Abtreibung ja oder nein? Es bleibt ein heikles Thema.
Dieses Thema spaltet wohl weltweit die Gemüter. Die Einen sagen, es ist Mord und gegen die Kirche, die Frauenrechtler behaupten, jede Frau soll selbst über ihren Körper bestimmen. Jede Seite spricht ein bißchen Wahrheit. Auch eine Kirche, die sich klar gegen Abtreibung ausdrückt, ist meines Erachtens etwas weltfremd. Es darf auch nicht einfach von der Kirche angenommen werden, dass alle Christen oder Kirchenmitglieder gegen Abtreibungen sind. Klar, genau genommen, ist es Mord. Aber was sind die Alternativen? Was würde das Kind auf dieser Welt erwarten, wenn es geboren würde? Wie vielen Kindern wäre das absolute Elend erspart geblieben, wenn sie gar nicht auf die Welt gekommen wären?
Sicherlich geht keine Frau leichtfertig eine Abtreibung ein. Ob legal oder illegal. Schließlich geht es auch um den eigenen Körper, die eigene Gesundheit. Ich glaube auch nicht, das Abtreibung als eine Art der Familienplanung misbraucht werden würde. Wir dürfen aber nicht vergessen, das wir in Afrika leben, wo es bittere Armut gibt und schwangere Frauen oft unter einem immensen Druck stehen. Erstens können sie selber dieses Kind nicht ernähren, da sie nicht einmal genug zu essen für sich selber und eventuell weitere Kindern haben, oder Partner zwingen sie unter Drohungen zur Abtreibung. Aus Angst stimmen sie dann illegalen Abtreibungen zu, weil eine Abtreibung auf legalem Weg nicht möglich ist. Oft gehen sie zu einer „Medizinfrau“, die auf höchst gefährliche Art versucht, den Fötus zum abtreiben zu zwingen. Ich habe in meiner früheren Tätigkeit im Staatslabor selber erlebt, wie eine 42-jährige Frau in einem kritischen Zustand von einem Krankenhaus im Norden Namibias nach Windhoek in die damals noch sehr gut ausgerüstete Intensivstation im Staatskrankenhaus verwiesen wurde, weil ihr eine sogenannte „Zauberin“ einen grünen Ast tief in die Scheide gesteckt hatte um den Fötus zu erstechen und zur Abtreibung zu bewegen. (Manche dieser „Zauberinnen“ benutzen auch die grünen Blätter eines bestimmten Baumes, die aber ebenfalls eine Sepsis verursachen). Diese Frau war mit dem 6. Kind schwanger und ihre 5 Kinder von anderen Männern lebten mit ihr zusammen bei einem neuen Partner, dem Vater dieses ungeborenen Babies. Dieser wollte das Baby nicht haben und zwang sie zur Abtreibung mit der Drohung sie sonst zu verlassen. Da er als Alleinverdiener die Familie ernährte, hatte die Frau Angst, mit ihren Kindern ohne Einkommen da zu stehen. Leider konnte man die Sepsis nicht stoppen – die Frau verstarb einige Tage später. Was aus ihren 5 lebenden Kindern geworden ist, weiß ich nicht. Was wäre also nun besser? 5 bereits geborenen Kindern die Mutter zu erhalten und das 6. Kind unter ärztlicher Aufsicht abzutreiben, oder die Frau mit 6 Kindern ohne Einkommen irgendwo auf der Straße stehen zu lassen? Verhütung ist immer noch gerade in ländlichen Gebieten ein großes Problem. Oft weigern sich die Männer auch selber zu verhüten oder verweigern ihren Frauen aus traditionellen Gründen den Zugang zu Verhütungsmitteln. Das sind Fakten, denen wir ins Auge sehen müssen.
Ich erinnere mich auch an die kleinen Babies, die mit Gastro in die Intensivstation kamen, weil ihre oft sehr jungen und meist ungebildeten Mütter nicht genug Brustmilch hatten um ihre Babies zu stillen und die Pudermilch viel zu dünn angemischt hatten um sie zu strecken, weil sie einfach kein Geld hatten, mehr Babymilch zu kaufen. Manchmal kamen die Babies auch zum 2. Mal wieder zurück, nachdem man sie gerade erst aufgepäppelt hatte. Keinen Abtreibungsgegner dürfte dieses klägliche Wimmern der manchmal erst ein paar Wochen alten Babies kalt lassen!
