Als Charlie in Äthiopien die Luft ausging
Neuseeländerin fährt mit 61 Jahre alten Morris Minor durch Afrika
Von Marcel Nobis, Windhoek
Zwischen Europa und Südafrika liegen tausende Kilometer. Es gleicht auch heute noch einem Abenteuer, diese Entfernung mit einem Auto zurückzulegen. Die Neuseeländerin Laura Morrison ließ sich im vergangenen Jahr auf diese Herausforderung ein. Doch sie wählte nicht irgendeinen Allrad-getriebenen und modern ausgestatteten Geländewagen, mit dem jede Schotterpiste Afrikas zu einem Spaziergang wird. Nein, sie fuhr die Strecke in einem 1958er Morris Minor - ein in Großbritannien gefertigter Kleinwagen, der sich eher für sonntägliche Kirchfahrten als für Begegnungen mit Elefanten eignet. Doch die Wahl des Fahrzeugs kam nicht von ungefähr.
Das knallige Hellblau des Morris Minor legte sich wie ein bunter Farbtupfer vor das eher diesige Panorama Aberdeens. Die schottische Stadt markierte den Startpunkt von Morrisons Reise. Am 1. Juni 2018 packte sie die letzten Kleinigkeiten in den bis zum Rand gefüllten Kofferraum und startete ihre mehrmonatige Fahrt ins südafrikanische Kapstadt. Doch weder Route noch Fahrzeug oder Abfahrtdatum waren zufällig gewählt: Morrison fuhr den Weg nach Südafrika zu Ehren ihres Vaters Neil Morrison. „Es war sein Traum“, erzählt sie. Doch ihr Vater verstarb 2016 an Krebs und konnte diesen nie verwirklichen. Der 1. Juni 2018 markierte seinen zweiten Todestag; den Morris Minor wiederum hatte er einst gekauft und über Jahre gepflegt.
Die Reise hatte also für Laura Morrison eine tiefere Bedeutung. Nebenbei nutzte sie ihre Geschichte, um Spenden für die Forschung der Krebsgesellschaft zu sammeln. Morrison beklebte Charlie - wie sie das Auto nach ihrem Großvater benannt hatte - mit Hinweisen zu ihrem Vorhaben, legte Blogs auf den Sozialen Medien Facebook sowie Instagram an und startete eine Spendenkampagne auf ihrer Website, wo Interessierte Geld für die Krebsforschung geben konnten.
Mit Afrika vertraut
Morrison startete aber nicht gänzlich ohne Erfahrungen nach Afrika. Ganz im Gegenteil. Vor 35 Jahren wurde sie in Sambia geboren und lebte anschließend in Botswana, Malawi und Simbabwe. Sie backpackte zudem von Kapstadt nach Nairobi. Vor einigen Jahren zog es Morrison dann nach Neuseeland. Von hier verschiffte sich vor Beginn ihrer Tour Charlie nach Europa. Das Abenteuer konnte beginnen.
Die Route führte sie von Großbritannien über Frankreich und Spanien zunächst mit einer Mittelmeerfähre nach Ägypten. Für die ersten Monate hatte sie stets Begleitung: Ihr Cousin fuhr mit ihr durch Europa, in Afrika kamen in regelmäßigen Abständen Freunde hinzu. Schlafmöglichkeiten fanden sie zumeist auf Campingplätzen, oft kam es aber auch dazu, dass neue Bekanntschaften ein Bett bereitstellten. „Ich habe unglaublich freundliche Menschen getroffen, die mich zum Essen zu sich eingeladen haben, zu einem Tee oder als Übernachtungsgast“, erzählt Morrison freudig.
Ganz besonders blieb ihr dabei der Sudan in Erinnerung. In einem Land, das vielen nur aufgrund großer Armut und internen Konflikten bekannt ist, erlebte Morrison „die freundlichsten Menschen des Kontinents“. Zu keinem Zeitpunkt fühlte sie sich dort unwohl, sagt Morrison: „Der Sudan war eines der sichersten Länder, durch das ich gereist bin.“
Von dort aus steuerte Morrison die östlichen Länder Afrikas an. Nach den positiven Erfahrungen warteten in Äthiopien die ersten richtigen Herausforderungen auf sie und ihren Morris Minor. Die bergige Landschaft machte dem kleinen Motor von Charlie zu schaffen. „Ich war sehr froh, dass ich diese Region schnell hinter mir lassen konnte“, sagt sie. Denn: Alleine in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba bleibt das Auto achtmal liegen.
