Afrika zeigt Kreativität und große Sprünge im ICT-Sektor
In der Stunde der Not kommt Ory Okolloh eine rettende Idee. Die Kenianerin arbeitet damals als Rechtsberaterin im südafrikanischen Johannesburg und betreibt dort einen in Kenia weithin gelesenen Blog. Unaufhörlich berichtet sie über die gefährliche Lage in ihrer alten Heimat - und ist überwältigt von all den Informationen, die ihr die Leser daraufhin schicken. Schnell wird deutlich, dass viele Gewalttaten in Kenia von den Medien gar nicht erwähnt werden. "Ich dachte, dass es helfen könne, das Informationsdefizit mit einem Medium zu füllen, bei dem einfache Bürger über das berichten, was sie sehen", sagt sie. Technofreaks bauen ihr eine Plattform, die Leserberichte systematisch bündelt und die Brennpunkte der Unruhen kartiert. "Ushahidi" nennt Okolloh die neue Form der digitalen Kriseninformation, was auf Swahili "Zeuge" heißt. Eine ähnliche Technik, die mit Hilfe von SMS oder Google Earth arbeitet, hatten Hilfsorganisationen bereits zuvor in Noteinsätzen verwendet. Das Besondere an Ushahidi ist jedoch, dass es den Informationsfluss umkehrt: Die Webseite wird nicht von Helfern oder Reportern bestückt, sondern von den unmittelbar Betroffenen vor Ort.
Eine Software übersetzt die vielen (und oft anonym gesendeten) SMS oder E-Mails automatisch und überträgt sie auf einen zentralen Server. Aus den später verifizierten Berichten entsteht schließlich eine laufend aktualisierte Landkarte voller Nachrichten, die als rote Punkte markiert sind und einen Gesamtüberblick über die Unruhen geben.
Im Fachjargon wird dieses Sammeln von Kriseninformationen auch "Crowdsourcing" genannt. Wie in Kenia werden einfache Menschen dazu angehalten, Informationen aus Gebieten zu schicken, die entweder zu abgelegen oder zu unsicher sind - und deshalb von den Medien und Politikern gemieden werden. Für viele Kenianer ist Ushahidi.com von unschätzbarem Wert. Wer sich registrieren lässt, erhält von der Seite per SMS eine Warnung über lokale Gewaltausbrüche.
Für Afrika ist die Website eine ideale Nachrichtenquelle. Denn neben dem Radio ist das Mobiltelefon zum am weitesten verbreiteten Kommunikationsmittel aufgestiegen. Nirgendwo in Afrika hat der Mobilfunk in den letzten Jahren ähnlich hohe Wachstumsraten verzeichnet wie in Kenia. Seit 2009 ist die Internetnutzung im Land um mehr als 5000 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sind die Kosten um bis zu 90 Prozent gesunken. Verantwortlich dafür ist vor allem Seacom, die Afrika seit zwei Jahren mit einer auf dem Ozeanboden verlegten Glasfaserleitung an die großen Datenautobahnen der Welt anbindet.
Seacom ist ein privates Unternehmen mit Hauptsitz in Mauritius. Für die Gesellschaft ist das Überseekabel ein Mittel zum Zweck: Es soll die wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents vorantreiben und helfen, den Rückstand auf den Rest der Welt aufzuholen. Dass die Kosten im Telekommunikationsbereich (ICT) auf dem Kontinent so drastisch gesunken sind, liegt allerdings nicht allein am neuen Kabel, sondern auch daran, dass die neuen ICT-Projekte einen regen Wettbewerb in Gang gesetzt haben.
Ähnlich wie Seacom ergeht es auch Kenias größtem Mobilfunkbetreiber Safaricom, der die Erfolgsgeschichte des Sektors symbolisiert. Seit der Jahrtausendwende hat die Gesellschaft die Zahl seiner Kunden von 20000 auf mehr als zehn Millionen geschraubt - und ist so zum profitabelsten Unternehmen in Ost- und Zentralafrika geworden. Kein Wunder, dass der Börsengang 2008 - bei dem der Staat 25 Prozent des Unternehmens für rund 800 Millionen US-Dollar platzierte - trotz der angespannten politischen Lage damals geglückt ist.
Das Erfolgsrezept von Safaricom ist simpel: Die Kunden zahlen für ihre Gesprächszeit im Voraus und stellen so kein Kreditrisiko dar. Zudem werden Anrufe im Sekundentakt und nicht für jede angebrochene Minute berechnet, was den vielen bitterarmen Menschen in Afrika Kosten spart. Und schließlich ermöglicht Safaricom seinen Kunden auch, Geldgeschäfte per SMS zu tätigen, was billiger und schneller als ein gewöhnlicher Banktransfer ist. Inzwischen hat Safaricom jedoch derart viele Mitbewerber, dass die Aktien an der Börse im Laufe des Jahres 2011 fast die Hälfte an Wert verloren hat.
Das Safaricom-Management ist überzeugt davon, dass die Möglichkeit, eine Telefonnummer ohne feste Adresse oder finanzielle Sicherheit zu bekommen, für weite Teile der Bevölkerung viel mehr verändert hat als etwa die vom Westen geleistete Entwicklungshilfe. Schon weil rund 70 Prozent der Wirtschaft in Kenia informell ist und die Regierung des Landes nur wenig echte Dienstleistungen offeriert, dürfte Safaricom mehr als andere für den Aufbau einer kleinen Unternehmerklasse in Afrika getan haben.