Dann gibt es noch das Baby-Dumping. Das ist eine Realität, der sich auch die Kirche und andere Abtreibungsgegner nicht entziehen können. Es passiert! Immer und immer wieder! Meistens bekommen diese Frauen die Babies ohne jegliche ärztliche Hilfe und leiden dadurch an gesundheitlichen Folgeschäden oder überleben die Geburt nicht. Es gibt in Namibia nicht genügend Heime, die werdende Mütter in einer verzweifelten Lage vorübergehend aufnehmen und helfen, die Babys unter fachkundiger Aufsicht zu bekommen und zur Adoption frei zu geben. Heime, in denen Kinder aufgenommen und zur Adoption angeboten werden gibt es in Namibia wenig und Adoptiveltern gibt es in Namibia auch nur sehr wenige. Oft ist auch die direkte Familie der Mutter oder dem Vater des Babies finanziell nicht in der Lage ein weiteres Kind großzuziehen.
Viele Fauen leben in absoluter Armut und sind aus Verzweifelung dem Alkohol oder Drogen verfallen. Der Konsum dieser Substrate schädigen dem ungeborenen Kind. Wenn solch einer Frau die Abtreibung ihres Fötuses verweigert wird und es behindert auf die Welt kommt – wer wird so ein Kind adoptieren? In welche widrigen Umstände wird so ein Kind hinein geboren? Das Leben in einem Kinderheim ist unter normalen Umständen schon kein Zuckerschlecken. Was wird dann erst mit einem behindertem Kind?
Deshalb meine ich, das jeder Frau, die eine Abtreibung erwägt, individuelle und gründliche psychologische Beratung auch über die seelischen Folgen einer Abtreibung zur Verfügung stehen sollte. Einige Frauen werden sich dann für das Kind entscheiden. Wenn sie sich aber dennoch für eine Abtreibung entscheiden, sollten ihnen diese Möglichkeit gegeben werden – aus Liebe zu ihrem ungeborenen Kind. Wenn nicht die Möglichkeit einer legalen, fachkundigen Abtreibung gegeben ist, treibt es diese Frauen in die illegale Abtreibung. Denn Abtreiben werden sie – legal oder illegal.
A.H. (Der Autor des Leserbriefs ist der AZ bekannt.)
Sicherlich geht keine Frau leichtfertig eine Abtreibung ein. Ob legal oder illegal. Schließlich geht es auch um den eigenen Körper, die eigene Gesundheit. Ich glaube auch nicht, das Abtreibung als eine Art der Familienplanung misbraucht werden würde. Wir dürfen aber nicht vergessen, das wir in Afrika leben, wo es bittere Armut gibt und schwangere Frauen oft unter einem immensen Druck stehen. Erstens können sie selber dieses Kind nicht ernähren, da sie nicht einmal genug zu essen für sich selber und eventuell weitere Kindern haben, oder Partner zwingen sie unter Drohungen zur Abtreibung. Aus Angst stimmen sie dann illegalen Abtreibungen zu, weil eine Abtreibung auf legalem Weg nicht möglich ist. Oft gehen sie zu einer „Medizinfrau“, die auf höchst gefährliche Art versucht, den Fötus zum abtreiben zu zwingen. Ich habe in meiner früheren Tätigkeit im Staatslabor selber erlebt, wie eine 42-jährige Frau in einem kritischen Zustand von einem Krankenhaus im Norden Namibias nach Windhoek in die damals noch sehr gut ausgerüstete Intensivstation im Staatskrankenhaus verwiesen wurde, weil ihr eine sogenannte „Zauberin“ einen grünen Ast tief in die Scheide gesteckt hatte um den Fötus zu erstechen und zur Abtreibung zu bewegen. (Manche dieser „Zauberinnen“ benutzen auch die grünen Blätter eines bestimmten Baumes, die aber ebenfalls eine Sepsis verursachen). Diese Frau war mit dem 6. Kind schwanger und ihre 5 Kinder von anderen Männern lebten mit ihr zusammen bei einem neuen Partner, dem Vater dieses ungeborenen Babies. Dieser wollte das Baby nicht haben und zwang sie zur Abtreibung mit der Drohung sie sonst zu verlassen. Da er als Alleinverdiener die Familie ernährte, hatte die Frau Angst, mit ihren Kindern ohne Einkommen da zu stehen. Leider konnte man die Sepsis nicht stoppen – die Frau verstarb einige Tage später. Was aus ihren 5 lebenden Kindern geworden ist, weiß ich nicht. Was wäre also nun besser? 5 bereits geborenen Kindern die Mutter zu erhalten und das 6. Kind unter ärztlicher Aufsicht abzutreiben, oder die Frau mit 6 Kindern ohne Einkommen irgendwo auf der Straße stehen zu lassen? Verhütung ist immer noch gerade in ländlichen Gebieten ein großes Problem. Oft weigern sich die Männer auch selber zu verhüten oder verweigern ihren Frauen aus traditionellen Gründen den Zugang zu Verhütungsmitteln. Das sind Fakten, denen wir ins Auge sehen müssen.
