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Am Bahnhof nicht abgeholt

Nachts, so sagen die Comräds, lagern auf den Bürgersteigen am Bahnhof von Ovenduka bis zu 600 junge Leute. Stief Kanatschis sind auch darunter, manche werden noch gesäugt. Das ist dann schon die dritte Generation der Kriegsgeschädigten, die das Ministerium von Omutengwa Oministeli Ngarikutuke Tjiriange belagert. Zuerst, vor zehn Jahren, haben die Ex-Kämpfer der Südwestafrikanischen Volksorganisation am Palastgitter von Omupräsidente I (Osema) gerüttelt. Da haben Omupräsidente und seine Großen etwas geskrikt und haben darauf etliche Männer und Frauen im Staat, in der Armee und in der neuen Feldpolizei untergebracht.

Dann waren aber noch viele Altkämpfer übrig, die vom Segen der Unabhängigkeit net nix abgekriegt haben, obwohl ihnen damals im angolanischen Busch stief versprochen worden ist. Als sie nun auch Trabbel gemacht haben, hat Omupräsidente II, Hifikepunye (der Einzigartige) Pohamba, gleich ein ganzes Ministerium für Kriegsveteranen gegründet und dafür einen Altbau von 1928 am Bahnhof von Ovenduka vorgerichtet, dort dicht am Ovambogarten, wo auf einer großen Verkehrsinsel, so groß wie ein kleiner Garten, ein Denkmal für ein paar südafrikanische Gefallene unter Palmen steht, aber durch einen wüst lellekken Betonzaun von der Straße abgeschirmt ist. Immerhin fängt hier im rechten Winkel zur Bahnhofstraße, die im neuen Regime kaum jemand buchstabieren kann, die Mandume-de-Mufayo-Straße an, denn diese ist nach dem Ovambo-Chef benannt, der 1916 zum Opfer des Feldzugs der Südafrikaner wurde, die meinten die Ovambo unterwerfen zu müssen, was die Deutschen zuvor vermieden hatten. Mandume, so versteht es sich, hat in dem sogenannten Ovambogarten kein Denkmal erhalten.

Aber etliche seiner Nachfahren lagern jetzt zu hunderten auf der Straße, um auch etwas vom gedeckten Tisch der Unabhängigkeit zu erhalten. Derweil Omutengwa Tjiriange jetzt die Altkämpfer (nur die Auserlesenen der südwestafrikanischen Volksorganisation, versteht sich, und nicht die Alt-Kämpen der Gegenseite) landauf und landab - zum soundsovielten Male - registrieren lässt, damit sie eine besondere Kriegsrente erhalten, sagen sich ihre Kanatschis, um die sich die Altkämpen nach verbreitetem Brauch und Missbrauch f'kol kümmern, dass sie sich eben auch an den Oministeli wenden und am besten auf der Türschwelle seines Ministeriums ein Sit-In veranstalten. Die '68-er von Otjindoitjilanda hätten an der Szene ihr reinstes Vergnügen gehabt, aber die Jahre sind ins Land gegangen. Die '68-er unter den Ovandoitji sind jetzt honorige Mitglieder der Bourgeoisie, die sich die Rente des kapitalistischen Staates Deutschland gefallen lassen und nix da mehr Kommunarden sein oder auf der Straße Sit-Ins veranstalten wollen wie die Kanatschis der Altkämpen, die wrachtach auch keine Milchbärte sondern junge Männer und häufig Mütter mit Kindern sind.

Die Stadtgärtner und Eisenbahnverwaltung haben zum Glück vor dem Bahnhof ein paar Bäume gepflanzt, die jetzt bei der hereinbrechenden Hitze nicht nur die alte deutsche Feldbahn, historische Trolleys und Wassertanks vor der Sonne schützen, sondern auch junge Leute beschatten, die nach der Kultur des Landes und aufgrund der Struggle-Geschichte ihrer Eltern von Regierung und Gesellschaft eine Sonderförderung verlangen. Mit den Säuglingen und Kleinkindern, die dabei in ihrer Mitte krabbeln, geht der Anspruch auf Sonderbehandlung und Förderung schon in die dritte Generation. Aber das ist in einem Land, da Kriegsentschädigung auch über 100 Jahre nach der Schlacht noch aktuell bleibt, mos keine lange Zeit. Hauptsache ist, dass jemand anders hilft.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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