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Abschied von einem aufrechten Menschen

Er hat nicht nur seinen Mann gestanden, sondern auch den aufrechten Gang praktiziert. Mit unerschütterlicher Ruhe und Gelassenheit, mit Humor, Feingefühl und dem Schuss Selbstironie, der zur Selbstreflexion nötig ist, ging er seinen Weg. Er war ausgestattet mit einem Wertekanon und einer Ethik, die ihn als wahren Menschen auszeichneten. Als ein Urgestein, der den angestaubten Begriffen von Anstand und Anständigkeit, Ehre und Ehrlichkeit, Respekt, Würde und Toleranz die nötige zeitlose Bedeutung erhielt. Hans-Erik Staby war ein Vorbild für viele, auch einer jüngeren Generation.

Er hat mir etwas beigebracht, als ich nach 15-jährigem Exil endlich wieder nach Namibia heimkehren konnte, auch wenn der (wohl beiderseitige) Lernprozess - wie so oft bei Annäherungen auf dem Weg des Lebens - die Zeit und Geduld für- und miteinander erforderte. Er hatte sie. Von Hans-Erik Staby lernte ich, dass ein echtes Südwester Gewächs seine Wurzeln in der Missionsgeschichte des Landes und dem Gedenken an die Ahnen hat und zugleich doch ein namibischer Patriot sein konnte. Dass ein Wissen um die Geschichte nicht den Blick für die Zukunft verstellt.

Er hat mich erfahren lassen, dass es Grundwerte gibt, die einander mehr verbinden als eine oberflächliche Beziehung zu Jenen mit einer ähnlichen parteipolitischen Affinität. Er zeigte Vielen, die es sehen wollten und konnten, dass die Liebe zur Heimat tiefer geht als die Identifikation mit einer politischen Ideologie oder einem Gesellschaftssystem. Seine Loyalität gehörte den Menschen im Lande, die sich kümmerten. Er lehrte mich, dass Werte zu leben der wahre Lackmustest für Demokraten ist.

Als Parteipolitiker beendete er zu Mitte der 1990er Jahre seine Karriere, als er erkannte, dass die in der Politik Aktiven (jene in der eigenen Partei eingeschlossen) zuvorderst der Verwirklichung ihrer eigenen egoistischen Interessen huldigten und sich wenig bis nicht um das viel beschworene und bemühte Wohlergehen des Volkes scherten. Doch er kehrte dem gesellschaftspolitischen Engagement damit nicht den Rücken. Für den Rest seines Lebens blieb er zivilgesellschaftlichen Aktivitäten verpflichtet und verwand viel Zeit, Energie und Herzblut auf Angelegenheiten von öffentlichem Belang. Er zählte es zu den Bürgerpflichten, sich einzumischen.

Vom Rückzug in die Privatsphäre hielt er nichts, obwohl ihm die Familie stets am meisten zählte. Immer blieb ihm die Zeit, das sinnvolle Tun Anderer zu unterstützen - sei es wie in den letzten Jahren in der Namibisch-deutschen Stiftung für kulturelle Zusammenarbeit (NaDS) oder dem Namibischen Institut für Demokratie (NID). Auch in diesen Tätigkeiten verschmähte er opportunistische Kompromisse, wenn es um Glaubwürdigkeit und Wahrung von legitimen Belangen der Einrichtungen und den dort beschäftigten Menschen ging.

Als Architekt lag ihm der Beruf mehr als nur ein Broterwerb am Herzen. Seine Arbeit bedeutete ihm fast so viel wie die Familie und Namibia. Bis zuletzt trug er zum Wohlergehen des Landes und seiner Menschen auch durch eine berufsethische Haltung bei, die ihn auf materiellen Gewinn lieber verzichten ließ, als Grundsätze zu opfern. So lehnte er es noch dieses Jahr ab, einen Bauauftrag an einen chinesischen Subunternehmer zu erteilen, weil dieser trotz (oder wegen) des niedrigsten Angebots keine einheimischen Arbeitskräfte beschäftigen wollte. Der Anweisung aus dem Ministerium, dieser Offerte den Zuschlag zu erteilen, kam er nicht nach, da dies seiner Meinung nach gegen namibische Interessen verstieß. Lieber duldete er - wenn auch zähneknirschend - dass der Firma als Strafmaßnahme der Zuschlag bzw. Auftrag entzogen wurde und er dadurch finanzielle Verluste einstecken musste.

Fundamentale humanistische Werte wie Demokratie und Menschenrechte waren ihm wichtiger als ein bequemes Leben. Als Sportler und Funktionär bedeuteten ihm Fairness und fair play mehr als Sieg oder Niederlage. Er war ein Sinnbild für Aufrichtigkeit und Integrität. Wenn es jemanden gab, der sich im wahren Sinne des Wortes versöhnen konnte, dann war es Hans-Erik Staby.

Wir haben einen wahren Namibier verloren. Seine Hinterbliebenen trauern um einen fürsorglichen Ehemann, Vater und Großvater, der sich immer danach sehnte, dass die Kinder und Kindeskinder wieder daheim in Namibia wären. Ich trauere mit Anderen um einen wirklichen Freund. Namibia ist ärmer geworden.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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