Auf dem Wasser und in der Luft Zuhause
Von Elke Reinauer, Swakopmund
Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Eine Zeit, um zu reflektieren und Bilanz zu ziehen. Wenn Matthias Röttcher auf 2015 zurückblickt, kann er sagen, dass er ein wesentliches Ziel erreicht hat: Bei der Lüderitz Speed Challenge wurde er achtschnellster Windsurfer der Welt mit 50,91 Knoten, das sind 94,30 Kilometer in der Stunde, auf 500 Meter.
Vielleicht wird er im Geist noch einmal die Route durchgehen. Den Wind spüren, die salzige Luft riechen, die rasende Geschwindigkeit und das großartige Gefühl seines Erfolges genießen. „Ich hatte mir vorgenommen, 50 Knoten zu erreichen“, sagt der 46-Jährige. Röttcher erzählt von einem englischen Kollegen, der immer zu ihm sagt: „Why didn’t we do it before?“ Wir waren fähig, es jetzt zu erreichen, warum nicht davor? Die Frage stimmt ihn nachdenklich. Doch wie kann man auf dem Wasser so schnell sein?
Beim Windsurfen spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. „Das Wetter, der Wind und das Equipment.“ Die Ausrüstung muss aufeinander abgestimmt sein. Er besitzt drei Segel und zwei Bretter. Sein Gabelbaum (die Schlaufe am Segel, an der sich die Surfer festhalten) ist aus Aluminium. „Als Laie habe ich begrenzte Möglichkeiten. Die Profis fahren mit einem Gabelbaum aus Karbon, damit surfen sie schneller, weil das Material leichter ist“, erklärt Röttcher. Es sei aber auch teurer. „Ein Kollege hat mir seinen Karbon-Gabelbaum geliehen“, erzählt er. „Es geht also nicht immer um die Konkurrenz untereinander, denn man fährt ja auch gegen sich selbst. Es geht darum, schneller zu sein als zuvor.“
Die Lüderitz Speed Challenge gibt es seit 2007. Sie wird auf einem künstlich angelegten Wasserweg ausgetragen. Der Diamantkonzern Namdeb sponserte den Bau des 800 Meter langen Kanals. Wie bereitet man sich auf so einen Wettbewerb vor? „Um ehrlich zu sein, habe ich nur zwei Tage davor trainiert“, gibt Röttcher zu und wirkt dabei sehr gelassen. Unvorstellbar, dass den zwei Meter großen Sportler irgendetwas aus der Ruhe bringen könnte. Der Wettbewerb dauert sechs Wochen und in der ersten Woche habe er sich dann vor Ort auf dem Kanal vorbereitet.
„Ich muss realistisch sein“, sagt Röttcher, als er gefragt wird, ob er nicht einmal den Weltrekord erreichen will. Er sei immerhin Laie. Anton Albert hält mit 53,27 Knoten (fast 100 km/h) den Weltrekord. Nur elf Windsurfer auf der ganzen Welt sind bislang über 50 Knoten gefahren. „Ich liebe Schnelligkeit. Schon als Kind zog es mich auf das Wasser.“
Als 13-Jähriger fing er an zu surfen. Seine Lieblingsbucht ist immer noch Walvis Bay. Dort haben die Surfer konstanten Wind. 1988 hatte er an der Walvis Bay Speed Week teilgenommen und Blut geleckt.
Matthias Röttcher wurde in Frankfurt geboren, kam als Vierjähriger mit seinen Eltern nach Windhoek und lebt nun in Swakopmund. Er ist Maschinenbauingenieur, gab aber seinen Job auf und machte sein Hobby zum Beruf. Zusammen mit Greg Milne betreibt er die Firma Ground Rush Adventeurs in Swakopmund und bietet begleitete Tandemsprünge an. Über 7000 Mal sprang er bereits in die Tiefe.
Wer sich schon so oft im freien Fall befand, für den verschieben sich wohl die eigenen Grenzen. Was andere Überwindung kostet, ist für ihn wie Autofahren.
