Abzug aus Namibia mit ungewisser Rückkehr
Das Büro der Deutsch-Namibischen Versöhnungsinitiative in Windhoek ist seit gestern verwaist. Nach rund zehn Monaten wurde es geschlossen. Damit endete auch die Aufgabe für Programmkoordinator Dr. Karl Ahlers (56), der in den nächsten Tagen nach Deutschland zurückkehrt.
Es gibt im Moment nichts zwischen der deutschen und namibischen Seite zu koordinieren", sagte Ahlers diese Woche im AZ-Gespräch. Grund für die Büroauflösung war das Scheitern der Unterzeichnung eines Abkommens für die Versöhnungsinitiative während des Staatsbesuches des namibischen Präsidenten Hifikepunye Pohamba in Berlin vor knapp drei Wochen (AZ berichtete).
Weil sich die namibische Seite mehr Zeit für Konsultationen ausgebeten hatte und nun den nächsten Schritt machen muss, hat das Referat für das südliche Afrika im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in dieser Sache den Rückzug aus Namibia angeordnet. Ahlers weist jedoch darauf hin: "Das Büro wird nur vorläufig geschlossen. Möbel und Technik werden eingelagert. Sobald die namibische Regierung grünes Licht gibt, kann sofort weitergemacht werden", so der ehemalige Landesdirektor des Deutschen Entwicklungsdienstes (ded), der nach knapp fünf Jahren in dieser Position am 1. März 2005 die neue Aufgabe angetreten hatte. Er sollte sich "zu 100 Prozent um die Versöhnung kümmern", sagte er damals im AZ-Interview. Den Impuls dafür setzte BMZ-Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), die sich bei der Feier zur 100-jährigen Wiederkehr des Herero-Krieges im August 2004 am Waterberg offiziell für das damalige Agieren der Deutschen Schutztruppe entschuldigt hatte. Zu dem Zeitpunkt, als Ahlers mit seiner neuen Aufgabe begann, war von der so genannten Versöhnungsinitiative noch keine Rede. Diese verkündete Wieczorek-Zeul erst im Mai. Danach wollte Deutschland ab 2006 für die kommenden zehn Jahre insgesamt 20 Millionen Euro (ca. N$ 160 Mio.) für "konkrete Entwicklungsmaßnahmen" in den Siedlungsgebieten von Herero, Damara und Nama bereitstellen und somit zur Förderung dieser Gebiete und der dort lebenden Menschen beitragen. Das Geld sollte vorrangig in Projekte zur Verbesserung der kommunalen Infrastruktur, der Bildung und Ausbildung sowie in Kulturförderung und -austausch fließen. "Das steht zu 100 Prozent im Einklang mit dem Nationalen Entwicklungsplan", so Ahlers, der in den vergangenen Monaten viele Gespräche mit den genannten Volksgruppen geführt hat, um Meinungen zu hören und einen Bedarf zu ermitteln. "Die Arbeit und die Gesprächspartner waren positive Erfahrungen für mich", meint er rückblickend.
Wegen ethnischer Befindlichkeiten und der offenbar daraus hervorgehenden zögerlichen Haltung der namibischen Regierung wurde der Text der Vereinbarung (Memorandum of Understanding), die in Berlin unterzeichnet werden sollte, sehr allgemein gehalten. Die Initiative soll die "Kooperation und Freundschaft zwischen beiden Ländern" stärken und "unter dem Dach der Namibisch-Deutschen Entwicklungszusammenarbeit" eingeführt werden, heißt es - und zwar "zusätzlich zu den bestehenden bilateralen Kooperationsverpflichtungen". Und weiter: "Die Initiative wird Entwicklungsaktivitäten (?) in den Gebieten Namibias unterstützen, in denen Deutschland eine spezielle historische und moralische Verantwortung erkennt. Die Initiative ist zum Nutzen aller Menschen, die in diesen Gebieten leben" und soll der namibischen Strategie der nationalen Versöhnung dienen. Die Kriterien bei der Zweckbestimmung der Gelder sollten außerdem "entsprechend der Strategie der namibischen Regierung und internationalen Standards bezüglich von sozialen und Umweltrichtlinien" gelten. Die Volksgruppen Herero, Damara und Nama sind überhaupt nicht erwähnt.
Die namibische Regierung ist nun am Zug. Doch das wird Karl Ahlers nur aus der Ferne betrachten. Anfang Januar beginnt für ihn eine neue Herausforderung - dann in der Protokoll-Abteilung der Verwaltung des Berliner Abgeordnetenhauses. Über 15 Jahre Entwicklungshilfe-Arbeit - davon lange Zeit in Südamerika - gehen somit zu Ende. "Für mich war Afrika etwas Neues, doch insgesamt habe ich positive Erfahrungen gemacht", sagt er und schließt eine Rückkehr in diesen Bereich nicht aus. "Manchmal ist es gut, wenn man etwas Abstand gewinnt und dann mit frischen Kräften in die Entwicklungshilfe zurückkommt." Trotzdem bleibt Namibia und auch die Versöhnungsinitiative in seinem Kopf. "Es besteht nach wie vor die Hoffnung, dass beide Regierungen zusammenfinden. Meine Gespräche mit den einzelnen Gruppen stellen ein wichtiges Element dar, das in die Verhandlungen einfließen sollte. Alles ist dokumentiert, das wird beim weiteren Aufbau der Initiative helfen." Umsonst sei sein Wirkens also nicht gewesen, wenngleich er abschließend einräumt: "Es ist natürlich enttäuschend, dass wir die Sache nicht in trockene Tücher bringen konnten. Wir haben unsere Chancen offenbar nicht realistisch genug eingeschätzt."
