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Atomkraft lockt jetzt auch Namibia

Windhoek - Der erste Entwurf der Strategie zur Regelung der Kernbrennstoffkreislaufindustrie (nuclear fuel cycle industry) ist gestern in Windhoek vorgestellt worden. Aus dem Dokument wird deutlich, dass Namibia in den kompletten Kreislauf einsteigen will, also von der Förderung des Uranoxids (wie bisher üblich) über die Anreicherung und Nutzung von Atomkraft bis hin zur Lagerung von (ausgedienten) Kernbrennstäben.

Die Ausbeutung von Rohstoffen sei von dem Ziel des Vorteils für die Nation geleitet, erklärte Bergbau- und Energieminister Isak Katali gestern. Die Regierung wolle dafür das Rahmenwerk festlegen. In diesem Fall gehe es nicht mehr darum, ob Namibia in die kerntechnische Industrie einsteigt oder ob eine Strategie benötigt wird - diese Phase sei überwunden. "Wir wollten den Entwurf nun perfektionieren", sagte der Energieminister und ermunterte zu aktiver Beteiligung der Interessenträger. Erst vergangene Woche hatte Katali auf der Internationalen Investorenkonferenz in Windhoek bei seinem Vortrag über den hiesigen Energiesektor gesagt, dass Kernkraft "die billigste und sauberste Energie" liefere.

In dem nun vorliegenden Strategieentwurf heißt es: "Der Staat sollte durch seine eigenen Bergbauunternehmen aktiv an der Industrie teilhaben - zum sozio-ökonomischen Wohl seiner Bevölkerung." Weil Uran zu den sogenannten strategischen Rohstoffen gehört, sollten (Abbau-)Lizenzen "nur an staatseigene Firmen vergeben" werden. Die weitere Verarbeitung von Uranoxid soll einen "weiteren Wert von deutlichen Vorteilen für das Land" bringen, heißt es. Eine weitere Kernaussage lautet: "Namibia sollte den Transit, die Behandlung und die zeitweise Lagerung von Uran auf seinem Gebiet erlauben."

Außerdem wird erklärt, dass die Regierung die internationalen Bestimmungen im Uranproduktionskreislauf befolgen werde. Auch der "Schutz aller Namibier und der Umwelt für nachhaltige Entwicklung" ist in dem Dokument erwähnt. Zum Müll wird ausgeführt: "Nuklearer Abfall fremden Ursprungs sollte nicht zur Lagerung auf namibischem Territorium akzeptiert werden." Und zur Renaturierung heißt es: "Die Regierung sollte sicherstellen, dass geeignete Pläne zur Schließung von Minen vorhanden sind, bevor der Aufbau der Mine beginnt."

Die Anfertigung der Strategie wird von Finnland, genauer vom Geologischen Landesamt (GTK) und der Behörde für Strahlenschutz und Nuklearsicherheit des skandinavischen Landes, unterstützt. Die Kooperation habe bereits 2008 begonnen, bis jetzt belaufe sich der Aufwand für die Hilfe auf ca. 500000 Euro, erklärte Anne Saloranta, Chargé d'Affairs der finnischen Botschaft in Windhoek, auf AZ-Nachfrage. Sie rief die Interessenträger auf, Insiderwissen und Bedenken zu äußern. Finnland generiere etwa ein Drittel seiner Energie aus vier Atomkraftwerken, ein weiteres befinde sich im Bau, erklärte GTK-Geologe Olli Äikäs im AZ-Gespräch.

Gestern waren gerade mal 25 Interessenvertreter anwesend, um die Strategie der kerntechnischen Industrie für Namibia zu diskutieren. Am Montag (12. Dezember) findet in Swakopmund ein weiteres Treffen mit Interessenträgern statt. Weil sich alle Uran-Minen in der Erongo-Region befinden, wird an diesem Tag mit einer weitaus größeren Beteiligung gerechnet, stellte Veston Malenga, Geschäftsführer der Bergbaukammer, in Aussicht. Der Workshop wird im Swakopmund Hotel & Entertainment Centre gehalten.

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Allgemeine Zeitung 2024-11-25

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