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„Auf der Straße gibt es keine Regeln“ n
„Auf der Straße gibt es keine Regeln“ n

„Auf der Straße gibt es keine Regeln“

Krav Maga ist kein Fitnessprogramm und kein Kampfsport, es ist eine Lebensart
Stefan Noechel
Von O. Beckhoff und S. Lemel , dpa

Tel Aviv

Joggen bei Dunkelheit im Park, eine Gruppe Betrunkener auf der Straße, der Bericht über eine Messerattacke oder einen Terroranschlag: Schon die Vorstellung, selbst einmal in eine Gefahrensituation zu geraten, kann Angst bereiten.

Manche Menschen lernen deshalb einen Kampfsport wie MMA – Mixed Martial Arts –, Boxen, Karate oder Judo. Doch Kämpfen im Ring und auf der Matte ist nicht das Gleiche wie eine gewaltsame Auseinandersetzung im Alltag, auf der Straße, bei einem Überfall. „Auf der Straße gibt es keine Regeln“, beschreibt der Israeli Oren Mellul den Unterschied.

Er lehrt eine Form der Selbstverteidigung, die nah dran ist an der Realität und die sich vom Kampfsport abgrenzt: Krav Maga. Ziel ist dabei nicht, einen Kampf zu gewinnen, sondern bei einer Attacke zu überleben.

Wer Krav Maga trainiert, lernt Gefahren früh zu erkennen, Konflikten auszuweichen und sich im Notfall zur Wehr zu setzen. Den Fans geht es also in der Regel nicht um Muskelspiele oder Polizei-Ersatz.

Krav Maga ist hebräisch und bedeutet „Kontaktkampf“. Entwickelt wurde das System von Imi Lichtenfeld. In den 1930er Jahren bildete er in Bratislava eine Art Schutztruppe, um jüdische Mitbürger gegen antisemitische Schläger zu schützen. Diese Erfahrungen ließ er später in Israel in die Weiterentwicklung des Selbstverteidigungssystems einfließen.

Es gibt Krav Maga fürs Militär, für die Polizei – und für jedermann. Manchmal bieten Firmen Training

für Mitarbeiter an, oder man bucht Kurse in Studios. Heute üben Männer und Frauen weltweit die Abwehrtechniken: sowohl in Israel, wo politische Gewalt und Terror sehr präsent sind, als auch in Japan, das international als eines der sichersten Länder gilt. Auch in Deutschland gibt es viele Fans. Was bewegt Menschen, Krav Maga zu lernen? dpa-Story hat Kämpfer und Kämpferinnen in Tel Aviv getroffen.



Tel Aviv: Shana will gar nicht erst Opfer werden

Die schlanke junge Frau ist ganz in schwarz gekleidet. Sie ist klein, aber sehr durchtrainiert. Plötzlich packt ein gut zwei Köpfe größerer Hüne sie von hinten und hebt sie wie eine Feder hoch. Der Mann hält sie fest im Griff. Doch die 21-Jährige kann sich schnell befreien. Sie wirbelt herum und simuliert einen Tritt in seine Genitalien.

Shana Cohen ist in Paris aufgewachsen und vor zwei Jahren nach Israel eingewandert. Seitdem trainiert sie mit dem Krav-Maga-Experten Oren Mellul. Die Frau hat eine ganz spezielle Motivation, sich zur Abwehrkämpferin ausbilden zu lassen: Als Jüdin habe sie sich in Frankreich oft durch Antisemitismus bedroht gefühlt, erzählt Cohen. Sich wehren zu können, sei ihr wegen ihrer Körpergröße besonders wichtig. „Ich bin klein, deswegen muss ich mich verteidigen können“, sagt die 1,54-Meter-Frau mit einem Lächeln.

Die Mitglieder in Melluls Gruppe simulieren gefährliche Situationen im Alltag. Einige Deutsche, die für eine Weile in Israel leben, gehören ebenfalls dazu. Sie alle spielen auch Strassenkämpfe durch. Und üben in einem Fitnessclub im Zentrum Tel Avivs mit Revolvern und Messern, allerdings mit Attrappen.

„Normalerweise kann man eine Messerattacke nicht ohne einen Kratzer überstehen“, lautet die Einschätzung des 29-jährigen Trainers. „Es geht darum, am Leben zu bleiben.“ Er bezieht diesen Satz auf eine Welle von Messerattacken, die Palästinenser seit 2015 auf Israelis verübt haben und auch auf bedrohliche Zwischenfälle im Nachtleben.

Trainer Mellul sagt, er sehe eine „weltweit wachsende Nachfrage nach Krav Maga“. Das System werde beliebter. „Man erwirbt schnell Fähigkeiten zur Selbstverteidigung, schon nach einer Unterrichtsstunde.“ Zugleich sei es für viele geeignet: „Egal, wie klein du bist, wie stark dein Angreifer ist, mit Hilfe physikalischer Grundsätze wie Hebelwirkung, dem Ausnutzen von Schwachpunkten, kann man jemanden abwehren.“

Mitunter verlaufe dennoch nur eine dünne Linie zwischen Verteidigung und Angriff, gibt er zu. Der erste Grundsatz von Krav Maga laute: „Wenn du weglaufen kannst, lauf weg. Aber wenn du zurückschlagen musst, um dein Leben zu retten, dann schlag zurück und tue alles Nötige, um den Angreifer in die Flucht zu schlagen.“

Das Training könne Angst verringern und das Selbstbewusstsein stärken – und allein damit die Wahrscheinlichkeit verringern, dass man überhaupt angegriffen werde, sagt der Trainer. „Man strahlt mehr Selbstsicherheit aus, durch Körpersprache, durch den Tonfall. Ein potenzieller Angreifer denke dann eher: „Oh, mit diesem Typ will ich mich lieber nicht anlegen.“

Auch in Namibia gibt es eine Krav-Maga-Schule, Interessenten finden mehr Information im Internet unter TrueKrav Namibia. (Anm.d.Red.)

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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