Akte Manfred Franz: "Weiß der Präsident davon?"
Die deutschen Investoren Ferdinand K. Münch, Erich Sperber und Stefan Windschiegl haben "die Nase gestrichen voll" von dem notorischen Hochstapler Manfred Franz. Mit Münch und seinem Mitarbeiter Maher Onallah sprach AZ-Redakteur Stefan Grüllenbeck über anhaltende Verleumdungen des dubiosen Unternehmers Franz und die wahren Verwandten von Namibias berüchtigtem Lügenbaron.
AZ: Herr Münch, Herr Onallah - beim Thema Manfred Franz werden wir alle leider immer noch sehr ungehalten, das haben wir gerade im Vorgespräch wieder feststellen müssen. Woran liegt das, haben sie eine Erklärung dafür?
M. Onallah: Das liegt daran, dass der Mann eindeutig verrückt ist. Franz gehört ganz dringend in ärztliche Behandlung, davon sind wir mittlerweile fest überzeugt.
AZ: Gibt es Symptome, mit der Sie diese Überzeugung belegen können?
F. Münch: Haufenweise. Zum Beispiel hat Franz tatsächlich seine Drohungen wahr gemacht, alles daran zu setzen mich, meine Familie und meine Karriere zu zerstören. Erst vor kurzem hat er in Deutschland bei Nachbarn von uns angerufen und diese gebeten, eine "wichtige Warnung" an meine Frau weiterzuleiten, weil er diese persönlich nicht erreichen könne. Das ist natürlich eine weitere Lüge, denn meine Frau war zu dieser Zeit zuhause und auch telefonisch erreichbar.
AZ: Was war der Inhalt dieser Warnung?
F. Münch: Meine geschäftlichen Tätigkeiten in Namibia seien nur der Vorwand, mich ungezügelt in Namibias diversen Clubs herumzutreiben. Meine Frau solle mich deshalb umgehend zu einem Arzt schicken, weil ich vermutlich Aids hätte.
Einige Zeit vorher hat er bei meiner ehemaligen Bundeswehr-Dienststelle angerufen und dort Andeutungen vorgebracht, ich sei ein Hochverräter und meine Karriere als Reserveoffizier müsse deshalb beendet werden.
AZ: Das kommt mir sehr bekannt vor. In der Akte gibt es mehrere Verweise darauf mit welchen Methoden Franz versucht, seine Opfer einzuschüchtern oder zum Schweigen zu bringen. So wurde ein unbescholtener Unternehmer in Oshakati von Franz als Kindervergewaltiger verleumdet. Mich selbst hat er einmal beiseite genommen und mich auf mein Studium in Göttingen angesprochen. Er deutete an, dass "dort ja wohl auch was vorgefallen wäre". Dummerweise musste ich daraufhin furchtbar lachen, weil mich dieser Auftritt spontan an die Figur J.R. Ewing in einer Folge von "Dallas" erinnert hat. Aber Spaß beiseite, Vokabeln wie Kinderschänder, Hochverräter oder Aids sind für einen Unternehmer nicht besonders komisch, oder?
F. Münch: Nein. Ich möchte mich jetzt dazu noch nicht äußern, aber natürlich sind wir nicht gewillt, solche Verleumdungen länger hinzunehmen.
AZ: Herr Münch, Sie haben sich vor kurzem mit Verwandten von Herrn Franz in Deutschland getroffen. Können Sie unseren Lesern diese Begegnung schildern?
F. Münch: Ja, ich habe erst kurz mit seiner Mutter Anneliese Franz telefoniert. Aber das Thema Manfred Franz hat sie doch sehr aufgeregt, deshalb habe ich das Gespräch schnell beendet und nur meine Telefonnummer hinterlassen. Freundlicherweise haben sich aber dann seine Schwester Roswitha und ihr Ehemann bereit erklärt, mit mir über Herrn Franz zu sprechen. Wir haben uns kürzlich getroffen und sehr ausführlich über seine Lebensgeschichte unterhalten. Das war außerordentlich interessant.
AZ: Und? Was sagt denn seine Schwester zu dem "Professor Doktor" Franz? Oder zu dem Korvettenkapitän, dem Duzfreund von Außenminister Joschka Fischer, dem Direktor des Forschungszentrums Jülich oder dem Tschernobylgutachten des berühmten Physikers Manfred Franz? Das alles hat er ja Ihnen, mir und anderen erzählt.
