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4,5 Millionen in den Sand gesetzt

Windhoek - Längst sind die Freude und Erwartung verblasst, die beim 1. symbolischen Spatenstich Ende September 2005 geherrscht haben. Damals wurde das Projekt offiziell vorgestellt. 80 Mio. Namibia-Dollar sollten in den Wohn-, Geschäfts- und Gesundheitskomplex am Jan-Jonker-Weg investiert werden. Auf dem ca. zwei Hektar großen Gelände waren zehn Villen, 24 Appartements, eine Hotel-Pension, ein Mehrzweckgebäude mit 21 Geschäften und Büros sowie ein Gesundheitszentrum geplant. Besonderer Bonus: Die auf diesem Grundstück sprudelnde heiße Quelle sollte genutzt werden. Doch längst sind die Beteiligten und Kaufinteressierten in der Realität angekommen. Und die ist alles andere als rosig. Denn das Areal gleicht immer noch einer Baustelle, allein das Musterhaus steht hier.Verzögerungen am MusterhausMit diesem fingen die Probleme an. Geplant und finanziert vom Windhoeker Architekten Bob Mould, neben Garbades ein Partner für das Weinberg-Projekt, sollte es im März 2006 fertiggestellt sein. Doch schlechte Bauausführung des Hauptauftragnehmers, der in Windhoek ansässigen Firma China State Construction, habe den Termin immer weiter nach hinten rücken lassen. Günter Garbade spricht von "Pfusch am Bau und daraus resultierender Verzögerung, die viele Interessenten verunsichert hat". Eine Ansicht, die Mould nicht teilt: "Die Fertigstellung war niemals für März geplant. Die Arbeiten wurden am 29. Juli und somit mit zwei Monaten Verzögerung abgeschlossen", sagte er auf AZ-Nachfrage. "Dann sind wir in eine schwierige Phase gekommen: Durch die Zinserhöhung haben weitere Interessenten Abstand genommen, weil ihnen dann die Finanzierung zu teuer wurde", erklärt Garbade weiter.

Doch die Odyssee auf dem Bauplatz war damit nicht vorbei. Laut dem Bauherren sollte die Baufirma zwischen September und Dezember 2006 die Fundamente für fünf weitere Häuser bauen, hat aber viel mehr Boden als geplant abgetragen. "Die Fundamente hätten viel höher gebaut werden müssen, was wiederum teurer gewesen wäre", erinnert sich Garbade und rechnet vor, dass der Mehraufwand "eine halbe Million Dollar gekostet" hätte. Damit nicht genug: Es wurde mit zwei Fundamenten begonnen, diese jedoch nicht wie geplant in Stufenform - bedingt durch die Hanglage - angelegt, sondern "schräg", also mit Gefälle. Und schließlich hätten die chinesischen Arbeiter eines Tages die Arbeit gänzlich ruhen lassen, weil es angeblich Unstimmigkeiten bei der Vergütung der Leistungen gegeben habe. "Einerseits waren wir mit der Arbeit nicht zufrieden, andererseits stand die Baustelle still - somit haben auch wir das Vertrauen verloren und deshalb den Vertrag mit dem Bauunternehmen gekündigt", resümiert Garbade. Man habe sich schließlich geeinigt, dass die Firma keine finanziellen Ansprüche an den Bauherren stellt und dieser wiederum nicht die schlechten Leistungen reklamiert. Dieses Durcheinander habe zu weiterer Skepsis bei den Kaufinteressenten geführt, von denen immer mehr abgesprungen seien.

