350 Jahre Weinanbau in Südafrika
"Heeden is, Gode loff, vande Caepse druyven d'eerste mael wijn geparst" ("Heute, Gott sei gepriesen, wurde zum erstenmal aus Kaptrauben Wein gepreßt.") - Diese Worte schrieb Jan van Riebeeck, Gründer der niederländischen Kolonie am Kap der Guten Hoffnung, am 2. Februar 1659 in sein Tagebuch, weshalb dieser Tag als Beginn des Weinbaus in Südafrika gilt und dort jetzt nach 350 Jahren an vielen Orten auch gefeiert wird.
Am 6. April 1652 waren drei Schiffe der Niederländisch-Ostindischen Kompanie (V.O.C. = Vereenigte Nederlandsche Ge-Octroeerde Oost-Indische Compagnie) in der Tafelbucht vor Anker gegangen, am Tag darauf gingen die Besatzungen an Land, und wiederum einen Tag später begann man mit dem Bau einer Feste - es war die Gründung Kapstadts und damit der ersten ständigen Niederlassung von Europäern auf südafrikanischem Boden. An eine Siedlungskolonie war zunächst nicht gedacht, vielmehr sollte eine Zwischenstation zur Verpflegung und Frischwasserstation der um das Kap fahrenden Schiffe der V.O.C. auf ihrem Weg zwischen Europa und Ostasien errichtet werden. Neben der Station wurde deshalb ein Garten angelegt (der heute noch existierende "Kompaniegarten" hinter dem Parlamentsgebäude), in dem man Obst und Gemüse anbaute. Da die Pflanzen dort gut gediehen, bat Jan van Riebeeck, der erste Kommandant der Station, schon einen Monat nach der Ankunft die Direktoren der V.O.C. in Amsterdam um Übersendung von Rebstöcken, denn ihm war bewusst, "welch hohen Stellenwert die Kompanieleitung dem Wein beimaß, war dieser doch für die Seeleute auf ihren langen Fahrten von unschätzbarem Wert, nicht nur in Krankheitsfällen und gerade auch bei der Behandlung des Skorbut, sondern auch, um das nach dreimonatiger Fahrt nicht selten faulig werdende und dann fast untrinkbare Wasser zu ergänzen bzw. zu ersetzen." Es wurde deshalb angeordnet, dass die Schiffe nur mit ausreichend Vorrat an Wein in See stechen durften.
Im Sommer 1654 trafen die ersten Rebsetzlinge in Kapstadt ein. Man hatte sie in nasse Erde gepackt und diese in Segeltuch eingenäht, das während der Überfahrt immer wieder feucht gehalten werden mußte. Die Herkunft dieser ersten Pflanzen läßt sich nicht mehr genau feststellen, aber es wird vermutet, daß sie aus Frankreich oder Deutschland (Rheinland) kamen. Am 22. Juli 1655 folgte die nächste Sendung mit Weinstöcken, diesmal aus Frankreich, Deutschland und Spanien, und im Jahr darauf brachten die beiden Schiffe "Dordrecht" und "Parel" erneut Rebstöcke aus Frankreich mit. Die Setzlinge gingen gut an, was van Riebeeck in seiner Ansicht bestätigte, daß dort, wo Gemüse und Obst gut wachsen, auch der Wein gedeihen sollte, zumal er in seinen Berichten das Klima am Kap mit dem Frankreichs und Spaniens verglich.
