Alter Zug, neuer Zweck
Von Erwin Leuschner, Swakopmund/Arandis
Es war eine Initiative des Instituts für Minenkunde und Technologie (NIMT), die der historischen Kleinbahn bei der Alten Feste in Windhoek ein zweites Leben geschenkt hat. „Und wir sind jetzt für das nächste Projekt bereit“, sagte NIMT-Direktor Eckhart Mueller am Montag dieser Woche. Nach drei Jahren akribischer Restaurationsarbeit wurde die ursprünglich völlig verwahrloste und verrostete Kleinbahn der Öffentlichkeit gezeigt - ein Unterschied wie Tag und Nacht.
„Es geht nicht nur darum, einen Gegenstand für künftige Generationen zu erhalten. Es ist oftmals die Geschichte, die einem Gegenstand eine Bedeutung gibt“, erklärte Jeremy Silvester, Projektmanager der Museumsvereinigung von Namibia, bei der Feierlichkeit. Aus diesem Grund sei Erinnerungsarbeit besonders wichtig. „In vielen Fällen sind es Gegenstände aus der Vergangenheit, die unsere Lehrer sein können, und von denen wir viel Wissen erhalten“, ist Silvester überzeugt und rief dazu auf, Geschichten über die Kleinbahn zu sammeln.
NIMT-Direktor Mueller bot einen kurzen Überblick über die Schmalspur-Kleinbahn. So sei die Lokomotive im Jahr 1906 in Deutschland von der Firma Henschel und Sohn gebaut und auf der Bahnstrecke zwischen Usakos, Tsumeb und Grootfontein eingesetzt worden. „Diese alte Maschine birgt viele schöne Erinnerungen“, erzählte Mueller. Auch er sei während seiner Schulzeit viel mit diesem Zug unterwegs gewesen. Nach der Abschaffung der Schmalspur-Bahn sei der Zug im Jahr 1964 bei der Alten Feste in Windhoek ausgestellt und im Jahr 1988 zuletzt restauriert worden.
In den Folgejahren wurde die Pflege der Dampflok sowie der dazugehörigen Kohle-, Passagier-, Güter- und Viehwaggons sträflich vernachlässigt. „Sie waren in einem traurigen Zustand“, erinnerte sich Mueller. Einer der Waggons war sogar ausgebrannt, nachdem ein Obdachloser in diesen eingezogen war und darin während des Winters Feuer gemacht hatte. „2010 hat NIMT das Angebot zur Restaurierung gemacht“, sagte Mueller. Dann sei der Zug im Juli 2012 demontiert und mit mehreren Lkw-Frachten nach Arandis überführt worden. Das Material für die Restaurierung sei von der Deutschen Botschaft gespendet worden, die rund 250000 N$ zur Verfügung gestellt habe. Die Arbeit wurde von NIMT-Studenten verrichtet. „Die Restaurierung hatte deshalb auch einen pädagogischen Zweck“, so Mueller weiter.
Für die Erneuerung der Lokomotive und den Kohlewaggon wurde das Fachwissen des pensionierten Dampflokführers Hans-Peter Petersen genutzt. Zusammen mit einem Studenten-Team hat er die Lokomotive und den Kohlewaggon komplett demontiert und viele Teile komplett neu hergestellt.
Laut Mueller wird der Zug vorläufig bei NIMT in Arandis stehen bleiben, wo er auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Erst wenn die Alte Feste renoviert ist, soll die Eisenbahn wieder an ihren alten Standort zurückkehren. „Wir fordern aber eine Garantie, nämlich dass das gute Stück auch erhalten bleibt und eine Vernachlässigung wie zuvor ausgeschlossen ist“, ergänzt der Direktor.
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Allgemeine Zeitung
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