Am Anfang war das Feuer
Als leidenschaftlicher Zerstörer, als jemand, der gern mit dem Feuer spielt und der kreativen Vernichtung das Wort redet, sollte man immer ein wenig Nietzsche zur Hand haben - das spart unnötige Erklärungen: "Denn alles, was entsteht", zitiert Jost Kirsten im Gespräch über die eigene Kunst, "ist Wert, dass es zugrunde geht." Ein passenderer Slogan ließe sich kaum finden
Nihilist ist der Swakopmunder trotzdem nicht - vielmehr ein Schaffender, bei dem die Flammen für den Feinschliff sorgen. Jede seiner Arbeiten - einige sind derzeit im "Europahof" zu sehen - zeigen deutliche Spuren der Verbrennung, lassen erahnen, was ihnen kurz vor der Vollendung zustieß. Rußgeschwärzte Kabelrollen, der verbrannte Stamm einer Palme, verschiedene Papierarbeiten, auf denen die Hitze sich niederschlug: Durch das Feuer bekommen Kirstens Werke eine erstaunliche Lebendigkeit, strahlen die Energie der Verbrennung geradezu aus. "Die Flammen", sagt der Künstler, "nehmen mir die Kontrolle über das Produkt. Ich weiß nie, was am Ende herauskommt."
Wo andere mit Pinsel und Farbe arbeiten, bedient sich der 30-Jährige martialischer Instrumente, verwendet Kerzen, Gasbrenner oder einfache Herdplatten. Einen Feuerlöscher gebe es in seinem Swakopmunder Atelier zwar nicht - allerdings sei er vorsichtiger geworden im Laufe der Jahre. "Man entwickelt Respekt", sagt Kirsten. "Gasflaschen gehören nicht in die Sonne, gerade erst abgefackelte Dinge lasse ich draußen stehen." Auch am Anfang war das Feuer, ganz zu Beginn seiner Auseinandersetzung mit den Flammen: "Ich fing mit einer Zeichnung an, die dann nicht so richtig klappte - da habe ich sie einfach verbrannt. Das Ergebnis war interressant, also habe ich auf diese Weise weitergemacht."
Die Feuerkunst findet Anklang - gleich am ersten Tag der Ausstellung konnte Kirsten die Hälfte seiner Arbeiten an den Mann bringen. Kurz nach dem Kunst-Studium in Port Elisabeth wurde er zum Gewinner der Windhoeker Standard Bank Biennale gekürt; Ausstellungen in Windhoek und in Kapstadt sind bereits in Planung. "Das ganze Leben", sagt er, "ist ein Entstehen und Vergehen - ein geboren werden und sterben." Die vulkanische Lava, die dem zerstörten Land ihre Fruchtbarkeit zurückgibt, die Feldbrände, deren Asche den Nährboden für die nächste Ernte liefern - überall fänden sich Beispiele für die schöpferische Kraft der Flammen. "Als ich letztes Jahr eine Ausstellung in Windhoek machte", erinnert sich der Künstler, "da brannte das ganze Land."
Es ist nur konsequent, dass Kirsten vor allem einer geometrischen Form den Vorzug gibt: dem Kreis, der, wie er behauptet, "demokratischsten aller Formen". Auch der Kreis ist Anfang und Ende, ist Sinnbild für den nie endenden Zyklus des Lebens. Außerdem hätten alle Punkte auf einer Kreislinie den gleichen Abstand zum Zentrum - diese besondere Eigenschaft fordert die Kreativität des Swakopmunders ein ums andere Mal heraus. Vielleicht ist er deshalb den hölzernen Kabelrollen verfallen, die er immer wieder als künstlerisches Rohmaterial verwendet: Erst gibt er den ausrangierten Holz-Platten filigrane Strukturen - Rillen, Karos oder anspruchsvolle Muster -, dann rückt er ihnen mit dem Brenner zu Leibe. Für "Fish", eine seiner gegenständlicheren Arbeiten, setzte der gebürtige Windhoeker eine gläserne Linse ins Holz, gab der (in diesem Fall allerdings weniger runden) Kabelrolle ein tierisches Antlitz.
Nicht nur ihre "demokratische" Form, auch der Vorzug der Verfügbarkeit steigerte Kirstens Wertschätzung für die sperrigen Rollen: "Früher in Südafrika", sagt er, "hatte ich Zugang zu massenweise Holz. Jetzt bin ich in der Wüste - deshalb benutze ich Kabelrollen." Fündig wird er bei großen Elektrofirmen, die ihn immer wieder mit dem nötigen Rohmaterial versorgen. "Anschließend bringe ich sie in mein Atelier und baue sie dort auseinander."
Ob Kabelrollen, Palmen-Stämme oder große Kisten: Fast immer ist es Holz, das Kirsten für sein Schaffen verwendet. "Holz lässt sich einfach bearbeiten", sagt er, "für Stein und Metall bräuchte ich andere Werkzeuge. Außerdem mag ich es, ein wenig Natur ins Haus zu bringen." Eine besondere Eigenschaft aber hebt das Holz über alle anderen Materialien - zumindest, wenn man so arbeitet wie Kirsten: "Dass es brennt", sagt er und muss dabei selbst ein wenig lachen.
In Zukunft möchte er ein weiteres Element in sein Schaffen einbinden - erst dann könnte sich der Kreis endgültig schließen: "Ich möchte verstärkt mit Wasser arbeiten", sagt er und bietet ein letztes Zitat: "Feuer und Wasser kommt nicht zusammen, kann man nicht binden, sind nicht verwandt." Nicht Nietzsche zwar, aber immerhin "Rammstein". Jost Kirsten dürfte beweisen, wie falsch diese Worte sind.