Die Anpflanzungen im Kompaniegarten standen unter der Leitung des Chefgärtners Hendrik Boom und seines Assistenten Jacob Cloete van Kempen, dessen Nachfahren 1778 das berühmte Weingut "Constantia" erwarben. Weil die Niederländer aber selbst keine Ahnung von Weinkultur besaßen, griffen sie gerne auf die Hilfe der Deutschen zurück, die ja auch in großer Anzahl in der V.O.C. dienten und von denen etliche aus dem Rheinland stammten, wo sie mit dem Weinbau bereits in Berührung gekommen waren. Besucher am Kap - von vorbeifahrenden Schiffen - äußerten sich immer wieder lobend über die Fortschritte mit den Weinanpflanzungen, und auch mehrere Direktoren der V.O.C. überzeugten sich mit eigenen Augen davon, weshalb sie nach ihrer Rückkehr die weitere Entsendung von Rebstöcken verfügten. Diese wurden schon bald nicht nur im Kompaniegarten angepflanzt, sondern weiter westlich der Siedlung, ungefähr dort, wo heute der Stadtteil Green Point liegt und wo zur Zeit das Stadion für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 gebaut wird. Weil es hier aber immer wieder zu Überschwemmungen kam, verlegte man die Pflanzungen 1658 an das südöstliche Ufer des Liesbeeck-Flusses, wo mit 1.200 Rebstöcken die erste Weinfarm Südafrikas, "Wynberg" (später "Bosheuvel", dann "Protea") entstand. Im Jahr darauf war es dann endlich soweit: Am 2. Februar 1659 konnten erstmals Trauben geerntet und zu Most verarbeitet werden, was Jan van Riebeeck mit Freude und Stolz in seinem Tagebuch vermerkte und was als die Geburtsstunde der südafrikanischen Weinkultur gilt.
Gleichwohl waren die ersten Weine zumeist noch von minderer Qualität, doch der Anfang war gemacht. Als van Riebeeck 1662 das Kap verließ, wurde er zu Recht nicht nur als der Gründer Kapstadts, sondern zugleich als der Begründer des südafrikanischen Weinbaus betrachtet. Schon kurz nach den ersten positiven Ergebnissen folgten andere Farmer seinem Beispiel und pflanzten ebenfalls Weinstöcke an.
1676 wurde die erste Weinpresse nach Südafrika geliefert, vier Jahre zuvor war erstmals Branntwein aus Kaptrauben destilliert worden. Einen enormen Aufschwung erlebte der Weinbau schließlich mit dem 1679 in Kapstadt eintreffenden Kommandeur (ab 1691 mit dem Titel Gouverneur) Simon van der Stel, der noch im selben Jahr den nach ihm benannten zweiten Ort am Kap, Stellenbosch, gründete. 1685 ließ er das Gut "Constantia" anlegen, wo man über 100000 Rebstöcke anpflanzte. Bald folgte die Gründung weiterer, heute namhafter Weingüter wie "Boschendal" (1685), "Libertas" (1689), "Welmoed" (1690), "Lanzerac", "Spier", "Blaauwklippen" und "Landskroon" (jeweils 1692) sowie "Meerlust" und "Bellingham" (beide 1693), um nur einige zu nennen. In die Amtszeit van der Stels (bis 1699) fiel auch der erste bescheidene Export von Kap-Weinen nach Europa. In den Jahren 1688-1690 wanderten viele aus Frankreich vertriebene Hugenotten über die Niederlande nach Südafrika ein. Etliche von ihnen kamen aus Südfrankreich und waren daher mit dem Weinbau vertraut, was eine zusätzliche Bereicherung der am Kap entstehenden Weinkultur bedeutete.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde die Qualität ständig verbessert, und ab 1761 fanden Rot- und Weißweine aus Südafrika immer häufiger den Weg nach Europa. Großer Beliebtheit erfreute sich seit 1778 insbesondere an den Höfen gekrönter europäischer Herrscher der süße Dessertwein vom berühmten Gut "Constantia". Friedrich der Große und Napoleon lobten ihn über alle Maßen, und der Dichter Friedrich Gottlob Klopstock besang ihn 1795 in seiner Ode "Der Kapwein und der Johannisberger" mit den Worten: "Alter Vater Johann, zürne mir Deutschem nicht, Daß ich die Tochter Konstanzia Lieber (darf ich auch, darf ich das trunkene Wort Wagen?) lieber sie trink' als dich..."