Bei allen Erfolgen bleibt die Anbindung an das Internet in Afrika jedoch noch immer weit hinter anderen Weltregionen zurück. Während in den Industriestaaten rund 70 Prozent der Menschen das Medium nutzen, sind es in Afrika südlich der Sahara noch immer weniger als zehn Prozent. Allerdings liegt die Benutzungsrate pro Anschluss mit 20:1 viel höher als in jedem anderen Weltteil. Auch hat die Vernetzung mit immer neuen Überseekabeln und dem damit verbundenen besseren Mobilfunkempfang dem Handy in Afrika zu immer größerer Beliebtheit verholfen. Inzwischen gibt es auf dem Kontinent fast 100 Millionen solcher Geräte mit oft rudimentärer Internet-Verbindung.
Eine Software übersetzt die vielen (und oft anonym gesendeten) SMS oder E-Mails automatisch und überträgt sie auf einen zentralen Server. Aus den später verifizierten Berichten entsteht schließlich eine laufend aktualisierte Landkarte voller Nachrichten, die als rote Punkte markiert sind und einen Gesamtüberblick über die Unruhen geben.
Im Fachjargon wird dieses Sammeln von Kriseninformationen auch "Crowdsourcing" genannt. Wie in Kenia werden einfache Menschen dazu angehalten, Informationen aus Gebieten zu schicken, die entweder zu abgelegen oder zu unsicher sind - und deshalb von den Medien und Politikern gemieden werden. Für viele Kenianer ist Ushahidi.com von unschätzbarem Wert. Wer sich registrieren lässt, erhält von der Seite per SMS eine Warnung über lokale Gewaltausbrüche.
Für Afrika ist die Website eine ideale Nachrichtenquelle. Denn neben dem Radio ist das Mobiltelefon zum am weitesten verbreiteten Kommunikationsmittel aufgestiegen. Nirgendwo in Afrika hat der Mobilfunk in den letzten Jahren ähnlich hohe Wachstumsraten verzeichnet wie in Kenia. Seit 2009 ist die Internetnutzung im Land um mehr als 5000 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sind die Kosten um bis zu 90 Prozent gesunken. Verantwortlich dafür ist vor allem Seacom, die Afrika seit zwei Jahren mit einer auf dem Ozeanboden verlegten Glasfaserleitung an die großen Datenautobahnen der Welt anbindet.
Seacom ist ein privates Unternehmen mit Hauptsitz in Mauritius. Für die Gesellschaft ist das Überseekabel ein Mittel zum Zweck: Es soll die wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents vorantreiben und helfen, den Rückstand auf den Rest der Welt aufzuholen. Dass die Kosten im Telekommunikationsbereich (ICT) auf dem Kontinent so drastisch gesunken sind, liegt allerdings nicht allein am neuen Kabel, sondern auch daran, dass die neuen ICT-Projekte einen regen Wettbewerb in Gang gesetzt haben.
Ähnlich wie Seacom ergeht es auch Kenias größtem Mobilfunkbetreiber Safaricom, der die Erfolgsgeschichte des Sektors symbolisiert. Seit der Jahrtausendwende hat die Gesellschaft die Zahl seiner Kunden von 20000 auf mehr als zehn Millionen geschraubt - und ist so zum profitabelsten Unternehmen in Ost- und Zentralafrika geworden. Kein Wunder, dass der Börsengang 2008 - bei dem der Staat 25 Prozent des Unternehmens für rund 800 Millionen US-Dollar platzierte - trotz der angespannten politischen Lage damals geglückt ist.
Das Erfolgsrezept von Safaricom ist simpel: Die Kunden zahlen für ihre Gesprächszeit im Voraus und stellen so kein Kreditrisiko dar. Zudem werden Anrufe im Sekundentakt und nicht für jede angebrochene Minute berechnet, was den vielen bitterarmen Menschen in Afrika Kosten spart. Und schließlich ermöglicht Safaricom seinen Kunden auch, Geldgeschäfte per SMS zu tätigen, was billiger und schneller als ein gewöhnlicher Banktransfer ist. Inzwischen hat Safaricom jedoch derart viele Mitbewerber, dass die Aktien an der Börse im Laufe des Jahres 2011 fast die Hälfte an Wert verloren hat.
Das Safaricom-Management ist überzeugt davon, dass die Möglichkeit, eine Telefonnummer ohne feste Adresse oder finanzielle Sicherheit zu bekommen, für weite Teile der Bevölkerung viel mehr verändert hat als etwa die vom Westen geleistete Entwicklungshilfe. Schon weil rund 70 Prozent der Wirtschaft in Kenia informell ist und die Regierung des Landes nur wenig echte Dienstleistungen offeriert, dürfte Safaricom mehr als andere für den Aufbau einer kleinen Unternehmerklasse in Afrika getan haben.
Bei allen Erfolgen bleibt die Anbindung an das Internet in Afrika jedoch noch immer weit hinter anderen Weltregionen zurück. Während in den Industriestaaten rund 70 Prozent der Menschen das Medium nutzen, sind es in Afrika südlich der Sahara noch immer weniger als zehn Prozent. Allerdings liegt die Benutzungsrate pro Anschluss mit 20:1 viel höher als in jedem anderen Weltteil. Auch hat die Vernetzung mit immer neuen Überseekabeln und dem damit verbundenen besseren Mobilfunkempfang dem Handy in Afrika zu immer größerer Beliebtheit verholfen. Inzwischen gibt es auf dem Kontinent fast 100 Millionen solcher Geräte mit oft rudimentärer Internet-Verbindung.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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