Auf nach Ghaub: Geschichte(n) auf der Spur
Exkursion der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft nach Khorab, Thonningii und Ghaub
Felsgravuren, Missionskirche, Friedhof und Felskanzel. Kilometerlange Mauern aus aufeinander geschichteten Steinen. Eine mit flachen Felsbrocken sorgsam ausgelegte Fläche auf einem Hügel, der das weite Tal überblickt. Jede Menge Spuren der Geschichte, die die 28 Teilnehmer der Exkursion der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft (NWG) nach Ghaub in den Otavi-Bergen zu entdecken und zu deuten hatten.
Erste Station des Ausfluges am langen Wochenende Ende Mai ist jedoch das Denkmal von Khorab rund zwei Kilometer nördlich von Otavi. Hier hatte sich die deutsche Schutztruppe am 9. Juli 1915 der zahlenmäßig weit überlegenen südafrikanischen Armee ergeben. Das letzte Gefecht des Ersten Weltkrieges in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika hatte fünf Tage zuvor auf dem rund 50 Kilometer weiter nordöstlich gelegenen Ghaub stattgefunden. Die Bibliothekare der NWG, Gunter von Schumann und Armin Jagdhuber, schildern am Denkmal Details zum Kriegsverlauf und zur Kapitulation.
In Ghaub angekommen wird die Gruppe von zwei Breitmaul-Nashörnern begrüßt, die unweit der Straße im Wildreservat der Farm grasen. Am nächsten Morgen geht es auf dem Gelände der Lodge auf Spurensuche: Anhand historischer Fotos wird eines der Gästegebäude als ehemalige Missionskirche identifiziert oder die heutige Rezeption mit Restaurant und Küche als das damalige Haus des Farmverwalters. Lebendig wird der Spaziergang in die Vergangenheit auch durch Erinnerungen eines der Teilnehmer, der die ersten fünf Jahre seiner Kindheit auf Ghaub verbracht hat: Klaus Detering, Enkel des damaligen Farmverwalters Wilhelm Detering. „In diesem Zimmer ist mein Vater Karl zur Welt gekommen“, erzählt er und deutet auf die jetzige Bar. Dann fügt er schmunzelnd hinzu: „Dass er später für die Südwest Brauerei gearbeitet hat, ist wohl kein Zufall gewesen.“
Nach der Besichtigung des Friedhofes und der Felsenkanzel skizziert Gunter von Schumann die Missionsgeschichte. Ghaub nimmt darin nur ein kurzes Kapitel ein: 1895 gegründet, findet die Missionsstation mit Ausweisung von Missionar Vedder durch die südafrikanischen Behörden 1919 bereits ihr Ende.
Am nächsten Morgen zeigt und erläutert die Eigentümer-Familie Rust, wie sie die insgesamt 19200 Hektar große Farm heute nutzt, nachmittags kommt Gunter von Schumann wieder zu Wort. Er schildert das Gefecht zwischen der südafrikanischen Armee und der deutschen Schutztruppe am 4. Juli 1915 auf Ghaub. Klaus Detering erinnert sich an Erzählungen seines Onkels, der damals sechs Jahre alt war: Man hatte Matratzen vor die Fenster gestellt und hörte etwa zwei Stunden lang, wie die Artilleriegranaten der Südafrikaner über das Haus heulten und auf der anderen Seite einschlugen, denn die deutschen Stellungen befanden sich auf dem Hügel jenseits des Hauses.
Gute Nachricht für diejenigen, die nicht dabei sein konnten: Zum Jahresende gibt die NWG ein Buch über Ghaub heraus, in dem Gunter von Schumann und Armin Jagdhuber die Ergebnisse ihrer akribischen Recherche noch einmal zusammenfassen.
Sven-Eric Stender
Erste Station des Ausfluges am langen Wochenende Ende Mai ist jedoch das Denkmal von Khorab rund zwei Kilometer nördlich von Otavi. Hier hatte sich die deutsche Schutztruppe am 9. Juli 1915 der zahlenmäßig weit überlegenen südafrikanischen Armee ergeben. Das letzte Gefecht des Ersten Weltkrieges in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika hatte fünf Tage zuvor auf dem rund 50 Kilometer weiter nordöstlich gelegenen Ghaub stattgefunden. Die Bibliothekare der NWG, Gunter von Schumann und Armin Jagdhuber, schildern am Denkmal Details zum Kriegsverlauf und zur Kapitulation.
In Ghaub angekommen wird die Gruppe von zwei Breitmaul-Nashörnern begrüßt, die unweit der Straße im Wildreservat der Farm grasen. Am nächsten Morgen geht es auf dem Gelände der Lodge auf Spurensuche: Anhand historischer Fotos wird eines der Gästegebäude als ehemalige Missionskirche identifiziert oder die heutige Rezeption mit Restaurant und Küche als das damalige Haus des Farmverwalters. Lebendig wird der Spaziergang in die Vergangenheit auch durch Erinnerungen eines der Teilnehmer, der die ersten fünf Jahre seiner Kindheit auf Ghaub verbracht hat: Klaus Detering, Enkel des damaligen Farmverwalters Wilhelm Detering. „In diesem Zimmer ist mein Vater Karl zur Welt gekommen“, erzählt er und deutet auf die jetzige Bar. Dann fügt er schmunzelnd hinzu: „Dass er später für die Südwest Brauerei gearbeitet hat, ist wohl kein Zufall gewesen.“
Nach der Besichtigung des Friedhofes und der Felsenkanzel skizziert Gunter von Schumann die Missionsgeschichte. Ghaub nimmt darin nur ein kurzes Kapitel ein: 1895 gegründet, findet die Missionsstation mit Ausweisung von Missionar Vedder durch die südafrikanischen Behörden 1919 bereits ihr Ende.
Am nächsten Morgen zeigt und erläutert die Eigentümer-Familie Rust, wie sie die insgesamt 19200 Hektar große Farm heute nutzt, nachmittags kommt Gunter von Schumann wieder zu Wort. Er schildert das Gefecht zwischen der südafrikanischen Armee und der deutschen Schutztruppe am 4. Juli 1915 auf Ghaub. Klaus Detering erinnert sich an Erzählungen seines Onkels, der damals sechs Jahre alt war: Man hatte Matratzen vor die Fenster gestellt und hörte etwa zwei Stunden lang, wie die Artilleriegranaten der Südafrikaner über das Haus heulten und auf der anderen Seite einschlugen, denn die deutschen Stellungen befanden sich auf dem Hügel jenseits des Hauses.
Gute Nachricht für diejenigen, die nicht dabei sein konnten: Zum Jahresende gibt die NWG ein Buch über Ghaub heraus, in dem Gunter von Schumann und Armin Jagdhuber die Ergebnisse ihrer akribischen Recherche noch einmal zusammenfassen.
Sven-Eric Stender
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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