Mit Pannen hatte Morrison aber im Großen und Ganzen „überraschend selten“ zu kämpfen. Auf gut 26000 Kilometern stand nur einmal ein Reifenwechsel an. Und die Probleme in Äthiopien - Luft in der Benzinleitung war Schuld - blieben das größte Wehwehchen von Charlie. „Ich wusste zu Beginn der Reise auch praktisch gar nichts von Autoreparaturen“, sagt Morrison. Umso größer war die Erleichterung, dass der Morris Minor so weinige Probleme bereitete. Zur Sicherheit hatte Morrison aber immer einige Ersatzteile im Kofferraum parat.
„Wie auf dem Mond“
Über Ostafrika und Botswana erreichten sie und Charlie nach über 20000 Kilometern Namibia. „Ich war bereits vor zehn Jahren schon einmal hier und fand es wundervoll. Ich wollte unbedingt wieder hin“, erzählt Morrison. Daher fuhr sie auch nicht den direkten Weg über die Hauptstraße B1 runter nach Südafrika. Ihre Route führte vielmehr von Windhoek nach Swakopmund und von dort über Sossusvlei in den Süden nach Lüderitz und zum Fischfluss-Canyon.
„Es fühlte sich an so vielen Stellen an, als würde ich auf dem Mond stehen“, schwärmt Morrison von ihren acht Tagen in Namibia. Doch ihren Umweg über Sossusvlei würde sie sich heute zweimal überlegen: „Der Ausblick bei Sonnenaufgang von der Düne 45 war atemberaubend. Aber die Straße von Swakopmund nach Sessriem war teilweise grauenvoll. Ich habe dort für gut 350 Kilometer zehneinhalb Stunden gebraucht.“
Kapstadt erreichte Morrison am 12. Januar. Mit Eskorte des lokalen Morris-Minor-Clubs fuhr sie in die Stadt ein. Bis heute konnte sie mit ihrer Reise über 280000 N$ an Spenden sammeln. Auf einen mühseligen Rückweg musste sie sich aber nicht einstellen: Mittlerweile lebt Morrison in Botswana - und Charlie ist selbstverständlich auch mit dabei. „Ich habe das Auto von meinem Vater, das gebe ich also nicht mehr her“, sagt sie über Charlie, den sie selbst als ein „niedliches Auto mit einer Menge Charakter“ bezeichnet.
Weitere Infos zur Reise von Laura Morrison gibt es unter www.morri2africa.com. Die Spendenkampagne für die Cancer Society läuft weiterhin. Morrison würde sich unter www.morri2africa.com/donate über Unterstützung im Kampf gegen Krebs freuen.
Zwischen Europa und Südafrika liegen tausende Kilometer. Es gleicht auch heute noch einem Abenteuer, diese Entfernung mit einem Auto zurückzulegen. Die Neuseeländerin Laura Morrison ließ sich im vergangenen Jahr auf diese Herausforderung ein. Doch sie wählte nicht irgendeinen Allrad-getriebenen und modern ausgestatteten Geländewagen, mit dem jede Schotterpiste Afrikas zu einem Spaziergang wird. Nein, sie fuhr die Strecke in einem 1958er Morris Minor - ein in Großbritannien gefertigter Kleinwagen, der sich eher für sonntägliche Kirchfahrten als für Begegnungen mit Elefanten eignet. Doch die Wahl des Fahrzeugs kam nicht von ungefähr.
Das knallige Hellblau des Morris Minor legte sich wie ein bunter Farbtupfer vor das eher diesige Panorama Aberdeens. Die schottische Stadt markierte den Startpunkt von Morrisons Reise. Am 1. Juni 2018 packte sie die letzten Kleinigkeiten in den bis zum Rand gefüllten Kofferraum und startete ihre mehrmonatige Fahrt ins südafrikanische Kapstadt. Doch weder Route noch Fahrzeug oder Abfahrtdatum waren zufällig gewählt: Morrison fuhr den Weg nach Südafrika zu Ehren ihres Vaters Neil Morrison. „Es war sein Traum“, erzählt sie. Doch ihr Vater verstarb 2016 an Krebs und konnte diesen nie verwirklichen. Der 1. Juni 2018 markierte seinen zweiten Todestag; den Morris Minor wiederum hatte er einst gekauft und über Jahre gepflegt.
Die Reise hatte also für Laura Morrison eine tiefere Bedeutung. Nebenbei nutzte sie ihre Geschichte, um Spenden für die Forschung der Krebsgesellschaft zu sammeln. Morrison beklebte Charlie - wie sie das Auto nach ihrem Großvater benannt hatte - mit Hinweisen zu ihrem Vorhaben, legte Blogs auf den Sozialen Medien Facebook sowie Instagram an und startete eine Spendenkampagne auf ihrer Website, wo Interessierte Geld für die Krebsforschung geben konnten.