F. Münch: Laut Aussage der Schwester hat Manfred Franz in seinem Geburtsort Groß Dünen die Volksschule besucht, die er aber ohne Abschluss beendete. In der Folgezeit begann er eine Lehre als Radio- und Fernsehmechaniker, die er aber, angeblich wegen eines Armbruchs, abgebrochen hat. Anschließend lernte er im Elektrohandwerk und schaffte dort auch den Gesellenbrief. Dies - und nur dies - sind demnach die Fakten. Alle Geschichten über seine Akademiker- und Forscherlaufbahn sind Märchen.
AZ: Wie sieht es mit seiner Bundeswehrlaufbahn aus?
F. Münch: Obwohl er zur Bundeswehr einberufen war, Dienstantritt am 1. Juli 1968, setzte er sich nach Frankreich ab, vermutlich um seine Dienstzeit zu umgehen. Seine Eltern und seine Schwester wollten ihn dort suchen, um ihn zur Heimkehr zu überreden. Sie fanden seine Spur am Mont Martre in Paris, wo sie einige Leute trafen, die ihn kannten. Aber Franz war zwischenzeitlich bereits nach Deutschland zurückgekehrt und konnte "überhaupt nicht verstehen", warum es in der Familie soviel Aufregung gegeben hat. Er trat dann doch seinen Wehrdienst an und war bei der Marine in Glückstadt als Sanitätssoldat eingesetzt.
AZ: Jetzt kommt der Korvettenkapitän der Reserve ?
F. Münch: Nicht ganz. Aufgrund eines mutmaßlichen Selbstmordversuchs am 11. September 1969 und anderer Vorfälle, er behauptete unter anderem, er werde vom Militärischen Abschirmdienst MAD verfolgt, seine Zimmerkameraden würden ihn nachts wecken, er höre immer irgendwelche Stimmen usw., wurde er vorzeitig und vermutlich unehrenhaft aus der Bundeswehr entlassen.
AZ: Aber wieder einmal hat er am Ende seinen Willen bekommen, nicht wahr?
F. Münch: Ja, er ist in dieser Hinsicht absolut skrupellos. Sie müssen sich jedoch einmal vorstellen, was das für die Familie bedeutet hat, was die wohl mit Manfred Franz durchgemacht hat. Zum Beispiel hat die Schwester erzählt, ihr Bruder habe zwar beim Bund seinen Führerschein gemacht, aber der wurde ihm wegen etlicher Delikte ganz schnell wieder abgenommen, bis zum Jahr 1976. Alle Strafen, die aus diesen Delikten resultierten, wurden ausschließlich von seiner Mutter bezahlt. Die Vollstreckungsbeamten gingen wegen Bußgeldbescheiden bei seinen Eltern ein und aus.
AZ: Was ist mit seinem Vater? Stimmt denn die Geschichte des Juniors, dass sein Vater ein großer Forscher im Abfallentsorgungsbereich war? Angeblich führt Franz ja diese Forschungen heute weiter und entwickelt neben seinen patentierten Solaranlagen auch hochmoderne Biogasanlagen.
F. Münch: Abfallentsorgung stimmt. Sein Vater Heinrich Franz war Kfz-Mechaniker und Fahrer bei der Müllabfuhr. Nach Aussage der Schwester war er ein aufrechter, hart arbeitender Mann, den sein Sohn auf nicht gerade feine Art betrogen hat. Denn mit Hilfe seines Vaters, der für ihn gebürgt hat, hat er sich in Hildesheim ein Haus gekauft, um dieses zu renovieren und zu vermieten. Franz hat diesen Plan jedoch nie verwirklicht und seinen Vater "hängen" lassen. Das Haus wurde dann zwangsversteigert. Der Vater musste gegen seinen eigenen Sohn klagen, um wenigstens etwas von seinem Geld wieder zu bekommen. Der Vater starb 1986 und bis ca. 1990 hat seine Mutter Raten aus der Bürgschaft zurückbezahlt.
AZ: Na klasse.
