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Abi 2005: Guter Jahrgang verlässt die DHPS
Abi 2005: Guter Jahrgang verlässt die DHPS

Abi 2005: Guter Jahrgang verlässt die DHPS

"Bitte Ruhe! Abitur" - dieses Schild warb diese Woche an der Informationstafel der Deutschen Höheren Privatschule (DHPS) um Verständnis für die Prüflinge der 13. Klasse. Diese legten gestern die letzten mündlichen Prüfungen ab und bekamen danach ihre Resultate. Stefan Fischer sprach für die AZ mit dem Prüfungsbeauftragten, Ministerialrat Dr. Reinhard Köhler aus dem Kultusministerium von Thüringen, über das Niveau des diesjährigen Abiturs und die Veränderungen in der Zukunft.

AZ: Wie ist das Ergebnis für den Abitur-Jahrgang 2005?

R.Köhler: Alle 26 Schüler haben bestanden. Manche zwar gerade so, aber es gab auch eine herausragende Schülerin: Annika Huhn hat in den mündlichen Prüfungen bei Mathe und Deutsch jeweils 15 Punkte erreicht. Das bedeutet eins mit Sternchen, denn für 13 bis 15 Punkte bekommt man die Note 1. Mit einem Gesamtdurchschnitt von 1,2 hat sie das beste Ergebnis des Jahrgangs.

AZ: 26 Schüler sind weniger als in den Vorjahren?

R.Köhler: Das stimmt, und das bedauere ich sehr. Was ich aber noch mehr bedauere ist, dass so wenige in Deutschland studieren wollen. Früher war es jeder zweite, diesmal sind es nur sechs. Das ist schade, denn ein Studium in Deutschland ist - weil es keine Studiengebühren gibt - nicht teurer als in Südafrika.

AZ: Wie war das Leistungsniveau im Vergleich zu den Vorjahren?

R.Köhler: Es gab eine Steigerung bei guten und sehr guten Schülern. Das zeigt, dass die Schule besser geworden ist. Abgesehen vom Abiturjahrgang hat auch die Tatsache, dass der Sohn des Premierministers an diese Schule geht, einen bestimmten Grund. Das ist natürlich ein Prestigegewinn für die DHPS.

AZ: In den letzten Jahren wurde am Deutschen Internationalen Abitur gearbeitet. Wie ist der Stand?

R.Köhler: Die Arbeiten an der Prüfungsordnung sind beendet und von der Kulturministerkonferenz genehmigt worden. Die neue Struktur ist zum 1. September 2005 in Kraft getreten.

AZ: Was ändert sich dadurch?

R.Köhler: Die wichtigste Überlegung für diese Reform war die Verkürzung der Schulzeit auf international wettbewerbsfähige zwölf Jahre. Für die Schüler bedeutet das, dass sie sich Ende der 9. Klasse entscheiden müssen, ob sie HIGCSE oder das internationale Abitur machen wollen. Beide Richtungen führen nach 12 Jahren zum Abschluss und laufen somit parallel. Wer dann Abitur macht, den erwartet wegen der verkürzten Zeit natürlich ein dichterer Unterricht - so wie es internationaler Standard ist.

AZ: Ändert sich der Stellenwert des Abschlusses?

R.Köhler: Nein, auch mit dem internationalen Abitur erwirbt man die generelle Zulassungsvoraussetzung für Hochschulen in Deutschland.

AZ: Welche Aufgaben kommen jetzt auf die Schulen, z.B. die DHPS, zu?

R.Köhler: Das Deutsche internationale Abitur bildet einen Rahmen, in dem sich die Schulen bewegen können. Es geht darum, dass mindestens zwei Sachfächer (z.B. Chemie, Physik, Mathematik) in einer anderen Sprache unterrichtet werden. Bei der DHPS wird es natürlich Englisch sein. Die Schulen beantragen ihre Fächerwünsche beim Bund-Länder-Ausschuss für schulische Arbeit im Ausland, dessen Vorsitzender ich bin. Dazu müssen sie Lehrpläne (in Übersetzung), Lehrernachweis und Stundenpläne einreichen. Der Ausschuss wird 2006 darüber entscheiden, ab 2007 kann die neue Struktur greifen.

AZ: Auch bei der DHPS?

R.Köhler: Die DHPS wird wohl die erste Schule weltweit sein, die dieses Modell anwendet. Das liegt daran, dass ich hier von Anfang an auf großes Interesse und Unterstützung gestoßen sind, weshalb ich mich um die DHPS mehr gekümmert habe.

AZ: Kann man das neue Abitur nur im Ausland absolvieren?

R.Köhler: Es wurde eigentlich für Deutsche Auslandsschulen entwickelt. Aber es kann auch in Deutschland genutzt werden. Anfragen dazu haben wir bereits aus Berlin und dem Saarland bekommen.

AZ: In Deutschland wird heftig über die Pisa-Studie diskutiert. Muss man sich in Namibia Gedanken darüber machen?

R.Köhler: Nein. Die DHPS verwendet zwar die Lehrpläne von Baden-Württemberg, aber ich meine generell, dass die Auslandsschulen besser sind als die Schulen in Deutschland.

AZ: Wo sehen Sie die Gründe und Unterschiede?

R.Köhler: Ins Ausland gehen überwiegend hoch motivierte Lehrkräfte. Die Klassenfrequenzen sind kleiner, die materielle Ausstattung ist häufig besser. Insgesamt herrscht ein bildungsfreundlicheres Schulklima: Die Eltern interessieren sich mehr für die Schule, die zudem kultureller Mittelpunkt für die Deutschsprachigen ist. Außerdem wird der Leistungsbegriff nicht diskriminiert. Hier kämpfen die Lehrer noch für ihre Schüler. Es liegt also nicht an den Lehrplänen, sondern an den handelnden Personen und am Klima.

Kurzum: Die Schule genießt eine höhere Aufmerksamkeit und Wertschätzung von allen Seiten.

AZ: Wie schätzen Sie die DHPS ein?

R.Köhler: Das ist eine gute Schule mit wenig Ärger und einem angenehmen Schulklima, zu dem Lehrer, Schüler und Eltern beitragen.

AZ: Dennoch bleibt die Sorge mit dem Geld?

R.Köhler: Ja. Seit Rot-Grün in Deutschland an der Macht ist, wurde der Etat für die Deutschen Auslandsschulen von 220 auf 170 Millionen Euro pro Jahr gekürzt. 500 geförderte Schulen gibt es weltweit, davon kann man an 20 die mittlere Reife und an 97 das Abitur ablegen.

AZ: Mittwochabend ist der Abi-Abschlussball. Was geben Sie den Abiturienten auf den Weg?

R.Köhler: Ich nutze dazu ein Zitat: "Wer aufhört besser zu werden hört auf gut zu sein." Das passt sowohl zur Schule als auch auf das Leben.

AZ: Danke für das Gespräch.

Die Abi-Klasse

Der Abiturjahrgang 2005 der DHPS: Ramona Adrian, Franziska Baumgartner, Roland Doelp, Sven Edeler, Christina Frey, Götz Friedrich, Konrad Friedrich, Nicole Grüttemeyer, Heide Hobohm, Annika Huhn, Hartmut Jagau, Holger Keding, Tanja Körner, Benita Leuschner, Kai Uwe Lühl, Alexandra Marko, Michael Nolting, Katrin Moeller, Julia Oppermann, Christiane Reiff, Alexis Richter, Carola Röhrich, Carsten Roland, Felix Rückert, Erich Schünemann, Stefan Theil

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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