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Arubaito, Gefuehl und Szlafrock

Schweden entwickeln "Fingerspitzengefühl", Russen geraten in "Zeitnot" und Nigerianer fragen sich "Is das so?". Wie kommt es zu Wörterwanderungen? Welche Geschichten stecken dahinter? Die Ausschreibung "Wörterwanderungen" des Deutschen Sprachrats sucht nicht nur nach den deutschen Wörtern selbst, die sich in anderen Sprachen wieder finden, sondern auch nach ihren Bedeutungen und dem Grund für ihre Wanderung.

Deutsche Wörter finden sich in fast allen Sprachen der Welt. Aber nicht immer behalten sie ihre ursprüngliche Bedeutung, sondern verändern sich, passen sich an, eröffnen neue Bedeutungsräume, die sich auch Muttersprachlern nicht sofort erschließen: So bedeutet das englische Wort "glitz", das sich von "glitzern" ableitet, "Glanz" oder "schöner Schein", und das koreanische Wort "arubaito" steht nicht für Arbeit im Allgemeinen, sondern bezeichnet einen "Studentenjob".

Der Deutsche Sprachrat sucht in einer internationalen Ausschreibung Wörter und Ausdrücke, die ausgewandert sind, also solche, die einen deutschen Ursprung haben und in anderen Sprachen Aufnahme und vielfach auch neue Bedeutungen gefunden haben. Dabei geht es nicht nur um das Wort oder den Ausdruck allein, sondern auch um eine kurze Geschichte über die Herkunft des Wortes und seine Bedeutung und Verwendung in der anderen Sprache.

Beispiele für "Wörterwanderungen" können bis zum 30. September 2006 eingesandt werden. Hauptgewinn ist eine Kulturreise nach Berlin. Die interessantesten Wörter mit ihren Geschichten werden in einem Buch veröffentlicht, das im November 2006 im Max Hueber Verlag erscheint.

Die Ausschreibung ist Teil des internationalen Projekts des Goethe-Instituts "Die Macht der Sprache", in dessen Rahmen 2006 und 2007 weltweit Veranstaltungen rund um das Thema "Sprache in einer globalisierten Welt" stattfinden. Teil dieses Projektes war auch schon der internationale Wettbewerb "Das schönste deutsche Wort".

Wer teilnehmen möchte, kann entweder an den Deutschen Sprachrat, c/o Goethe-Institut, Dachauer Straße 122, 80637 München, schreiben oder das Teilnahme-Formular im Internet nutzen: www.deutscher-sprachrat.de.

Ausgewanderte Wörter: Wieheißter, Lustig, Wiegehts

wihaister: Etwas seltener im Polnischen, aber durchaus verbreitet und umso lustiger ist das polnische Wort "wihaister", das ich schon seit meiner Kindheit kenne und von meiner Großmutter übernommen habe. Wihaister nimmt man oft für etwas her, das man nicht genau bestimmen kann. Meistens sind es irgendwelche Griffe, Laschen, irgendetwas Hängendes, Raustehendes. Die etwas ungenaue Definition weist auch deutlich auf den Ursprung des Wortes hin, nämlich auf das deutsche "wie heißt er", also grob für etwas das man nicht beim Namen kennt.

Loustic: Es ist in die Sprache Französisch ausgewandert und bedeutet hier 'Eine besonders lustige Person, angrenzend zum Frechdachs oder Bazi auf Bayrisch?'. Zieht man ein etymologisches Wörterbuch heran, so wird man darauf hingewiesen, dass der "loustic" über Voltaire 1762 in die französische Sprache seinen Einzug gemacht hat. Es würde von den schweizerischen Regimentern herkommen. Allerdings, wenn ich dieses Wort eine Herkunft erdichten dürfte, würde ich gern behaupten, dass der König Lustig, Jérôme Bonaparte, Bruder Napoleons und König von Westphalen von 1807 bis 1813, auch zum Transfer des Wortes nach Frankreich beigetragen haben könnte. Seinen Spitzname "König Lustig" verdiente er sich durch seinen Hang zu oberflächliche Unterhaltungen und war selbst nicht abgeneigt, so genannt zu werden. Heute lustig, immer lustig. Er soll auch seine Schwierigkeiten gehabt haben, den gepflegten Spitznamen auszusprechen. War auch, zu einem gewissen Grad, Selbstironie am Werk? Mir gefällt es zumindest diese Wörterwanderung mit dem König Lustig in Verbindung zu setzen! Denn König Jérôme war so gesehen sicherlich "un sacré loustic"!

"Wie geht's": Auf Ungarisch wird es folgendes geschrieben: "vigéc", phonetisch übernommen von der Deutschen Frage "Wie geht's?". Die Geschichte scheint mir einfach zu sein. Der Verkaufer, der von Tür zur Tür geht und versucht seine Ware zu verkaufen, muss höfflich sein um bei seinen Kunden einen guten Eindruck zu machen. Deshalb ist seine erste Frage "Wie geht's?". So kommt, dass wenn jemand klingelt, und beim Türöffnen als erstes "Wie geht's?" sagt, kann man davon ausgehen, dass derjenige irgendwas verkaufen will. Die Geschickte geht, denke ich, an die Österreichisch-Ungarische Monarchie zurück, als Deutsch auch in Ungarn die offizielle Sprache war. Heutzutage begrüßen die Verkaufer natürlich auf Ungarisch, aber der Ausdruck, die Bezeichnung dieser Art von Verkaufer ist geblieben. Außerdem wird von diesem Nomen auch ein Werb abgeleitet; auf Ungarisch: "vigéckedni", also als "vigéc" tätig sein und sein Geld auf diesem Weg zu verdienen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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