F. Münch: Und es wird noch schlimmer. Franz machte sich trotz dieser Schulden selbstständig und ging bankrott. Im Februar 1991 hat Franz' damalige Ehefrau Heidelinde dann die Scheidung eingereicht. Aber als seine Schwester ebenfalls zu dem anberaumten Gerichtstermin erschien, waren alle da - nur Manfred Franz nicht. Seine Schwester fuhr zurück zu seiner Wohnung. Zusammen mit der Polizei fand sie ihren Bruder ohnmächtig und mit einer Spritze im Oberschenkel vor. In seiner Wohnung hielt sich außerdem eine junge Frau auf, die total "high" war. Franz wurde daraufhin in die geschlossene Abteilung ins nahe gelegene Landeskrankenhaus gebracht, wo er zwei Monate unter Aufsicht stand. Am 22. April 1991 wurde er dann jedoch zwangsentlassen, da er nach Aussage der Ärzte absolut nicht therapiefähig war und die Ärzte auf Dauer nur "verarschen" wollte.
AZ: Wie hat die Familie darauf reagiert?
F. Münch: Denen ist nun endgültig der Geduldsfaden gerissen. Während Franz im Krankenhaus war, haben sie seine Wohnung räumen lassen. Die Vermieterin stellte einen Container zur Verfügung, damit der gesamte Hausrat entsorgt werden konnte, denn die Wohnung soll richtig schlimm und verwahrlost ausgesehen haben. Per Gerichtsbeschluss wurde seine Schwester ermächtigt den Konkurs abzuwickeln. Mangels Masse wurde das Konkursverfahren aber nie eröffnet und es verblieben vermutlich Schulden in Höhe von rund 250000 Euro.
AZ: Wie gelangte Franz nun nach Namibia? Nach seiner Version war das eine Herzensangelegenheit - er wollte sein geballtes Fachwissen dazu einsetzen, die Entwicklung des Landes voranzutreiben...
F. Münch (lacht): Pah! Die Familie hat ihn wortwörtlich verbannt, weil sie so verzweifelt war! Per Atlas suchten sie willkürlich einen entlegenen Ort, wo er keinen Schaden anrichten kann, und fanden Namibia. Danach sammelte die Schwester in der ganzen Familie Geld, damit er neben dem Flugticket auch etwas Startkapital zur Verfügung hat. Er wurde an einem Samstag nach einer Suchaktion zum Flughafen nach Frankfurt gebracht und in ein Flugzeug Richtung Namibia verfrachtet.
In Windhoek angekommen wohnte er erstmal in einer kleinen Pension, wo er laut einer späteren Aussage gegenüber seiner Schwester eine Herzattacke hatte und daraufhin ins Krankenhaus gebracht werden musste. Dort lernte er unmittelbar Tuulikki Amalenga kennen, seine spätere Ehefrau, da diese dort als Krankenschwester arbeitete. Alles, was danach passierte, kennen wir ja mittlerweile.
AZ: Vermutlich. Verfolgen Sie eigentlich die Berichterstattung über die momentan stattfindende präsidiale Untersuchungskommission? Herr Franz ist dort auch immer wieder Thema ?
F. Münch: Ja. Interessanterweise wird dort nun genau das bestätigt, was wir auch gegenüber Präsident Nujoma bereits schriftlich vorgebracht haben. Eine Mitarbeiterin der NDC hat unter Eid ausgesagt, Franz hätte seit drei Jahren keine Miete für sein Unternehmen Nopasika in Oshakati an die NDC bezahlt. Für uns ist damit gleichzeitig der Beweis erbracht, dass Franz unsere Mietzahlungen nie an die NDC weitergereicht, sondern einfach unterschlagen hat.
AZ: Das ist richtig. Aber in diesem Zusammenhang bleiben zwei Fragen, die immer noch auf eine Antwort warten. Da ist zum einen der Hinweis auf die Protektion von "allerhöchster Stelle", der ebenfalls vor der Amcom-Kommission von NDC-Mitarbeitern geäußert wurde. Demnach wurde die NDC mehrmals direkt vom Staatshaus angewiesen, Franz wegen ausstehender Schulden in Millionenhöhe nicht zu belangen. Und es steht die Behauptung im Raum, das Ministerium für Bergbau und Energie habe öffentliche Ausschreibungsverfahren an Franz "umgeleitet", um es freundlich auszudrücken. Und das, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits Briefe an Energieminister Nickey Iyambo geschickt worden waren, in denen potenzielle deutsche Investoren vor den Machenschaften des Manfred Franz ausdrücklich warnten. Zwei davon finden sich als Kopie bei uns in der Akte Franz.
