ANC hat gewählt: Neue Chancen für Südafrikas Zukunft
Dank monatelanger, intensiver Lobbyarbeit in den ANC-Provinzverbänden, deren 4000 Delegierte am Dienstag in Mangaung (Bloemfontein) die neue ANC-Führungsspitze wählten, konnte sich Zuma am Ende deutlich mit fast 3000 Stimmen gegen seinen bisherigen Stellvertreter Kgalema Motlanthe durchsetzen, der 991 Stimmen erhielt. Damit ist der von zahlreichen Skandalen geplagte Zuma nun auch klarer Favorit, bei den allgemeinen Wahlen in zwei Jahren erneut zum Präsidenten von Südafrika gewählt zu werden. Der ANC regiert das Land am Kap seit dem Ende der weißen Vorherrschaft vor 18 Jahren und dominiert seine Politik trotz vieler interner Grabenkämpfe mit einer erdrückenden Zweidrittelmehrheit.
Zum neuen Stellvertreter Zumas wurde mit mehr als 3000 Stimmen ebenso eindeutig der frühere Gewerkschaftsführer und heutige Industriekapitän Cyril Ramaphosa gewählt, der erst zu Wochenbeginn seine Bereitschaft für eine solche Nominierung gegeben hatte. Es gilt als möglich, dass der populäre Anti-Apartheid-Kämpfer, der 1999 bereits als Nachfolger von Nelson Mandela gehandelt wurde, den politisch schwer angeschlagene Zuma bis zur nächsten Wahl in zwei Jahren als ANC-Präsidentschaftskandidat ersetzen könnte. Zum einen ist Zuma im ANC trotz seines beeindruckenden Wahlsieges wegen seiner Skandale, aber vor allem seiner eklatanten Führungsschwäche selbst parteiintern umstritten, zum anderen ist das Land unter ihm in eine schwere wirtschaftliche Krise geschlittert, die Südafrikas Bevölkerung, aber auch die ausländischen Investoren zunehmend verunsichern.
Zwischen August und September erschütterte eine Welle wilder und blutiger Streiks den Bergbausektor und führte dort zu gewaltigen Produktionsverlusten, die Südafrikas Wirtschaft nun stark belasten. Im November weiteten sich die Streiks auf den kaum minder wichtigen Agrarsektor aus. Rating-Agenturen setzten daraufhin die Kreditwürdigkeit des Landes drastisch herunter.
Beobachter kritisierten am Dienstag, dass der bisherige Vizepräsident Motlanthe seine Kampfkandidatur schlecht vorbereitet habe - und nun wohl in der politischen Versenkung verschwinden würde. Zwar ist er innerhalb der Bevölkerung beliebter als Zuma, doch hat Südafrikas Präsident seine Position innerhalb des ANC durch die Verteilung von Pfründen und Posten zuletzt stärken können. "Motlanthes Verschwinden ist ausgesprochen bedauerlich, aber eine direkte Folge seiner lange Zeit unentschlossenen Kampagne", sagt Peter Montalto, Südafrika-Spezialist bei der japanischen Bank Nomura.
Zuma selbst dürfte nun stark von der Ernennung Ramaphosas profitieren. Der Besitzer eines riesigen Firmenimperiums könnte der zerstrittenen Parteiführung neues Ansehen verleihen. Auch versteht Ramaphosa die Sorgen der Geschäftswelt, die sich durch Zumas enge Allianz mit den Gewerkschaften zuletzt kaum mehr gesellschaftlich repräsentiert und gewürdigt fühlte.
