich ja auch noch nicht (lacht). Die Zusammenstellung ist also sehr ausgewogen, um nicht zu sagen, ideal: Wir haben spontane Ideen auf der einen und Erfahrung auf der anderen Seite. Und auch die Musik ist jünger geworden. Natürlich können wir keine 180-Grad-Wendung machen, aber wir berücksichtigen jetzt auch die Zielgruppe zwischen 25 und 40, die sich bisher auf unserer Frequenz absolut unwohl gefühlt hat. Dabei müssen wir uns natürlich auch bemühen, unsere treuen, lang gedienten Hörer nicht vor den Kopf zu stoßen und versuchen ein Programm zu gestalten, das Jung und Alt erfreut und beiden nutzt. Allerdings geschieht das weniger durch die Musik, sondern eher durch Themenauswahl und Moderation. Um junge Hörer zu gewinnen, haben uns sicherlich die Außenübertragungen geholfen. Die Kinder und Jugendlichen haben das Programm mitgestaltet und echtes Interesse an der Technik gezeigt.
AZ: Im Vergleich mit internationalen Standards hat das DHPF sowohl hinsichtlich der Programmgestaltung wie auch bei den Moderatoren sicher noch einigen Nachholbedarf. Wie schätzt Ihr selbst Euer derzeitiges Programm ein und gibt es Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität?
M.Jaeger: Wir sind uns im Klaren darüber, dass wir nicht perfekt und schon gar nicht mit deutschen Radiosendern vergleichbar sind. Aber vielleicht sind wir etwas persönlicher und herzlicher. Trotzdem wollen wir weiterhin stetig unseren Standard verbessern und Mängel beseitigen. Das ist sicherlich ein Entwicklungsprozess. Hilfreich ist dabei bestimmt auch ein Nachrichten-Kurs, den die Deutsche Welle bei uns durchführen wird. Aber ich weiß, dass die Redakteure auch versuchen, an sich selbst zu arbeiten, um Defizite auszugleichen. Wir haben Potenzial, in das wir investieren müssen, denn die Frage stellt sich natürlich immer: Wie gut kann unser Programm sein, wenn unser Deutsch nicht gut ist. Aber in fünf Jahren möchte ich von uns behaupten können, dass wir im Bereich "Nachrichten und Aktuelles" ein professionelles Programm abliefern können.
AZ: Die Nachrichten der NBC sind zumeist sehr einseitig und im Aktualitätenprogramm vermisst man oft heikle Themen, die aber vielleicht gerade für die deutschsprachige Zielgruppe sehr interessant sein könnten. Gibt es da eine Zensur?
M.Jaeger: Eine wirklich strenge Zensur kann ich eigentlich nicht beobachten. Unser Auftrag ist es, ausgewogen zu berichten und immer beide Seiten zu befragen. Wenn wir das - aus welchen Gründen auch immer - nicht können, sind wir lieber ruhig und verzichten auf das Thema. Ich weiß, dass NBC in dieser Hinsicht umstritten ist, wir sehen das auch gerade jetzt, wenn es um die Vergabe von Sendezeiten für Wahlwerbung der Parteien geht. Aber Wahlen sind immer eine heikle Sache. Wir greifen nicht alles auf, was wir bekommen, denn wir müssen hinterfragen, ob uns nicht jemand für Meinungsmache benutzen will.
Auf die Nachrichten haben wir keinen Einfluss, aber sollten darin wirklich einmal ausgrenzende oder polarisierende Sprache oder gar Rassenhass enthalten sein, dann sollten sich unsere Hörer beschweren. Mit einer solchen Beschwerde kann ich dann wiederum zu meinen Vorgesetzten gehen, auch wenn ich keinen Einfluss darauf habe, was mit der Eingabe passiert.
AZ: 25 Jahre sind ein Grund zum Feiern, zur Rückschau, aber auch zum Ausblick. Wo steht das deutsche Hörfunkprogramm in 25 Jahren?