Nihilist ist der Swakopmunder trotzdem nicht - vielmehr ein Schaffender, bei dem die Flammen für den Feinschliff sorgen. Jede seiner Arbeiten - einige sind derzeit im "Europahof" zu sehen - zeigen deutliche Spuren der Verbrennung, lassen erahnen, was ihnen kurz vor der Vollendung zustieß. Rußgeschwärzte Kabelrollen, der verbrannte Stamm einer Palme, verschiedene Papierarbeiten, auf denen die Hitze sich niederschlug: Durch das Feuer bekommen Kirstens Werke eine erstaunliche Lebendigkeit, strahlen die Energie der Verbrennung geradezu aus. "Die Flammen", sagt der Künstler, "nehmen mir die Kontrolle über das Produkt. Ich weiß nie, was am Ende herauskommt."
Wo andere mit Pinsel und Farbe arbeiten, bedient sich der 30-Jährige martialischer Instrumente, verwendet Kerzen, Gasbrenner oder einfache Herdplatten. Einen Feuerlöscher gebe es in seinem Swakopmunder Atelier zwar nicht - allerdings sei er vorsichtiger geworden im Laufe der Jahre. "Man entwickelt Respekt", sagt Kirsten. "Gasflaschen gehören nicht in die Sonne, gerade erst abgefackelte Dinge lasse ich draußen stehen." Auch am Anfang war das Feuer, ganz zu Beginn seiner Auseinandersetzung mit den Flammen: "Ich fing mit einer Zeichnung an, die dann nicht so richtig klappte - da habe ich sie einfach verbrannt. Das Ergebnis war interressant, also habe ich auf diese Weise weitergemacht."
Die Feuerkunst findet Anklang - gleich am ersten Tag der Ausstellung konnte Kirsten die Hälfte seiner Arbeiten an den Mann bringen. Kurz nach dem Kunst-Studium in Port Elisabeth wurde er zum Gewinner der Windhoeker Standard Bank Biennale gekürt; Ausstellungen in Windhoek und in Kapstadt sind bereits in Planung. "Das ganze Leben", sagt er, "ist ein Entstehen und Vergehen - ein geboren werden und sterben." Die vulkanische Lava, die dem zerstörten Land ihre Fruchtbarkeit zurückgibt, die Feldbrände, deren Asche den Nährboden für die nächste Ernte liefern - überall fänden sich Beispiele für die schöpferische Kraft der Flammen. "Als ich letztes Jahr eine Ausstellung in Windhoek machte", erinnert sich der Künstler, "da brannte das ganze Land."
Es ist nur konsequent, dass Kirsten vor allem einer geometrischen Form den Vorzug gibt: dem Kreis, der, wie er behauptet, "demokratischsten aller Formen". Auch der Kreis ist Anfang und Ende, ist Sinnbild für den nie endenden Zyklus des Lebens. Außerdem hätten alle Punkte auf einer Kreislinie den gleichen Abstand zum Zentrum - diese besondere Eigenschaft fordert die Kreativität des Swakopmunders ein ums andere Mal heraus. Vielleicht ist er deshalb den hölzernen Kabelrollen verfallen, die er immer wieder als künstlerisches Rohmaterial verwendet: Erst gibt er den ausrangierten Holz-Platten filigrane Strukturen - Rillen, Karos oder anspruchsvolle Muster -, dann rückt er ihnen mit dem Brenner zu Leibe. Für "Fish", eine seiner gegenständlicheren Arbeiten, setzte der gebürtige Windhoeker eine gläserne Linse ins Holz, gab der (in diesem Fall allerdings weniger runden) Kabelrolle ein tierisches Antlitz.
Nicht nur ihre "demokratische" Form, auch der Vorzug der Verfügbarkeit steigerte Kirstens Wertschätzung für die sperrigen Rollen: "Früher in Südafrika", sagt er, "hatte ich Zugang zu massenweise Holz. Jetzt bin ich in der Wüste - deshalb benutze ich Kabelrollen." Fündig wird er bei großen Elektrofirmen, die ihn immer wieder mit dem nötigen Rohmaterial versorgen. "Anschließend bringe ich sie in mein Atelier und baue sie dort auseinander."
Ob Kabelrollen, Palmen-Stämme oder große Kisten: Fast immer ist es Holz, das Kirsten für sein Schaffen verwendet. "Holz lässt sich einfach bearbeiten", sagt er, "für Stein und Metall bräuchte ich andere Werkzeuge. Außerdem mag ich es, ein wenig Natur ins Haus zu bringen." Eine besondere Eigenschaft aber hebt das Holz über alle anderen Materialien - zumindest, wenn man so arbeitet wie Kirsten: "Dass es brennt", sagt er und muss dabei selbst ein wenig lachen.
In Zukunft möchte er ein weiteres Element in sein Schaffen einbinden - erst dann könnte sich der Kreis endgültig schließen: "Ich möchte verstärkt mit Wasser arbeiten", sagt er und bietet ein letztes Zitat: "Feuer und Wasser kommt nicht zusammen, kann man nicht binden, sind nicht verwandt." Nicht Nietzsche zwar, aber immerhin "Rammstein". Jost Kirsten dürfte beweisen, wie falsch diese Worte sind.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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