„Ich habe keine Angst“, sagt Röttcher. Vielleicht kann er auch deshalb anderen Leuten so leicht die Furcht nehmen. Es ist gut vorstellbar, wie Röttcher auch den zittrigsten Angsthasen vor dem Tandemsprung beruhigt. Er wirkt so gelassen und strahlt schon allein durch seine Körpergröße eine beschützende Sicherheit aus.
„Meine Aufgabe ist es, die Leute einzuschätzen. Frauen sagen es meistens, wenn sie Angst haben. Männer dagegen nicht. Es kommt ganz auf den Menschen an, manche Leute muss man umarmen, ihnen Geborgenheit geben. Andere sind glücklich mit der Aussicht während des Fluges.“
Fallschirmspringen sei sicherer als manche Leute meinen, sagt Röttcher.
„Jeder Fallschirm hat einen eingebauten Computer. Würde ich zum Beispiel ohnmächtig werden, öffnet sich der Rettungsschirm automatisch“, erzählt er.
Gibt es überhaupt noch Herausforderungen für ihn? „Ja, die gibt es“, sagt er. Kalkuliertes Risiko nennt er das und meint damit Aufgaben, auf die er sich nicht vorbereiten kann. „Ich arbeite an Details. Zum Beispiel mit dem Windsurfer über die Leine von Jet Skis springen. Oder mit dem Fallschirm an einem ganz bestimmten Punkt zu landen.“ Das gibt ihm einen Kick.
Er nimmt auch mal seine Kinder Amandus, 13, und Christine, 10, mit zum Tandemspringen. Außerdem fährt er Mountainbike und spielt Inline-Hockey. Aber seine Leidenschaft ist immer noch das Windsurfen. Nach einem harten Arbeitstag zieht es ihn auf das Wasser. Dort fühlt er sich frei, sagt er. „Es macht den Kopf leer und baut Stress ab.“ Surfen würde den Körper fordern und danach sei er entspannt und angenehm müde.
Sein neues Ziel für 2016? Matthias Röttcher muss nicht lange überlegen. „Die 51 Knoten schaffen.“
Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Eine Zeit, um zu reflektieren und Bilanz zu ziehen. Wenn Matthias Röttcher auf 2015 zurückblickt, kann er sagen, dass er ein wesentliches Ziel erreicht hat: Bei der Lüderitz Speed Challenge wurde er achtschnellster Windsurfer der Welt mit 50,91 Knoten, das sind 94,30 Kilometer in der Stunde, auf 500 Meter.
Vielleicht wird er im Geist noch einmal die Route durchgehen. Den Wind spüren, die salzige Luft riechen, die rasende Geschwindigkeit und das großartige Gefühl seines Erfolges genießen. „Ich hatte mir vorgenommen, 50 Knoten zu erreichen“, sagt der 46-Jährige. Röttcher erzählt von einem englischen Kollegen, der immer zu ihm sagt: „Why didn’t we do it before?“ Wir waren fähig, es jetzt zu erreichen, warum nicht davor? Die Frage stimmt ihn nachdenklich. Doch wie kann man auf dem Wasser so schnell sein?
Beim Windsurfen spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. „Das Wetter, der Wind und das Equipment.“ Die Ausrüstung muss aufeinander abgestimmt sein. Er besitzt drei Segel und zwei Bretter. Sein Gabelbaum (die Schlaufe am Segel, an der sich die Surfer festhalten) ist aus Aluminium. „Als Laie habe ich begrenzte Möglichkeiten. Die Profis fahren mit einem Gabelbaum aus Karbon, damit surfen sie schneller, weil das Material leichter ist“, erklärt Röttcher. Es sei aber auch teurer. „Ein Kollege hat mir seinen Karbon-Gabelbaum geliehen“, erzählt er. „Es geht also nicht immer um die Konkurrenz untereinander, denn man fährt ja auch gegen sich selbst. Es geht darum, schneller zu sein als zuvor.“
Die Lüderitz Speed Challenge gibt es seit 2007. Sie wird auf einem künstlich angelegten Wasserweg ausgetragen. Der Diamantkonzern Namdeb sponserte den Bau des 800 Meter langen Kanals. Wie bereitet man sich auf so einen Wettbewerb vor? „Um ehrlich zu sein, habe ich nur zwei Tage davor trainiert“, gibt Röttcher zu und wirkt dabei sehr gelassen. Unvorstellbar, dass den zwei Meter großen Sportler irgendetwas aus der Ruhe bringen könnte. Der Wettbewerb dauert sechs Wochen und in der ersten Woche habe er sich dann vor Ort auf dem Kanal vorbereitet.