M.Jaeger: Da muss man wohl zwei Optionen ganz klar unterscheiden. Die erste: wir bekommen Geld. Dann sehe ich uns mit einem 24-Stunden-Programm, stündlichen Nachrichten, ausreichend hochqualifizierten Redakteuren, die noch genau so motiviert sind wie mein jetziges Team, und einer toleranten und informierten Hörerschaft. Wir könnten interaktives Radio präsentieren; professionell, persönlich und lokal. Wir könnten die deutsche Sprache in und für Namibia fördern, ohne uns eine exklusive Stellung zu verleihen und so zur Verständigung und zur Versöhnung beitragen. Wenn wir kein Geld bekommen, wollen wir einfach nur am Leben bleiben und versuchen, im Rahmen des Möglichen Qualität und Vielseitigkeit zu verbessern. Wünsche habe ich jedenfalls viele für die Zukunft: mehr Geld, neue Büroräume, mehr Computer, digitale Programme und eine sichere Stromversorgung - dazu auch noch das nötige Maß an Kraft und Geduld. Ob sich alles erfüllen wird, weiß ich nicht, aber eines weiß ich sicher: In 25 Jahren werden wir sagen können: Wir sind noch da!
AZ: Vielen Dank für das Gespräch.
AZ: 25 Jahre und kein bisschen leise - passt dieser Slogan auch auf das Deutsche Hörfunkprogramm im Jahr 2004?
M.Jaeger: Das stimmt vollkommen. Wir und unser Programm sind weiterhin nicht leise. Wir sind nicht ungehörig laut, aber wir erheben unsere Stimme, um zur Förderung der deutschen Sprache, aber auch einer deutsch-namibischen Kultur hier im Land beizutragen. Vielleicht ist das bislang ein wenig kurz gekommen, aber wir wollen zukünftig auch vemehrt auf deutschsprachige Namibier im Mitarbeiterteam setzen. Außerdem richten wir den Blick über den Tellerrand hinaus: Hörer mit Deutsch als Fremdsprache werden für uns immer wichtiger.
AZ: Wie schätzt Du die Entwicklung des DHFP über die vergangenen 25 Jahre ein? Geht der Trend eher aufwärts oder abwärts?
M.Jaeger: Ich kann vor allem für die Jahre sprechen, in denen ich hier beschäftigt bin und für die Zeit, in der ich die Verantwortung für das Programm trage. Es war eine Achterbahnfahrt, und das im positiven Sinne. Es gibt Höhen und Tiefen, aber langweilig wird es dabei nie. Radio ist ein lebendiges Medium und selbst ein schlechter Tag hat eine Dynamik und liefert einen Beitrag zur Entwicklung des Programms und der Moderatoren.
Gerade in den vergangenen Monaten hatten wir einiges an Bewegung: Da die NBC sich zwei Übertragungswagen angeschafft hat, konnten wir viel öfter ins Land fahren und von dort senden. Das ist sehr wertvoll für uns: Wir lernen unsere Hörer kennen und sie und - uns außerdem kommen wir mal aus den doch weniger freundlichen Sendestudios der NBC raus. Gerne würden wir das noch ausweiten, aber das ist natürlich immer eine Kostenfrage. Zahlreiche Unternehmen unterstützen uns bereits, aber da wir mit Geld nicht gerade gesegnet sind, freuen wir uns natürlich immer über Leute, die etwas Geld für uns übrig haben.
AZ: Welchen Stellenwert nimmt das DHFP heute Deiner Meinung nach in Namibia ein?
M.Jaeger: Unser Anspruch ist, ein permanenter Bestandteil der deutschsprachigen Gesellschaft in Namibia zu sein. Ob wir das immer schaffen weiß ich nicht, aber wir tun unser bestes dafür. Wir wollen, dass die Hörer uns in ihr Leben integrieren, wir wollen sie unterhalten, informieren und nebenher auch ein wenig bilden. Positive Rückmeldungen haben uns gezeigt, dass die Akzeptanz größer wird. Wir breiten uns aus, was natürlich nicht heißt, dass wir unsere etablierten Hörer vernachlässigen.
AZ: Gerne wird der Deutsche Dienst als Draht der Farmer zur Außenwelt bezeichnet - seht Ihr Euch so?
M.Jaeger: Da ist sicher was dran, aber leider leidet dieser Draht nach außen momentan ein wenig, da wir Probleme mit unserer Kurzwelle haben, deren Behebung sehr teuer ist. Das ist für uns besonders ärgerlich, da wir über die Kurzwelle Hörer erreichen, die sonst nur eingeschränkt Zugang zu Informationen haben - und genau da müssten wir zur Stelle sein. Die NBC plant aber jetzt, mehr Mittelwelle-Sendemasten aufzustellen, damit wir eines Tages auf diese Weise für die ganze Nation zu hören sind.
AZ: Was bereitet Dir derzeit die größten Sorgen hinsichtlich der Programmgestaltung?