Mit Afrika vertraut
Morrison startete aber nicht gänzlich ohne Erfahrungen nach Afrika. Ganz im Gegenteil. Vor 35 Jahren wurde sie in Sambia geboren und lebte anschließend in Botswana, Malawi und Simbabwe. Sie backpackte zudem von Kapstadt nach Nairobi. Vor einigen Jahren zog es Morrison dann nach Neuseeland. Von hier verschiffte sich vor Beginn ihrer Tour Charlie nach Europa. Das Abenteuer konnte beginnen.
Die Route führte sie von Großbritannien über Frankreich und Spanien zunächst mit einer Mittelmeerfähre nach Ägypten. Für die ersten Monate hatte sie stets Begleitung: Ihr Cousin fuhr mit ihr durch Europa, in Afrika kamen in regelmäßigen Abständen Freunde hinzu. Schlafmöglichkeiten fanden sie zumeist auf Campingplätzen, oft kam es aber auch dazu, dass neue Bekanntschaften ein Bett bereitstellten. „Ich habe unglaublich freundliche Menschen getroffen, die mich zum Essen zu sich eingeladen haben, zu einem Tee oder als Übernachtungsgast“, erzählt Morrison freudig.
Ganz besonders blieb ihr dabei der Sudan in Erinnerung. In einem Land, das vielen nur aufgrund großer Armut und internen Konflikten bekannt ist, erlebte Morrison „die freundlichsten Menschen des Kontinents“. Zu keinem Zeitpunkt fühlte sie sich dort unwohl, sagt Morrison: „Der Sudan war eines der sichersten Länder, durch das ich gereist bin.“
Von dort aus steuerte Morrison die östlichen Länder Afrikas an. Nach den positiven Erfahrungen warteten in Äthiopien die ersten richtigen Herausforderungen auf sie und ihren Morris Minor. Die bergige Landschaft machte dem kleinen Motor von Charlie zu schaffen. „Ich war sehr froh, dass ich diese Region schnell hinter mir lassen konnte“, sagt sie. Denn: Alleine in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba bleibt das Auto achtmal liegen.
Mit Pannen hatte Morrison aber im Großen und Ganzen „überraschend selten“ zu kämpfen. Auf gut 26000 Kilometern stand nur einmal ein Reifenwechsel an. Und die Probleme in Äthiopien - Luft in der Benzinleitung war Schuld - blieben das größte Wehwehchen von Charlie. „Ich wusste zu Beginn der Reise auch praktisch gar nichts von Autoreparaturen“, sagt Morrison. Umso größer war die Erleichterung, dass der Morris Minor so weinige Probleme bereitete. Zur Sicherheit hatte Morrison aber immer einige Ersatzteile im Kofferraum parat.
„Wie auf dem Mond“
Über Ostafrika und Botswana erreichten sie und Charlie nach über 20000 Kilometern Namibia. „Ich war bereits vor zehn Jahren schon einmal hier und fand es wundervoll. Ich wollte unbedingt wieder hin“, erzählt Morrison. Daher fuhr sie auch nicht den direkten Weg über die Hauptstraße B1 runter nach Südafrika. Ihre Route führte vielmehr von Windhoek nach Swakopmund und von dort über Sossusvlei in den Süden nach Lüderitz und zum Fischfluss-Canyon.
„Es fühlte sich an so vielen Stellen an, als würde ich auf dem Mond stehen“, schwärmt Morrison von ihren acht Tagen in Namibia. Doch ihren Umweg über Sossusvlei würde sie sich heute zweimal überlegen: „Der Ausblick bei Sonnenaufgang von der Düne 45 war atemberaubend. Aber die Straße von Swakopmund nach Sessriem war teilweise grauenvoll. Ich habe dort für gut 350 Kilometer zehneinhalb Stunden gebraucht.“
Kapstadt erreichte Morrison am 12. Januar. Mit Eskorte des lokalen Morris-Minor-Clubs fuhr sie in die Stadt ein. Bis heute konnte sie mit ihrer Reise über 280000 N$ an Spenden sammeln. Auf einen mühseligen Rückweg musste sie sich aber nicht einstellen: Mittlerweile lebt Morrison in Botswana - und Charlie ist selbstverständlich auch mit dabei. „Ich habe das Auto von meinem Vater, das gebe ich also nicht mehr her“, sagt sie über Charlie, den sie selbst als ein „niedliches Auto mit einer Menge Charakter“ bezeichnet.
Weitere Infos zur Reise von Laura Morrison gibt es unter www.morri2africa.com. Die Spendenkampagne für die Cancer Society läuft weiterhin. Morrison würde sich unter www.morri2africa.com/donate über Unterstützung im Kampf gegen Krebs freuen.
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Allgemeine Zeitung
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