Auf den Spuren der Löffelhunde
Erst sind es nur Ohren, die aus der Wurfhöhle herausragen. Enorme Ohren. Ebenso groß wie Suppenlöffel. Dann, ganz zaghaft, kommt ein kleiner, flauschiger Kopf zum Vorschein, mit Knopfaugen und einer spitzen Nase.
Eins, zwei plötzlich sind es vier Wollknäuel, die vorsichtig aus dem Bau kriechen und sich schon nach kurzer Zeit mit etwas Sicherheitsabstand zu den Besuchern im Wüstensand balgen. Margit Du Toit lässt die Videokamera surren. Stundenlang liegt die 32-Jährige fast regungslos auf dem Boden, um die Löffelhundemutter Fanta und ihre Welpen zu beobachten, zu filmen - und so die Tiere auch an den Menschen zu gewöhnen.
"Nein", winkt Du Toit ab. "Es geht nicht darum, sich die kleinen Raubtiere als Touristenattraktion zu halten." Vielmehr stelle sich bei dem von ihr ins Leben gerufenen Löffelhundeprojekt die Frage, wie man das Bestehen der Tierwelt im Zusammenleben mit den Menschen dauerhaft sichern könne. Im Verlauf des Recherchen sollen die Lebens- und Vehaltensweisen der Löffelhunde erforscht werden, um so für einen dauerhaften Schutz dieser Spezies zu sorgen. Zunächst trägt die Tierärztin sämtliche Daten zusammen, katalogisiert und wertet sie aus. "Mit diesen Grunddaten definieren sich die Faktoren, welche das Leben und Überleben kleiner Raubtiere auf namibischen Farmboden beeinflussen und ihre Populationsdichte bestimmen."
Zunächst ginge es nur um den Löffelhund, aber später wolle sie sich auch dem Erdwolf, der Afrikanischen Wildkatze sowie der Schwarzfußkatze widmen. "Es gibt hier viele Hilfs- und Forschungseinrichtungen für Tiere, aber meist dreht es sich dabei um die großen Raubtiere. Um die Kleinen kümmert sich kaum jemand", sagt sie. "Man muss aufpassen, dass sie nicht irgendwann im Schatten der Großen verschwinden."
Erst war es eine Doktorarbeit, die die gebürtige Paderbornerin über die Vertreter der nachtaktiven Vierbeiner schreiben wollte. Dafür nahm sie Kontakt zu Farmern in Namibia auf, zu Hilfsprojekten, Wissenschaftlern, Tierärzten. Recherchierte in der ganzen Welt, um etwas über die kleinen Raubtiere mit den großen Ohren herauszufinden. "Immer mehr wurde mir klar, dass es noch viel zu wenig Informationen über die Vertreter der afrikanischen Füchse gibt." In Deutschland gründete sie einen Verein, um Geld für das Löffelhundeprojekt zu sammeln.
Dann ging alles ganz schnell. Die in Deutschland zugelassene Tierärztin lernte bei einem Besuch in Namibia ihren Mann Morn", einen Südafrikaner, kennen. Gemeinsam kauften sie die 6000 Hektar große Farm Nanania zwischen Maltahöhe und Mariental, der heutige Sitz der Forschungsstation. Schneller als gedacht, waren sie in Besitz eines Löffelhundewelpens. Ein Nachbar hatte das von der Mutter verlassene Tier auf seinem Grundstück entdeckt "es hatte praktisch keine Überlebenschancen allein in der Wildnis". Gemeinsam mit dem Mischlingshündin Marta zog er das Tierkind auf, entschloss sich dann aber, es zu den Du Toits zu geben. "Hund und Fuchs waren damals unzertrennlich. Deshalb habe ich sie beide zu mir genommen", sagt die Tierärztin.
Mittlerweile lebt die Löffelhündin Fanta wieder in der Wildnis und hat bereits den zweiten Wurf ausgetragen. Diesmal will die Tierärztin die erst ein paar Monate alten Jungen mehr an den Menschen gewöhnen. "Die ersten vier Tierkinder, die Fanta zur Welt gebracht hatte, haben wir in Ruhe gelassen. Als sie flügge waren, haben wir sie dann leider aus den Augen verloren." Die neuen Welpen sollen später mit einem Signalhalsband ausgestattet werden, um ihren Lebensweg nachvollziehen zu können.