M.Jaeger: Auch wir merken, dass der Staat den Gürtel enger schnallt und der NBC somit weniger Geld zur Verfügung stellt. Dieses muss dann ja auch noch unter den zehn Sprachdiensten sowie dem Fernsehen aufgeteilt werden. Das bringt uns momentan sehr an unsere Grenzen und macht mir Kopfschmerzen, denn die Vielseitigkeit unseres Programms leidet darunter. Wir würden gerne viel mehr lokale Themen bearbeiten, aber das schaffen wir überhaupt nicht mit unserem Team aus sieben Leuten. Aber ich bin trotzdem dankbar für das unermüdliche Engagement meiner Leute. Sie übernehmen widerstandslos Sonderaufgaben, arbeiten Überstunden, setzen sich ein und sind mit Herz und Leidenschaft dabei. Ohne das Team wäre diese Aufgabe nicht machbar.
AZ: Wie sieht es aus mit Nachwuchs? Gibt es hier im Land Potenzial?
M.Jaeger: Es gibt sicherlich Nachwuchs, aber nicht reichlich. Gerade in den Augen von einigen jungen Leuten hat das Deutsche Hörfunkprogramm nicht den besten Ruf - dieses Image müssen wir ablegen. Ich wundere mich manchmal, dass sich hier im Land nur wenige für unseren Job begeistern können. Zugegebenermaßen verdient man vielleicht weniger als ein Buchhalter, aber dafür ist es ein schöngeistiger Beruf. Wir haben das Privileg, Sprache "schön" vermitteln zu dürfen. Auch auf unser Team werden Probleme zukommen. Laut NBC-Vorgabe dürfen wir niemanden mehr fest anstellen und freie Mitarbeiter kosten sehr viel Geld. Sybille Moldzio verlässt uns bald wegen ihres Studiums und auch andere Kollegen werden nicht ewig hier bleiben. Es gibt zwar Angebote, aber gute Rundfunkredakteure sind in Namibia selten und wertvoll wie Diamanten am Strand.
AZ: Ein Blick in die Studios der NBC stimmt hinsichtlich der technischen Ausstattung nicht gerade optimistisch, Mitarbeiter beschweren sich immer wieder über mangelnde Qualität oder Probleme mit den Geräten. Ist das wirklich ein Handicap?
M.Jaeger: Ja, in diesem Bereich machen wir eine schwere Zeit durch, wohl eine Art Achterbahn-Tief. Wir kämpfen wirklich mit der veralteten Technik. Aber es gibt ein wenig Hoffnung: Die Nationale Planungskommission hat der NBC im Rahmen der Vision 2030 Geld für neue Mischpulte zur Verfügung gestellt, die Anfang des kommenden Jahres installiert werden sollen.
AZ: Böse Zungen verschreien das DHFP gerne als "Senioren-Sender". Was tut Ihr, um auch junge Hörer für Euer Programm zu begeistern?
M.Jaeger: Im vergangenen Jahr haben wir für die ganz jungen Hörer das Sandmännchen wieder eingeführt. An Wochentagen präsentiert Ulli Gall die Sendung "Hallo Kinder" für das Vorschulalter, im Anschluss daran folgt "Wissen ist Macht", darin wollen wir Informationen auf unterhaltsame Weise kindgerecht vermitteln. Danach beginnt das Jugendprogramm "Volle Pulle!" mit Sybille Moldzio, das wir inhaltlich aufgewertet haben. Aber nicht nur im Programm, sondern auch beim Personal hat eine Verjüngung stattgefunden. Wir haben unser Küken Sybille Moldzio angestellt, Wilfried Hähner ist auch noch jung Naita Hishoono ebenfalls - und ganz so alt bin ich ja auch noch nicht (lacht). Die Zusammenstellung ist also sehr ausgewogen, um nicht zu sagen, ideal: Wir haben spontane Ideen auf der einen und Erfahrung auf der anderen Seite. Und auch die Musik ist jünger geworden. Natürlich können wir keine 180-Grad-Wendung machen, aber wir berücksichtigen jetzt auch die Zielgruppe zwischen 25 und 40, die sich bisher auf unserer Frequenz absolut unwohl gefühlt hat. Dabei müssen wir uns natürlich auch bemühen, unsere treuen, lang gedienten Hörer nicht vor den Kopf zu stoßen und versuchen ein Programm zu gestalten, das Jung und Alt erfreut und beiden nutzt. Allerdings geschieht das weniger durch die Musik, sondern eher durch Themenauswahl und Moderation. Um junge Hörer zu gewinnen, haben uns sicherlich die Außenübertragungen geholfen. Die Kinder und Jugendlichen haben das Programm mitgestaltet und echtes Interesse an der Technik gezeigt.