Heute gehören südafrikanische Weine, deren Angebotspalette in den vergangenen Jahren erheblich erweitert wurde, zu den Spitzenweinen der Welt. Und so finden in den kommenden Wochen und Monaten überall in den Weingegenden am Kap Jubiläumsveranstaltungen statt, die an die Anfänge vor dreieinhalb Jahrhunderten erinnern.
Wolfgang Reith
Am 6. April 1652 waren drei Schiffe der Niederländisch-Ostindischen Kompanie (V.O.C. = Vereenigte Nederlandsche Ge-Octroeerde Oost-Indische Compagnie) in der Tafelbucht vor Anker gegangen, am Tag darauf gingen die Besatzungen an Land, und wiederum einen Tag später begann man mit dem Bau einer Feste - es war die Gründung Kapstadts und damit der ersten ständigen Niederlassung von Europäern auf südafrikanischem Boden. An eine Siedlungskolonie war zunächst nicht gedacht, vielmehr sollte eine Zwischenstation zur Verpflegung und Frischwasserstation der um das Kap fahrenden Schiffe der V.O.C. auf ihrem Weg zwischen Europa und Ostasien errichtet werden. Neben der Station wurde deshalb ein Garten angelegt (der heute noch existierende "Kompaniegarten" hinter dem Parlamentsgebäude), in dem man Obst und Gemüse anbaute. Da die Pflanzen dort gut gediehen, bat Jan van Riebeeck, der erste Kommandant der Station, schon einen Monat nach der Ankunft die Direktoren der V.O.C. in Amsterdam um Übersendung von Rebstöcken, denn ihm war bewusst, "welch hohen Stellenwert die Kompanieleitung dem Wein beimaß, war dieser doch für die Seeleute auf ihren langen Fahrten von unschätzbarem Wert, nicht nur in Krankheitsfällen und gerade auch bei der Behandlung des Skorbut, sondern auch, um das nach dreimonatiger Fahrt nicht selten faulig werdende und dann fast untrinkbare Wasser zu ergänzen bzw. zu ersetzen." Es wurde deshalb angeordnet, dass die Schiffe nur mit ausreichend Vorrat an Wein in See stechen durften.
Im Sommer 1654 trafen die ersten Rebsetzlinge in Kapstadt ein. Man hatte sie in nasse Erde gepackt und diese in Segeltuch eingenäht, das während der Überfahrt immer wieder feucht gehalten werden mußte. Die Herkunft dieser ersten Pflanzen läßt sich nicht mehr genau feststellen, aber es wird vermutet, daß sie aus Frankreich oder Deutschland (Rheinland) kamen. Am 22. Juli 1655 folgte die nächste Sendung mit Weinstöcken, diesmal aus Frankreich, Deutschland und Spanien, und im Jahr darauf brachten die beiden Schiffe "Dordrecht" und "Parel" erneut Rebstöcke aus Frankreich mit. Die Setzlinge gingen gut an, was van Riebeeck in seiner Ansicht bestätigte, daß dort, wo Gemüse und Obst gut wachsen, auch der Wein gedeihen sollte, zumal er in seinen Berichten das Klima am Kap mit dem Frankreichs und Spaniens verglich.
