Auch Namibia gedenkt dem Mauerfall

Das Projekt nennt sich "Mauerausstellung" und steht seit vergangenem Dienstag mitten im Schulhof. Geschichtslehrerin Siglinde Hailer und die Fachschaft Geschichte hatten die Idee zur Ausstellung. "Weil der Mauerfall ja auch etwas mit Namibia zu tun hat", sagt sie. "Und für viele Schüler ist das Thema weit weg."
Von der Firma Decora haben die Schüler der zehnten und elften Klassen die Mauer gestiftet bekommen, von der Firma Neo Paints die Spraydosen fürs Graffiti. Und dann ging es los. Die Schüler machten sich Gedanken, was alles auf die Mauer kommt. Sie haben nach Vorlagen geguckt und viele eigene Ideen entwickelt. Sie kopierten sogar recht originalgetreu den Bruderkuss zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker. Das Original-Gemälde von Dmitri Wladimirowitsch Wrubel befindet sich in der East Side Gallery in Berlin.
Bei der offiziellen Eröffnung der Ausstellung erklärte Geschichtslehrerin Siglinde Hailer den Schülern noch mal, was die Mauer für die Menschen in der ehemaligen DDR bedeutet hat. "Sie hatten keine Reisefreiheit. Sie waren separiert, eingeschlossen und wurden bespitzelt", sagte sie. Der Fall der Mauer sei damals "ein regelrechtes Wunder" gewesen. Und ein Symbol für das Ende des Kalten Krieges. Einer der Lehrer, Tilo Böttcher, erzählte, wie er damals im Osten den Mauerfall erlebte. "Ich war damals 20 Jahre alt und saß als Panzerfahrer in der Kaserne der Nationalen Volksarmee in Erfurt." Zwar hätten sie in der "Aktuellen Kamera" gesehen, dass die Grenzanlagen ab sofort wieder passierbar seien. "Aber das haben wir nicht geglaubt." Vielmehr hätten sich die Soldaten Gedanken darüber gemacht, wie sie der erhöhten Gefechtsbereitschaft und der damit verbundenen Niederschlagung der Demonstrationen entgehen könnten. "Wir wollten nicht ausrücken und Demonstranten niederschlagen", erinnerte sich Böttcher. "Wie können wir nicht ausrücken, ohne gegen Befehle zu verstoßen?" Am Ende hatten sie sich überlegt, die Benzinleitungen durchzuschneiden, um nicht starten zu können. "Zum Glück kam der Befehl zum Ausrücken nicht."
Zusammen mit den Zeitzeugen und den Filmdokumentationen sollte die Ausstellung ein "rundes Bild" ergeben, sagt Hailer. Fünf bis sechs Wochen hat die ganze Ausführung gedauert. Lehrer schrieben die Texte, die Teil der Ausstellung sind. "Sie sollen danach auch weiter im Unterricht verwendet werden." Die Ausstellung ist bis Ende des Schuljahres zu sehen.