Aids-Prävention muss nach Bushs Pfeiffe tanzen
Wenn es nach US-Präsident Bush geht, sollten alle Jugendlichen Jungfernschaftsgelübde ablegen, bis sie sicher unter die Haube gebracht wurden. Eine - bewiesenermaßen gefährliche - Politik im Kampf gegen Aids, die auch ihre Auswirkungen auf Namibia haben könnte.
Die Bush-Regierung hat in der vergangenen Woche neue Gelder in Höhe von 100 Millionen US-Dollar für Aids-Programme in Afrika bewilligt, die sexuelle Abstinenz für Jugendliche propagieren. Was in der so lautenden Pressemitteilung von USAID (U.S. Agency for International Development) allerdings nicht stand, ist dass Bushs geliebte Abstinenzprogramme nicht funktionieren. Dass sie u.a. die Rate der Teenagerschwangerschaften in den USA kein bisschen reduzierten, woraufhin er die US Centres for Disease Control instruierte, die Datensammlungen sofort einzustellen.
Wie die britische Tageszeitung "The Guardian" schreibt, soll Bush außerdem den Stop für ein Projekt erklärt haben, das diejenigen Aufklärungsprogramme identifizierte, die wirklich funktionieren - nachdem man herausgefunden hatte, dass keines der erfolgreichen Programme ein "Nur Abstinenz"-Programm war. Bush, schreibt der Guardian weiter, hat als Gouverneur von Texas zehn Millionen US-Dollar in Abstinenz-Programme in seinem Staat investiert - mit dem Resultat, dass Texas die vierthöchste HIV-Rate in den Vereinigten Staaten zeigte, und den niedrigsten Rückgang von Teenage-Schwangerschaften zwischen 15- bis 17-Jährigen.
Experten halten nicht viel von Bushs Progagierung viktorianischer Werte, wenn es um den Kampf gegen HIV-Aids geht (die AZ berichtete). Abstinenz-Programme für Jugendliche zögern zwar den ersten sexuellen Kontakt hinaus, aber wenn die jungen Menschen dann doch sexuell aktiv werden (was sie unvermeidbar alle tun), sind sie einer Studie der Columbia University zufolge um ein Drittel weniger bereit, Kondome zu benutzen, weil sie "nicht vorbereitet sind auf eine Erfahrung, die sie sich versagt haben".
Bushs konservative Aids-Politik könnte sich auch auf die Aufklärungskampagnen in Namibia auswirken. Denn viele der Gelder im Kampf gegen Aids kommen aus den USA - verteilt u.a. durch Organisationen wie USAID, die John Hopkins University, HIVOS (The Humanist Institute for Cooperation with Developing Countries) oder FHI (Family Health International). Sie sollen nun vermehrt religiösen Organisationen im Kampf gegen Aids zugute kommen.
Schon jetzt haben einige, vor allem nicht-religiöse Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) in Namibia Kürzungen oder komplette Streichungen ihrer Budgets aus den USA erfahren. Offiziell kommentieren möchten diese NGOs das allerdings nicht: Manche von ihnen hoffen, das finanzielle Todesurteil für ihre Aids-Arbeit noch hinauszögern zu können.
"Aids-Programme, die von bestimmten Sponsoren abhängen, sind immer problematisch, weil die Bedürfnisse des spezifischen Landes den von den Sponsoren auferlegten Bedingungen untergeordnet werden müssen", sagt Michaela Clayton, Vorstandsvorsitzende von Aids Care Trust of Namibia und Koordinatorin der Aids-Arbeit des Legal Assistance Centre. Beide Organisationen werden - noch - von USAID finanziert. Clayton zufolge haben die Budgetkürzungen einiger NGOs mit der konservativen Aids-Politik des Geberlandes USA zu tun. "Das Schlimme ist: wir brauchen die Gelder. Aber wir dürfen nicht über Abtreibung, in manchen Programmen auch nicht über Kondomgebrauch sprechen."
Dabei hat Namibia eigentlich eine klar definierte Aids-Politik. ABC heißt das in Uganda so erfolgreich implementierte Programm. A für "abstain", B für "be faithful" und C für "condomise". Ein Programm, das nur in seiner Totalität Erfolge zeigte, das die US-Politik unter Bush aber modifiziert hat. "Abstain" für Jugendliche bis zur Heirat. "Be faithful" für Verheiratete. Und "condomise" - das ist die Botschaft, die die USA nur noch den "High Risk Groups" nahelegt: Prostituierten und LKW-Fahrern beispielsweise. Bushs PEPFAR-Plan (President's Emergency Plan for AIDS Relief) zieht beispielsweise nicht in Betracht, dass in Afrikas polygamer Gesellschaft gerade verheiratete Frauen, auch wenn sie brav treu sind, einem hohen HIV-Risiko ausgesetzt sind.
So hat Namibia sich in den letzten Jahren verstärkt auf "C"-Programme konzentriert, dahingehend aufklärt, dass jeder Mensch sich vor dem HIV-Virus schützen muss. "Wir können es uns nicht leisten, nur eine Schiene (Abstinenz) in der Aids-Prävention zu fahren", sagt Rianne Selle, Koordinatorin der nationalen Aids-Kampagne Take Control. Selle zufolge wird Take Control nicht von der Aids-Politik der USA beeinflusst werden, weil die Gelder aus anderen Töpfen stammen. "Aber in den kleinen NGOs, den Kirchen und den Schulen wird sich diese konservative Politik auf jeden Fall bemerkbar machen", glaubt Selle.