Schon am Bau, gut ein halbstündiger Fußmarsch von der Farm entfernt, hat die Tierärztin das Sozial- und Familienleben der Insektenfresser studieren können. Auch wenn sie das Vatertier noch nie zu Gesicht bekommen hat, vermutet sie, dass auch er sich um die Aufzucht der vier Jungen kümmert. Das Säugen geschehe immer im Stehen. "Durch einen unsichtbaren Trieb steht Fanta plötzlich auf und ruft ihren Nachwuchs, welcher unverzüglich angestürmt kommt." Doch so einfach die Kleinen zur Milchquelle zu locken seien, desto schwieriger werde die Mutter ihren gierigen Nachwuchs wieder los. "Dafür dreht sich Fanta im Kreis oder geht ein paar Schritte, wobei sie ein oder zwei Welpen hinter sich her zieht, bis sie schließlich erschöpft aufgeben." Schon nach wenigen Wochen begleiteten die Welpen ihre Eltern auf Ausflügen. "Sie werden schnell unabhängig, nach sechs Monaten ziehen die Kleinen schon allein los", hat die Tierärztin herausgefunden.
Unterstützung erfährt das Projekt von benachbarten Farmern und dem Ministerium für Tourismus und Umwelt sowie von vom Okatumba Wildlife Research, das sich mit der Erforschung großer Raubtiere beschäftigt. Studenten der Veterinärmedizin erhalten auf Nanania die Möglichkeit, ein Praktikum in der Forschungssation zu absolvieren. Finanzieren tut sich das Projekt von den Spenden der Vereinsmitglieder aus Deutschland sowie vom Gästefarmbetrieb auf der Nanania Safari Ranch, dessen Einnahmen dem Projekt zu gute kommen. Die Du Trois bieten Buschspaziergänge und Wildbeobachtungsfahrten sowie Ausflüge zum Schloss Duwisib und zum Sossusvlei an. Und natürlich bieten sie ihren Gästen auch die Möglichkeit, die kleinen Löffelhunde, die in der freien Wildnis kaum aufzuspüren sind, zu beobachten. Sobald Margit Du Troit mit der Kekstüte raschelt, kommen sie zum Vorschein. Und immer wieder gibt es dann erstaunte Ausrufe. Wie etwa: "Was für riesige Ohren."
Eins, zwei plötzlich sind es vier Wollknäuel, die vorsichtig aus dem Bau kriechen und sich schon nach kurzer Zeit mit etwas Sicherheitsabstand zu den Besuchern im Wüstensand balgen. Margit Du Toit lässt die Videokamera surren. Stundenlang liegt die 32-Jährige fast regungslos auf dem Boden, um die Löffelhundemutter Fanta und ihre Welpen zu beobachten, zu filmen - und so die Tiere auch an den Menschen zu gewöhnen.
"Nein", winkt Du Toit ab. "Es geht nicht darum, sich die kleinen Raubtiere als Touristenattraktion zu halten." Vielmehr stelle sich bei dem von ihr ins Leben gerufenen Löffelhundeprojekt die Frage, wie man das Bestehen der Tierwelt im Zusammenleben mit den Menschen dauerhaft sichern könne. Im Verlauf des Recherchen sollen die Lebens- und Vehaltensweisen der Löffelhunde erforscht werden, um so für einen dauerhaften Schutz dieser Spezies zu sorgen. Zunächst trägt die Tierärztin sämtliche Daten zusammen, katalogisiert und wertet sie aus. "Mit diesen Grunddaten definieren sich die Faktoren, welche das Leben und Überleben kleiner Raubtiere auf namibischen Farmboden beeinflussen und ihre Populationsdichte bestimmen."
Zunächst ginge es nur um den Löffelhund, aber später wolle sie sich auch dem Erdwolf, der Afrikanischen Wildkatze sowie der Schwarzfußkatze widmen. "Es gibt hier viele Hilfs- und Forschungseinrichtungen für Tiere, aber meist dreht es sich dabei um die großen Raubtiere. Um die Kleinen kümmert sich kaum jemand", sagt sie. "Man muss aufpassen, dass sie nicht irgendwann im Schatten der Großen verschwinden."