AZ: Im Vergleich mit internationalen Standards hat das DHPF sowohl hinsichtlich der Programmgestaltung wie auch bei den Moderatoren sicher noch einigen Nachholbedarf. Wie schätzt Ihr selbst Euer derzeitiges Programm ein und gibt es Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität?
M.Jaeger: Wir sind uns im Klaren darüber, dass wir nicht perfekt und schon gar nicht mit deutschen Radiosendern vergleichbar sind. Aber vielleicht sind wir etwas persönlicher und herzlicher. Trotzdem wollen wir weiterhin stetig unseren Standard verbessern und Mängel beseitigen. Das ist sicherlich ein Entwicklungsprozess. Hilfreich ist dabei bestimmt auch ein Nachrichten-Kurs, den die Deutsche Welle bei uns durchführen wird. Aber ich weiß, dass die Redakteure auch versuchen, an sich selbst zu arbeiten, um Defizite auszugleichen. Wir haben Potenzial, in das wir investieren müssen, denn die Frage stellt sich natürlich immer: Wie gut kann unser Programm sein, wenn unser Deutsch nicht gut ist. Aber in fünf Jahren möchte ich von uns behaupten können, dass wir im Bereich "Nachrichten und Aktuelles" ein professionelles Programm abliefern können.
AZ: Die Nachrichten der NBC sind zumeist sehr einseitig und im Aktualitätenprogramm vermisst man oft heikle Themen, die aber vielleicht gerade für die deutschsprachige Zielgruppe sehr interessant sein könnten. Gibt es da eine Zensur?
M.Jaeger: Eine wirklich strenge Zensur kann ich eigentlich nicht beobachten. Unser Auftrag ist es, ausgewogen zu berichten und immer beide Seiten zu befragen. Wenn wir das - aus welchen Gründen auch immer - nicht können, sind wir lieber ruhig und verzichten auf das Thema. Ich weiß, dass NBC in dieser Hinsicht umstritten ist, wir sehen das auch gerade jetzt, wenn es um die Vergabe von Sendezeiten für Wahlwerbung der Parteien geht. Aber Wahlen sind immer eine heikle Sache. Wir greifen nicht alles auf, was wir bekommen, denn wir müssen hinterfragen, ob uns nicht jemand für Meinungsmache benutzen will.
Auf die Nachrichten haben wir keinen Einfluss, aber sollten darin wirklich einmal ausgrenzende oder polarisierende Sprache oder gar Rassenhass enthalten sein, dann sollten sich unsere Hörer beschweren. Mit einer solchen Beschwerde kann ich dann wiederum zu meinen Vorgesetzten gehen, auch wenn ich keinen Einfluss darauf habe, was mit der Eingabe passiert.
AZ: 25 Jahre sind ein Grund zum Feiern, zur Rückschau, aber auch zum Ausblick. Wo steht das deutsche Hörfunkprogramm in 25 Jahren?
M.Jaeger: Da muss man wohl zwei Optionen ganz klar unterscheiden. Die erste: wir bekommen Geld. Dann sehe ich uns mit einem 24-Stunden-Programm, stündlichen Nachrichten, ausreichend hochqualifizierten Redakteuren, die noch genau so motiviert sind wie mein jetziges Team, und einer toleranten und informierten Hörerschaft. Wir könnten interaktives Radio präsentieren; professionell, persönlich und lokal. Wir könnten die deutsche Sprache in und für Namibia fördern, ohne uns eine exklusive Stellung zu verleihen und so zur Verständigung und zur Versöhnung beitragen. Wenn wir kein Geld bekommen, wollen wir einfach nur am Leben bleiben und versuchen, im Rahmen des Möglichen Qualität und Vielseitigkeit zu verbessern. Wünsche habe ich jedenfalls viele für die Zukunft: mehr Geld, neue Büroräume, mehr Computer, digitale Programme und eine sichere Stromversorgung - dazu auch noch das nötige Maß an Kraft und Geduld. Ob sich alles erfüllen wird, weiß ich nicht, aber eines weiß ich sicher: In 25 Jahren werden wir sagen können: Wir sind noch da!
AZ: Vielen Dank für das Gespräch.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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