Alweendo zieht Bilanz

Trotz des starken Kursgewinnes des Namibia-Dollar gegenüber dem US-Dollar und Anzeichen dafür, dass die Inflation in Namibia zunehmend gebremst wird, sollten namibische Verbraucher und Unternehmer mittelfristig nicht davon ausgehen, dass die Zinsen gesenkt werden.

Windhoek - "Solange im Zuge des Irak-Krieges Unsicherheit über die Entwicklung der Ölpreise herrscht, müssen wir weiterhin mit einer restriktiven Geldpolitik rechnen", meinte der Gouverneur der Bank of Namibia, Tom Alweendo, gestern bei der Vorstellung des Jahresberichtes der Zentralbank in Windhoek. Die südafrikanische Zentralbank werde im Juni wieder über eine mögliche Veränderung der Reporate, nach der sie Geld an kommerzielle Banken verleiht, entscheiden. "Obwohl viele Analysten eine Zinssenkung im Juni erwarten, gehen wir vorerst davon aus, dass die Reporate sicherheitshalber unverändert bleibt."


Angesichts großer Probleme in der Weltwirtschaft bezeichnete Alweendo gestern Namibias Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr als "befriedigend". Nach jüngsten Berechnungen habe das Bruttoinlandsprodukt 2,8 Prozent zugelegt. Im Jahr 2001 betrug das Wirtschaftswachstum 2,4 Prozent. Alweendo bezeichnete die Landwirtschaft und den Bergbau als Motor des letztjährigen Wachstums. So sei auf Grund der drohenden Dürre überdurchschnittlich viel Vieh zu guten Preisen verkauft worden. Im Bergbau konnte vor allem die Diamantindustrie wegen gestiegener Produktion und vorteilhafter internationaler Preise glänzen.


Die durchschnittliche Teuerungsrate im vergangenen Jahr betrug Alweendo zufolge 11,3 Prozent. Im Vorjahr (2001) betrug die Inflationsrate 9,3 Prozent. Alweendo machte diesen Anstieg vor allem an dem beispiellosen Verfall des Rand gegenüber allen wichtigen internationalen Währungen im letzten Quartal von 2001 fest. Inzwischen habe sich der Rand jedoch gut von seiner Talfahrt erholt, was den Inflationsdruck in Namibia verringern sollte.


In dem Jahresbericht prognostiziert die Bank of Namibia für 2003 ein Wirtschaftswachstum von 4,1 Prozent. Diese Prognose bezeichnete Alweendo gestern jedoch als "optimistisch". "Positive Entwicklungen, wie die Erholung des Rand, der Produktionsstart bei Skorpion Zinc und gute Perspektiven im Dienstleistungsbereich haben Anleitung zu dieser Prognose gegeben. Hier wurde jedoch nicht das Risiko des Irak-Krieges, vor allem was die Entwicklung der Ölpreise angeht, einkalkuliert", sagte Alweendo. Außerdem sei Namibia, wie andere Länder der Region, von Dürre bedroht, was die Erträge der Landwirtschaft in diesem Jahr gefährde.


Namibia habe 2002 auch wieder einen Zahlungsbilanzüberschuss erwirtschaftet, was bestätige, dass das Land mehr Produkte und Güter exportiert als importiert. Eine negative Kapitalverkehrsbilanz weise jedoch darauf hin, dass der Besorgnis erregende Trend, dass Namibia als Entwicklungsland immer noch mehr Kapital exportiert als importiert, sich fortgesetzt habe. Dies sei bedauerlich, weil dadurch potenzielle Inlandsinvestition verloren gegangen seien.


Namibische Banken, die von der Zentralbank beaufsichtigt werden, haben laut Alweendo im letzten Jahr ihre Vermögenswerte um 28,6 Prozent auf 17,8 Milliarden Namibia-Dollar erhöhen können, was erfreulich sei.