„Ich muss realistisch sein“, sagt Röttcher, als er gefragt wird, ob er nicht einmal den Weltrekord erreichen will. Er sei immerhin Laie. Anton Albert hält mit 53,27 Knoten (fast 100 km/h) den Weltrekord. Nur elf Windsurfer auf der ganzen Welt sind bislang über 50 Knoten gefahren. „Ich liebe Schnelligkeit. Schon als Kind zog es mich auf das Wasser.“
Als 13-Jähriger fing er an zu surfen. Seine Lieblingsbucht ist immer noch Walvis Bay. Dort haben die Surfer konstanten Wind. 1988 hatte er an der Walvis Bay Speed Week teilgenommen und Blut geleckt.
Matthias Röttcher wurde in Frankfurt geboren, kam als Vierjähriger mit seinen Eltern nach Windhoek und lebt nun in Swakopmund. Er ist Maschinenbauingenieur, gab aber seinen Job auf und machte sein Hobby zum Beruf. Zusammen mit Greg Milne betreibt er die Firma Ground Rush Adventeurs in Swakopmund und bietet begleitete Tandemsprünge an. Über 7000 Mal sprang er bereits in die Tiefe.
Wer sich schon so oft im freien Fall befand, für den verschieben sich wohl die eigenen Grenzen. Was andere Überwindung kostet, ist für ihn wie Autofahren.
„Ich habe keine Angst“, sagt Röttcher. Vielleicht kann er auch deshalb anderen Leuten so leicht die Furcht nehmen. Es ist gut vorstellbar, wie Röttcher auch den zittrigsten Angsthasen vor dem Tandemsprung beruhigt. Er wirkt so gelassen und strahlt schon allein durch seine Körpergröße eine beschützende Sicherheit aus.
„Meine Aufgabe ist es, die Leute einzuschätzen. Frauen sagen es meistens, wenn sie Angst haben. Männer dagegen nicht. Es kommt ganz auf den Menschen an, manche Leute muss man umarmen, ihnen Geborgenheit geben. Andere sind glücklich mit der Aussicht während des Fluges.“
Fallschirmspringen sei sicherer als manche Leute meinen, sagt Röttcher.
„Jeder Fallschirm hat einen eingebauten Computer. Würde ich zum Beispiel ohnmächtig werden, öffnet sich der Rettungsschirm automatisch“, erzählt er.
Gibt es überhaupt noch Herausforderungen für ihn? „Ja, die gibt es“, sagt er. Kalkuliertes Risiko nennt er das und meint damit Aufgaben, auf die er sich nicht vorbereiten kann. „Ich arbeite an Details. Zum Beispiel mit dem Windsurfer über die Leine von Jet Skis springen. Oder mit dem Fallschirm an einem ganz bestimmten Punkt zu landen.“ Das gibt ihm einen Kick.
Er nimmt auch mal seine Kinder Amandus, 13, und Christine, 10, mit zum Tandemspringen. Außerdem fährt er Mountainbike und spielt Inline-Hockey. Aber seine Leidenschaft ist immer noch das Windsurfen. Nach einem harten Arbeitstag zieht es ihn auf das Wasser. Dort fühlt er sich frei, sagt er. „Es macht den Kopf leer und baut Stress ab.“ Surfen würde den Körper fordern und danach sei er entspannt und angenehm müde.
Sein neues Ziel für 2016? Matthias Röttcher muss nicht lange überlegen. „Die 51 Knoten schaffen.“
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Allgemeine Zeitung
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