Allerdings ist Ramaphosa auch einer der größten Nutznießer der ANC-Politik des Black Economic Empowerment (BEE). Diese Politik sollte eigentlich die Schwarzen stärker in die noch immer von den Weißen kontrollierte Wirtschaft Südafrikas integrieren, hat aber bislang nur einige wenige, politisch gut vernetzte Schwarze im Stile der russischen Oligarchen märchenhaft reich gemacht. Die breite Masse der schwarzen Bevölkerung hat hingegen kaum davon profitiert, dass viele von Weißen geführte Unternehmen per Gesetz gezwungen sind, bis 2014 rund 26 Prozent ihrer Unternehmensanteile in schwarze Hände zu legen. Entscheidend wird sein, ob Ramaphosa den mittelfristig unhaltbaren Status Quo zementieren oder einen Neuaufbruch wagen wird, wie ihn vor allem die Wirtschaft verlangt.
Erst zu Monatsbeginn hatten sich 33 Geschäftsleute in einem Offenen Brief an die Regierung gewandt und darin ausdrücklich eine wirtschaftsfreundlichere Politik des ANC gefordert. Statt stärkerer staatlicher Intervention und höherer Steuern verlangten die Unterzeichner des Dokuments, darunter auch eine Reihe schwarzer Geschäftsleute, eine Liberalisierung der aufgeblähten bürokratischen Strukturen, vor allem des völlig überregulierten Arbeitsmarktes am Kap. Das Land hat offiziell eine Arbeitsligkeit von mehr als 25 Prozent, inoffiziell dürften es bis zu 40 Prozent sein. Allerdings ist kaum damit zu rechnen, dass die Protestnote große Wirkung erzielt. "Die Wirtschaft hat viel zu lange einen Schmusekurs mit der Regierung gefahren", kritisiert der renommierte Ökonom und politische Beobachter David Shapiro. Er hält zum Erreichen von echten Konzessionen eine sehr viel härtere Gangart der Geschäftswelt für notwendig, zumal die Regierung bislang den Eindruck erwecke, kein echtes Interesse an den Sorgen der Wirtschaft zu haben.
Für die Opposition könnte sich Zumas Wiederwahl zum ANC-Parteichef als großer Vorteil entpuppen: Angesichts der tiefen Unzufriedenheit im Land mit der allgemeinen Lage und der immer häufigeren Proteste gegen die Apathie des regierenden ANC dürfte die oppositionelle Demokratische Allianz um die deutschstämmige Liberale Helen Zille bei der Wahl im Jahr 2014 mit deutlichen Zugewinnen rechnen. Auch wenn dies kurzfristig erst einmal zu weiterer Instabilität im Land führen dürfte, könnte eine stärkere Opposition das bislang klar vom ANC beherrschte politische System aufbrechen, das eine echte nationale Debatte über die Zukunft Südafrikas bislang erstickt hat.
Zum neuen Stellvertreter Zumas wurde mit mehr als 3000 Stimmen ebenso eindeutig der frühere Gewerkschaftsführer und heutige Industriekapitän Cyril Ramaphosa gewählt, der erst zu Wochenbeginn seine Bereitschaft für eine solche Nominierung gegeben hatte. Es gilt als möglich, dass der populäre Anti-Apartheid-Kämpfer, der 1999 bereits als Nachfolger von Nelson Mandela gehandelt wurde, den politisch schwer angeschlagene Zuma bis zur nächsten Wahl in zwei Jahren als ANC-Präsidentschaftskandidat ersetzen könnte. Zum einen ist Zuma im ANC trotz seines beeindruckenden Wahlsieges wegen seiner Skandale, aber vor allem seiner eklatanten Führungsschwäche selbst parteiintern umstritten, zum anderen ist das Land unter ihm in eine schwere wirtschaftliche Krise geschlittert, die Südafrikas Bevölkerung, aber auch die ausländischen Investoren zunehmend verunsichern.
Zwischen August und September erschütterte eine Welle wilder und blutiger Streiks den Bergbausektor und führte dort zu gewaltigen Produktionsverlusten, die Südafrikas Wirtschaft nun stark belasten. Im November weiteten sich die Streiks auf den kaum minder wichtigen Agrarsektor aus. Rating-Agenturen setzten daraufhin die Kreditwürdigkeit des Landes drastisch herunter.