F. Münch: Ja, aber weiß der Präsident davon? Denn nach unserem Kenntnisstand hat einzig und allein Franz selbst permanent diese Legenden gestreut. Nach allem was wir wissen ist Tuulikki Franz, geborene Amalenga, nicht mit Präsident Nujoma verwandt, auch nicht nach traditioneller Stammessitte. Und Franz war und ist auch kein "Präsidentenberater" in irgendeiner Form, wie er das noch immer behauptet. Alle zusammen sind wir vielmehr Opfer dieses Mannes, dieses Betrügers und Hochstaplers geworden!
M. Onallah: Ich habe lange genug in Oshakati Tür an Tür zur Nopasika für die Firma Pinapro gearbeitet. Ich habe diesen Mann täglich erleben und ertragen müssen. Und ich bin absolut überzeugt: Franz ist ein ganz skrupelloser Typ, der vor überhaupt nichts Halt macht, um sich selbst zu bereichern. Andere Menschen sind ihm dabei absolut egal.
F. Münch: Vielleicht ist Präsident Nujoma tatsächlich der einzige, der diesen Wahnsinn stoppen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass noch viel mehr Geschädigte gegen Franz aufstehen würden, wenn diese Leute wüssten, dass es die erwähnte Protektion gar nicht gibt. Ich glaube, es gibt in dieser Angelegenheit nur einen furchtbar skrupellosen Lügner - aber eine Menge Opfer.
AZ: Eine letzte Frage: Die Pinapro, Ihr Unternehmen für Kunststoffrohre hier in Namibia? machen Sie weiter, oder schmeißen nach ihren Erfahrungen hin?
Münch: Jetzt erst recht! Das bleibt unser Motto.
Onallah: Nein, die Pinapro geht zurück in den Norden und macht weiter. Im
Gegensatz zu Herrn Franz wollen wir auch wirklich Namibier ausbilden und
Wissen weitergeben. Wir schreiben das nicht nur in einen Geschäftsplan, um
vom namibischen Staat Millionenkredite zu ergaunern, wie Franz das gemacht
hat, sondern werden das in naher Zukunft in die Tat umsetzen.
AZ: Danke für das Gespräch
AZ: Herr Münch, Herr Onallah - beim Thema Manfred Franz werden wir alle leider immer noch sehr ungehalten, das haben wir gerade im Vorgespräch wieder feststellen müssen. Woran liegt das, haben sie eine Erklärung dafür?
M. Onallah: Das liegt daran, dass der Mann eindeutig verrückt ist. Franz gehört ganz dringend in ärztliche Behandlung, davon sind wir mittlerweile fest überzeugt.
AZ: Gibt es Symptome, mit der Sie diese Überzeugung belegen können?
F. Münch: Haufenweise. Zum Beispiel hat Franz tatsächlich seine Drohungen wahr gemacht, alles daran zu setzen mich, meine Familie und meine Karriere zu zerstören. Erst vor kurzem hat er in Deutschland bei Nachbarn von uns angerufen und diese gebeten, eine "wichtige Warnung" an meine Frau weiterzuleiten, weil er diese persönlich nicht erreichen könne. Das ist natürlich eine weitere Lüge, denn meine Frau war zu dieser Zeit zuhause und auch telefonisch erreichbar.
AZ: Was war der Inhalt dieser Warnung?
F. Münch: Meine geschäftlichen Tätigkeiten in Namibia seien nur der Vorwand, mich ungezügelt in Namibias diversen Clubs herumzutreiben. Meine Frau solle mich deshalb umgehend zu einem Arzt schicken, weil ich vermutlich Aids hätte.
Einige Zeit vorher hat er bei meiner ehemaligen Bundeswehr-Dienststelle angerufen und dort Andeutungen vorgebracht, ich sei ein Hochverräter und meine Karriere als Reserveoffizier müsse deshalb beendet werden.