Projektkoordinator Holger Oberprieler nennt den Marktzyklus als einen Hauptgrund für das Abgleiten des Vorhabens. "Der Luxusmarkt ist stagniert, zwischendurch gab es etwas Zeitverzögerungen", sagte er zur AZ. Der Preisanstieg bei Baumaterial habe dann dazu geführt, dass das Projekt "vom Preis her unter Druck geraten" ist. Die Hoffnung, das Projekt durch einen Hotel-Investor zu retten, habe sich nicht erfüllt - dieser wurde nicht gefunden.Neue Angebote nur von ChinesenEin Neustart sollte die Wende bringen, doch der Schuss ging nach hinten los. Denn bei der Ausschreibung der Bauleistungen im Februar/März 2007 hätten nur zwei Firmen jeweils ein Gebot eingereicht - beide aus China. Die Angebote seien jedoch teurer als das der ursprünglich verpflichteten Firma gewesen, was die Bauherren zum Rückzug veranlasste. "Den Käufern wurde ein Festpreis genannt, deshalb hätten wir die Differenz draufzahlen müssen - und das war nicht machbar", sagt Günter Garbade. "Jetzt sitzen wir mit dem Dilemma", lautet sein Fazit angesichts einer Baustelle, in die nach eigenen Angaben rund N$ 4,5 Mio. (Erdarbeiten, Erschließung, Honorare, Marketing) investiert wurden, das Musterhaus nicht mitgerechnet. Die meisten Kaufinteressenten seien abgesprungen, "sie haben das Vertrauen verloren", sagt der Bauherr, der nun nach eigenen Angaben auch mit dem Architekten im Clinch liegt sowie noch Honorare an Aufragnehmer zahlen muss. Garbade: "Ich bin sehr enttäuscht. Ich habe fünf Experten - vom Architekten bis zum Projektkoordinator - bezahlt, die mir nicht helfen konnten, das Projekt zu verwirklichen." Dennoch ist er "überzeugt, dass das Projekt mit einem neuen Entwickler funktionieren kann". Diesen sucht er nun, bis jetzt vergebens. Notfalls würde er das Grundstück auch verkaufen und veranschlagt dafür 18,6 Mio. Namibia-Dollar (inklusive Musterhaus und Restaurant).

Bob Mould will an dem Vorhaben festhalten. "Das einzige Problem war die Finanzierung. Aber es bleibt ein exzellentes Projekt - für jeden Entwickler, der es anpackt", so der Architekt. Auch Projektkoordinator Oberprieler sieht noch eine Zukunft. "Wir brauchen einen finanzkräftigen Investor, damit es weitergehen kann." Zum Beispiel einen Käufer, der 40 Millionen für die Hotel-Pension hinblättert. Man brauche "20 Millionen Überbrückungskapital, um Phase 1 abzuschließen", so Oberprieler. Gleichzeitig räumt er ein, dass die Gesamtkosten für das Projekt inzwischen auf "80 bis 93 Millionen Namibia-Dollar" gestiegen seien.Nutzer sind längst abgesprungenFür Ulla Finkeldey ist das Thema indes abgeschlossen. Sie wollte in dem Am-Weinberg-Komplex ein Gesundheitszentrum für individuelle Fitness und Körpertherapie betreiben, doch: "Ich bin im Oktober 2006 ausgestiegen, weil ich gesehen habe wohin das führt", sagte sie auf AZ-Nachfrage und spricht von "leeren Versprechungen". Sie erklärt: "Ursprünglich sollte ich im Februar 2007 einziehen, dann Mitte dieses Jahres und zuletzt Anfang 2009. Die Kosten für mich sind von zwei auf fünf Millionen Namibia-Dollar gestiegen, das wurde mir zu teuer." Sie meint, dass das Vorhaben "von Anfang bis Ende falsch angepackt" worden sei. Und: "Es war eine tolle Idee und ein geiles Projekt, aber ohne den richtigen Entwickler funktioniert das nicht." Nun hat sie sich für ihre Pläne ein neues Vorhaben gesucht.

Auch Wolfgang Schlabitz, der hier das Sundowner-Deck (mit Gastronomie und Weinbar) betreiben wollte, hat sich dieses Jahr von dem Projekt zurückgezogen. Es seien "ganz gravierende Fehler gemacht" worden, sagte er zur AZ. Und sieht's gelassen: "Ich habe zum Glück kein Geld verloren. Die Sache hat Spaß gemacht, ich habe viel dazugelernt", meint er, und: "Ich bin nicht frustriert, aber da will ich nicht mehr hin - ich mache jetzt lieber etwas anderes."

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-27

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