Auf Baracken angewiesen

Swakopmund/Windhoek - Der Durchschnittsnamibier kann sich in Swakopmund oder Windhoek ohne ein hohes Eigenkapital oder ein monatliches Einkommen von mindestens 50000 Namibia-Dollar kein anständiges Haus kaufen. Obwohl diese Städte die meisten Jobs bieten, können sich dort die meisten Bürger nicht einmal eine Mietwohnung leisten. Das hat eine AZ-Recherche ergeben.

"Wenn man im Monat 10000 N$ (Brutto) verdient, ist man im namibischen Vergleich eine wohlhabende Person. Das reicht aber nicht aus, um ein anständiges Haus in Windhoek zu kaufen", sagte FNB-Wirtschaftler Namene Kalili im Gespräch mit der AZ. Und: "Vor 20 Jahren konnte sich ein staatlich angestellter Lehrer ein Haus im Stadtteil Eros kaufen. Das ist heute unmöglich."

Laut Kalili verdient der Durchschnittsnamibier ein Bruttogehalt in Höhe von 5000 Namibia-Dollar pro Monat. "Wenn sich eine solcher Normalverdiener ein Haus auf Anleihe kaufen will und kein zusätzliches Einkommen vorweisen kann, wird er oder sie eine Anleihe von höchstens 100000 N$ bekommen. Damit kann diese Person sich kein Wohnhaus in dem Katutura-Armenviertel Otjimuise leisten, wo ein Haus im Schnitt mittlerweile 600000 N$ kostet. Das Verhältnis stimmt einfach nicht", sagte Kalili.

Sehr drastisch gestiegen sind die Immobilienpreise in Swakopmund: Diese hätten sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdreifacht, so Häusermaklerin Werdi Engelbrecht. "Vor zehn Jahren haben wir ein Haus mit Strandlage für 3,2 Mio. N$ verkauft. Heute ist dieses nicht weniger als 15. Mio. N$ wert", fügte Maklerin Diane Esterhuizen hinzu. Beide sind sich einig: "Swakopmund ist nicht mehr ein Ferienort." Kleine zwei-Schlafzimmer-Apartments am Meer kosten derzeit im Schnitt bis zu fünf Mio. N$, Penthouses mit Strandlage sogar bis zu acht Mio. N$. Doch nicht nur Häuser seien dort teuer - die Grundstückpreise seien ebenfalls sehr hoch. Hier gab Engelbrecht das Beispiel: Bei der neuen Entwicklung "Dunes Estates" östlich von Kramersdorf seien lediglich Grundstücke für rund zwei Mio. N$ verkauft worden.

Doch nicht nur beim Hauskauf zieht der Normalverbraucher den Kürzeren: Lediglich wohlhabende Personen können sich ein kleines Apartment mieten. In Swakopmund kostet im Schnitt eine Einschlafzimmermietwohnung monatlich zwischen 3500 und 4000 N$.

Wirtschaftler Kalili gab Beispiele, wie sich der Häusermarkt in Namibias teuersten Städten entwickelt habe. Der Stadtteil "Kleine Kuppe" sei zu Beginn für die Gruppe mit "niedrigem Einkommen" geschaffen worden. "Wenn dort heute ein Haus für unter 2,5 Millionen Namibia Dollar verkauft wird, ist mit dem Haus etwas nicht ganz koscher. Die Preise sind zu hoch", sagte Kalili. Er gab hier ein typisches Szenario: Eine Person hat in Windhoek West ein Haus im Wert von 1,8 Millionen Namibia- Dollar ausgesucht und will dies erwerben. Dazu will der angehende Käufer eine Anleihe aufnehmen, da er kaum eigene Rücklagen hat. "Bei einem Leitzins von 10,75 % muss diese Person monatlich etwa 18200 N$ abzahlen. Um sich für diese Anleihe zu qualifizieren, ist ein Mindestgehalt von 57000 N$ im Monat erforderlich", sagte Kalili. Allerdings: Weniger als fünf Prozent von Namibias Bevölkerung verdiene ein solches Gehalt.

Laut Kalili ist der Häusermarkt in Namibia derart teuer, dass sich Krankenschwestern, Lehrer oder Polizisten kein anständiges Haus leisten können. Diese Personen sind auf Baracken angewiesen. "Doch Käufer gibt es immer", sagte Kalili und nennt ein Beispiel von 2011. Im vergangenen Jahr sei ein Wohnhaus beim Luxushügel für 20 Millionen Namibia-Dollar verkauft worden.