AZ: Das kommt mir sehr bekannt vor. In der Akte gibt es mehrere Verweise darauf mit welchen Methoden Franz versucht, seine Opfer einzuschüchtern oder zum Schweigen zu bringen. So wurde ein unbescholtener Unternehmer in Oshakati von Franz als Kindervergewaltiger verleumdet. Mich selbst hat er einmal beiseite genommen und mich auf mein Studium in Göttingen angesprochen. Er deutete an, dass "dort ja wohl auch was vorgefallen wäre". Dummerweise musste ich daraufhin furchtbar lachen, weil mich dieser Auftritt spontan an die Figur J.R. Ewing in einer Folge von "Dallas" erinnert hat. Aber Spaß beiseite, Vokabeln wie Kinderschänder, Hochverräter oder Aids sind für einen Unternehmer nicht besonders komisch, oder?
F. Münch: Nein. Ich möchte mich jetzt dazu noch nicht äußern, aber natürlich sind wir nicht gewillt, solche Verleumdungen länger hinzunehmen.
AZ: Herr Münch, Sie haben sich vor kurzem mit Verwandten von Herrn Franz in Deutschland getroffen. Können Sie unseren Lesern diese Begegnung schildern?
F. Münch: Ja, ich habe erst kurz mit seiner Mutter Anneliese Franz telefoniert. Aber das Thema Manfred Franz hat sie doch sehr aufgeregt, deshalb habe ich das Gespräch schnell beendet und nur meine Telefonnummer hinterlassen. Freundlicherweise haben sich aber dann seine Schwester Roswitha und ihr Ehemann bereit erklärt, mit mir über Herrn Franz zu sprechen. Wir haben uns kürzlich getroffen und sehr ausführlich über seine Lebensgeschichte unterhalten. Das war außerordentlich interessant.
AZ: Und? Was sagt denn seine Schwester zu dem "Professor Doktor" Franz? Oder zu dem Korvettenkapitän, dem Duzfreund von Außenminister Joschka Fischer, dem Direktor des Forschungszentrums Jülich oder dem Tschernobylgutachten des berühmten Physikers Manfred Franz? Das alles hat er ja Ihnen, mir und anderen erzählt.
F. Münch: Laut Aussage der Schwester hat Manfred Franz in seinem Geburtsort Groß Dünen die Volksschule besucht, die er aber ohne Abschluss beendete. In der Folgezeit begann er eine Lehre als Radio- und Fernsehmechaniker, die er aber, angeblich wegen eines Armbruchs, abgebrochen hat. Anschließend lernte er im Elektrohandwerk und schaffte dort auch den Gesellenbrief. Dies - und nur dies - sind demnach die Fakten. Alle Geschichten über seine Akademiker- und Forscherlaufbahn sind Märchen.
AZ: Wie sieht es mit seiner Bundeswehrlaufbahn aus?
F. Münch: Obwohl er zur Bundeswehr einberufen war, Dienstantritt am 1. Juli 1968, setzte er sich nach Frankreich ab, vermutlich um seine Dienstzeit zu umgehen. Seine Eltern und seine Schwester wollten ihn dort suchen, um ihn zur Heimkehr zu überreden. Sie fanden seine Spur am Mont Martre in Paris, wo sie einige Leute trafen, die ihn kannten. Aber Franz war zwischenzeitlich bereits nach Deutschland zurückgekehrt und konnte "überhaupt nicht verstehen", warum es in der Familie soviel Aufregung gegeben hat. Er trat dann doch seinen Wehrdienst an und war bei der Marine in Glückstadt als Sanitätssoldat eingesetzt.
AZ: Jetzt kommt der Korvettenkapitän der Reserve ?
F. Münch: Nicht ganz. Aufgrund eines mutmaßlichen Selbstmordversuchs am 11. September 1969 und anderer Vorfälle, er behauptete unter anderem, er werde vom Militärischen Abschirmdienst MAD verfolgt, seine Zimmerkameraden würden ihn nachts wecken, er höre immer irgendwelche Stimmen usw., wurde er vorzeitig und vermutlich unehrenhaft aus der Bundeswehr entlassen.
AZ: Aber wieder einmal hat er am Ende seinen Willen bekommen, nicht wahr?