Ich erinnere mich auch an die kleinen Babies, die mit Gastro in die Intensivstation kamen, weil ihre oft sehr jungen und meist ungebildeten Mütter nicht genug Brustmilch hatten um ihre Babies zu stillen und die Pudermilch viel zu dünn angemischt hatten um sie zu strecken, weil sie einfach kein Geld hatten, mehr Babymilch zu kaufen. Manchmal kamen die Babies auch zum 2. Mal wieder zurück, nachdem man sie gerade erst aufgepäppelt hatte. Keinen Abtreibungsgegner dürfte dieses klägliche Wimmern der manchmal erst ein paar Wochen alten Babies kalt lassen!
Dann gibt es noch das Baby-Dumping. Das ist eine Realität, der sich auch die Kirche und andere Abtreibungsgegner nicht entziehen können. Es passiert! Immer und immer wieder! Meistens bekommen diese Frauen die Babies ohne jegliche ärztliche Hilfe und leiden dadurch an gesundheitlichen Folgeschäden oder überleben die Geburt nicht. Es gibt in Namibia nicht genügend Heime, die werdende Mütter in einer verzweifelten Lage vorübergehend aufnehmen und helfen, die Babys unter fachkundiger Aufsicht zu bekommen und zur Adoption frei zu geben. Heime, in denen Kinder aufgenommen und zur Adoption angeboten werden gibt es in Namibia wenig und Adoptiveltern gibt es in Namibia auch nur sehr wenige. Oft ist auch die direkte Familie der Mutter oder dem Vater des Babies finanziell nicht in der Lage ein weiteres Kind großzuziehen.
Viele Fauen leben in absoluter Armut und sind aus Verzweifelung dem Alkohol oder Drogen verfallen. Der Konsum dieser Substrate schädigen dem ungeborenen Kind. Wenn solch einer Frau die Abtreibung ihres Fötuses verweigert wird und es behindert auf die Welt kommt – wer wird so ein Kind adoptieren? In welche widrigen Umstände wird so ein Kind hinein geboren? Das Leben in einem Kinderheim ist unter normalen Umständen schon kein Zuckerschlecken. Was wird dann erst mit einem behindertem Kind?
Deshalb meine ich, das jeder Frau, die eine Abtreibung erwägt, individuelle und gründliche psychologische Beratung auch über die seelischen Folgen einer Abtreibung zur Verfügung stehen sollte. Einige Frauen werden sich dann für das Kind entscheiden. Wenn sie sich aber dennoch für eine Abtreibung entscheiden, sollten ihnen diese Möglichkeit gegeben werden – aus Liebe zu ihrem ungeborenen Kind. Wenn nicht die Möglichkeit einer legalen, fachkundigen Abtreibung gegeben ist, treibt es diese Frauen in die illegale Abtreibung. Denn Abtreiben werden sie – legal oder illegal.
A.H. (Der Autor des Leserbriefs ist der AZ bekannt.)
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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