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Akte Gepard geschlossen

"Wenn das Programm an den Start geht, könnte jeder Farmer oder Ranger die Fußabdrücke, die er auf seinem Gelände findet, fotografieren und das Bild in das Computer-Programm einspeisen", erklärt Florian Weise. Die Fotos können ohne Stativ oder Vermessungstechnik - einfach aus der Hand gemacht werden. Die Software kann nach kurzer Auswertung des Fotos unterscheiden, ob es sich bei dem Fußabdruck um ein bekanntes Tier handelt oder nicht. Erkennt das System das Tier nicht, kann es Auskunft über Größe, Alter und Geschlecht geben. Am Ende misst das Programm zum Beispiel den höchsten Punkt der mittleren Zehe oder den unterster Punkt der Ferse. Die mathematischen Beziehungen aus Längen, Winkel und Flächen) ergibt schließlich das geometrische Profil für jeden Tierfuß. "Wissenschaftlich gesehen und für unsere tägliche Arbeit wäre das ein riesen Durchbruch", so der Diplom-Biologe. Die Anleitung für die sogenannte "Footprint Identification Technique" (FIT) stellten ihm das befreundete Forscherpaar Zoe Jewell und Sky Alibhai aus Portugal zur Verfügung. Woche für Woche schickt Florian den beiden "Wildtrack"-Gründern neue Fotos mit den Pfotenabdrücken seiner Tiere in die USA. Die Software, die bereits perfekt für schwarze Rhinozerosse, bengalische Tiger und Tapire funktioniert, soll in knapp einem Jahr auch Geparden zu gute kommen, ihre Zählung in der freien Wildbahn und in Reservaten ermöglichen ohne die Tiere zu stören. Damit das Forscher-Team die Ergebnisse auswerten kann, müssen Datum und Position neben dem Foto des jeweiligen Prints notiert werden. Mehr nicht. Dass ihre Methode kostengünstig und gebrauchsfreundlich ist, haben Sky Alibhai und Zoe Jewell bereits bei ihrem Eisbären-Projekt vor einigen Jahren bewiesen. "Bis dato mussten die Polarbären betäubt, markiert und gegebenenfalls erneut gefangen werden, um abschätzen zu können, wie viele Tiere in einem Gebiet leben. Sie wurden vom Hubschrauber aus mit Betäubungsgewehren gejagt, mit Zahlen bemalt, tätowiert", erklärte Alibhai damals.Eine Bestandsschätzung nach der alten Methode kostet nach Presseberichten für jede der 13 kanadischen Eisbärpopulationen circa 1,3 Millionen Euro - mit der neuen "Footprint"-Methode nicht einmal ein Zehntel davon. Auf gute Erfahrungswerte konnte das Forscherpaar schon damals zurückgreifen. Bereits 1992 hatten die Tierärztin und der Zoologe in Simbabwe das Projekt "Rhinowatch" gegründet. Zwischen 1994 und 2000 betreuten sie eine Population von 15 Spitzmaulnashörnern, deren Aufenthaltsort durch Scouts oder Sender bekannt war. Während dieser Studie entwickelten sie die "Footprint Identification Technique"-Methode. Zuletzt gelang es den Fachleuten Nashornindividuen mit einer Genauigkeit von 87 bis 95 Prozent anhand ihrer Fußabdrücke zu identifizieren und darüber hinaus Breit- und Spitzmaulnashörner anhand ihrer Fußabdrücke mit mindestens 98-prozentiger Sicherheit zu unterscheiden. Ebenso sei die FIT-Methode in der Lage, den Bestand einer unbekannten Nashornpopulation mit einer Genauigkeit von 91 bis 95 Prozent vorherzusagen, erklären Alibhai und Jewell auf ihrer Webseite "wildtrack.org". Genauso gute Ergebnisse erhofft sich Florian Weise derzeit in N/a'an ku sê für seine Geparden. Die besten Erfolge erzielt der derzeit mit der 10-monatigen Ayla. Etwa alle drei Tage betritt er mit seinen zwei seinen zwei freiwilligen Helfern das Gehege seiner drei jüngsten, schüttet eine flache Fläche aus Sand und Wasser auf. Dann lockt der Forschungsleiter die kleine Gepardin Ayla mit Fleisch auf den feuchten Grund. Und Bingo - Ayla hinterlässt einen perfekten Pfotenabdruck, den Weise sofort einkreist, mit zwei Linealen umlegt und abfotografiert. "Pro Gepard brauche ich ungefähr 20 Abdrücke von der hinteren linken Pfote." Um die benötigte Anzahl an Test-Tieren bis Ende 2010 zusammenzukriegen, hat sich der Wildhüter mit einem Zoo in England, einem Reservat in Botswana und dem "Cheetha Conservation Fund" in Otjiwarongo zusammengetan. Zu oft will er seine drei jüngsten Geparden nicht in den Versuch einbinden: "Wir wollen sie wild halten." Wild wie auch die Problemtiere wie Leoparden und Geparden, die er von Zeit zu Zeit von benachbarten Farmen abholt, um sie unter staatlicher Aufsicht des "Ministry of Enviroment and Tourism" in anderen Wildreservaten - im Namkluftpark, am Namibrand und im Kulala Wildreservat - umzusiedeln. Oder Jungtiere, die in Gefangenschaft aufgewachsen sind und ausgewildert werden sollen. "Wir bleiben dann monatelang an den Tieren dran, schauen ob sie bleiben, fressen und sich wohlfühlen." Seine Erfolgsquote misst er an der Überlebensquote der Tiere - und die liegt heute bei 87 Prozent. Bislang arbeitete Florian Weise in solchen Fällen mit GPS-Halsbändern, von denen eines knapp 2000 Euro kostete. Zuviel Geld, um für jedes Tier eines zu kaufen. Die "Fußabdrucktechnologie" könnte uns die Beobachtung der Tiere bald erleichtern. Ende 2010 hofft Florian Weise bereits mit dem Programm in der Testphase zu sein. Es wäre, nun, ein paar kleine Schritte für seine Geparden, aber ein großer Schritt für die Wissenschaft.
Wer sich für das Thema interessiert, kann im Rahmen des Volunteer-Programms Einblicke in das FIT-Projekt erhalten. Alle Infos unter: www.ecotourism-namibia.com

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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