F. Münch: Ja, er ist in dieser Hinsicht absolut skrupellos. Sie müssen sich jedoch einmal vorstellen, was das für die Familie bedeutet hat, was die wohl mit Manfred Franz durchgemacht hat. Zum Beispiel hat die Schwester erzählt, ihr Bruder habe zwar beim Bund seinen Führerschein gemacht, aber der wurde ihm wegen etlicher Delikte ganz schnell wieder abgenommen, bis zum Jahr 1976. Alle Strafen, die aus diesen Delikten resultierten, wurden ausschließlich von seiner Mutter bezahlt. Die Vollstreckungsbeamten gingen wegen Bußgeldbescheiden bei seinen Eltern ein und aus.
AZ: Was ist mit seinem Vater? Stimmt denn die Geschichte des Juniors, dass sein Vater ein großer Forscher im Abfallentsorgungsbereich war? Angeblich führt Franz ja diese Forschungen heute weiter und entwickelt neben seinen patentierten Solaranlagen auch hochmoderne Biogasanlagen.
F. Münch: Abfallentsorgung stimmt. Sein Vater Heinrich Franz war Kfz-Mechaniker und Fahrer bei der Müllabfuhr. Nach Aussage der Schwester war er ein aufrechter, hart arbeitender Mann, den sein Sohn auf nicht gerade feine Art betrogen hat. Denn mit Hilfe seines Vaters, der für ihn gebürgt hat, hat er sich in Hildesheim ein Haus gekauft, um dieses zu renovieren und zu vermieten. Franz hat diesen Plan jedoch nie verwirklicht und seinen Vater "hängen" lassen. Das Haus wurde dann zwangsversteigert. Der Vater musste gegen seinen eigenen Sohn klagen, um wenigstens etwas von seinem Geld wieder zu bekommen. Der Vater starb 1986 und bis ca. 1990 hat seine Mutter Raten aus der Bürgschaft zurückbezahlt.
AZ: Na klasse.
F. Münch: Und es wird noch schlimmer. Franz machte sich trotz dieser Schulden selbstständig und ging bankrott. Im Februar 1991 hat Franz' damalige Ehefrau Heidelinde dann die Scheidung eingereicht. Aber als seine Schwester ebenfalls zu dem anberaumten Gerichtstermin erschien, waren alle da - nur Manfred Franz nicht. Seine Schwester fuhr zurück zu seiner Wohnung. Zusammen mit der Polizei fand sie ihren Bruder ohnmächtig und mit einer Spritze im Oberschenkel vor. In seiner Wohnung hielt sich außerdem eine junge Frau auf, die total "high" war. Franz wurde daraufhin in die geschlossene Abteilung ins nahe gelegene Landeskrankenhaus gebracht, wo er zwei Monate unter Aufsicht stand. Am 22. April 1991 wurde er dann jedoch zwangsentlassen, da er nach Aussage der Ärzte absolut nicht therapiefähig war und die Ärzte auf Dauer nur "verarschen" wollte.
AZ: Wie hat die Familie darauf reagiert?
F. Münch: Denen ist nun endgültig der Geduldsfaden gerissen. Während Franz im Krankenhaus war, haben sie seine Wohnung räumen lassen. Die Vermieterin stellte einen Container zur Verfügung, damit der gesamte Hausrat entsorgt werden konnte, denn die Wohnung soll richtig schlimm und verwahrlost ausgesehen haben. Per Gerichtsbeschluss wurde seine Schwester ermächtigt den Konkurs abzuwickeln. Mangels Masse wurde das Konkursverfahren aber nie eröffnet und es verblieben vermutlich Schulden in Höhe von rund 250000 Euro.
AZ: Wie gelangte Franz nun nach Namibia? Nach seiner Version war das eine Herzensangelegenheit - er wollte sein geballtes Fachwissen dazu einsetzen, die Entwicklung des Landes voranzutreiben...
F. Münch (lacht): Pah! Die Familie hat ihn wortwörtlich verbannt, weil sie so verzweifelt war! Per Atlas suchten sie willkürlich einen entlegenen Ort, wo er keinen Schaden anrichten kann, und fanden Namibia. Danach sammelte die Schwester in der ganzen Familie Geld, damit er neben dem Flugticket auch etwas Startkapital zur Verfügung hat. Er wurde an einem Samstag nach einer Suchaktion zum Flughafen nach Frankfurt gebracht und in ein Flugzeug Richtung Namibia verfrachtet.
