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Abenteuer Afrika - Kamera läuft

Für uns zuhause auf dem Sofa ist es selbstverständlich, Löwen in Afrikas Savannen zu sehen oder gigantische Elefantenwanderungen durch endlose Steppen visuell zu begleiten. Durch die Linse der Kameramänner haben wir schon so ziemlichen jeden Fleck dieser Erde gesehen - das dachten wir zumindest.

"Das Waisenhaus für wilde Tiere" zeigt eine Welt in Afrika, die medial eher am Rande behandelt wird. Der Filmproduzent Wolfgang Knöpfler hat in Namibia das eingefangen, was wir im Fernsehen noch nicht gewöhnt sind: Reality-TV in der Natur.
Die 40-teilige Doku-Serie spielt auf der "Harnas"-Farm. "Harnas ist ein Ort, der aus Liebe zu den Tieren geboren wurde", sagt Knöpfler pathetisch. Und er meint es so. Etwa 300 Kilometer östlich von Windhoek liegt die Farm, die ihrem Namen zufolge ein Zufluchtsort für schutzbedürftige Tiere ist. Dabei ist "Harnas" weder ein typisches Tierheim, noch eine charakteristische Gästefarm.

Mehr als 20 Tiervernarrte wuseln täglich über das Farmgelände - darunter auchdie Freiwilligen aus Deutschland.Jeden Tag kümmern sie sich um ihre vierbeinigen hilfsbedürftigen Freunde. Es geht aber nicht nur darum, die Tiere aufzunehmen und aufzupäppeln. Langfristiges Ziel ist immer die Auswilderung. "Die Nachhaltigkeit der Projekte hat die ARD besonders beeindruckt, darum haben wir den Sendeplatz überhaupt bekommen", sagt Knöpfler. Mit Nachhaltigkeit ist der Prozess gemeint. Jedes Tier findet auf "Harnas" ein Zuhause, aber jedes Tier wird nach einer gewissen Zeit wieder in die Wildnis gelassen, um autark weiterzuleben. Und um genau diese Geschichten, von der Ankunft auf der Farm bis zur Auswilderung, geht es ab dem 20. Dezember. "Die Geschichten der Tiere stehen ganz klar im Mittelpunkt", sagt Knöpfler. Aber auch die persönlichen Schicksale der Freiwilligen aus Deutschland und deren Entwicklung kommen nicht zu kurz. Kurzum, es geht um das Mensch-Tier-Verhältnis in Namibia.

Die individuellen, inhaltlich fortlaufenden Geschichten sind für Europäer gedreht, die mehr über das Farmleben in Namibia erfahren wollen. "Alles, was die Zuschauer im Fernsehen zu sehen bekommen, ist echt", betont der Produzent. Und weiter: "Das, was wirklich passiert, kann man nicht planen. Das ist Reality-TV, das ist Dokumentation."

Geplant ist vieles aber dennoch. Drehgenehmigungen müssen beschafft werden, die Kameramänner benötigen Visa, Autos und Unterkünfte. Das Budget vor Ort muss verwaltet und die Logistik organisiert sein. Und das ist nur ein Teil des Arbeitsbereichs von Wolfgang Knöpfler. "Filmemachen ist ein 24-Stunden-Job", ächzt der Serviceproduzent.

Durch Zufall ist er in diese Branche gerutscht. Angefangen hat der Österreicher als Praktikant - und dabei prompt seinen ersten "Tatort"gedreht. Geld für eine Ausbildung an einer Filmakademie hatten seine Eltern nicht. Knöpfler hat sich hochgearbeitet. "Kommissar Rex" gehört zu seinen bekanntesten Produktionen. Im Jahr 2000 ist er nach England gezogen, um im "Hollywood der Dokumentarfilme" Fuß zu fassen. Damit meint Knöpfler die englische Stadt Bristol, in der er sich in sieben Jahre einen Namen gemacht hat. Der Österreicher hat sich schon immer für Dokumentarfilme interessiert und da kam ein Ruf aus Namibia genau richtig. Fast fünf Jahre wohnt er mittlerweile hier und macht mit seinen Naturfilmen Werbung für seine Wahlheimat.
"Ich bin stolz, dass wir "Das Waisenhaus für wilde Tiere" nach Namibia geholt haben. Das ist tolle Werbung für unser Land", sagt Knöpfler. In seinen Augen kann Namibia im Bereich Tourismus noch viel tun. "Ich bin wirklich kein Fan von Touristenmassen, aber Namibia kann noch einiges vertragen", sagt er lachend.

Touristen ins Land zu holen, ist aber nicht sein primäres Ziel. "In erster Linie soll Fernsehen unterhalten. Aber als Programmmacher habe ich noch eine andere Verantwortung", sagt Knöpfler. Er will das europäische Afrika-Bild in ein anderes Licht rücken und das "dazwischen" aufzeigen, wie er es nennt. Zwischen hungernden Kindern in Somalia und den malerischen Steppen in Tansania liegt nämlich das, was im Fernsehen nie gezeigt wird. Und dieses Bild will er Europa vermitteln."Harnas ist ein Beispiel dafür, dass Afrika anders ist", sagt Knöpfler."Harnas" ist nämlich nicht die schöne Tierfarm auf der Touristen Löwenbabys streicheln und das idyllische Landleben genießen. Es ist viel mehr. Knöpfler verfolgt einen Bildungsanspruch.

Zwei Millionen Euro hat das Filmprojekt gekostet. "Für 40 Folgen ist das nicht viel", sagt Knöpfler hastig und fügt stolz hinzu:"600 000 Euro haben wir vor Ort ausgegeben. Dieses Geld ist also direkt in die namibische Wirtschaft geflossen." Das ist dem Produzenten wichtig. "Ich habe unsere Kameramänner auch in kleinen Hotels untergebracht, nicht in großen Ketten. Ich möchte mit meinen Filmprojekten die hiesigen Strukturen fördern", sagt er weiter. Auch das passt zu dem Aspekt der Nachhaltigkeit.

Mit nur zwei Kameras wurde "Das Waisenhaus für wilde Tiere" von Januar bis September dieses Jahres gedreht. Auf eine Folge, die wir im Fernsehen angucken, kommen rund 20 Stunden Filmmaterial. "Da fliegt das meiste notgedrungen raus", sagt Knöpfler lachend. Aber wie wird überhaupt entschieden, was gesendet wird? "Alle Themen, die nicht ins Nachmittagsprogramm passen, werden aussortiert", erklärt er. Die Doku-Serie wird montags bis freitags um 16.10 Uhr ausgestrahlt. Das Publikum um diese Uhrzeit seien hauptsächlich Kinder, Ältere und Hausfrauen, so Knöpfler. Und jede Sendung müsse dem Publikum angepasst werden."Kinder könnten es wohl nicht ertragen, das süße Babywarzenschwein, das sie in jeder Folge lieber gewonnen haben, zerfleischt in der Ecke zu sehen. Ein Löwe war wohl hungrig. Das können wir aber nicht um diese Uhrzeit zeigen", sagt Knöpflernachdrücklich, der selbst dreifacher Vater ist. Sein Wunsch ist es dennoch, auch diese Realität zu senden - allerdings um eine spätere Uhrzeit. Sein Ziel hat er damit schon definiert: "Eine zweite Staffel von "Das Waisenhaus für wilde Tiere" zu drehen, das wäre klasse", sagt der Produzent mit leuchtenden Augen.

Annika Rammler

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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