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Altrichter O´Linn verstorben
Altrichter O´Linn verstorben

Altrichter O´Linn verstorben

Von Eberhard Hofmann, Windhoek Bryan O`Linn, ein Mann von kräftiger Statur, war in frühen Jahren ein Ringkämpfer. Es hieß, dass seine etwas verschrumpelten Ohren daher rührten. Viel mehr wurde er jedoch zum Ringkämpfer an der Front der Rechtsprechung, sowohl als Advokat und Verteidiger als auch als Richter nach der Unabhängigkeit im Ober- und im Obersten Gericht. Seine Berufslaufbahn begann als Beamter, dazu sechs Jahre Polizeidienst und Zeitungsreporter. Dann wandte er sich an der Universität von Natal (heute Universität von Kwazulu Natal) dem Studium der Jura zu und erwarb den LLB-Grad. Ab 1961 praktizierte er als Advokat in Windhoek und engagierte sich über den Rechtsberuf hinaus noch in der (weißen) Politik, zuerst in der oppositionellen Vereinigten Partei (VP), die in den sechziger und Anfang siebziger Jahren langsam von der Nationalen Partei (NP), der reinen Apartheidspartei, verdrängt wurde. Nach dem Untergang der VP gründete O´Linn die Föderale Partei von Südwestafrika, die neue Konzepte für eine künftige Staatsstruktur für Namibia einbrachte, die sich aber keinen Wahlen gestellt hat. Bryan O´Linn war es nicht gelungen, das Parteiorgan der VP, die Zeitung „Die Suidwes-Afrikaner“, vor dem Untergang zu retten. Auch die kleine Nachfolgezeitung, „Die Pionier“, konnte sich nicht halten. Bryn O`Linn hat als Jurist und Verteidiger angeklagter schwarzer Nationalisten vor der Unabhängigkeit, darunter Gerson Veii und John Pandeni, die des Terrorismus angeklagt waren, eher der Rechtsprechung als der politischen Konformität gedient. Deshalb wurde er wahrscheinlich trotz seiner hohen juristischen Anerkennung als „Senior Council“ (SC) seit 1981 im Gegensatz zu anderen qualifizierten Juristen seiner Zeit bis 1990 nicht als Richter berufen. Sein politisches Interesse brachte er als Vorsitzender der professionellen Aktivistengruppe „Namibia Peace Plan 435“ ein, die sich für die sofortige Durchführung des UN-Lösungsplans für Namibia einsetzte, die bis dahin noch durch geopolitische Belange Südafrikas und der USA, unter Anderem die Anwesenheit außerafrikanischer Kampftruppen in Angola (Kubaner), verhindert wurde. Der letzte südafrikanische Generaladministrator, Adv. Louis Pienaar, berief O´Linn 1989 - nun war er amtierender Richter ­- vor den international überwachten Unabhängigkeitswahlen in den Vorsitz der Rechtskommission, die über die Fairness der Wahlen zu wachen hatte: „Commission for the Prevention and Combating of Intimidation, Fraud and Other Election Malpractices“. Er avancierte dann in das Richteramt am Obergericht und wurde schließlich noch vier Jahre Richter am neuen Obersten Gericht (Berufungsgericht) in Namibia. Präsident Nujoma beauftragte O`Linn 1991 mit der präsidialen Untersuchung der existierenden Fischereirechte und 1996 mit der Untersuchung für eine geeignete Gesetzgebung für effektivere Verbrechensbekämpfung in Namibia. Der Untersuchungsbericht über die Fischereirechte wurde wie das Ergebnis vieler anderer folgender präsidialer Untersuchungen nie von der Regierung veröffentlicht. O´Linn ist vor und nach der Unabhängigkeit systemkritisch geblieben, wie seine Memoiren bezeugen, die als zuverlässige Quellen der Zeitgeschichte zählen. Seine letzten Jahre hat O´Linn neben der Autorentätigkeit auch als Teilzeitfarmer verbracht.

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Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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