In Windhoek angekommen wohnte er erstmal in einer kleinen Pension, wo er laut einer späteren Aussage gegenüber seiner Schwester eine Herzattacke hatte und daraufhin ins Krankenhaus gebracht werden musste. Dort lernte er unmittelbar Tuulikki Amalenga kennen, seine spätere Ehefrau, da diese dort als Krankenschwester arbeitete. Alles, was danach passierte, kennen wir ja mittlerweile.
AZ: Vermutlich. Verfolgen Sie eigentlich die Berichterstattung über die momentan stattfindende präsidiale Untersuchungskommission? Herr Franz ist dort auch immer wieder Thema ?
F. Münch: Ja. Interessanterweise wird dort nun genau das bestätigt, was wir auch gegenüber Präsident Nujoma bereits schriftlich vorgebracht haben. Eine Mitarbeiterin der NDC hat unter Eid ausgesagt, Franz hätte seit drei Jahren keine Miete für sein Unternehmen Nopasika in Oshakati an die NDC bezahlt. Für uns ist damit gleichzeitig der Beweis erbracht, dass Franz unsere Mietzahlungen nie an die NDC weitergereicht, sondern einfach unterschlagen hat.
AZ: Das ist richtig. Aber in diesem Zusammenhang bleiben zwei Fragen, die immer noch auf eine Antwort warten. Da ist zum einen der Hinweis auf die Protektion von "allerhöchster Stelle", der ebenfalls vor der Amcom-Kommission von NDC-Mitarbeitern geäußert wurde. Demnach wurde die NDC mehrmals direkt vom Staatshaus angewiesen, Franz wegen ausstehender Schulden in Millionenhöhe nicht zu belangen. Und es steht die Behauptung im Raum, das Ministerium für Bergbau und Energie habe öffentliche Ausschreibungsverfahren an Franz "umgeleitet", um es freundlich auszudrücken. Und das, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits Briefe an Energieminister Nickey Iyambo geschickt worden waren, in denen potenzielle deutsche Investoren vor den Machenschaften des Manfred Franz ausdrücklich warnten. Zwei davon finden sich als Kopie bei uns in der Akte Franz.
F. Münch: Ja, aber weiß der Präsident davon? Denn nach unserem Kenntnisstand hat einzig und allein Franz selbst permanent diese Legenden gestreut. Nach allem was wir wissen ist Tuulikki Franz, geborene Amalenga, nicht mit Präsident Nujoma verwandt, auch nicht nach traditioneller Stammessitte. Und Franz war und ist auch kein "Präsidentenberater" in irgendeiner Form, wie er das noch immer behauptet. Alle zusammen sind wir vielmehr Opfer dieses Mannes, dieses Betrügers und Hochstaplers geworden!
M. Onallah: Ich habe lange genug in Oshakati Tür an Tür zur Nopasika für die Firma Pinapro gearbeitet. Ich habe diesen Mann täglich erleben und ertragen müssen. Und ich bin absolut überzeugt: Franz ist ein ganz skrupelloser Typ, der vor überhaupt nichts Halt macht, um sich selbst zu bereichern. Andere Menschen sind ihm dabei absolut egal.
F. Münch: Vielleicht ist Präsident Nujoma tatsächlich der einzige, der diesen Wahnsinn stoppen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass noch viel mehr Geschädigte gegen Franz aufstehen würden, wenn diese Leute wüssten, dass es die erwähnte Protektion gar nicht gibt. Ich glaube, es gibt in dieser Angelegenheit nur einen furchtbar skrupellosen Lügner - aber eine Menge Opfer.
AZ: Eine letzte Frage: Die Pinapro, Ihr Unternehmen für Kunststoffrohre hier in Namibia? machen Sie weiter, oder schmeißen nach ihren Erfahrungen hin?
Münch: Jetzt erst recht! Das bleibt unser Motto.
Onallah: Nein, die Pinapro geht zurück in den Norden und macht weiter. Im
Gegensatz zu Herrn Franz wollen wir auch wirklich Namibier ausbilden und
Wissen weitergeben. Wir schreiben das nicht nur in einen Geschäftsplan, um
vom namibischen Staat Millionenkredite zu ergaunern, wie Franz das gemacht
hat, sondern werden das in naher Zukunft in die Tat umsetzen.
AZ: Danke für das Gespräch
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Allgemeine Zeitung
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