Analyse der Abfall-Situation

Viel wird jetzt geschrieben über die Abfallsituation und Beseitigung in Namibia. Da wird seitenweise in der AZ berichtet von Abfallbeseitigung in Katutura und sonstigen Stadtteilen und Städten in Namibia, aber wie sieht es an den Fernstraßen und sonstigen Straßen aus? Wir, die Eigentümer von Dogs Paradise an der B6, haben auf einer Länge von 1,83 km und in einer Breite von ca. 10 Meter, ca. 250 bis 300 kg Abfall eingesammelt. Plastikflaschen, Getränkedosen, Glasflaschen, Plastiktüten, Papier, Nahrungsmittelverpackungen und Autoreifen. Alles wurde von uns auch vorsortiert. Nach einem Anruf bei Rent-a-drum, wurde alles außer den Autoreifen abgeholt; diese müssen wir nun selbst in Windhoek entsorgen. Stimmen werden nun laut nach Bestrafung, bspw. Gefängnisstrafe für Umweltverschmutzung. Aber, ist das die Lösung des Problems? Nein! Dann kosten diese Umweltverschmutzenden den Steuerzahler für ihren Aufenthalt im Gefängnis nur Geld. Besser wäre es, diese Leute mit einer Geldstrafe zu belangen, dieses Geld kommt dann Kindergärten/Schulen oder sonstigen wohltätigen Institutionen zugute. Außerdem müssten die Leute je nach Schwere der Verschmutzung die Fernstraßenränder reinigen. Wie sieht aber die Realität in der Welt aus? Wo liegt der eigentliche Grund der Umweltverschmutzung? Getränkedosen, Plastikflaschen, Plastiktüten und Glasflaschen sind eigentlich noch das kleinere Übel, nicht nur weil dadurch die Weltmeere belastet werden und Plastikpartikel dadurch in die Nahrungskette gelangen. Schauen wir uns mal einige Industrien an, z.B. Schraubenverpackungen in Baumärkten, 10 Schrauben in einer Plastiktüte wo auch 15- 20 Schrauben Platz hätten. Hochwertige Hochglanzverpackungen mit Styroporeinlagen zum Schutz von Transportschäden. Verständlich, aber am Ende alles Abfall. Jede Woche ein neues Handy- Model, die alten kommen zum Elektronikschrott. Ein Autoleben dauert ca. zehn Jahre, danach zum Schrottplatz. In den Achtzigern war die Autoindustrie schon so weit, Autos mit dreifacher Lebensdauer (Unfälle ausgenommen) ohne nötige Reparaturen bauen zu können. Nur: dann macht diese Industrie keinen Gewinn, belastet jetzt aber die Umwelt. Das Gleiche gilt für die Reifenindustrie. Eine Laufleistung von 150 000 km wäre heutzutage überhaupt kein Problem. Aber weniger Reifenverkauf bringt weniger Gewinn. Das gleich gilt auch für den Haushalt. Wasserkocher, Toaster, Bügeleisen, usw. sind alle Geräte, die meistens nur so lange halten bis die Garantie abläuft und eine Reparatur ist unmöglich. Entweder gibt es keine Ersatzteile oder diese kombiniert mit Arbeitszeit lohnen sich nicht. Also zum Elektronikschrott damit und neu kaufen. Warum baut die Haushaltindustrie nicht langlebigere Haushaltsgeräte? So verhält sich dies auch in der EDV- und Elektronik-Industrie (Computer, Drucker, Radio und Fernseher). Bei allen Herstellern gilt das Prinzip: Erhöhte Verkäufe bedeuten mehr Gewinn. Die Umwelt ist uninteressant. Siehe Abgasskandal bei Autoherstellern. Hier könnte man noch seitenlang weitere Beispiele nennen. Bleiben noch die wöchentlichen Sonderangebotsprospekte: Einmal lesen und weg damit. Eine riesige Umweltbelastung. Da es sich bei den meisten Angeboten sowieso immer um dieselben Artikel handelt, wäre es doch besser man schreibt einmalig Schilder und hängt diese an die betreffende Ware im Regal als „Dauertiefpreis“. Spareffekt: tausende von Tonnen Papier jährlich, das die Umwelt nicht mehr belasten würde. Nur, was würde passieren wen das alles von heute auf morgen geändert würde? Die Millionen zusätzliche Arbeitslosen die könnte man in die Recyclingindustrie einbinden. Weniger Gewinn für die Hersteller, aber dafür eine saubere und weniger belastete Umwelt. Bleibt noch die Menschheit an und für sich selbst: zurzeit leben ca. 7,5 Milliarden Menschen auf der Welt und es werden jede Sekunde ca. 2,5 Menschen mehr. Mit dieser Zahl kann man die ganze Umweltsituation auf eine einzige einfache Formeln reduzieren: Mehr Menschen ergeben mehr Verkauf von Geräten mit kurzer Lebensdauer, woraus mehr Gewinn folgt und demnach mehr Abfall und Umweltverschmutzung. Hierzu noch ein Satz aus einer alarmierenden Umweltstudie: 3,5 Millionen Tonnen Müll produziert die Weltbevölkerung jeden Tag. Bis 2025 wird sich die Zahl fast verdoppeln. Eine Patentlösung zur Abfallvermeidung gibt es nicht. Wir können aber alle Abfall reduzieren und weit-möglichst recyceln. Hersteller könnten die Lebensdauer von Geräten jeder Art verlängern. Die vermutlich beste Lösung für eine saubere Umwelt wäre: Weniger Menschen ergeben weniger Verkauf, woraus sich weniger Gewinn, aber eine saubere Umwelt ableitet. Ingo Löb, Finkenstein/Windhoek

Analyse der Abfall-Situation

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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