Beobachter kritisierten am Dienstag, dass der bisherige Vizepräsident Motlanthe seine Kampfkandidatur schlecht vorbereitet habe - und nun wohl in der politischen Versenkung verschwinden würde. Zwar ist er innerhalb der Bevölkerung beliebter als Zuma, doch hat Südafrikas Präsident seine Position innerhalb des ANC durch die Verteilung von Pfründen und Posten zuletzt stärken können. "Motlanthes Verschwinden ist ausgesprochen bedauerlich, aber eine direkte Folge seiner lange Zeit unentschlossenen Kampagne", sagt Peter Montalto, Südafrika-Spezialist bei der japanischen Bank Nomura.
Zuma selbst dürfte nun stark von der Ernennung Ramaphosas profitieren. Der Besitzer eines riesigen Firmenimperiums könnte der zerstrittenen Parteiführung neues Ansehen verleihen. Auch versteht Ramaphosa die Sorgen der Geschäftswelt, die sich durch Zumas enge Allianz mit den Gewerkschaften zuletzt kaum mehr gesellschaftlich repräsentiert und gewürdigt fühlte.
Allerdings ist Ramaphosa auch einer der größten Nutznießer der ANC-Politik des Black Economic Empowerment (BEE). Diese Politik sollte eigentlich die Schwarzen stärker in die noch immer von den Weißen kontrollierte Wirtschaft Südafrikas integrieren, hat aber bislang nur einige wenige, politisch gut vernetzte Schwarze im Stile der russischen Oligarchen märchenhaft reich gemacht. Die breite Masse der schwarzen Bevölkerung hat hingegen kaum davon profitiert, dass viele von Weißen geführte Unternehmen per Gesetz gezwungen sind, bis 2014 rund 26 Prozent ihrer Unternehmensanteile in schwarze Hände zu legen. Entscheidend wird sein, ob Ramaphosa den mittelfristig unhaltbaren Status Quo zementieren oder einen Neuaufbruch wagen wird, wie ihn vor allem die Wirtschaft verlangt.
Erst zu Monatsbeginn hatten sich 33 Geschäftsleute in einem Offenen Brief an die Regierung gewandt und darin ausdrücklich eine wirtschaftsfreundlichere Politik des ANC gefordert. Statt stärkerer staatlicher Intervention und höherer Steuern verlangten die Unterzeichner des Dokuments, darunter auch eine Reihe schwarzer Geschäftsleute, eine Liberalisierung der aufgeblähten bürokratischen Strukturen, vor allem des völlig überregulierten Arbeitsmarktes am Kap. Das Land hat offiziell eine Arbeitsligkeit von mehr als 25 Prozent, inoffiziell dürften es bis zu 40 Prozent sein. Allerdings ist kaum damit zu rechnen, dass die Protestnote große Wirkung erzielt. "Die Wirtschaft hat viel zu lange einen Schmusekurs mit der Regierung gefahren", kritisiert der renommierte Ökonom und politische Beobachter David Shapiro. Er hält zum Erreichen von echten Konzessionen eine sehr viel härtere Gangart der Geschäftswelt für notwendig, zumal die Regierung bislang den Eindruck erwecke, kein echtes Interesse an den Sorgen der Wirtschaft zu haben.
Für die Opposition könnte sich Zumas Wiederwahl zum ANC-Parteichef als großer Vorteil entpuppen: Angesichts der tiefen Unzufriedenheit im Land mit der allgemeinen Lage und der immer häufigeren Proteste gegen die Apathie des regierenden ANC dürfte die oppositionelle Demokratische Allianz um die deutschstämmige Liberale Helen Zille bei der Wahl im Jahr 2014 mit deutlichen Zugewinnen rechnen. Auch wenn dies kurzfristig erst einmal zu weiterer Instabilität im Land führen dürfte, könnte eine stärkere Opposition das bislang klar vom ANC beherrschte politische System aufbrechen, das eine echte nationale Debatte über die Zukunft Südafrikas bislang erstickt hat.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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