Andy Bauer: Musiker, Techniker, Hobbyfilmer
Am 17. Januar 1948 wurde er in Konstanz am Bodensee geboren, in dieser Stadt ging er auch zur Volksschule. Danach absolvierte er eine vierjährige Lehre als Maschinenschlosser in der Firma Rieter Werke, die auf Ziegelmaschinen spezialisiert war. Anschließend kamen zwei Jahre als Fachberater im Maschinenbau, dem die Technikerschule in Singen folgte. Er machte den Abschluss als staatlich geprüfter Techniker. Die nächsten Jahre war er als Technischer Zeichner und Konstrukteur sowie Techniker beschäftigt.
Zur gleichen Zeit wuchs in ihm der Wunsch, in die Fremde zu gehen. Schließlich versuchte er es. Kanada und Australien kamen für den passionierten Segler in die engere Wahl. Doch als Südafrika Anfang der 70er Jahre Fachkräfte suchte, entschloss er sich, es damit zu versuchen. Im November 1972 ging er mit seiner Frau Elfriede in Durban an Land. Auf dem Schiff hatten beide jedoch gehört, dass Kapstadt angeblich schöner und besser sei. Daher fuhren sie mit dem eingeführten Mercedes SL zunächst nach Kapstadt und wenig später nach Walvis Bay. Dort fand Andy eine Anstellung als Schlosser in der Fischindustrie. Doch es war eine Zeit der großen Enttäuschung für ihn, da die versprochenen Segelmöglichkeiten sich als leere Versprechen erwiesen. Wenig später zogen beide nach Swakopmund, wo Andy Bauer zwischen 1973 und 1977 zuerst als Facharbeiter bei Grüttemeyer, dann als Bauzeichner im Architektenbüro und zuletzt als Bautechniker in der Technischen Abteilung der Stadtverwaltung arbeitete. Den sozialen Anschluss fand er schnell über die Musik, so auch bei Paul Bahlsens Blasorchester. Da es aber mit dem Segeln noch immer nicht so richtig klappte, unternahm er stattdessen Fahrten mit einem von ihm umgebauten Toyota in die Namib sowie ins Omaruru- und ins Swakop-Rivier.
In diesen Jahren kamen die Kinder Stefan und Sabine zur Welt. Im Mai 1977 zog die Familie zurück nach Konstanz, wo Andy Bauer einen Job als Planungstechniker bei seiner alten Firma Bühler in Kreuzlingen fand.
In seiner Freizeit zog es ihn immer wieder auf den Bodensee. Deshalb legte er sich über die Jahre verschiedene Boote zu, die er um- und ausbaute. Als Dritter im Bunde kam 1978 schließlich Sohn Christian zur Welt. Nach zehn Jahren in der Heimat zog es ihn wieder in die Ferne bzw. in seine zweite Heimat: Namibia und im engeren Sinne Swakopmund. Die Reise fand wieder per Schiff statt. Somit konnte er sein Mercedes-Wohnmobil bequem einführen. Zunächst fand Bauereine Anstellung als Techniker in der Swakopmunder Tannery. Doch nach einiger Zeit machte er sich mit Swakopmund Mechanical Services selbstständig.
Seine zweite Frau, Margit d’Avignon, lernte er 1992 kennen. Er lud sie zu einer Fahrt in seinem Wohnmobil auf den Rössing-Berg ein. Damit erwachte auch in ihr die Leidenschaft zum Reisen im Wohnmobil. Zusammen haben sie ganz Namibia erkundet: Das Damaraland wurde bis an den Kunene, u.a. auch Serra Cafema, befahren. Sie besuchten das Ovamboland, zum Kavango ging es in den Caprivi. Auch der Osten wurde nicht vergessen, sie fuhren bis in die Ausläufer der Kalahari. Der Süden wurde bis an den Oranje erkundet – von Onseepkans bis nach Sendelingsdrift – immer ein Kanu auf dem Dach dabei. Später kam auch noch ein Quadbike dazu. Eigens dafür hat Andy eine „Garage“ im Heck des Wohnmobils gebaut.
Vor rund 15 Jahren brachte er dem Swakopmunder Gert Meyer ein Wohnmobil aus Deutschland mit. Dieses wurde „wüstentauglich“ umgebaut. Danach ergaben sich regelmäßige Wohnmobilankäufe. Dieses Geschäft musste er allerdings aufgrund eines Gesetzes aufgeben, welches besagt, dass keine links gesteuerten Fahrzeuge nach Namibia eingeführt werden dürfen. Insgesamt hatte Andy bereits 15 Wohnmobile ins Land gebracht. Obwohl er sich in Namibia wie zuhause fühlte und er sich die Fremde zur Heimat gemacht hatte, wollte er die Heimat nicht zur Fremde werden lassen. Er ist regelmäßig nach Deutschland gereist, wo seine Eltern und Kinder lebten.
Ein sehr intensiver Teil seines Lebens wurde durch Musik und Gesang betsimmt. Der Donnerstagabend (die Probe des Swakopmunder Männergesangvereins) war ihm fast heilig und wurde selten ausgelassen. Die Tanzmusik in seiner Band Andy’s Combo ließ ihn richtig aufleben. Sie spielten bei vielen Hochzeits-, Jubiläums-, Geburtstags- und Firmenfeiern in Swakopmund, Tsumeb, Windhoek, auf Farmen und sogar beim Stellenbosch Karneval, dem Matika. Auch während seiner Deutschlandbesuche hatte er immer seine Trompete und das Keyboard dabei.
Andy Bauer war auch ein begeisterter Hobbyfilmer und ein richtiger „Gadgetfreak“. Sein Interesse an der neuesten Technik brachte ihn für einige Jahre in den Vorstand der Wissenschaftlichen Gesellschaft Swakopmund. Sämtliche technischen Geräte interessierten ihn und zu seinem neuesten Gadget gehörte die ferngesteuerte Drohne „Phantom 3“. Damit machte er viele wunderschöne Fotos von den Swakopmunder Wahrzeichen.
Andy Bauer ist am 12. Oktober während der Arbeit an seinem Wohnmobil plötzlich an einem Herzversagen gestorben. Er hinterlässt seine Frau Margit, drei Kinder, fünf Enkel und eine große Lücke in der Swakopmunder Gemeinschaft.
Margit d’Avignon
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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