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Allein in endloser Weite

Mit dem Fahrrad Afrika durchqueren: Das war ein Punkt auf Vånemos Liste von 100 Dingen, die sie in ihrem Leben machen wollte. Die Schwedin hatte die Liste im Frühjahr vergangenen Jahres während ihrer Zeit als Köchin in einem Hotel im Skigebiet in Val d‘Isère in Frankreich erstellt. „Die Aufzählung war eigentlich eine Schnapsidee. Aber als ich diese – zugegeben sehr lange – Fahrradtour aufschrieb, machte es plötzlich Klick in meinem Kopf. Es war tatsächlich genau das, was ich als Nächstes machen wollte“, berichtet sie. Und nur ein paar Monate später hat die 27-Jährige sich auf den Weg gemacht – es gab nur sie und das Fahrrad. „Ich hasse es, zu planen. Außerdem bin ich ohnehin seit 2009 nur auf Reisen, dafür habe ich auch mein gesamtes Hab und Gut verkauft. Ich habe mich mit work und travel (Arbeiten-und-Reisen-Programm, die Red.) über Wasser gehalten.“ So war sie außer in Frankreich unter anderem in Australien und Neuseeland. „Ich habe es einfach nie lange zu Hause ausgehalten – das Fernweh hat mich immer direkt gepackt.“ Ihr Abenteuer auf dem Rad startete Vånemo am 1. September 2012 in ihrer Heimatstadt Helsingborg. An Gepäck hat die Schwedin etwa 45 Kilo dabei, darunter neben acht Kilo Wasser für den Tagesbedarf unter anderem einen Schlafsack, ein Zelt, einen Gaskocher – und ein Handbuch für ihr Fahrrad. „Ich habe nie Radsport oder so betrieben, und ich wusste vor der Reise tatsächlich nicht einmal, wie man einen Reifen wechselt. Die Anleitung leistet mir also gute Dienste“, sagt Vånemo. Sie fuhr durch Dänemark, Deutschland, die Niederlande, Belgien, Frankreich und Spanien – immer an der Küste entlang. Im südlichen Spanien nahm sie dann die Fähre nach Afrika. Und am 17. Juli fuhr sie bei Oshikango über die Grenze von Angola nach Namibia. Hier habe sie die „Weite mit endlosen Kilometern durch die Savanne und ohne Zivilisation“ genossen. Das sei genau das gewesen, was sie gewollt und auch gebraucht habe. „Ich war alleine mit der Natur, das war wunderbar.“ Auf dem Fahrrad habe sie die Landschaft zudem sehr gut genießen können: „Es ist nicht so wie im Auto, wo alles nur an dir vorbeifliegt. Ich bin mitten drin.“ Daher sei sie auch immer abseits der Hauptstraßen gefahren, zum Beispiel über den Gamsberg-Pass. Allerdings musste sie in Namibia immer noch einige zusätzliche Liter Wasser auf ihr Rad packen. „Es waren immer lange Strecken von Ortschaft zu Ortschaft. Die längste Entfernung, die ich hier gefahren bin, waren 178 Kilometer, von Otjiwarongo nach Okahandja.“ Auf der Farm Teufelsbach zwischen Okahandja und Windhoek gab es für die 27-Jährige dann seit längerer Zeit die erste richtige Dusche. „Außerdem erlebte ich eine Safari auf dem etwa 8000 Hektar großen Grundstück und einen wunderbaren Sternenhimmel bei einem Braai.“ „In den dichter besiedelten Teil Namibias zu kommen, war ein unbeschreibliches Gefühl“, erzählt Vånemo. „Ich habe in Afrika grundsätzlich eher primitiv gelebt und fast nur afrikanisches Essen gehabt. Mit den Einheimischen habe ich mich nur mit Händen und Füßen verständigt. Das alles habe ich zwar genossen und auch bewundert. Aber ich bin nun mal mit anderen Standards aufgewachsen. Und nach Namibia zu kommen, war, als würde ich nach Hause kommen. Auf einem Kontinent, der so anders ist als Europa, war es genial, hier anzukommen. Es ist wie ein westliches Land, und doch bleibt das afrikanische Gefühl – in Bezug auf die Architektur, die Küche, das Einkaufen und die Strukturen.“ Bei Kilometer 18780 erreichte sie Windhoek und gönnte sich einige Tage Pause. Als sie dann über die Independence-Avenue geradelt sei, habe sie ein Kichern nicht unterdrücken können. „Die Stadt ist so strukturiert und sauber. Es fühlte sich fast so an, als würde ich mit dem Fahrrad durch Europa fahren“, sagt die 27-Jährige. Das erste, was sie in Windhoek gemacht habe, war, sich einen Schlafsack zu kaufen. „Denn die Nächte sind momentan wirklich unheimlich kalt, vor allem im Zelt.“ In Windhoek übernachtete sie bei einem Mann, der den Internetblog der Schwedin gelesen hatte. „Er hat mich dann eingeladen. Das klappt alles gut. Die Menschen hier sind wirklich sehr gastfreundlich“, sagt Vånemo. In anderen Städten hat sie sich ihre Unterkunft meist per Couchsurfing gesucht – ein Online-Netzwerk, in dem Reisende eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit in einem Privathaushalt finden können. Seit vergangenem Donnerstag sitzt Vånemo wieder im Sattel, und in etwa einer Woche will sie an ihrem Ziel Kapstadt sein. Dort möchte sie noch etwa einen Monat bleiben. Und dann heißt es endgültig, nach Schweden zurückzukehren. „Für den Moment bin ich genug unterwegs gewesen. Ich habe zwar überlegt, noch weiter durch Afrika zu radeln, aber das wäre nur eine schlechte Entschuldigung dafür, nicht nach Hause zu müssen. Zudem vermisse ich ja auch meine Familie und Freunde.“ Allerdings habe die 27-Jährige nach vier Jahren auf Achse auch ein wenig Angst, in das „richtige Leben“ zurückzukehren. „Denn dann werde ich wohl wieder einer richtigen Arbeit nachgehen. Davor habe ich mich jetzt knapp vier Jahre lang gedrückt.“ Eventuell wolle sie ihre Reiselust mit dem Job verknüpfen: „Das Arbeiten auf einem Containerschiff könnte ich mir zum Beispiel gut vorstellen.“ Vorher hat die Schwedin aber noch ein anderes Ziel vor Augen: ihr Spendenziel von 10000 Euro erreichen. Das Geld solle an die Organisation „ActionAid“ gehen, die einen ihrer Hauptsitze in Johannesburg hat. „Sie hilft weltweit Frauen und Mädchen, setzt sich zum Beispiel für bessere Bildung und gegen die Beschneidung ein“, sagt Vånemo. Bisher hat sie 2000 Euro zusammen. „Das meiste kam bisher von meiner Familie und meinen Freunden. Aber auch Menschen, die meinen Blog lesen, spenden etwas.“ In ihrem Online-Tagebuch unter www.theskippingkangaroo.com will sie auch weiterhin ihre Erlebnisse veröffentlichen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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