Es gibt im Moment nichts zwischen der deutschen und namibischen Seite zu koordinieren", sagte Ahlers diese Woche im AZ-Gespräch. Grund für die Büroauflösung war das Scheitern der Unterzeichnung eines Abkommens für die Versöhnungsinitiative während des Staatsbesuches des namibischen Präsidenten Hifikepunye Pohamba in Berlin vor knapp drei Wochen (AZ berichtete).
Weil sich die namibische Seite mehr Zeit für Konsultationen ausgebeten hatte und nun den nächsten Schritt machen muss, hat das Referat für das südliche Afrika im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in dieser Sache den Rückzug aus Namibia angeordnet. Ahlers weist jedoch darauf hin: "Das Büro wird nur vorläufig geschlossen. Möbel und Technik werden eingelagert. Sobald die namibische Regierung grünes Licht gibt, kann sofort weitergemacht werden", so der ehemalige Landesdirektor des Deutschen Entwicklungsdienstes (ded), der nach knapp fünf Jahren in dieser Position am 1. März 2005 die neue Aufgabe angetreten hatte. Er sollte sich "zu 100 Prozent um die Versöhnung kümmern", sagte er damals im AZ-Interview. Den Impuls dafür setzte BMZ-Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), die sich bei der Feier zur 100-jährigen Wiederkehr des Herero-Krieges im August 2004 am Waterberg offiziell für das damalige Agieren der Deutschen Schutztruppe entschuldigt hatte. Zu dem Zeitpunkt, als Ahlers mit seiner neuen Aufgabe begann, war von der so genannten Versöhnungsinitiative noch keine Rede. Diese verkündete Wieczorek-Zeul erst im Mai. Danach wollte Deutschland ab 2006 für die kommenden zehn Jahre insgesamt 20 Millionen Euro (ca. N$ 160 Mio.) für "konkrete Entwicklungsmaßnahmen" in den Siedlungsgebieten von Herero, Damara und Nama bereitstellen und somit zur Förderung dieser Gebiete und der dort lebenden Menschen beitragen. Das Geld sollte vorrangig in Projekte zur Verbesserung der kommunalen Infrastruktur, der Bildung und Ausbildung sowie in Kulturförderung und -austausch fließen. "Das steht zu 100 Prozent im Einklang mit dem Nationalen Entwicklungsplan", so Ahlers, der in den vergangenen Monaten viele Gespräche mit den genannten Volksgruppen geführt hat, um Meinungen zu hören und einen Bedarf zu ermitteln. "Die Arbeit und die Gesprächspartner waren positive Erfahrungen für mich", meint er rückblickend.
Wegen ethnischer Befindlichkeiten und der offenbar daraus hervorgehenden zögerlichen Haltung der namibischen Regierung wurde der Text der Vereinbarung (Memorandum of Understanding), die in Berlin unterzeichnet werden sollte, sehr allgemein gehalten. Die Initiative soll die "Kooperation und Freundschaft zwischen beiden Ländern" stärken und "unter dem Dach der Namibisch-Deutschen Entwicklungszusammenarbeit" eingeführt werden, heißt es - und zwar "zusätzlich zu den bestehenden bilateralen Kooperationsverpflichtungen". Und weiter: "Die Initiative wird Entwicklungsaktivitäten (?) in den Gebieten Namibias unterstützen, in denen Deutschland eine spezielle historische und moralische Verantwortung erkennt. Die Initiative ist zum Nutzen aller Menschen, die in diesen Gebieten leben" und soll der namibischen Strategie der nationalen Versöhnung dienen. Die Kriterien bei der Zweckbestimmung der Gelder sollten außerdem "entsprechend der Strategie der namibischen Regierung und internationalen Standards bezüglich von sozialen und Umweltrichtlinien" gelten. Die Volksgruppen Herero, Damara und Nama sind überhaupt nicht erwähnt.
Die namibische Regierung ist nun am Zug. Doch das wird Karl Ahlers nur aus der Ferne betrachten. Anfang Januar beginnt für ihn eine neue Herausforderung - dann in der Protokoll-Abteilung der Verwaltung des Berliner Abgeordnetenhauses. Über 15 Jahre Entwicklungshilfe-Arbeit - davon lange Zeit in Südamerika - gehen somit zu Ende. "Für mich war Afrika etwas Neues, doch insgesamt habe ich positive Erfahrungen gemacht", sagt er und schließt eine Rückkehr in diesen Bereich nicht aus. "Manchmal ist es gut, wenn man etwas Abstand gewinnt und dann mit frischen Kräften in die Entwicklungshilfe zurückkommt." Trotzdem bleibt Namibia und auch die Versöhnungsinitiative in seinem Kopf. "Es besteht nach wie vor die Hoffnung, dass beide Regierungen zusammenfinden. Meine Gespräche mit den einzelnen Gruppen stellen ein wichtiges Element dar, das in die Verhandlungen einfließen sollte. Alles ist dokumentiert, das wird beim weiteren Aufbau der Initiative helfen." Umsonst sei sein Wirkens also nicht gewesen, wenngleich er abschließend einräumt: "Es ist natürlich enttäuschend, dass wir die Sache nicht in trockene Tücher bringen konnten. Wir haben unsere Chancen offenbar nicht realistisch genug eingeschätzt."
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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