Die Bush-Regierung hat in der vergangenen Woche neue Gelder in Höhe von 100 Millionen US-Dollar für Aids-Programme in Afrika bewilligt, die sexuelle Abstinenz für Jugendliche propagieren. Was in der so lautenden Pressemitteilung von USAID (U.S. Agency for International Development) allerdings nicht stand, ist dass Bushs geliebte Abstinenzprogramme nicht funktionieren. Dass sie u.a. die Rate der Teenagerschwangerschaften in den USA kein bisschen reduzierten, woraufhin er die US Centres for Disease Control instruierte, die Datensammlungen sofort einzustellen.
Wie die britische Tageszeitung "The Guardian" schreibt, soll Bush außerdem den Stop für ein Projekt erklärt haben, das diejenigen Aufklärungsprogramme identifizierte, die wirklich funktionieren - nachdem man herausgefunden hatte, dass keines der erfolgreichen Programme ein "Nur Abstinenz"-Programm war. Bush, schreibt der Guardian weiter, hat als Gouverneur von Texas zehn Millionen US-Dollar in Abstinenz-Programme in seinem Staat investiert - mit dem Resultat, dass Texas die vierthöchste HIV-Rate in den Vereinigten Staaten zeigte, und den niedrigsten Rückgang von Teenage-Schwangerschaften zwischen 15- bis 17-Jährigen.
Experten halten nicht viel von Bushs Progagierung viktorianischer Werte, wenn es um den Kampf gegen HIV-Aids geht (die AZ berichtete). Abstinenz-Programme für Jugendliche zögern zwar den ersten sexuellen Kontakt hinaus, aber wenn die jungen Menschen dann doch sexuell aktiv werden (was sie unvermeidbar alle tun), sind sie einer Studie der Columbia University zufolge um ein Drittel weniger bereit, Kondome zu benutzen, weil sie "nicht vorbereitet sind auf eine Erfahrung, die sie sich versagt haben".
Bushs konservative Aids-Politik könnte sich auch auf die Aufklärungskampagnen in Namibia auswirken. Denn viele der Gelder im Kampf gegen Aids kommen aus den USA - verteilt u.a. durch Organisationen wie USAID, die John Hopkins University, HIVOS (The Humanist Institute for Cooperation with Developing Countries) oder FHI (Family Health International). Sie sollen nun vermehrt religiösen Organisationen im Kampf gegen Aids zugute kommen.
Schon jetzt haben einige, vor allem nicht-religiöse Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) in Namibia Kürzungen oder komplette Streichungen ihrer Budgets aus den USA erfahren. Offiziell kommentieren möchten diese NGOs das allerdings nicht: Manche von ihnen hoffen, das finanzielle Todesurteil für ihre Aids-Arbeit noch hinauszögern zu können.
"Aids-Programme, die von bestimmten Sponsoren abhängen, sind immer problematisch, weil die Bedürfnisse des spezifischen Landes den von den Sponsoren auferlegten Bedingungen untergeordnet werden müssen", sagt Michaela Clayton, Vorstandsvorsitzende von Aids Care Trust of Namibia und Koordinatorin der Aids-Arbeit des Legal Assistance Centre. Beide Organisationen werden - noch - von USAID finanziert. Clayton zufolge haben die Budgetkürzungen einiger NGOs mit der konservativen Aids-Politik des Geberlandes USA zu tun. "Das Schlimme ist: wir brauchen die Gelder. Aber wir dürfen nicht über Abtreibung, in manchen Programmen auch nicht über Kondomgebrauch sprechen."
Dabei hat Namibia eigentlich eine klar definierte Aids-Politik. ABC heißt das in Uganda so erfolgreich implementierte Programm. A für "abstain", B für "be faithful" und C für "condomise". Ein Programm, das nur in seiner Totalität Erfolge zeigte, das die US-Politik unter Bush aber modifiziert hat. "Abstain" für Jugendliche bis zur Heirat. "Be faithful" für Verheiratete. Und "condomise" - das ist die Botschaft, die die USA nur noch den "High Risk Groups" nahelegt: Prostituierten und LKW-Fahrern beispielsweise. Bushs PEPFAR-Plan (President's Emergency Plan for AIDS Relief) zieht beispielsweise nicht in Betracht, dass in Afrikas polygamer Gesellschaft gerade verheiratete Frauen, auch wenn sie brav treu sind, einem hohen HIV-Risiko ausgesetzt sind.
So hat Namibia sich in den letzten Jahren verstärkt auf "C"-Programme konzentriert, dahingehend aufklärt, dass jeder Mensch sich vor dem HIV-Virus schützen muss. "Wir können es uns nicht leisten, nur eine Schiene (Abstinenz) in der Aids-Prävention zu fahren", sagt Rianne Selle, Koordinatorin der nationalen Aids-Kampagne Take Control. Selle zufolge wird Take Control nicht von der Aids-Politik der USA beeinflusst werden, weil die Gelder aus anderen Töpfen stammen. "Aber in den kleinen NGOs, den Kirchen und den Schulen wird sich diese konservative Politik auf jeden Fall bemerkbar machen", glaubt Selle.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen