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Auf den Spuren von Toni Schumacher

Heute bestreitet der 1. FC Köln erstmals seit 25 Jahren ein internationales Pflichtspiel
Emanuel Hege
Robby Echelmeyer

Windhoek

Es begann alles mit Harald Anton „Toni“ Schumacher. Als der legendäre Torhüter 1980 in einem Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft den verletzten Stammkeeper Norbert Nigbur vertrat und eine großartige Leistung ablieferte, war Dirk Stein vollauf begeistert. Auf Vereinsebene hütete Schumacher seinerzeit das Tor der Kölner - für Stein Grund genug, dem FC fortan die Daumen zu drücken.

„Seit dem habe ich unzählige Heim- und Auswärtsspiele auf nationaler und auch internationaler Ebene live im Stadion gesehen“, sagt er im AZ-Interview. Bisheriger Höhepunkt war für ihn das Erstrundenrückspiel im UEFA Cup am 30. September 1992 bei Celtic Glasgow. An die lange Reise mit Bus und Fähre kann sich Stein noch gut erinnern: „Wir sind damals mit circa 250 FC-Fans nach Schottland gefahren. Alle waren sich sicher, dass der 2:0-Vorsprung aus dem Hinspiel im Müngersdorfer Stadion für das Weiterkommen reichen würde.“

Bitterer K.o. in Glasgow

Doch es kam ganz anders. Angetrieben von ihren lautstarken Anhängern besiegelten die Hausherren im mit 35000 Zuschauern ausverkauften Celtic-Park das nicht mehr für möglich gehaltene Ausscheiden der Kölner um den in die Jahre gekommenen Weltmeister Pierre Littbarski. Stein und seine Leidensgenossen traten ernüchtert die Heimreise an. Nach 24 Stunden kamen sie schwer angeschlagen am Geißbockheim in der Domstadt an. „Vom FC-Management erhielten wir ein Ticket inklusive Freifahrt zum nächsten Bundesliga-Spiel in Bremen - ein schwacher Trost, denn wir waren raus aus dem internationalen Wettbewerb“, blickt Stein zurück.

Dass auf seinen FC nach rund drei Jahrzehnten als Stammgast im europäischen Geschäft eine fast ebenso lange Durststrecke zukommen würde, ahnte er nicht. „Für den FC ging es in die unteren Regionen der Tabelle“, erinnert sich der 49-Jährige heute. Dem erstmaligen Abstieg aus dem deutschen Fußball-Oberhaus am 9. Mai 1998 folgten noch vier weitere (2002, 2004, 2006 und 2012). Das Bundesliga-Gründungsmitglied, das sich 1964 die erste Meisterschaft nach Einführung der Belleetage gesichert hatte, verkam zu einer Fahrstuhlmannschaft.

Treue trotz Tristesse

Doch trotz anhaltender sportlicher Tristesse hielt Stein, der seit 14 Jahren im Ausland lebt (Neuseeland, Kenia und seit 2011 Namibia), den Kölnern stets die Treue. Er initiierte beispielsweise, dass sein Fanclub „1FCKWinDemutundDankbarkeit“ 30 FC-Trikots an Freizeitsportler einer kenianischen Stadtverwaltung spendete. Bei Heimaturlauben sieht sich der Entwicklungshelfer immer möglichst viele Spiele live im Stadion an - „neuerdings gemeinsam mit meinem siebenjährigen Sohn Jeremie.“ Erst jüngst waren sie wieder in Köln. Stein: „Wir haben uns zwei Trainingseinheiten des FC angesehen, aber in der Bundesliga war leider gerade Länderspielpause.“

Jeremie und sein gerade mal anderthalb Jahre alter Bruder Taleni sind natürlich längst FC-Mitglieder. Die Leidenschaft des erstgeborenen Sprösslings für das Geißbock-Team wurde 2015 großen Teilen der Kölner Öffentlichkeit bekannt. Vater Dirk sprach beim Training den nigerianischen Torjäger Anthony Ujah an und erzählte ihm, dass er Jeremies Lieblingsspieler sei. Ujah grüßte den damals fünf Jahre alten Knirps gut gelaunt per Videobotschaft und drückte dessen Papa ein Paar knallrote, signierte Fußballtreter in die Hand - „für Jeremie“. Die BILD-Zeitung berichtete.

Ehrenplatz im Kinderzimmer

„Die Schuhe haben einen Ehrenplatz in Jeremies Zimmer“, verrät Dirk Stein. Bis der Nachwuchsspieler des Deutschen Turn- und Sportvereins (DTS) damit selbst auf Torejagd gehen kann, werden noch einige Jahre vergehen. Anstelle der Ujah-Poster hängen bei Jeremie inzwischen Hochglanzbilder von Jonas Hector an der Wand. Der deutsche Nationalspieler hat dem zuerst nach Bremen und später nach China abgewanderten Nigerianer den Rang als Jeremies Vorbild abgelaufen.

„Für meinen Jungen ist der FC halt größer als einzelne Spieler“, kommentiert Stein mit einem verschmitzten Lächeln. Dass es auch ohne Ujah geht, haben Hector und Co. eindrucksvoll bewiesen. „Es war sensationell, wie der FC in der vorigen Saison mit dem fünften Platz die Rückkehr ins internationale Geschäft perfekt gemacht hat“, findet Stein und fügt hinzu: „Nach 25 Jahren des Leidens - endlich!“

Bei der Auslosung der Europa-League-Gruppenphase erwischten die Kölner den serbischen Traditionsverein Roter Stern Belgrad, den weißrussischen Meister Bate Borissow und als Kracher den englischen Top-Club Arsenal London. Stein hatte zwar insgeheim auf den spanischen Vertreter Athletic Bilbao gehofft - „tolles Stadion, super Fans.“ Aber er findet: „Arsenal ist natürlich auch eine Reise wert.“

25 Jahre später

Obwohl gerade erst von einem längerfristig geplanten Deutschland-Aufenthalt zurückgekehrt, setzte Stein alle Hebel in Gang, um spontan nach England fliegen zu können. Erst am Dienstag sicherte er sich seine Eintrittskarte, was bei ihm für „Gänsehaut pur“ sorgte. Gestern Nachmittag flog Stein dann auch schon los - von Windhoek über Johannesburg bis London, wo er heute Morgen landet. Sein Glück kann er kaum fassen: „Fast auf den Tag genau 25 Jahre nach dem Glasgow-Trip werde ich meinen FC wieder international unterstützen - Wahnsinn!“

Bezüglich Ergebnis hegt Stein vor dem Duell mit den hochfavorisierten Gunners (heute live ab 21 Uhr auf SuperSport 3) keine großen Erwartungen: „Ich wäre schon froh, wenn wir auswärts mit nicht mehr als zwei Toren Abstand verlieren.“ Das letzte Aufeinandertreffen der beiden Clubs liegt rund fünf Jahre zurück. Im August 2012 gewann Arsenal in Köln ein Freundschaftsspiel, bei dem sich Lukas Podolski mit zwei Toren von seinem Herzensclub nach London verabschiedete, locker mit 4:0.

Für Podolski sind die Engländer in dieser Saison der Top-Favorit auf den Titel in der Europa League. Seinem Heimatclub vom Rhein rät er, „das Spiel zu genießen und Spaß zu haben“. Die Atmosphäre im Emirates Stadium beschreibt der 32-Jährige, der seit Juli für den japanischen Erstligisten Vissel Kobe stürmt, als „super, sehr angenehm, familiär und fair“ - rundum als einen der „besten Plätze der Welt“.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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