Apartheids-Spektakel im Whk-Theater
Ein Abend zwischen Neugier, Ressentiment, Satire und Humor
Von Eberhard Hofmann
Windhoek - Eingeladen hatte der Konzernchef von Trustco, Quinton van Rooyen als Hauptredner, assistiert von Neville Basson als humorvoller Conferencier. Der Zutritt erfolgte streng nach Voranmeldung und unter intensiver Sicherheitsvorkehrung. Die Wachkräfte fühlten Männer und Frauen nach Waffen ab. Im Foyer waren drei weitere Eingänge zum Theatersaal markiert, zwei durch Schilder der Rassentrennung und einer unter der namibischen Flagge, sozusagen als gratis Zutritt in die Zukunft.
Nachdem Neville Basson das Publikum locker auf das Thema eingestimmt hatte - „Können sich die Älteren noch an das Toi-Toi-Tanzritual bei politischen Protestversammlungen entsinnen?“ - kam Van Rooyen ohne Rednerpult auf- und ablaufend mit einer Power-Point-Darbietung zu Wort. Anhand vieler vergleichender Statistiken, u. a. von der Weltbank, über Bildung, Wirtschaft und Gesundheit wies er auf Fort- und Rückschritte seit der Unabhängigkeit 1990 hin. Die Betonung lag auf der seit 1995 sich ständig steigernden Staatsverschuldung, womit er die derzeitige Rezession und ökonomische Talsohle zu erklären versuchte.
Die gestellte Hauptfrage des Abends blieb an sich unbeantwortet, weil Van Rooyen mit der Statistik viele Verbesserungen im Vergleich zu 1990 anpries. Aber er bedauerte den allgemeinen Disziplinarverfall an den meisten Schulen seit der Unabhängigkeit. Das schreibt er unter Anderem der Abschaffung der Körperstrafe zu, die an weißen und schwarzen Schulen bis 1990 üblich war und der er auch noch ausgesetzt war.
Die angespannte Stimmung lud sich während der zweiten Hälfte des Abends noch weiter auf, als Fragen aus dem Publikum gestellt und Stellungnahmen ausgedrückt wurden. Daraus wurde spürbar, wie das Reizthema der historischen Apartheid, nachwirkender Haltungsschäden und selbst Neorassismus auch 2019 noch hochkochen kann. Van Rooyen selbst regulierte hier die Folge der Wortmeldungen. Es gelang ihm bei emotionaler Aufwallung im Publikum jeweils wieder Ruhe herzustellen.
Die Stimmung schwankte zwischen Belustigung über die Absurditäten der Apartheid einerseits und Groll andererseits, dass ein Publikum über das Thema lachen könne, derweil „so viele Namibier in äußerster Armut leben“. Etliche Zuhörer beklagten, dass sie die Apartheidsschilder im Foyer als Affront empfunden hätten, andere fassten sie als humoristischen Effekt auf. Klagen wurden laut, dass noch nicht genug schwarze Manager am Ruder seien. Eine weiße Frau monierte, dass im Staatsdienst nur schwarze Frauen eingestellt würden. Die ausbleibende Heimkehr der meisten weißen namibischen Fachkräfte, die im Ausland ausgebildet werden, kam nicht zur Sprache.
Ob das Publikum den Abend als ein Forum für befreiende Aussprache erfahren hat? Die Teilnehmer haben diese Frage hernach im Theatergarten bei Kapana (Katutura-Shebeen-Braai), Bier und Wein noch ausgedroschen.
Windhoek - Eingeladen hatte der Konzernchef von Trustco, Quinton van Rooyen als Hauptredner, assistiert von Neville Basson als humorvoller Conferencier. Der Zutritt erfolgte streng nach Voranmeldung und unter intensiver Sicherheitsvorkehrung. Die Wachkräfte fühlten Männer und Frauen nach Waffen ab. Im Foyer waren drei weitere Eingänge zum Theatersaal markiert, zwei durch Schilder der Rassentrennung und einer unter der namibischen Flagge, sozusagen als gratis Zutritt in die Zukunft.
Nachdem Neville Basson das Publikum locker auf das Thema eingestimmt hatte - „Können sich die Älteren noch an das Toi-Toi-Tanzritual bei politischen Protestversammlungen entsinnen?“ - kam Van Rooyen ohne Rednerpult auf- und ablaufend mit einer Power-Point-Darbietung zu Wort. Anhand vieler vergleichender Statistiken, u. a. von der Weltbank, über Bildung, Wirtschaft und Gesundheit wies er auf Fort- und Rückschritte seit der Unabhängigkeit 1990 hin. Die Betonung lag auf der seit 1995 sich ständig steigernden Staatsverschuldung, womit er die derzeitige Rezession und ökonomische Talsohle zu erklären versuchte.
Die gestellte Hauptfrage des Abends blieb an sich unbeantwortet, weil Van Rooyen mit der Statistik viele Verbesserungen im Vergleich zu 1990 anpries. Aber er bedauerte den allgemeinen Disziplinarverfall an den meisten Schulen seit der Unabhängigkeit. Das schreibt er unter Anderem der Abschaffung der Körperstrafe zu, die an weißen und schwarzen Schulen bis 1990 üblich war und der er auch noch ausgesetzt war.
Die angespannte Stimmung lud sich während der zweiten Hälfte des Abends noch weiter auf, als Fragen aus dem Publikum gestellt und Stellungnahmen ausgedrückt wurden. Daraus wurde spürbar, wie das Reizthema der historischen Apartheid, nachwirkender Haltungsschäden und selbst Neorassismus auch 2019 noch hochkochen kann. Van Rooyen selbst regulierte hier die Folge der Wortmeldungen. Es gelang ihm bei emotionaler Aufwallung im Publikum jeweils wieder Ruhe herzustellen.
Die Stimmung schwankte zwischen Belustigung über die Absurditäten der Apartheid einerseits und Groll andererseits, dass ein Publikum über das Thema lachen könne, derweil „so viele Namibier in äußerster Armut leben“. Etliche Zuhörer beklagten, dass sie die Apartheidsschilder im Foyer als Affront empfunden hätten, andere fassten sie als humoristischen Effekt auf. Klagen wurden laut, dass noch nicht genug schwarze Manager am Ruder seien. Eine weiße Frau monierte, dass im Staatsdienst nur schwarze Frauen eingestellt würden. Die ausbleibende Heimkehr der meisten weißen namibischen Fachkräfte, die im Ausland ausgebildet werden, kam nicht zur Sprache.
Ob das Publikum den Abend als ein Forum für befreiende Aussprache erfahren hat? Die Teilnehmer haben diese Frage hernach im Theatergarten bei Kapana (Katutura-Shebeen-Braai), Bier und Wein noch ausgedroschen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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