Erst war es eine Doktorarbeit, die die gebürtige Paderbornerin über die Vertreter der nachtaktiven Vierbeiner schreiben wollte. Dafür nahm sie Kontakt zu Farmern in Namibia auf, zu Hilfsprojekten, Wissenschaftlern, Tierärzten. Recherchierte in der ganzen Welt, um etwas über die kleinen Raubtiere mit den großen Ohren herauszufinden. "Immer mehr wurde mir klar, dass es noch viel zu wenig Informationen über die Vertreter der afrikanischen Füchse gibt." In Deutschland gründete sie einen Verein, um Geld für das Löffelhundeprojekt zu sammeln.
Dann ging alles ganz schnell. Die in Deutschland zugelassene Tierärztin lernte bei einem Besuch in Namibia ihren Mann Morn", einen Südafrikaner, kennen. Gemeinsam kauften sie die 6000 Hektar große Farm Nanania zwischen Maltahöhe und Mariental, der heutige Sitz der Forschungsstation. Schneller als gedacht, waren sie in Besitz eines Löffelhundewelpens. Ein Nachbar hatte das von der Mutter verlassene Tier auf seinem Grundstück entdeckt "es hatte praktisch keine Überlebenschancen allein in der Wildnis". Gemeinsam mit dem Mischlingshündin Marta zog er das Tierkind auf, entschloss sich dann aber, es zu den Du Toits zu geben. "Hund und Fuchs waren damals unzertrennlich. Deshalb habe ich sie beide zu mir genommen", sagt die Tierärztin.
Mittlerweile lebt die Löffelhündin Fanta wieder in der Wildnis und hat bereits den zweiten Wurf ausgetragen. Diesmal will die Tierärztin die erst ein paar Monate alten Jungen mehr an den Menschen gewöhnen. "Die ersten vier Tierkinder, die Fanta zur Welt gebracht hatte, haben wir in Ruhe gelassen. Als sie flügge waren, haben wir sie dann leider aus den Augen verloren." Die neuen Welpen sollen später mit einem Signalhalsband ausgestattet werden, um ihren Lebensweg nachvollziehen zu können.
Schon am Bau, gut ein halbstündiger Fußmarsch von der Farm entfernt, hat die Tierärztin das Sozial- und Familienleben der Insektenfresser studieren können. Auch wenn sie das Vatertier noch nie zu Gesicht bekommen hat, vermutet sie, dass auch er sich um die Aufzucht der vier Jungen kümmert. Das Säugen geschehe immer im Stehen. "Durch einen unsichtbaren Trieb steht Fanta plötzlich auf und ruft ihren Nachwuchs, welcher unverzüglich angestürmt kommt." Doch so einfach die Kleinen zur Milchquelle zu locken seien, desto schwieriger werde die Mutter ihren gierigen Nachwuchs wieder los. "Dafür dreht sich Fanta im Kreis oder geht ein paar Schritte, wobei sie ein oder zwei Welpen hinter sich her zieht, bis sie schließlich erschöpft aufgeben." Schon nach wenigen Wochen begleiteten die Welpen ihre Eltern auf Ausflügen. "Sie werden schnell unabhängig, nach sechs Monaten ziehen die Kleinen schon allein los", hat die Tierärztin herausgefunden.
Unterstützung erfährt das Projekt von benachbarten Farmern und dem Ministerium für Tourismus und Umwelt sowie von vom Okatumba Wildlife Research, das sich mit der Erforschung großer Raubtiere beschäftigt. Studenten der Veterinärmedizin erhalten auf Nanania die Möglichkeit, ein Praktikum in der Forschungssation zu absolvieren. Finanzieren tut sich das Projekt von den Spenden der Vereinsmitglieder aus Deutschland sowie vom Gästefarmbetrieb auf der Nanania Safari Ranch, dessen Einnahmen dem Projekt zu gute kommen. Die Du Trois bieten Buschspaziergänge und Wildbeobachtungsfahrten sowie Ausflüge zum Schloss Duwisib und zum Sossusvlei an. Und natürlich bieten sie ihren Gästen auch die Möglichkeit, die kleinen Löffelhunde, die in der freien Wildnis kaum aufzuspüren sind, zu beobachten. Sobald Margit Du Troit mit der Kekstüte raschelt, kommen sie zum Vorschein. Und immer wieder gibt es dann erstaunte Ausrufe. Wie etwa: "Was für riesige Ohren."
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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