Armut und Hunger bremsen geistige Entwicklung

Windhoek - Wer zu wenig oder falsch isst, bleibt geistig zurück. Das ist das Fazit der Kinderrechtlerin und Unicef-Advokation Graça Machel aus Südafrika, die diese Woche zu einem 3-Tages-Besuch in Namibia weilt. Gestern Nachmittag wandte sie sich mit einer bewegenden Rede im Parlament in Windhoek an die Politiker sowie die gesamte Öffentlichkeit und stellte danach eine Studie zur Ernährung von Müttern und Kindern vor.

Armut und Unterernährung sind nicht nur ein physisches Problem, sondern führten zur "Begrenzung der intellektuellen Kapazität", sagte Machel. Dies sei bei etwa einem Drittel der namibischen Kinder der Fall - aber längst nicht nur ein Problem dieses Landes, sondern des gesamten afrikanischen Kontinents, führte die Gattin von Südafrikas Ex-Präsident Nelson Mandela aus. Und: "Solange Mangelernährung vorherrscht, werden wir intellektuell nie zur westlichen Welt aufschließen."

Namibia habe in 22 Jahren nach der Unabhängigkeit viel erreicht, vor allem Frieden und politische Stabilität gesichert, lobte Machel. Die "soziale Veränderung" sei nun die größte Herausforderung, meinte sie und nannte Armut, Mütter- und Kindersterblichkeit sowie HIV/Aids. Dies seien "nicht nur Gesundheitsthemen, sondern eine Reflektion der sozialen Transformation und deshalb gesellschaftliche Probleme", die stark mit Tradition und Verhaltensweisen verknüpft seien, sagte sie und forderte die Nation auf: "Wir müssen uns auf Mütter und Kinder konzentrieren und sie ins Zentrum aller Strategien rücken."

Machel appellierte an Namibia, die Situation anzuerkennen - und entsprechend zu handeln. "Wir kennen die Realität. Jetzt kommt es auf die Führung an", sagte sie. Die von ihr vorgestellte Studie zur Ernährung von Müttern und Kindern soll dabei eine Hilfe sein.

Die Abgeordneten im Parlament quittierten die Rede von Machel mit großem Applaus und stehenden Ovationen. Im Anschluss daran gab es anerkennende Wortmeldungen von SWAPO- und Oppositionspolitikern.