Die Anpflanzungen im Kompaniegarten standen unter der Leitung des Chefgärtners Hendrik Boom und seines Assistenten Jacob Cloete van Kempen, dessen Nachfahren 1778 das berühmte Weingut "Constantia" erwarben. Weil die Niederländer aber selbst keine Ahnung von Weinkultur besaßen, griffen sie gerne auf die Hilfe der Deutschen zurück, die ja auch in großer Anzahl in der V.O.C. dienten und von denen etliche aus dem Rheinland stammten, wo sie mit dem Weinbau bereits in Berührung gekommen waren. Besucher am Kap - von vorbeifahrenden Schiffen - äußerten sich immer wieder lobend über die Fortschritte mit den Weinanpflanzungen, und auch mehrere Direktoren der V.O.C. überzeugten sich mit eigenen Augen davon, weshalb sie nach ihrer Rückkehr die weitere Entsendung von Rebstöcken verfügten. Diese wurden schon bald nicht nur im Kompaniegarten angepflanzt, sondern weiter westlich der Siedlung, ungefähr dort, wo heute der Stadtteil Green Point liegt und wo zur Zeit das Stadion für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 gebaut wird. Weil es hier aber immer wieder zu Überschwemmungen kam, verlegte man die Pflanzungen 1658 an das südöstliche Ufer des Liesbeeck-Flusses, wo mit 1.200 Rebstöcken die erste Weinfarm Südafrikas, "Wynberg" (später "Bosheuvel", dann "Protea") entstand. Im Jahr darauf war es dann endlich soweit: Am 2. Februar 1659 konnten erstmals Trauben geerntet und zu Most verarbeitet werden, was Jan van Riebeeck mit Freude und Stolz in seinem Tagebuch vermerkte und was als die Geburtsstunde der südafrikanischen Weinkultur gilt.
Gleichwohl waren die ersten Weine zumeist noch von minderer Qualität, doch der Anfang war gemacht. Als van Riebeeck 1662 das Kap verließ, wurde er zu Recht nicht nur als der Gründer Kapstadts, sondern zugleich als der Begründer des südafrikanischen Weinbaus betrachtet. Schon kurz nach den ersten positiven Ergebnissen folgten andere Farmer seinem Beispiel und pflanzten ebenfalls Weinstöcke an.
1676 wurde die erste Weinpresse nach Südafrika geliefert, vier Jahre zuvor war erstmals Branntwein aus Kaptrauben destilliert worden. Einen enormen Aufschwung erlebte der Weinbau schließlich mit dem 1679 in Kapstadt eintreffenden Kommandeur (ab 1691 mit dem Titel Gouverneur) Simon van der Stel, der noch im selben Jahr den nach ihm benannten zweiten Ort am Kap, Stellenbosch, gründete. 1685 ließ er das Gut "Constantia" anlegen, wo man über 100000 Rebstöcke anpflanzte. Bald folgte die Gründung weiterer, heute namhafter Weingüter wie "Boschendal" (1685), "Libertas" (1689), "Welmoed" (1690), "Lanzerac", "Spier", "Blaauwklippen" und "Landskroon" (jeweils 1692) sowie "Meerlust" und "Bellingham" (beide 1693), um nur einige zu nennen. In die Amtszeit van der Stels (bis 1699) fiel auch der erste bescheidene Export von Kap-Weinen nach Europa. In den Jahren 1688-1690 wanderten viele aus Frankreich vertriebene Hugenotten über die Niederlande nach Südafrika ein. Etliche von ihnen kamen aus Südfrankreich und waren daher mit dem Weinbau vertraut, was eine zusätzliche Bereicherung der am Kap entstehenden Weinkultur bedeutete.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde die Qualität ständig verbessert, und ab 1761 fanden Rot- und Weißweine aus Südafrika immer häufiger den Weg nach Europa. Großer Beliebtheit erfreute sich seit 1778 insbesondere an den Höfen gekrönter europäischer Herrscher der süße Dessertwein vom berühmten Gut "Constantia". Friedrich der Große und Napoleon lobten ihn über alle Maßen, und der Dichter Friedrich Gottlob Klopstock besang ihn 1795 in seiner Ode "Der Kapwein und der Johannisberger" mit den Worten: "Alter Vater Johann, zürne mir Deutschem nicht, Daß ich die Tochter Konstanzia Lieber (darf ich auch, darf ich das trunkene Wort Wagen?) lieber sie trink' als dich..."
Heute gehören südafrikanische Weine, deren Angebotspalette in den vergangenen Jahren erheblich erweitert wurde, zu den Spitzenweinen der Welt. Und so finden in den kommenden Wochen und Monaten überall in den Weingegenden am Kap Jubiläumsveranstaltungen statt, die an die Anfänge vor dreieinhalb Jahrhunderten erinnern.
Wolfgang Reith
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Allgemeine Zeitung
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